DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-10-2016 21:00
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.10.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges und teils trübes, aber recht mildes Herbstwetter. Ab der Nacht zu
Freitag an den Küsten und im Bergland stürmische Böen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland am Südrand der recht weit nach Norden
verschoben über den Nordatlantik hinweg bis nach Nordwestrussland verlaufenden
Frontalzone unterhalb einer nordwestlichen Höhenströmung. Dabei schwenkt aktuell
ein flacher kurzwelliger Keil über Nordost- und Ostdeutschland rasch
südostwärts, gefolgt von einem Kurzwellentrog, der sich über Südskandinavien
hinweg bis Donnerstagfrüh zur Ostsee bzw. nach Polen verlagert. Ein
nachfolgender Höhenrücken erreicht in der Früh die Nordsee, so dass das
Geopotential in 500 und 300 hPa vor allem über West- und Süddeutschland
weiterhin antizyklonal konturiert bleibt. Insgesamt sind als dynamische
Hebungsantriebe an der Südflanke der Frontalzone im Norden und Osten des Landes
hauptsächlich WLA und auch trogvorderseitig nur wenig PVA wirksam, so dass diese
relativ schwach ausfallen.
Im Bodenfeld greift das okkludierte Frontensystem eines von Island zum
Europäischen Nordmeer ziehenden Tiefs im Laufe der Nacht auf den äußersten
Norden des Landes über und verlagert sich rasch ostwärts. Insgesamt werden dabei
vom nördlichen Niedersachsen bis nach Vorpommern bzw. Nordbrandenburg nur wenig
Niederschläge (maximal 2 bis 4 mm in Nordfriesland) simuliert. Unmittelbar vor
und mit Passage des Frontensystems verschärft sich der Druckgradient ein wenig,
eventuell reicht es in exponierten Nordseeküstenlagen vorübergehend für einzelne
steife Böen (Bft. 7) aus Südwest, später West.
Im übrigen Land bleibt Hochdruckeinfluss wetterwirksam, wobei sich der nach
Süddeutschland gerichtete Keil noch etwas verstärkt und nach Norden ausweitet.
Vor allem dort, wo es aktuell aufgelockert bis gering bewölkt ist, also im
Westen, kann sich dabei wieder vielerorts dichter Nebel bilden. Die
Absinkinversion befindet sich im Süden etwa bei 850 hPa, in der Mitte auf etwa
900 hPa. An ihr hält sich - abgesehen vom Westen - vielerorts eine dichte
Stratocumulus- oder Stratusdecke, so dass in diesen Regionen nicht mit
warnrelevantem Nebel zu rechnen ist, in einigen Kammlagen können allerdings
Sichteinschränkungen durch aufliegende Wolken auftreten.
Dort, wo es länger gering bewölkt bleibt, also vor allem im Westen, gebietsweise
vielleicht auch im Süden, kann in ungünstigen Lagen leichter Bodenfrost
auftreten. Mit Luftfrost ist dagegen kaum zu rechnen.

Donnerstag ... schwenkt der Keil des sich verstärkenden und zur Biskaya
ziehenden Höhenhochs von der Nordsee her nach Norddeutschland und später in die
mittleren Landesteile. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert seinen
Schwerpunkt nach Süddeutschland. Am Nordrand des Hochs über Nord- und
Ostdeutschland ist auch nach Abzug des Frontensystems WLA wirksam, die dort für
den Durchzug meist starker, mehrschichtiger Bewölkung sorgt, aus der es aber
kaum mehr regnet oder gebietsweise leicht nieselt.
Im Süden und Westen bleibt es dagegen vielerorts neblig-trüb, allerdings sinkt
die Obergrenze der Inversion etwas ab, so dass vor allem im Südwesten, im
äußersten Westen und an den Alpen Chancen auf größere Aufheiterungen bestehen.
Temperaturtechnisch ändert sich nur wenig, die Höchstwerte bewegen sich zwischen
9 und 13 Grad, mit Sonne können bis zu 16 Grad erreicht werden.
Der Wind im Nordseeumfeld lässt in der Früh nach Abzug der Front rasch nach. Zum
Nachmittag und Abend hin frischt er dann mit Annäherung eines weiteren
Frontensystems wieder auf.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Hochkeil nach Süddeutschland. Dahinter
stellt sich eine recht glatt konturierte nordwestliche Höhenströmung ein, wobei
ein kurzwelliger Randtrog über Norwegen und Schweden hinweg zur Ostsee zieht.
Im Bodenfeld greift ein mit dem Randtrog korrespondierendes und okkludierendes
Frontensystem auf die Nordsee über, die Kaltfront und erreicht in den
Frühstunden die mittlere Nordsee. Vorderseitig bleibt im Norden und Osten des
Landes WLA aktiv, so dass es überwiegend stark bewölkt bis bedeckt bleibt, die
Wolken greifen auch zunehmend auf die mittleren Landesteile über. Leichte
Regenfälle werden aber nur im äußersten Norden simuliert.
Insgesamt verschärft sich der Druckgradient über Norddeutschland mit
Frontannäherung weiter, an den Küsten gibt es im Laufe der Nacht recht
verbreitet starke bis stürmische Böen (Bft. 7 bis 8) aus Südwest bis West, auch
auf exponierten Gipfeln einiger Mittelgebirge (Brocken, Fichtelberg) sind
ausgangs der Nacht stürmische Böen möglich.
Im Südwesten und Süden bleibt es im Einflussbereich der von Frankreich bis weit
nach Russland reichenden Hochdruckbrücke teils gering bewölkt, vielerorts aber
neblig trüb bzw. bildet sich wieder örtlich dichter Bodennebel. Vor allem in
einigen Mittelgebirgs- und Alpentälern kann es bei länger klarem Himmel auch
leichten Frost geben.

Freitag ... zieht der Kurzwellentrog über der Ostsee rasch ostwärts ab, ein
weiterer schwenkt auf noch etwas nördlicherer Zugbahn von der Norwegischen See
bis zum Abend zur Ostsee. Das Höhenhoch verlagert seinen Schwerpunkt von der
Biskaya nach Südfrankreich.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront des Tiefs über dem Nordmeer im Tagesverlauf
mangels Schubkomponente aufgrund der zunehmend strömungsparallelen Lage zur
Höhenströmung nur wenig südostwärts voran und verliert über Nord- bzw.
Nordostdeutschland mehr und mehr an Wetterwirksamkeit. Meist werden im
Frontbereich über der Nord- und Osthälfte weniger als 5 mm in 12 Stunden
simuliert, lediglich COSMO-EU hat über dem südlichen Schleswig-Holstein etwas
höhere Mengen (bis 8 mm) auf der Karte. Postfrontal klingen die Niederschläge
rasch wieder ab und die Wolken lockern vor allem im Ostseeumfeld und in
Schleswig-Holstein rasch auf, wobei Lee-Effekte durch das Norwegische Gebirge
unterstützend wirken.
Von Warnrelevanz bleibt der Wind. An den Küsten gibt es weiterhin starke bis
stürmische Böen aus West bis Südwest, später Nordwest, wobei der Wind an der
Nordsee am Nachmittag bereits wieder abnimmt. Auch in den Kammlagen vor allem
der östlichen Mittelgebirge ist mit stürmischen Böen zu rechnen, auf exponierten
Gipfeln auch mit Sturmböen.
Im Westen und Süden dominiert weiterhin der Einfluss des sich mit seinem
Schwerpunkt wieder etwas nach Westen, nach Südwestdeutschland bzw.
Nordostfrankreich zurückziehenden Bodenhochs. Gebietsweise hält sich wieder
beständig Nebel oder Hochnebel, mit der besseren Durchmischung dürfte sich
dieser allerdings häufiger auflösen als an den Vortagen. Die höchsten Chancen
auf Sonnenschein bestehen aber erneut an den Alpen, im angrenzenden Alpenvorland
sowie in höheren Lagen von Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Die Temperaturen
ändern sich gegenüber dem Vortag nur wenig.

In der Nacht zum Samstag verbleibt der Vorhersagebereich unterhalb der
nordwestlichen Höhenströmung, die sehr glatt konturiert ist. Höhen- und
Bodenhoch ändern ihre Lage kaum.
Die Kaltfront kommt weiterhin nur sehr zögernd nach Südosten voran und verläuft
Samstagfrüh ein etwa entlang der Elbe. Vorderseitig kommt es weiterhin zu
leichten Niederschlägen vom Emsland bzw. Ostfriesland bis zum Erzgebirge bzw.
zum Vogtland/Fichtelgebirge. Die simulierten Mengen betragen nach wie vor meist
weniger als 5 mm in 12 Stunden, lediglich in einigen Staulagen (Harz,
Erzgebirge) hat COSMO-EU etwas höhere Mengen (maximal bis an die 10 mm) auf der
Karte.
Da sich das Bodenhoch noch etwas nach Nordosten ausweitet, fächert der Gradient
insgesamt wieder etwas auf und der Wind lässt auch an der Ostsee und im Bergland
wieder nach. Anfangs können aber noch warnrelevante Böen (Bft. 7 bis 8) aus
Nordwest auftreten.
Das dichte Frontalgewölk kommt insgesamt weiter nach Süden voran, lediglich im
äußersten Südwesten und eventuell auch in einigen Alpentälern bleibt es noch
teils gering bewölkt, wobei sich dort dann Nebel bilden kann. Postfrontal
lockern die Wolken im Nordosten dagegen deutlich auf. Dabei kann sich mit
abnehmendem Wind stellenweise auch Nebel bilden. Bei längerem Aufklaren ist vor
allem in den Alpen- und Mittelgebirgstälern Südwestdeutschlands leichter Frost
möglich.

Samstag ... ändert sich an der großräumigen Geopotentialverteilung nur wenig.
Deutschland verbleibt unterhalb der glatt konturierten nordwestlichen
Höhenströmung, wobei die nordwärts gerichtete Achse des Höhenhochs über die
Britischen Inseln hinweg etwas nach Osten vorankommt.
Im Bodenfeld weitet sich das Hochdruckgebiet noch etwas nach Nordosten aus und
verlagert seinen Schwerpunkt etwa in die Mitte Deutschlands. Somit stellt sich
fast überall ein nur schwachgradientiges Druckfeld ein. Das diagonal von
Nordwest nach Südost über Deutschland hinweg verlaufende Frontensystem löst sich
mehr und mehr auf, wobei lediglich in den Staulagen einiger Mittelgebirge
(Sauerland, Nordhessen, Vogtland) und in Südostbayern noch Niederschläge bis
nahe 5 mm in 12 Stunden simuliert werden. Sonst bleibt es weitgehend trocken bzw
fällt nur geringer Nieselregen. Allerdings zeigt die Wolkendecke in einem
breiten Bereich um das Frontensystem herum nur wenig Auflockerungstendenzen.
Somit ist mit sonnigen Abschnitten am ehesten im Nordosten und im Südwesten
sowie an den Alpen zu rechnen. Der Wind speilt warntechnisch kaum eine Rolle,
lediglich an der Ostseeküste, in etwa vom Darß bis nach Usedom sowie in einigen
Hochlagen der östlichen Mittelgebirge kann es anfangs noch starke Böen aus
Nordwest geben. Die Temperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen kaum.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen im Kurzfristbereich allesamt eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Kleinere Unterschiede sind nicht warn- und prognoserelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff