DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-05-2023 16:01
SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.05.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Fortdauer der ruhigen Hochdruckrandlage. Lediglich an der Nordsee zeitweise
windig und im Alpenraum gewittrig.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... Die Wetterlage ist festgefahren und macht es den Meteorologen
einfach! Über den Britischen Inseln thront ein hochreichendes Hochdruckgebiet,
welches sich südostwärts bis nach Mitteleuropa erstreckt. Demnach liegt
Deutschland in einer antizyklonalen Nord- bis Nordostströmung. Genau diese prägt
z.B. auch das IFS-EPS, indem für den heutigen Montag und den morgigen Dienstag
alle EPS-Member der Wetterlage Nordost antizyklonal zugeordnet sind. Auch in den
Folgetagen von Mittwoch bis Freitag herrscht derzeit große Einigkeit, was für
eine sehr gute Konsistenz und Vorhersagegüte spricht. Demnach beschreiben
entsprechend der Klassifikation nach James alle EPS-Mitglieder die Wetterlage
Hoch Nordmeer antizyklonal. Resultierend bleibt das Wetter auch größtenteils
beständig. Bis auf wenige Ausnahmen dominiert hierzulande also weiter trockenes
und vielfach sonniges Wetter. Daher soll nun und auch für die kommenden Tage nur
noch auf (signifikante) Abweichungen von den ruhigen und trockenen
Witterungsbedingungen eingegangen werden, die ab und an auch eine gewisse
Warntätigkeit nach sich ziehen können.

Am heutigen Montag wären in dieser Hinsicht die teils warnwürdigen Windböen Bft
7 an der nordfriesischen Küste zu erwähnen. Auf der Vorderseite des Hochs kann
der Wind auflandig die entsprechende Böigkeit erreichen.
Dienstag ... sorgt ein schwacher Bodentrog über dem Seegebiet nordwestlich der
Beneluxländer, der zaghaft auch in der Höhe zu erkennen ist, für dichtere
Wolkenfelder im Nordseeumfeld und dem angrenzenden Binnenland. Für Niederschlag
sollten die eher schwachen Hebungsimpulse jedoch nicht reichen. Potentieller
Nieselregen verdampft wohl schneller als er entstehen bzw. sich vergrößern kann.
Ansonsten gibt es im Alpenraum weiter labile Verhältnisse. Allerdings ist die
Feuchte noch recht schwach ausgeprägt und auch dynamisch werden Hebungsimpulse
zumindest hierzulande nur wenig verstärkt. Dennoch kann nicht ausgeschlossen
werden, dass sich ein Gewitter bis in den südöstlichen deutschen Alpenraum
verirrt. Meist sollte es aber bei schwachen Schauern bleiben.
Mittwoch ... kann sich zwischen Hoch über den Britischen Inseln bzw. dem
Nordostatlantik und einem Tief über Nordskandinavien der Gradient etwas
verstärken. Zudem nähert sich mit der Strömung von der Nordsee und Skandinavien
ein Frontensystem an. Resultierend frischt im Nordseeumfeld der Wind wieder auf
und erreicht wohl vor allem in Nordfriesland erneut warnwürdige Böen Bft 7. Im
Südwesten kann der Nordostwind in höheren Lagen ebenfalls kräftig ausfallen und
in Böen Bft 7 bis 8 erreichen. Ansonsten kann sich auch die Labilität aus dem
Alpenraum bis ins deutsche Alpenvorland vorarbeiten. Auch die Luftfeuchte ist
dabei etwas höher als an den Vortagen. Entsprechend sind am deutschen Alpenrand
neben Schauern auch einzelne Gewitter möglich. Da es sich um nahezu ortsfeste
Zellen handelt, steht der Starkregen wieder im Fokus, punktuell kann auch
heftiger Starkregen (Unwetter) nicht ausgeschlossen werden.
Donnerstag ... bleibt der Wind an der Nordsee sowie in Schleswig-Holstein ein
Thema. Aufgrund des weiter vorhandenen Gradienten zwischen den beschriebenen
Druckgebilden können gebietsweise erneut Böen der Stärke 7 auftreten. Zudem
schiebt sich zeitweise stärkere Bewölkung von der Nordsee ins Land. Des Weiteren
blubbert es auch in den Alpen und am Alpenrand weiter. Aufgrund höherer
Labilität und Feuchte steigt am Alpenrand und im Vorland auch die
Auftrittswahrscheinlichkeit von teils kräftigen Gewittern. Im Fokus weiter der
Starkregen, lokal auch heftiger Starkregen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die verschiedenen Global- und Regionalmodelle simulieren die großskaligen
Strukturen vergleichbar. Auch im Detail gibt es nur geringe Abweichungen
zwischen den Lösungen. Je nach Gradient und genauer Lage von Hoch sowie Tief
kann der wind an der Nordsee und Schleswig-Holstein in der Intensität leicht
verschieden ausfallen. Auch an den Alpen gibt es bei der räumlichen Einordnung
potentieller Gewitter leichte Unterschiede. Vor allem ab Donnerstag wird das
Ausgreifen der signifikanten vertikalen Umlagerungen ins Alpenvorland etwas
verschieden gezeigt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel