DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.10.2016 um 10.30 UTC



Ab Dienstag von Norden her Abkühlung, nachfolgend nasskaltes Wetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 03.11.2016


Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem EZMW-IFS
Deutschland an der Ostflanke eines weit nach Norden ragenden Höhenrückens über
Westeuropa in einer nordnordwestlichen Höhenströmung. Dieser Rücken stützt ein
vom Nordmeer bis ins westliche Mitteleuropa reichendes Bodenhoch, dessen Achse
über Deutschland liegt, so dass im Osten nordwestliche Winde vorherrschen, im
Südwesten dagegen östliche. Dabei liegt auch eine Luftmasssengrenze über
Deutschland, die milde Luft im Südwesten (9 Grad in 850 hPa) von recht kalter
Luft im Nordosten (1 Grad in 850 hPa) trennt. Entlang der Luftmassengrenze
herrscht dichte Bewölkung und es kann auch etwas regnen. Im Südwesten und im
Nordosten fehlt dagegen höher reichende Bewölkung, allerdings wird auch dort die
Sonne wegen Nebels und Hochnebels nur teilweise zum Vorschein kommen. Zum Montag
ändert sich die Lage kaum. Die Achse des Bodenhochs verlagert sich geringfügig
nach Osten und das Temperaturniveau geht allgemein etwas zurück.
Am Dienstag stößt ein Trog von Norden und die Nordsee vor, und der Höhenrücken
verlagert sich rasch nach Osten. Im Tagesverlauf entwickelt sich über
Skandinavien ein kräftiges Tief, dessen Fronten den Norden mit Regen überqueren.
Zudem frischt im Nordosten der Wind auf. Am Mittwoch greift der mit reichlich
Höhenkaltluft angefüllte Trog auf Deutschland über. Rückseitig der Kaltfront
gelangt mit kräftiger nördlicher Strömung kalte Meeresluft (-1 bis -5 Grad in
850 hPa) zu uns. Im Süden regnet es im Bereich der Kaltfront, rückseitig kommt
es bei labiler Schichtung zu zahlreichen Schauern. In der Nacht erreicht der
Trog den Osten Deutschlands und bei deutlichem Temperaturrückgang kann es im
östlichen Bergland bis in tiefere Lagen schneien. Am Donnerstag zieht dann der
Trog nach Osten ab und es setzt sich wieder leichter Hochdruckeinfluss durch.
Damit lassen die Schauer nach, es bleibt aber recht kühl.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich zunehmend Hochdruckeinfluss durch,
wobei sich auch über dem Atlantik ein kräftiger Höhenrücken aufbaut, der an den
Folgetagen die Zufuhr von Meereskaltluft von Norden her aufrecht erhält.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des Hauptlaufes mit den beiden Vorgängerläufen kann nur bis
Montag als gut bezeichnet werden. Am Dienstag ergab sich beim gestrigen
00-UTC-Lauf noch eine vollkommen andere Konstellation, bei der ein Tief westlich
der Biskaya zu finden war und bei uns der Hochdruckeinfluss anhielt. Der
gestrige 12-UTC-Lauf schwenkte dann aber auf die aktuelle Variante. Auch im
weiteren Verlauf behielt der gestrige 00-UTC-Lauf den Hochdruckeinfluss bei,
wobei das Hoch durch Ostwärtsverlagerung den Weg für landesweit milde Luftmassen
aus Süden frei machte. Die jüngeren beiden Läufe haben dagegen Meereskaltluft
aus dem Norden im Programm.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Entwicklung des EZMW wird bis Donnerstag auch von ICON, GFS, NAVGEM, GEM und
UKMO gestützt. Es gibt jedoch leichte Unterschiede. EZMW zeigt die kälteste
Entwicklung. ICON, UKMO und NAVGEM sind sehr ähnlich, aber geringfügig milder.
GEM lässt den Trog etwas weiter östlich vorstoßen, GFS deutlich weiter östlich,
so dass zwar die Abkühlung zu erwarten wäre, aber das Niederschlagsgeschehen
gedämpft. Es geht aber auch anders: Die Brasilianer (CPTEC) prognostizieren
Mitte nächster Woche eine milde Südwestlage!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Mittelfristzeitraum (t+120 bis t+168 h; Dienstag bis Donnerstag) verteilt
sich das EZMW-EPS auf 6 Cluster. Davon zeigen 5 Cluster (49 Mitglieder,
Hauptlauf, Kontrolllauf) in irgendeiner Form eine Austrogung von Norden oder
Nordosten her und damit die deutliche Abkühlung in Deutschland. Nur C6 (2
Mitglieder) belässt es bei einer milden Lage mit einem Rücken über Deutschland.
Auch in der erweiterten Mittelfrist überwiegen kältere Lagen. Auch die
Rauchfahnen zeigen den deutlichen Rückgang von Temperatur und Potenzial ab
Mittwoch, verbunden mit Niederschlagssignalen. In der zweiten Wochenhälfte
liegen die 850-hPa-Temperaturen mehrheitlich unter 0 Grad, nur im Süden zeigt
eine größere Anzahl von Einzelläufen einen Wiederanstieg. Etwas milder ist das
Ensemble des GFS aufgestellt. Dort fällt der Temperaturrückgang leicht moderater
aus, zudem zeigen die Rauchfahnen zum nächsten Wochenende hin schon wieder im
ganzen Land mehrheitlich einen Temperaturanstieg. Allerdings scheint sich dieser
in tiefen Lagen nicht mehr durchzusetzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt keine Signale im Mittelfristzeitraum. Cosmo-LEPS und EZMW-EPS
deuten am Dienstag wieder leichte Chancen für Bft 8 an der See an, vor allem am
Mittwoch gibt es dann auch Signale im Binnenland, die am Donnerstag wieder
abnehmen. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürften aber nur die Küste und das
Bergland betroffen sein. Ab Mittwoch gibt es beim EZMW-EPS auch Signale für
Schnee im Bergland, signifikante Mengen sind aber aktuell nicht zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann