DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-05-2023 07:30
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.05.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HB

Heute im Osten und etwa südlich der Donau sowie im Bayerischen Wald noch
Gewitter mit Starkregen oder kleinem Hagel. Unwetter gering wahrscheinlich.
An der Nordsee stürmische Böen, exponiert Sturmböen.

Am Mittwoch und Donnerstag meist keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... Eine Tiefdruckrinne hat den Osten Deutschlands erreicht und zieht
bis zum Abend nach Westpolen. Der zugehörige Trog, der von einem Cut-Off-Tief
vor Südnorwegen ausgeht, hat ebenfalls den Osten erreicht und überläuft die
Tiefdruckrinne. Am Rande der steuernden und hoch reichenden Antizyklone westlich
von Irland wird das Cut-Off-Tief bis zum Abend zu den dänischen Belten gelenkt.
Am Boden befindet sich dort nur ein flaches Tief, das Verbindung zur
Tiefdruckrinne besitzt. Dabei überflutet Kaltluftadvektion im Tagesverlauf ganz
Deutschland. Allerdings kann sich im äußersten Osten sowie im Nordosten und etwa
südlich der Donau sowie im Bayerischen Wald nochmals CapeML entwickeln zwischen
300 und gut 500 J/Kg bei PPWs zwischen 25 und 28 mm. Entsprechend können sich ab
dem späten Vormittag in den genannten Regionen neuerlich Schauer und Gewitter
entwickeln, die bei Mittelwinden um 10 kt in 850 hPa etwas schneller ziehen als
gestern. Somit ist zwar Starkregen möglich, der aber nur noch mit geringer
Wahrscheinlichkeit (10 bis 30 Prozent bei ICON-D2-EPS) unwetterartig werden
kann. Im Alpenraum und im Bayerischen Wald ist die Gefahr heftigen Starkregens
durch die Orographie größer. Auch kleiner Hagel und stürmische Böen können mit
dabei sein.
Im großen Rest von Deutschland setzt sich in der von Nordwesten einströmenden
deutlich kühleren Nordseeluft wechselnde bis starke Bewölkung durch und leichte
Schauer sind am ehesten im nördlichen Mittelgebirgsraum möglich. Mit
Höchstwerten zwischen 14 und 19 Grad in der Nordwesthälfte und 19 bis 23 Grad in
der Südosthälfte Deutschlands wird es lange nicht so warm wie am Montag.
Der Wind weht im Nordseeküstenbereich frisch mit steifen Böen. Unmittelbar an
der See sind stürmische Böen, exponiert Sturmböen möglich.

In der Nacht zum Mittwoch wird das Höhentief in Form eines Kaltlufttropfens zur
Lüneburger Heide gesteuert und entsprechend dehnt sich der gesamte Trog nach
Südwestdeutschland aus. Dabei greift rückseitige WLA auf Nordwestdeutschland
über, so dass es in der 2. Nachthälfte dort etwas regnet . Im Bodendruckfeld
weitet sich das Ostatlantikhoch mit einem Keil zum zentralen Deutschland aus,
gestützt durch KLA in den tieferen Niveaus. Reste der labilen Warmluft können
sich noch im Alpenraum halten und sorgen dort anfangs für schauerartigen und
vereinzelt noch gewittrigen Regen. Sonst verläuft die Nacht abgesehen vom
Nordwesten meist trocken und die Lufttemperatur sinkt fast überall in den
einstelligen Bereich, im nördlichen Mittelgebirgsraum bei mitunter geringer
Bewölkung teils auch unter 5 Grad mit geringer Bodenfrostgefahr. Der
Nordwestwind ist in Nordwestdeutschland noch lebhaft aus Nordwest unterwegs mit
steifen Böen (Bft 7) an der Küste. An der Nordsee sind exponiert stürmische Böen
möglich.

Mittwoch... zieht das Höhentief von Norddeutschland nach Südwestdeutschland
(etwa zum Odenwald). Dabei nimmt es eine laut ICON elliptische Form an, so dass
die Höhenströmung über weiten Teilen Deutschlands zyklonal konturiert ist. Dabei
greift Warmluftadvektion nördlich des Höhentiefs bis in die Mainregion über.
Diese sorgt dafür, dass sich die Bewölkung in der Nordhälfte Deutschlands bis
ins nördliche Süddeutschland ausdehnt und etwas Regen fällt vor allem im
nördlichen Mittelgebirgsraum. Im Laufe des Nachmittags könnte sich der Anstieg
des Geopotentials zögernd in einigen Auflockerungen äußern und der Regen lässt
weitgehend nach. Dann dürfte sich eine Inversion knapp oberhalb von 800 hPa
gebildet haben. Im Küstenbereich sind die Auflockerungen naturgemäß größer.
Im Alpenraum gibt es noch Reste der feuchteren und labileren Luft und so gibt es
im Tagesverlauf eine etwas erhöhte Wahrscheinlichkeit für schauerartgien Regen.
Ein Gewitter ist nur gering wahrscheinlich.
Die meiste Sonne ist somit im Südwesten sowie direkt an der See zu erwarten.
Der Wind an der Nordsee nimmt noch etwas ab, steife Böen sind aber exponiert
noch möglich. Die Temperatur erreicht Höchstwerte zwischen 15 und 20 Grad mit
den höchsten Werten am Oberrhein. Bei auflandigem Wind an der See sowie im
höheren Bergland sind nur rund 13 Grad möglich.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der Kaltlufttropfen nach Südostfrankreich ab
und rückseitig steigt allgemein das Geopotential, so dass der Keil des Hochs
westlich von Irland mit 1025 hPa und mehr gegen Morgen den Nordwesten und die
Mitte überdeckt. So lassen letzte schwache Schauer nach und die Bewölkung
lockert sich in den meisten Gebieten auf. Lediglich auf den Nordwesten kann
gegen Morgen die Bewölkung der teilokkludierten Front eines Nordmeertiefs ohne
Regen übergreifen.

Der Wind weht schwach bis mäßig, im Süden aus Nordost, im Norden aus Nordwest.
Im Südwesten kommt gegen Morgen Bise auf, so dass im Hochschwarzwald steife bis
stürmische Böen möglich sind.
Die Nacht wird kühl mit Werten zwischen 9 Grad an der See und 4 Grad im
Mittelgebirgsraum.

Donnerstag... bleibt die hochreichende Antizyklone westlich von Irland für uns
wetterbestimmend. Dabei werden die Reste der oben erwähnten Front in Form von
Wolkenfeldern zu den nördlichen Mittelgebirgen gesteuert, wo sie sich bis zum
Abend meist auflösen. So macht sich allgemein der sowohl in der Höhe als auch am
Boden ausgeprägte Keil des Hochs, der über uns langsam nach Süden schwenkt, bei
uns bemerkbar. Den wenigsten Sonnenschein gibt es dabei im nördlichen
Mittelgebirgsraum und im Alpenraum mit 30 bis 40 Prozent Sonne. Sonst gibt es
meist mehr als 50 Prozent Sonnenschein. Damit bleibt es trocken, wenn man mal
von einem geringen Schauerrisiko in den Alpen absieht.
Mit Temperaturen zwischen 18 Grad an der Nordsee und 22 oder 23 Grad im Süden
und Osten wird es etwas wärmer als am Vortag. Nur an der Nordsee ist es mit 15
Grad durch den Wind von See kühler.

In der trockenen und teils klaren Nacht zum Freitag kühlt es auf Werte zwischen
11 Grad am Oberrhein und 4 Grad in der Lüneburger Heide ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bezüglich der Zugbahn des kleinen Höhentiefs haben sich die Modelle angenähert.
Insofern ist heute im Osten und etwa südlich der Donau Nowcasting angesagt.
Anschließend ist die Warnlage überschaubar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden