DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-06-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.06.2023 um 10.30 UTC



Fortdauer des niederschlagsarmen, antizyklonal geprägten Wetters, nur im
Südosten konvektive Niederschläge.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 10.06.2023


Eine gut ausgeprägte Frontalzone ist derzeit auf dem Nordatlantik und
Skandinavien nur in hohen Breiten zu finden. Weiter südlich bis in die mittleren
Breiten erstreckt sich dagegen eine ausgedehnte Zone hohen Geopotenzials quer
über den nördlichen Nordatlantik, über Südskandinavien bis nach Osteuropa. Noch
weiter südlich erkennt man im atlantischen Bereich bis ins zentrale Mittelmeer
reichend einen ebenfalls gut ausgeprägten Subtropen-Jet. Diese
Blockierungssituation bleibt auch im Verlauf dieser Mittelfrist erhalten,
gewisse Modifikationen eingeschlossen.

So soll in den kommenden Tagen vor allem der AO-Index deutlich negativer werden.
Das deutete einerseits auf ein lange erwartetes Grönland-Blocking hin,
andererseits mehren sich auch die Signale für ein sich abzeichnendes Blocking
über Skandinavien, was wiederum einen bei AO/NAO- negativ möglichen meridionalen
Trogvorstoß über dem Nordmeer/Skandinavien erstmal ausschließt bzw. verschiebt.
Diese mehrheitlich durch die Cluster von IFS-EPS und teils auch durch GEFS
gestützte Prognose der Druck- bzw. Geopotenzialverteilung erklärt andererseits
auch die nun abgemilderte NAO-negativ-Prognose (NOAA).

So, nun zur eigentlichen Mittelfristvorhersage. Am Dienstag erstreckt sich auch
bodennah eine Hochdruckzone, beginnend südlich von Grönland bis nach Schottland
über Südskandinavien hinweg bis ins Baltikum. Über Mitteleuropa herrscht somit
weiterhin eine nordöstliche Strömung vor. In den Höhenkarten ist noch ein
abtropfendes Höhentief bzw. Kaltlufttropfen erkennbar, der über Tschechien seine
Kreise zieht, advektiv aber nicht sehr stark auf der Brust scheint. Immerhin
generiert letzterer eine gewisse Labilisierung der Luftsäule, was bodennah die
Feuchteflusskonvergenz befeuert. Die Modelle simulieren am Nachmittag im
Südosten und Osten CAPE-Werte über 500 J/kg, verbunden mit PPW-Werten
(niederschlagbares Wasser in der Luftsäule) im Südosten über 25 mm (bei
strömungsschwachen Verhältnissen Bedingungen für lokal heftigen Starkregen).
Sonst überwiegt der antizyklonale Gesamteindruck.

Am Mittwoch soll der Kaltlufttropfen über dem Süden/Südwesten Deutschlands
liegen (IFS/ICON), GFS sieht letzteren eher über Polen angesiedelt (eingebettet
in einen schwach ausgeprägten LW-Trog, bis nach Südeuropa reichend). Fakt ist,
dass sich die Achse des Höhenrückens mehr nach Westeuropa verlagert, getriggert
bzw. amplifiziert durch den kräftigen LW-Trog westlich der Iberischen Halbinsel,
der weit nach Süden ausgetrogt war, einschließlich Bodentief östlich der Azoren.
Somit sollte sich (scherungsarme) Konvektion auf die Südhälfte beschränken (CAPE
bis ca. 800 J/kg, PPW im Süden erneut über 25 mm). Im Westen und Norden dagegen
überwiegt schwachgradientiger Hochdruckeinfluss, mit einer nordwestlichen bis
nördlichen Strömung. Die 850 hPa-Temperatur liegt so zwischen 8 bis 12 Grad.

Am Donnerstag und Freitag setzt sich die Umstellung der Großwetterlage fort. Der
Höhenrücken mit seiner Haupt-Divergenzachse - mittlerweile vom Nordmeer bis ins
zentrale Mittelmeer reichend, positioniert sich unter leichter Ostverlagerung
weiterhin über West- und Südeuropa mit höchstem Geopotenzial. Gestützt wird er
im Westen mit Schichtdickenadvektion vom LW-Trog westlich der Iberischen
Halbinsel, demgegenüber hat sich der östliche LW-Trog mit seiner Achse Richtung
Balkan und östliches Mittelmeer verlagert - ein schönes Omega konturiert sich
somit allmählich. Interessanterweise wölbt sich der nördliche Anteil des
Höhenrückens vorderseitig eines LW-Troges (über Grönland) über dem nördlichen
Nordmeer weiter auf - somit verlagert sich der höchste bodennahe
Luftdruckanstieg durch Absinken in Richtung Skandinavien (rückseitig eines
LW-Troges mit Trogspitze etwa über Karelien). Deutschland gelangt somit in eine
nordöstliche bis östliche Strömung, mit der sich der Zustrom trockener
Festlandsluft verstärkt. Zudem steigt im Süden und Westen (unter dem
Höhenrücken) die 850 hPa-Temperatur auf 14 bis 16 Grad an, hier klopft die 30
Grad-Schwelle der Tageshöchsttemperatur schon mal an.

Am Wochenende bleibt der Höhenrücken vom östlichen Nordatlantik/Skandinavien bis
etwa ins westliche/zentrale Mittelmeer stabil liegen, bodennah soll sich hoher
Luftdruck über weiten Teilen Skandinaviens etablieren, sodass sich über
Mitteleuropa die östliche Strömung fortsetzt. Einzig in den Nordosten/Osten
Deutschlands strömt an der Nordostflanke des Höhenrückens mit nordöstlicher
Strömung etwas kühlere Luft ein. Die 850 hPa-Temperatur liegt dort am Sonntag
bei 5 bis 8 Grad, im Süden und Westen etwa bei 10 bis 14 Grad. Ebenso sei
festzuhalten, dass bei der finalen Ausprägung des Omega-Rückens und großer
Wellenlänge und -amplitude an der Südostflanke des Rückens der dortige LW-Trog
unter dem Einfluss planetarer Vorticity leicht retrograd verläuft. Somit könnte
die Konvektion zumindest im Südosten Deutschlands erneut aufleben.

Die erweiterte Mittelfrist sollte geprägt sein vom massiven Blocking über West-
und Nordeuropa (Höhenrücken). Dadurch ergäben sich natürlich Schwachstellen an
den Südflanken des Rückens (sowohl progressiv als auch vor allem retrograd von
Osteuropa her).

Hingegen ist ein Übergang der GWL zu Hoch Nordmeer zyklonal (HNz) mittlerweile
deutlich unterrepräsentiert bei IFS-EPS.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs ist im Grunde genommen bis zum Ende der
Mittelfrist gut, allerdings sieht man nun zum Ende den Übergang der Blockierung
vom Ostatlantik (HNa) in Richtung Skandinavien (HNFa) deutlicher, v.a. in den
letzten beiden Läufen. Damit verstärkte sich mit östlicher Strömung der Zustrom
trockener und warmer Festlandsluft.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die beschriebene synoptische Entwicklung wird insgesamt von anderen
Globalmodellen wie GFS und ICON mitgetragen, Unterschiede ergeben sich anfangs
mit der genauen Lage und Auswirkungen des Höhentiefs/Kaltlufttropfen/.

Die sich synoptisch entwickelnde Omega-Konstellation mit weiterhin stationären
und vorwiegend antiyzklonal geprägten Mustern wird hingegen ähnlich erfasst. Für
die erweiterte Mittelfrist sei auf die folgende Clusteranalyse verwiesen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Für die Clusteranalyse für IFS-EPS sei vorab eine einschränkende Bedingung
erlaubt. Für den Zeitschritt t+120 bis t+168 h (Do bis Sa, 0 UTC) bietet IFS-EPS
nur ein gruppiertes Cluster (Blocking) an! Dem stehen bei GEFS gleich sechs
gruppierte Cluster gegenüber, sicher mit synoptisch meist kleinen Differenzen,
aber gemäß Lorenz akkumulieren sich kleinere Abweichungen mit der Zeit....in der
Tat haben 15% der GEFS-Member z.B. am Freitag den Höhenrücken weniger stark
aufsteilen lassen, bei flacher Geopotenzialverteilung über West- und
Mitteleuropa und einem dementsprechend nördlicheren LW-Trog über dem nahen
Ostatlantik.

Im nächsten Zeitschritt (t+192 bis +240 h, So bis Die, 0 UTC) bietet IFS-EPS nun
auf einmal drei gruppierte Cluster an (was für eine Konsistenz...), alle bis auf
eines mit dem Regime Blocking - lediglich acht Member sehen am Ende die
Entwicklung hin zu Atlantic Ridge, einschl. Trogvorstoß über Skandinavien. GEFS
hingegen weist acht gruppierte Cluster am So, 12 UTC auf, wobei hier mehr Member
auf das Grönland-Blocking in der Entwicklung gehen im Vergleich zu IFS-EPS. Die
beschriebene Omega-Konstellation bleibt im Verlauf bei unter 10% der Member!
Also, in der erweiterten Mittelfrist ist Vorsicht geboten, Überraschungen
eingeschlossen.

So, zum Ende sei noch der Blick auf die Rauchfahnen gestattet, wieder mit einer
beliebigen Flachlandstation in Norddeutschland:

Bei der 850 hPa-Temperatur ist zunächst ein leichter Anstieg zu vermerken, der
aber am Wochenende stagniert, einschl. leichtem Rückgang der Memberschar (Haupt-
und Kontrolllauf liegen dazwischen). Zu Beginn der übernächsten Woche haben
einzelne Member auch Werte unter +3 Grad drin!

Niederschläge sind während der gesamten Frist nicht vorhanden, nur wenige Member
haben schwache Signale zum Wochenende drin.

Beim Geopotenzial in 500 hPa ist ebenso ein stetiger leichter Anstieg zu sehen
(Blockierung), am Ende gehen einzelne Member allerdings unter 560 gpdam
(Trogvorstoß) zurück.

FAZIT: Antizyklonale Verhältnisse sind weiterhin tonangebend, trotz kleiner
Störungen durch das Höhentief. In der erweiterten Frist bleibt die dargestellte
Unsicherheit bestehen, eine generelle Umstellung auf zyklonalere Verhältnisse
scheint eher unwahrscheinlich
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag und Mittwoch bevorzugt im Süden und Südosten, vorübergehend bis in
die Mitte sowie im Osten (v.a. Sachsen) einzelne Gewitter mit Starkregen 15 bis
25 l/qm in kurzer Zeit(vereinzelt Unwetter >25 l/qm in kurzer Zeit, v.a. im
Südosten) sowie größere Hagelansammlungen möglich.

Am Donnerstag ganz im Süden und Südosten noch einzelne Gewitter mit Starkregen.
Am Freitag nur in den Alpen geringe Wahrscheinlichkeit für Gewitter. Am
Wochenende im Südosten ggf. auflebende Konvektion.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, GEFS, ICON, NOAA-NAO, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Dr. Jens Bonewitz