DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-06-2023 08:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.06.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz

Einzelnen markante Gewitter hauptsächlich durch Starkregen, Unwetter ab morgen
möglich, heute nicht ganz ausgeschlossen. Sommerlich warm. Vor allem im Norden
Fortdauer der Trockenheit.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... Die hochreichenden Antizyklone bei Schottland bestimmt auch heute
das Wetter im größten Teil Deutschlands, wobei in der Höhe sich der Schwerpunkt
etwas Richtung mittlere Nordsee verlagert. Südöstlich des Hochs befindet sich
allerdings ein flaches Höhentief mit Kern über Thüringen, das mit einem Trog bis
nach Italien reicht, wobei der Trog abends den westlichen Balkan erreicht. Das
Höhentief wandert mit der niedertroposphärischen Ostströmung als Kaltlufttropfen
nach Westen zum südlichen NRW. Dabei kommt es auf der Rückseite des Höhentiefs
durch leichte Warmluftadvektion in der Höhe zu Aufgleiten und damit zu
Regenfällen, die sich von Sachsen nach Thüringen und gegen Abend nach Nordhessen
ausbreiten. Weiter westlich baut sich vor allem über den Mittelgebirgen etwas
CapeML auf zwischen 50 und 150 J/Kg bei PPWs um die 20 mm. Im Südwesten dürfte
es allerdings zu trocken sein für Quellwolken (PPWs um 15 mm, Ausnahme:
Südschwarzwald). So simulieren die Modelle über den Mittelgebirgen einzelne
Schauer, Gewitter nur ganz vereinzelt. Dies verwundert auch nicht, da bei -10
Grad eine Sperrschicht existiert. Offenbar ist das Höhentief zu schwach, um
diese Schicht aufzulösen. Jedoch kann man sich vorstellen, dass mit
Unterstützung der Orographie die Schicht durchbrochen wird und die Quellungen
dann bis -20 oder -25 Grad reichen. Kleiner Hagel und Starkregen ist damit
möglich, da die Zellen langsam ziehen.
Die Strömung südlich des Hochs ist nur schwach ausgeprägt und zwar aus Ost bis
Nordost.
In den Regengebieten im Osten werden heute kaum 20 Grad erreicht. Sonst stehen
heute je nach Sonnenscheindauer 21 bis 28 Grad auf der Karte mit den höchsten
Werten an Rhein und Mosel.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der KLT zur Eifel, wobei er
quasistationär wird. Zwischen 500 und 700 hPa bildet sich über dem Böhmischen
Becken ein zweites und damit in der Summe nun dipolartiges Gebilde aus. An
dessen Nordflanke wird die Feuchtezufuhrt gestützt und auch schwaches Aufgleiten
findet statt. So regnet es vor allem im Bereich der nördlichen Mittelgebirge hin
und wieder noch ein wenig, anfangs auch noch schauerartig verstärkt. Ein
eingelagertes Gewitter ist nicht gänzlich auszuschließen, aber unwahrscheinlich.


Sonst verläuft die Nacht teils klar und vor allem zwischen Main und Donau bildet
sich einzelne dichte Nebelfelder. Von der Nordsee drückt mit nördlichen Winden
wieder etwas kompaktere SC-Bewölkung landeinwärts. Die Tiefstwerte liegen
zwischen 14 und 10°C unter den Wolken. Bei längerem Aufklaren kühlt es bis 6°C
ab.


Mittwoch... bleibt sowohl das Höhentief im Bereich der Eifel als auch der
schwächere und nur in mittleren Troposphärenschichten ausgeprägte Dipol über dem
Böhmischen Becken fast ortsfest (der westliche Kern erreicht Südbelgien). An
deren Nordflanke sorgt schwache Warmluftadvektion nach wie vor für geringe
Hebungsantriebe. Die Druckverteilung am Boden bleibt ziemlich flau, wobei sich
im Tagesverlauf auch ein schwaches Bodentief über der Lausitz abzeichnet. In den
meisten Gebieten bleibt aber eine schwache Nordost- bis Ost-Windkomponente
erhalten.
Derweil hat sich das Höhenhoch nach Dänemark verlagert, während das Bodenhoch
nördlich von Schottland verbleibt, wo es günstig auf der Vorderseite des
Höhenkeiles (ausgehend von dem beschriebenen Höhenhoch) liegt.

Die Luft ist durch die Vorgeschichte vor allem in der Mitte und am Nordrand der
Mittelgebirge von Osten angefeuchtet worden (Zustrom wolkenreicher Luft). Die
kompakte Bewölkung über der Mitte bekommt aber immer mehr Lücken und es wird in
einem breiten Streifen von NRW bis nach Sachsen vermehrt ML CAPE von mehreren
100 J/kg, stellenweise bis an die 1000 J/kg generiert (Osthessen, ICON-Nest).
Ausgehend von der Orographie sind im Tagesverlauf vor allem über der Mitte doch
etwas zahlreicher Schauer und Gewitter zu erwarten. Auch wenn die
(hochreichende) Scherung weiterhin nahezu komplett fehlt, so sind doch einzelne
Unwetter nicht auszuschließen, insbesondere bezüglich Starkregens über 25 l/qm
in kurzer Zeit.

Die zunehmende Labilisierung hat neben der Einstrahlung auch mit einer
fortschreitenden niedertroposphärischen Erwärmung von Osten her zu tun. So
steigen die 850er Temperaturen flächendeckend auf 9 bis 14°C. Damit sollte es
doch recht verbreitet zwischen 24 und 28 Grad warm werden. Im nördlichen
Mittelgebirgsraum dämpft aber doch die Bewölkung den Temperaturanstieg und sorgt
für Werte nur um 23 Grad.

Im Norden und auch im Süden und Südwesten sind Grenzschicht und auch die
mittlere Troposphäre ziemlich trocken, so dass es dort weitgehend trocken und
auch sonnig bleibt.


In der Nacht zum Donnerstag fallen Schauer und Gewitter mit Ende des Tagesgangs
allmählich in sich zusammen. Ausnahme könnte die Region von Sachsen bis zum
südlichen Niedersachsen sein, wo ein nordwärts schwenkender Randtrog des
Höhentiefs an der belgisch-französischen Grenze für etwas dynamische Hebung und
schauerartige Regenfälle (vereinzelt mit eingelagerten Gewittern) sorgt. Diese
Entwicklung ist allerdings noch unsicher und hängt maßgeblich mit der genauen
Positionierung und Konturierung der Höhenströmung zusammen.

Im Rest des Landes verläuft die Nacht teils locker bewölkt, teils klar bei 14
bis 8°C.


Donnerstag... wandert das nunmehr flache Höhenhoch von Süddänemark nach
Nordwestpolen. Das Bodenhochdruckgebiet verlagert sich auf der Vorderseite des
Höhenkeiles zum Nordmeer und unser flaches Höhentief setzt sich in
Südwestdeutschland fest. Niedertroposphärisch bleibt es nach wie vor bei der
schwachen Nordost- bis Ostströmung, wenngleich sich über Tag auch lokale
Windsysteme ausprägen (zum Beispiel Talwinde).

Kleinere Randtröge, die das doch recht umfangreiche Höhentief umlaufen, können
örtlich für leichte Hebungsimpulse sorgen. Feuchte und Labilität überlagern sich
nun immer besser, so dass - grob gesprochen südlich einer Linie Münsterland -
Südostbrandenburg, mit Schauern und teils kräftigen Gewittern gerechnet werden
muss. Die Zutaten signalisieren nun bessere Bedingungen (PPWs verbreitet 24 bis
30 mm, ML CAPE häufig 500 bis 1100 J/kg). Bei einer weiter nur schwachen
niedertroposphärischen Nordost- bis Ostströmung (um 5 kt in 850 hPa) ziehen die
Gewitterzellen entsprechend langsam, so dass es häufiger lokalen Unwettern durch
heftigen Starkregen und größeren Hagelansammlungen geben kann. Eine verbreitete
Unwetterlage nebst notwendiger Vorabinformation zeichnet sich aber nicht ab.
Dazu fehlt es dann doch an hochreichender Scherung. Letztlich muss man aber
festhalten, dass die Entwicklungen nach wie vor hauptsächlich von der Orographie
ausgehen.

Im Norden führt der Wind aus Nord bis Nordost weiterhin recht trockene und von
der See auch mit einem "kühlen Fuß" versehene Luft landeinwärts (anfangs kann es
vor allem im westlichen Schleswig-Holstein durch die bodennahe Abkühlung recht
zähen Nebel geben). Ansonsten ist es dort sonnig und trocken. Die Temperaturen
steigen im nördlichen Mittelgebirgsraum etwas an, so dass verbreitet sommerliche
24 bis 29 Grad erreicht werden. Auf den Nordseeinseln bleibt es bei einem
mäßigen Nordwind eher kühl bei 15 bis 20 Grad.

In der Nacht zum Freitag zieht das Höhentief nach Tschechien (ICON) bzw.
Österreich (IFS) ab und von Westen nähert sich ein Höhenhoch. Leichter
Geopotentialgewinn und der Tagesgang lassen Schauer und Gewitter meist in sich
zusammenfallen, lediglich vom Erzgebirge bis nach Südostbayern können die
konvektiven Regenfälle noch bis in die 2. Nachthälfte durchhalten. Mit 10 bis 15
Grad gibt es immer noch Temperaturen zum Durchlüften. Im Norden und in den
süddeutschen Tallagen kann es sogar einstellige Tiefstwerte geben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle zeigen leichte Unterschiede in der Lage der Druckzentren
und etwas größere bei den Regenmengen. Da Nowcasting bis Donnerstag angesagt
ist, so hier nicht darauf eingegangen werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden