DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-05-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.05.2023 um 10.30 UTC



Vor allem zur Wochenmitte recht kühl mit Nachtfrostgefahr. Vor allem zu Beginn
noch höhere Gewitterneigung, im Wochenverlauf zurückgehend. Aber weiterhin
leicht unbeständig.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 20.05.2023


Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS ein
umfangreicher Langwellentrog über unserem Land, der sich von der Ostgrönlandsee
ausgehend süd- und südostwärts bis nach Libyen erstreckt und in den zudem eine
Reihe von Höhentiefs bzw. Kaltlufttropfen integriert sind. Die Hauptachse des
Troges verläuft dabei leicht westlich unseres Landes. An unserer Westgrenze
zieht auch ein Kaltlufttropfen südwärts, der den Westen des Landes mit
schauerartigen und gewittrigen Regenfällen traktiert. Gleichzeitig hat sich im
Bereich eines Höhentiefs über Italien auch ein kräftiges Bodentief gebildet, das
sich auch bis zum Balkan erstreckt und an dessen Nordwestflanke
Aufgleitniederschläge zu erwarten sind, die aber vor allem Österreich traktieren
und allenfalls mal in abgeschwächter Variante auf den Südosten Deutschlands
übergreifen. An den Alpen regnet es aber so oder so, dann wir liegen am Rande
eines Hochs westlich Irlands in einer nördlichen Strömung, so dass es an den
Alpen zu Stau kommt. Richtung Norden und Osten des Landes gibt es nur einzelne
Schauer. Vor allem ganz im Westen fließt eine sehr kühle Luftmasse mit knapp
unter 0°C in 850 hPa ein, im Osten sind es dagegen 6°C, so dass zumindest dort
das Wetter frühlingshaft ist. In der Nacht zum Mittwoch zieht der
Kaltlufttropfen weiter nach Süden, das Tief im Südosten weitet sich dagegen bis
Polen aus, was insbesondere dem Süden weitere Regenfälle beschert. Sollte es von
Norden her auflockern, was aktuell nicht simuliert wird, bestünde im Nordwesten
ein geringes Frostrisiko.

Am Mittwoch verbleibt eine Tiefdruckrinne östlich unseres Landes, während von
Westen der Hochdruckeinfluss zunimmt. Allerdings schwenkt ein neuer
Kurzwellentrog über Jütland hinweg und ein zugehöriges Tiefdruckgebiet über Süd-
und Mittelschweden lässt im Nordosten den Wind deutlich auffrischen. Sonst weht
er meist schwach bis mäßig um Nord. Mit diesem Wind gelangt eine arktische
Luftmasse mit bis zu -4°C in 850 hPa in den Norden Deutschlands, die
0°C-Isotherme erreicht den Main. Teils zieht wohl tiefe Bewölkung in den Norden,
teils kann die Sonne rauskommen. Stau und etwas Hebung von einem Höhentiefduo
südlich unseres Landes sorgen im Süden für Regen. In der Nacht zum Donnerstag
schiebt sich von Westen ein Hochkeil ins Land und sorgt für Absinken, im Süden
lassen die Regenfälle auch nach. Wo es auflockert, besteht zumindest in etwas
ungünstigeren Lagen Frostgefahr.

Am Donnerstag verbleiben wir unter dem Langwellentrog mit vielen kleinen
eingelagerten Drehzentren, deren Beschreibung selbst den Rahmen einer
Kurzfristübersicht sprengen würde. Bodennah verstärkt sich dagegen das Hoch
weiter und weitet sich zu einer zonalen Hochdruckzone von nördlich der Azoren
über Norddeutschland hinweg bis nach Nordrussland (und darüber hinaus) aus. Bei
uns gibt es nur noch leicht unbeständiges Wetter mit viel Quellbewölkung, aber
durch das Absinken wohl weitgehend unterdrückter Schauertätigkeit.

An dieser Grundkonstellation ändert sich auch am Freitag nichts, nur die Achse
des Hochs verlagert sich etwas nach Norden, so dass östliche Winde überwiegen.
Zudem steigt das Temperaturniveau langsam wieder etwas an, meist auf etwa 2 bis
4°C in 850 hPa

Am Samstag kann der Langwellentrog als weitgehend aufgelöst bzw. abgetropft
betrachtet werden. Es verbleibt ein nicht allzu starker, aber umfangreicher
Höhentiefkomplex über Südwesteuropa, während sich bei uns dann eine schwache
Geopotentialbrücke befindet, in der sich aber immer noch kleine Minima tummeln.
Bodennah verschiebt sich die Achse des Hochs noch etwas nach Norden und mit
Druckfall im westlichen Mittelmeer legt der Ostwind etwas zu, so dass sich im
Südwesten eine leichte Bise einstellt. Die Sonnenanteile sollten aber zunehmen,
Schauer weiter die Ausnahme sein und das Temperaturniveau weiter ansteigen, so
dass es am 20. dann wieder 20°C für alle* gibt. (*Ausgenommen Bergland und
Küste).

In den Folgetagen bleibt es bei der Hochdruckbrücke weit im Norden und damit
einem Hauptast der Frontalzone, der nördlich Skandinaviens verläuft, während ein
schwächerer Ast über Nordafrika liegt. Dazwischen sind im Geopotentialfeld nur
schwache Gegensätze zu finden, was allerdings auch immer wieder kleinen Minima
in unserer Gegend Platz bereitet. Der Wind kommt am Rande der Hochdruckzone
weiter aus östlichen Richtungen. Dank Einstrahlung steigt das Temperaturniveau
noch leicht an, hin und wieder könnten aber die erwähnten Geopotentialminima
noch für Schauer-/Gewitterzonen sorgen.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der heutige 00-UTC-Lauf zeigt im Vergleich zu den beiden Läufen gestern einige
leicht unterschiedliche Entwicklungen. So ist der Trog am Mittwoch jetzt etwas
stärker simuliert, was auch den Wind und die nachfolgende Kaltluftzufuhr
verstärkt. In den Folgetagen (Donnerstag und Freitag) zeigten die gestrigen
Läufe deutlich höheres Geopotential bei uns, was sowohl durch höheren Druck als
auch ein etwas höheres Temperaturniveau gekennzeichnet war. In der erweiterten
Mittelfrist ist die Konsistenz dann schon wieder höher.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei der Stärke des Tiefs über Südschweden am Mittwoch sind die Modelle durchaus
noch etwas uneinig, dementsprechend besteht auch noch etwas Unsicherheit
bezüglich der Windstärke im Nordosten. Insbesondere ist aber noch nicht ganz
klar, wie stark die Zufuhr der Kaltluft ist und wie schnell diese unter
Hochdruckeinfluss gerät. Damit bestehen noch leichte Unsicherheiten bezüglich
der Frostgefahr in der Nacht zum Donnerstag. GFS zeigt hier aktuell die
"gnädigste" Variante.

Im weiteren Verlauf werden die Unterschiede zwischen Modellen immer größer, die
Lage des Hochs wird doch recht Unterschiedlich simuliert (Z.B. Sa 00 UTC: ICON:
England, IFS/UK10: Nordsee, GFS: nördlich Schottland). Auch beim Geopotential
gibt es Unterschiede. Das Ergebnis dürfte aber fast in allen Fällen
durchschnittlich temperiertes und leicht unbeständiges Wetter sein.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00 UTC verteilt sich das
IFS-Ensemble gleich auf fünf Cluster, die allesamt über den gesamten Zeitraum
hinweg dem Regime "Blocking" zugeordnet werden. Sehen wir uns die Unterschiede
an, die vor allem am Samstag sichtbar werden: C1 und C2 (zusammen 25 Mitglieder,
Haupt- und Kontrolllauf) zeigen den Abtropfprozess des Langwellentroges zum
Höhentief über Südwesteuropa vollzogen. Die Hochdruckbrücke nördlich unseres
Landes ist am Boden und in der Höhe geschlossen. Bei C3 (10 Mitglieder) ist noch
eine schwache Verbindung des Höhentiefs zu der weit im Norden liegenden
Frontalzone vorhanden und die Hochdruckbrücke schwächer. C4 und C5 (zusammen 16
Mitglieder) zeigen den Langwellentrog noch intakt und den Hochdruck am Boden
viel schwächer. Nach dieser Variante bliebe es am Freitag und Samstag kühler und
unbeständiger.

Im Folgezeitraum (Sonntag bis Dienstag) zeigen alle 3 Cluster am Boden nördlich
unseres Landes die Hochdruckzone und damit eine Ostlage. Inwiefern das aber bei
uns eher Hochdruckeinfluss zur Folge hat, bzw. wie stark die Höhentiefs von
Süden her angreifen, diesbezüglich sind schon noch einige Fragen offen.

Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen den recht markanten
Einbruch der Kaltluft am Mittwoch, der mit hoher Wahrscheinlichkeit die
Temperatur in 850 hPa abgesehen vom Süden auf unter 0°C drückt. Nachfolgend
steigt in allen Regionen die Temperatur beim gesamten Ensemble an, die
Unsicherheit ist aber hoch. Auch das Potential steigt bis zum Freitag an,
stagniert dann auf recht hohem Niveau bei recht hoher Unsicherheit. Die
Niederschlagssignale sind zwar nicht überbordend, aber überall und immer da, so
dass man sagen kann, dass es in allen Regionen leicht unbeständig bleibt, auch
wenn sich in der Kurzfrist dann sicher trockene Tage herauskristallisieren.

Beim GFS zeigt sich beim gesamten Ensemble und beim Hauptlauf der
Temperaturrückgang zur Mitte der nächsten Woche schwächer, danach bleiben die
Temperaturen aber tendenziell zunächst niedrig. Ab Sonntag liegt in allen
Regionen der Hauptlauf am oberen Rand des Ensembles.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Sturm:
Am Dienstag zeigt IFS-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen an
der Nordsee, am Mittwoch an der Ostsee. Bei Cosmo-LEPS sind die
Wahrscheinlichkeiten für beide Ereignisse geringfügig höher.

Frost:
Vor allem in der Nacht zum Donnerstag besteht ein erhöhtes Risiko für
gebietsweisen Frost. Dies wird in den Ensembles nicht so deutlich, ist aber aus
synoptischen Überlegungen ins Kalkül zu ziehen.

Gewitter:
Während des gesamten Zeitraumes können Gewitter nicht ausgeschlossen werden,
sollten aber zunehmend seltener werden und sich tendenziell in den Süden
zurückziehen. Hauptgefahr ist dabei lokaler Starkregen, auch etwas Hagel soll
nicht ausgeschlossen werden.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann