DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-05-2023 09:01
SXEU31 DWAV 170800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.05.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Nordost zyklonal (NEz), Übergang zu Hoch Nordmeer Fennoskandien
zyklonal/antizyklonal (HNFz/a)
Wetter: An den Alpen Ende der Dauerregenlage. Im Norden und Nordosten heute noch
windig, in exponierten Lagen stürmisch. Kommende Nacht vor allem im Norden
Frostgefahr. Nachfolgend ruhige Hochdruckrandlage und allmähliche Erwärmung.


Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Am heutigen Mittwoch... baut sich über unserem Land eine - wenn auch recht
schwache - Geopotentialbrücke auf, die sich zwischen einem Rücken über dem
Atlantik und einem Höhenhoch über Russland erstreckt. Sie trennt einen Trog, der
heute von Dänemark nach Nordosten abzieht, von einem Höhentiefkomplex, der ganz
Südeuropa einnimmt und mehrere Kerne aufweist. Für uns ist dabei insbesondere
ein Höhentiefkern über der Adria noch relevant. Im Bodendruckfeld dominiert ein
Hochdruckgebiet, dessen Schwerpunkt in etwa über der Keltischen See zu verorten
ist, und das einen Keil ostwärts nach Deutschland erstreckt. Gleichzeitig ist
ein Tief über dem Ostseeraum mit einem weiteren Tief über Mittelitalien über
eine Rinne weit östlich unseres Landes verbunden.

Die Druckkonstellation sorgt in unserem Land für Winde, die im Norden aus
Nordwest, im Süden aus Nord bis Nordost kommen. Dabei gibt es anfangs im Norden
Deutschlands und vor allem im Ostseeraum noch einen stärkeren Gradienten, der zu
mäßigen bis frischen Winden führt und steife Böen an der Küste bringt, in
exponierten Lagen auch stürmische Böen. Tagsüber kann auch im nordostdeutschen
Binnenland der Wind bis hin zu steifen Böen auffrischen. Da sich aber von West
nach Ost immer mehr der Hochdruckkeil hereinschiebt und zudem dessen Achse etwas
nach Norden wandert, fächert der Gradient im Tagesverlauf auf und von West nach
Ost nimmt der Wind deutlich ab, so dass die Windwarnungen auslaufen können. Im
Südwesten stellt sich zunehmend eine Bisenlage ein, was sich in böigem Wind im
südwestdeutschen Bergland manifestiert, aber erstmal keine Warnungen nach sich
zieht.

Kommen wir zum Wetter im engeren Sinne: Der Süden ist anfangs noch
Hebungsprozessen unterworfen, die von dem Tief über Italien ausgelöst werden und
an den Alpen zu Dauerregen führen. Diese Hebungsprozesse lassen aber im
Tagesverlauf nach, so dass der Regen immer schwächer wird und sich an die Alpen
zurückzieht, wo es aber staubedingt noch bis in den Nachmittag hinein leicht
regnen kann. Die Dauerregenwarnungen können somit am Nachmittag auslaufen. Mit
dem Dauerregen und einer Luftmasse mit um 0°C in 850 hPa ist die
Schneefallgrenze heute früh teilweise bis auf um 1000 m herabgesunken, vor allem
in Lagen ab etwa 1300 bis 1500 m hat es erheblichen Neuschneezuwachs gegeben.
Allerdings steigt die Schneefallgrenze am Vormittag allmählich schon wieder an.

Im übrigen Land hat sich das Absinken schon durchgesetzt und es ist eine
markante Absinkinversion entstanden, die in etwa zwischen 850 hPa im Norden und
750 hPa im Süden liegt. Unterhalb dieser befindet sich eine recht feuchte
Luftmasse, in der heute - wo nicht sowieso jetzt schon viele Wolken am Himmel
sind - recht viel Quellbewölkung entstehen wird, so dass es am Nachmittag
vielerorts zumindest vorübergehend mal stark bewölkt sein wird. Tropfen dürften
aus den Quellwolken kaum fallen. Am meisten Sonne dürfte dabei insgesamt in
einem Streifen vom Westen bis in den Nordosten geben. Unter den dichten Wolken
gibt es dagegen ganz im Südosten überhaupt kein Sonnenstündchen.

Zu guter Letzt noch zu den Temperaturen: Während sich über dem Süden heute in
850 hPa in etwa 0 bis +2°C einstellen, bringt eine nicht wetteraktive Kaltfront
(dem Tief über der Ostsee zugehörig) eine Luftmasse mit 0 bis -2°C in den
Norden. Die Höchstwerte fallen landesweit recht bescheiden aus mit meist etwa 12
bis 17°C (mit den höchsten Werten im Südwesten), an der Nordsee nur um 10°C, am
verregneten Alpenrand teils sogar darunter.

In der Nacht zum Donnerstag weitet sich das Hoch weiter nach Osten aus. Ein
Hochdruckmaximum wandert dabei vom Ärmelkanal bis in den Nordwesten
Deutschlands. Da die Tiefdruckrinne im Osten Europas immer mehr zugeschüttet
wird, bildet sich eine langgestreckte zonale Hochdruckzone von nördlich der
Azoren über Norddeutschland bis nach Sibirien. Damit schläft in der
norddeutschen Tiefebene in der Nacht der Wind ein. Ganz im Norden kommt er
dagegen noch schwach aus westlichen Richtungen, ansonsten dominiert in der Nacht
schwacher Nordostwind. Die Bise macht sich vielleicht mit ein paar Böen in den
Höhenlagen Südwestdeutschlands bemerkbar.

Im Nordwesten und Südosten sind noch vermehrt Wolken am Himmel, während in einem
breiten Streifen vom Südwesten bis in den Nordosten der Himmel oft klar ist.
Insbesondere in den klaren und windstillen Regionen, als in etwa vom westlichen
Bergland bis in die Altmark kann die Temperatur gebietsweise bis auf Werte unter
dem Gefrierpunkt, also in etwa bis -2°C in 2 m Höhe sinken. Ansonsten ist
zumindest in der Nordhälfte und im Bergland vielfach leichter Bodenfrost zu
erwarten. Angesichts der Jahreszeit (drei Tage nach der kalten Sophie) darf
durchaus offensiv gewarnt werden. Deutlich milder bleibt es am Boden und in 2 m
Höhe in Süddeutschland, wo die Tiefstwerte (in 2 m) meist bei 7 bis 3°C liegen.


Am Donnerstag (Christi Himmelfahrt)... verschiebt sich der Hochdruckschwerpunkt
und damit die Achse der gesamten Hochdruckzone etwas nach Norden, so dass im
Tagesverlauf auch im Norden Deutschlands der Wind auf Nordost dreht. Dieser
kommt meist schwach bis mäßig daher, nur ganz im Südwesten frischt er etwas auf,
die Böen dürften aber selbst in bisenanfälligen Lagen meist mit Bereich Bft 6 zu
verorten sein.

In der Höhe tut sich am Donnerstag nicht viel, wir verbleiben im Bereich der
Geopotentialbrücke, die aber über dem Nordwesten Deutschlands noch eine
Schwachstelle mit etwas kälterer Luft in der Höhe aufweist. Auf unser Wetter
dürfte das aber keinen Einfluss haben. Nach wie vor schicken uns die Tiefs über
dem Nordatlantik und dem Mittelmeer teils mittelhohe und hohe Wolken in den
Nordwesten, respektive Südosten des Landes. Ansonsten entsteht im Tagesverlauf
wieder Quellbewölkung, die auch wieder gewisse Ausbreitungstendenzen an der
Inversion zeigt. Diese sinkt im Vergleich zum Vortag etwas ab auf nur noch 900
hPa im Norden und etwa 800 hPa im Süden. Vielleicht drückt der Nordostwind am
Alpenrand auch noch ein paar Spritzer Regen aus der einen oder anderen
Quellwolke, ansonsten bleibt es trocken.

Das Temperaturniveau ändert sich advektiv kaum, allerdings kann
strahlungsbedingt die Temperatur etwas ansteigen, so dass die Höchstwerte dann
meist zwischen 13°C im Nordwesten, in den Mittelgebirgen und am Alpenrand sowie
bis 18°C im Südwesten liegen.

In der Nacht zum Freitag ändert sich im Bodendruckfeld nicht viel.
Tagesgangsbedingt nimmt aber der Wind ab, auch die Bise schwächt sich ab. Die
Konstellation in der Höhe können wir dagegen definitiv nicht mehr als
Geopotentialbrücke beschreiben, vielmehr verbindet sich die oben erwähnte
"Schwachstelle" immer mehr mit einem Trog über dem Nordmeer und dem westlichen
Höhentief im Mittelmeer. Dagegen verbindet sich ein sich von Libyen allmählich
nordwärts ausdehnender Rücken mit dem Höhenhoch über Osteuropa, so dass bei zwar
insgesamt schwachen Geopotentialgegensätzen eine schwache Südströmung über
unserem Land entsteht. Warum schreibe ich so viel darüber? Weil damit von Süden
WLA einsetzt, was wiederum den Aufzug einiger mittelhoher und hoher Wolkenfelder
von Süden her zur Folge hat. Während sich also die Quellwolken in der Nacht
wieder auflösen, schirmen die höheren Wolken die langwellige Strahlung ab und
verhindern ein ähnlich starkes Auskühlen wie in der Vornacht. Somit werden
allgemein Tiefstwerte zwischen 8°C im Südwesten und 2°C im östlichen Bergland
und in der Lüneburger Heide erwartet. Vereinzelt kann es im Norden und im
Bergland noch Bodenfrost geben.


Der Freitag... ist weiterhin von der schwachen Südströmung in der Höhe und der
Lage am Rande der Bodenhochdruckzone geprägt. Da es im Mittelmeerraum wieder zu
leichtem Druckfall kommt, nimmt der Gradient leicht zu, was in Zusammenhang mit
dem Tagesgang zu mäßigem und recht böigem Wind aus Ostnordost tagsüber führt. Da
die Südströmung bisher nur in höheren Schichten wirksam ist, kommt die leichte
Temperaturerhöhung in 850 hPa auf 2 bis 6°C vor allem durch Einstrahlung zu
Stande. Auch Absinken dürfte kaum eine Rolle spielen, dafür sind wir zu weit
abseits des Hochs. Dies spiegelt sich auch in insgesamt etwas schwächer
werdenden Inversionen wider, die zudem tendenziell etwas höher liegen als am
Vortag, nämlich oft zwischen 800 und 750 hPa.

Wettermäßig gibt es kaum Änderungen: Tagsüber kommen zu den weiterhin aus Süden
durchziehenden mittelhohen und hohen Wolkenfeldern wieder recht viele
Quellwolken hinzu, die zumindest vorübergehend auch mal wieder etwas dichter
werden können und sich teils an der Inversion ausbreiten. ICON, IFS und GFS
simulieren sogar ein paar Regenspritzer daraus, das sollte aber nicht die große
Rolle spielen. Insgesamt dürfte es vor allem im Norden und Westen recht sonnig
werden, für den Süden und Osten werden etwas geringere Sonnenanteile
prognostiziert. Die leichte Erwärmung schreitet fort, die Höchstwerte liegen am
Freitag dann allgemein wieder zwischen 15 und 20°C, nur im höheren Bergland und
an der See bleibt es teils noch geringfügig kühler.

In der Nacht zum Samstag schiebt sich ein Höhenrücken über die Britischen Inseln
nordostwärts bis zum Nordmeer und damit bildet sich erneut eine
Geopotentialbrücke, dieses Mal aber weiter im Norden. Da das mehrkernige
Höhentief über dem Südwesten Europas liegt, dreht die Höhenströmung auf Südost.
Damit wird in der Höhe weiterhin mildere Luft zugeführt und von Südosten greifen
weiterhin hohe und mittelhohe Wolken über.

Bodennah verstärkt sich der Gradient sogar noch etwas, so dass in den tiefen
Lagen der Wind tagesgangsbedingt nur recht wenig zurückgeht, während in höheren
Lagen des Berglandes sogar noch mit einer leichten Zunahme des Nordostwindes zu
rechnen ist. Der nächtliche Temperaturrückgang fällt dagegen viel gemäßigter aus
als in den Vornächten, so dass wir Tiefstwerte zwischen 11 und 3 Grad erwarten
dürfen mit den tiefsten Werten in der Eifel. Bodenfrost ist damit kein Thema
mehr.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen sehr ähnliche Entwicklungen. Prognoserelevante
Unterschiede gibt es nur bei der Bewölkung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann