DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-05-2023 07:01
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.05.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE a, zunehmende Trockenheit, bis auf Weiteres keine markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der von einem Hoch nördlich
der Azoren über England hinweg nach Mitteleuropa gerichtet ist. Die stark
mäandrierende Frontalzone liegt weit nördlich und erstreckt sich von Neufundland
über Island hinweg nach Karelien. Darin sind Tröge eingelagert, die zum einen
über das Nordmeer hinweg und zum anderen über Karelien zum Weißem Meer ziehen.
Höhentiefs über dem Mittelmeer und dem Azorenraum stabilisieren die Lage.
Durch den Höhenkeil wird eine Hochbrücke gestützt, die bis zu den Baltischen
Staaten reicht. An deren Südflanke fließt mit einer nordöstlichen bodennahen
Strömung trockene und erwärmte Festlandluft, ehemals eine polare Luftmasse, ein.
Deren Flüssigwassergehalt liegt nur bei 10 bis 15 mm, leicht labil ist die
Schichtung lediglich ganz im Süden, aber mangels dynamischer Antriebe sind
selbst in den Alpen konvektive Umlagerungen unwahrscheinlich. Bei weitgehend
ungehinderter Einstrahlung steigt die Temperatur auf 21 bis 16, im Norden und im
Bergland auf 16 bis 20 Grad.

In der Nacht zum Pfingstsonntag greift der Trog vom Nordmeer kommend auf
Skandinavien über. Die diesem Trog vorgelagerte Kaltfront arbeitet sich bis in
die mittlere Nordsee vor. Stromaufwärts, d.h. über dem Nordatlantik, wölbt sich,
ausgehend von dem o.g. Hoch, ein breiter Rücken auf, der auch über Mitteleuropa
für Geopotentialgewinn sorgt. Bei klarem Himmel erfolgt eine Abkühlung
größtenteils in den einstelligen Temperaturbereich; lediglich in tieferen Lagen
Südwestdeutschlands ist es ein wenig milder. Aufgrund der Trockenheit der
Luftmasse ist Nebel unwahrscheinlich.

Sonntag... setzt sich, ausgehend von dem sich in Richtung Grönland weiter
aufwölbenden Höhenrücken, über Mitteleuropa Geopotentialgewinn fort. Durch
diesen Rücken gestützt kräftigt sich das nordwestlich von Schottland liegende
Bodenhoch und weitet sich mit einem Keil bis nach Nordwestpolen aus. Über
Skandinavien liegt nach wie vor ein Trog. Dessen vorgelagerte Kaltfront, die
einen stabilen aktiven Charakter aufweist, läuft in den o.g. Bodenkeil herein,
so dass sich deren Wetterwirksamkeit auf lockere Wolkenfelder beschränkt, die
den Nordwesten und Norden Deutschlands erfassen. Ansonsten erfolgt nahezu
ungehinderte Einstrahlung, wobei sich gegenüber heute kaum Temperaturänderung
ergibt.

In der Nacht zum Pfingstmontag weitet sich der über Skandinavien liegende Trog
in Richtung Polen aus. Hierdurch wird die frontsenkrechte Windkomponente größer,
was die Kaltfront rasch bis in den Mittelgebirgsraum drückt, ohne dass jedoch
Niederschläge fallen. Absinken, das aus Kaltluftadvektion resultiert, lässt auch
in den nordwestlichen und nördlichen Landesteilen die Bewölkung zusehends
auflockern. Wie bereits in der Nacht zuvor sind größtenteils einstellige
Temperaturminima zu erwarten. Lediglich in tieferen Lagen Südwest- und
Süddeutschlands sowie in einigen Ballungsgebieten kühlt es sich nicht ganz so
weit ab.

Montag... arbeiten sich Boden- und Höhenhoch ein wenig in Richtung Schottland
vor. Der von diesem Hoch ausgehende Rücken wölbt sich nach Norden in Richtung
Ostgrönland auf. Dies lässt die Strömung über Mitteleuropa aufsteilen und auf
Nord drehen. Auch der von Skandinavien südwärts reichende Trog schwenkt etwas
nach Osten. Die vorgelagerte Kaltfront überquert die Mittelgebirgsschwelle und
löst sich auf. Deren Wetterwirksamkeit beschränkt sich auf lockere Wolkenfelder
in unterschiedlichen Niveaus. Postfrontal, d.h. im Norden wie auch weiter im
Süden erfolgt ungehinderte Einstrahlung, wobei eine weitere Erwärmung der
Luftmasse durch die bodennah von Nordosten einfließende kühlere Luft unterbunden
wird. Daher ändern sich die Temperaturen kaum.

In der Nacht zum Dienstag wölbt sich, ausgehend von dem nunmehr über Schottland
liegenden Hoch, ein Rücken in Richtung Nordmeer aus. Dieser bewirkt über
Skandinavien Druckanstieg, was dort einen Bodenhochkeil zustande kommen lässt.
An dessen Südflanke bleibt über dem Vorhersagegebiet die nordöstliche bodennahe
Strömung bestehen, so dass der Nachschub an trockener Festlandsluft
gewährleistet ist. Somit ergibt sich auch in der Nacht keine wesentlich
Temperaturänderung.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede sind nicht erkennbar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann