DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-05-2023 17:30
SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.05.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
High-Over-Low-Situation mit lokalen Schauern und einzelnen Gewittern vor allem
in der Mitte und im Süden. Dabei nur vereinzelt Starkregen oder kleiner Hagel.
Ab Sonntag auch im Norden einzelne Schauer und Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... befinden wir uns in einer High-Over-Low-Situation mit einem
Höhenkeil über der nördlichen Nordsee, einem Höhenhoch vor der estnischen Küste
und einem Höhentief an der französischen Mittelmeerküste. Auch am Boden sind die
Druckgebilde mehr oder weniger kräftig vorhanden. Dabei schwenkt ein Randtrog
des Höhentiefs von Osten her nach Süddeutschland. Entsprechend treten auch in
der Nacht noch einzelne Schauer auf. Häufig bleibt es aber auch weitgehend
trocken. Im Norden ist Niederschlag kein Thema und hier ist der Himmel klar.
Nebel bildet sich am ehesten dort, wo abends noch ein Schauer runtergekommen
ist. Es kühlt meist auf 9 bis 5 Grad ab, an der See teils auf 10 Grad. Der Wind
weht schwach bis mäßig, an der See in Böen frisch aus Nordost.

Samstag ... ändert sich an der oben beschriebenen Wetterlage nur wenig. Der
Randtrog des Höhentiefs vor Genua bleibt über dem Süden liegen und auf der
Vorderseite des nach West-Algerien schwenkenden Haupttroges zieht ein Bodentief
über Tunesien nordostwärts nach Sizilien. Von dort reicht ein
schwachgradientiger Bodentrog bis zum südlichen Mitteleuropa.

Mit der östlichen Strömung fließt mäßig warme Luft ein, die im Norden am Rande
des Hochs kontinental trocken geprägt ist, im Süden und Westen aber feuchter und
leicht potentiell instabil daherkommt mit Cape-ML-Werten zwischen 100 und 500
J/Kg und PPWs von 17 bis 20 mm. So kommt es vor allem in den Nachmittagsstunden
in diesen Regionen zu örtlichen Schauern und einzelnen Gewittern. Bei schwacher
Scherung bleibt der Organisationsgrad gering und es bilden sich meist
Einzelzellen. Fraglich sind aber die Einstrahlungsverhältnisse, die den
Gewittern einen Strich durch die Rechnung machen können. Vor allem nach Süden
hin ist wahrscheinlich viel Bewölkung am Start, die tagsüber die Bereitschaft
zur Konvektion unterdrückt. Bei GFS greifen einzelne Schauer bis ins südliche
Norddeutsche Tiefland über.

Punktuell kann es markante Entwicklungen mit Starkregen und kleinkörnigem
Hagel/Hagelansammlungen geben. Da nach Norden hin die Grenzschichtfeuchte
geringer wird, wäre auch eine stürmische Böe nicht ausgeschlossen. Weiter
nördlich scheint überwiegend die Sonne bei nur vorübergehend leichter
Quellbewölkung.
Dort werden 20 bis 24°C erreicht. An auflandigen Küstenabschnitten sind es eher
wie unter den Wolken im Süden Höchstwerte zwischen 14 und 19 Grad.

In der Nacht zum Sonntag tut sich nichts Gravierendes, außer dass die Konvektion
nachlässt und sich bei größeren Auflockerungen im Süden Nebel bilden kann.

Sonntag ... nähert sich vom Raum Island ein neuer Langwellentrog und knabbert
die Hochdruckbrücke über der Nordsee und bei Schottland an. Im Gegenzug beginnt
das Höhentief über Südeuropa sich über die Alpen und Mitteleuropa nach Norden
auszuweiten. Dabei nimmt der Trog Kontakt auf zu einem schon am Vortag
abgetropften kleinen Höhentief, welches von Südskandinavien zur Deutschen Bucht
zieht.
Auf der Ostflanke des Höhentiefs über Oberitalien werden warme und feuchte
Luftmassen über die Adria zum nordwestlichen Balkan advehiert. In der Höhe
erreicht die WLA abends Südostbayern und sorgt dort für Regen.
Ansonsten nimmt unter dem Trog in der Mitte und im Süden die Bereitschaft zu
Schauern und Gewitter insgesamt etwas zu und Norddeutschland gelangt in den
Einflussbereich des kleinen Höhentiefs mit im Tagesverlauf labileren
Bedingungen. Nach wie vor ist der Starkregen die wesentliche Begleiterscheinung
(PPWs 20 mm und wenig Strömung), auch wenn kleinkörniger Hagel vereinzelt nicht
ausgeschlossen ist.
Die Vorhersage wird durch unterschiedliche Modellaussagen unsicher.
Ganz im Norden und Nordosten gibt es in der Nähe zur Hochdruckzone noch den
meisten Sonnenschein, jedoch auch einzelne Schauer. Weiter nach Süden nimmt der
Wolkenanteil zu, was dann erneut die Frage aufwirft, wie viel Gewitter im
bewölkten Süden tatsächlich zustande kommen.
Die Temperaturspanne reicht von rund 14 Grad am stark bewölkten Alpenrand bis 22
Grad bei längerem Sonnenschein im Nordosten. Der Nordost- bis Nordwind spielt,
außer bei Gewittern mit eventuell 7 Bft (8 Bft nicht ausgeschlossen), keine
große Rolle.

In der Nacht zum Montag schwächt sich die Konvektion in den meisten Landesteilen
wie üblich ab. Die Regenfälle in Südostbayern könnten sich (wie bei ICON
angedeutet) etwas nach Nordwesten ausbreiten, da ein Höhentief vom Raum Venedig
nach Tschechien zieht, und im Südosten gebietsweise über 10 l/qm bringt. Damit
steht ICON aber ziemlich alleine da, externe Modelle zeigen die Zugbahn des
Höhentiefs nach Osten verschoben und lassen (IFS) den skaligen Niederschlag erst
gar nicht zu uns reinkommen.

Montag ... schwenkt der westliche Höhentrog von Großbritannien langsam nach
Südosten und erreicht die westliche Nordsee und Frankreich. Im Gegenzug wird das
kleine Höhentief von Tschechien zur Odermündung geführt (in 300 hPa bleibt ein
flaches Höhentief im Raum Vogtland zurück). Damit ist bei uns in Bodennähe
weiterhin eher tiefer Luftdruck wirksam in Form des vom süditalienischen
Bodentief ausgehenden Bodentroges, der bis nach Südwestpolen reicht. Wir bleiben
somit eher zyklonal beeinflusst am Rande der sich erneut über der Nordsee und
Südskandinavien aufspannenden Hochdruckbrücke.
Die Luftmasseneigenschaften bleiben ähnlich mit PPWs zwischen 17 und 22 mm bei
CapeML-Werten zwischen 50 und gut 500 J/Kg. So entwickeln sich im Tagesverlauf
erneut lokale Schauer und einzelne Gewitter, wobei die Starkregengefahr bei
Mittelwinden von nur noch rund 10 kt in 850 hPa etwas zunimmt (durch geringe
Zuggeschwindigkeit der Zellen). Im Küstenbereich bei Seewind ist die
Schauergefahr nur gering.




Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle zeigen zwar ab Sonntag leichte Unterschiede in der Druck-
und Geopotentialverteilung, diese sind aber kaum warnrelevant.
In den nächsten Tagen ist Nowcasting angesagt!


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden