DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.10.2016 um 10.30 UTC



Teils Nebel oder Hochnebel, örtlich auch Sonne. Im Nordosten hin und wieder
etwas Regen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 02.11.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraum am kommenden Samstag zeigt die
Potentialverteilung in Europa einen markanten Langwellenkeil über Westeuropa mit
einem abgeschlossenen Höhenhoch über Südfrankreich und Nordspanien sowie einen
osteuropäischen Langwellentrog, dessen Achse von Finnland über das Baltikum bis
zur Ukraine gerichtet ist. Über Mitteleuropa stellt sich somit eine leicht
antizyklonal konturiert nordwestliche Höhenströmung ein. Im Bodenfeld macht sich
noch die Kaltfront eines Tiefs über Finnland im Norden und Osten Deutschlands
bemerkbar, im Süden und Westen dominiert dagegen der Einfluss eines kräftigen
Hochdruckgebietes mit Schwerpunkt über Belgien das Wettergeschehen.
Im Bereich der Kaltfront, die nur noch geringe Niederschläge bringt, gelangt in
die Osthälfte Deutschlands ein Schwall erwärmter Polarluft mit Temperaturen um 0
Grad in 850 hPa, während im Westen und Südwesten milde subtropische Meeresluft
mit 850er-Temperaturen von 5 bis 10 Grad dominiert.
Insgesamt wird recht feuchte Luft ins Vorhersagegebiet advehiert, so dass es
meist stark bewölkt bis bedeckt, vor allem im Süden teilweise auch neblig-trüb
bleibt, Chancen auf Sonne bestehen am ehesten im Südwesten und an den Alpen
sowie postfrontal im Nordosten, im Lee des Norwegischen Gebirges. Die
Temperaturen steigen meist auf 8 bis 12 Grad, mit etwas Sonne können im
Südwesten bis zu 16 Grad erreicht werden.
Am Sonntag ändert sich an der großräumigen Strömung praktisch kaum etwas. Einzig
das Bodenhoch verlagert sich etwas ostwärts nach Mitteleuropa. Der Nordosten
wird aber weiterhin von einem Frontenzug, diesmal ausgehend von einem Tief bei
Island beeinflusst, so dass dort hin und wieder leichte Regenfälle auf dem
Programm stehen, während es im übrigen Land zwar trocken, aber überwiegend
neblig-trüb bleiben dürfte.
Am Montag und Dienstag weitet sich der osteuropäische Langwellentrog durch die
Verlagerung eines markanten Kurzwellentroges vom Baltikum über Polen nach
Rumänien insgesamt etwas nach Westen hin aus, der westeuropäische Langwellenkeil
verlagert sich Richtung Nordmeer mit der korrespondierenden Verlagerung des
Bodenhochs nach Skandinavien. Dadurch strömt erneut ein Schall subpolarer
Meeresluft in den Osten Deutschlands. Im Westen bleiben die bisher milden
Luftmassen weiterhin wetterbestimmend.
Am Mittwoch gelangt Deutschland aber wieder unter die Zufuhr milderer Luftmassen
aus dem Südwesten, denn da verstärkt sich der langwellenkeil durch
Warmluftadvektion über West- und Mitteleuropa wieder, das Bodenhoch verlagert
sich von Skandinavien nach Polen, so dass sich bodennah eine Süd- bis
Südostströmung in Deutschland durchsetzen dürfte.
Warntechnisch gesehen sind außer Nebelwarnungen, vereinzelten Frostwarnungen in
der Osthälfte sowie starke Böen im Küstenbereich keine warnwürdigen
Wetterereignisse zu erwarten.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Kurzfristigen und am Anfang des mittelfristigen Vorhersage Bereichs weist der
aktuelle Lauf des ECMWF eine hohe Konsistenz zu seinen Vorgängern auf und es
wird eine antizyklonal geprägte Nordwestlage simuliert. Dabei steht einem
kräftigen Höhenrücken über West- bzw. dem westlichen Mitteleuropa ein
Langwellentrog über Osteuropa gegenüber. Während in die Osthälfte am Samstag mit
einer wenig wetteraktiven Kaltfront, die nur geringe Niederschläge bringt,
vorübergehend ein Schwall erwärmter Polarluft mit knapp negativen Temperaturen
in 850 hPa gelangt, bleibt es sonst niedertroposphärisch mild mit 850
Temperaturen um plus 5 Grad. Am Montag und Dienstag wird der Höhenrücken nach
den beiden letzten Läufen über dem östlichen Mitteleuropa durch eine Austrogung
über Osteuropa etwas abgebaut und von Nordosten greift der Höhentrog nach Westen
hin aus, so dass ein Schwall polare Meeresluft in der Osthälfte vorübergehend
wetterbestimmend wird.
Am Mittwoch regeneriert sich der Höhenrücken aber erneut und von Südwesten her
wird wieder etwas wärmere Luft auch bis nach Ostdeutschland geführt.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle zeigen ähnliche Ergebnisse, wobei GFS und ICON
die vorübergehende Kaltluft Zufuhr am Montag und Dienstag im Osten kaum
andeuten, während zum Beispiel GEM die Austrogung Richtung Mitteleuropa am
Dienstag noch stärker simuliert. Von daher scheint eine Prognose im
mittelfristigen Vorhersagebereich auf der Basis von MOS-MIX durchaus als
sinnvoll.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden liefert die Clusterung der 51 Läufe für Europa
zwar 6 Cluster, aber diese unterscheiden sich in Mitteleuropa kaum, so dass sich
in Mitteleuropa generell die antizyklonale Nordwestlage manifestiert. .
Für den nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) stehen 4 Cluster (15, 14,
13 bzw. 9 Member) zu Buche, die beiden ersten Cluster favorisieren eine
antizyklonale Entwicklung, während die beiden letzten eher von einer recht
kalten Troglage ausgehen.
In der erweiterten Mittelfrist verteilen sich die EPS-Läufe auf 5 Cluster (13,
12, 12, 9, 5 Member), die aber allesamt ein mehr oder weniger zyklonal geprägtes
Wettergeschehen über dem Vorhersagegebiet dominieren lassen.

Die Rauchfahnen zeigen bis Montag im Westen des Landes ein recht hohes
Temperaturniveau in 850 hPa, das Gros der Member bewegt sich zwischen 7 und 11
Grad mit ein paar "Ausreißern" nach unten (Einzelläufe selbst im Westen bis 0
Grad). Umgekehrt verhält es sich über der Osthälfte, postfrontal sinken die
Temperaturen in der Nacht zum und am Samstag in den meisten Einzelläufen auf
unter 0 Grad, bevor sich die Einzelmember am Sonntag und Montag relativ
gleichmäßig über einen sehr großen Spread zwischen -4 und +7 Grad verteilen.
Im Laufe des Dienstags zeigen dann auch im Westen die meisten Einzelläufe -
ähnlich wie Kontroll- und Hauptlauf - einen deutlichen Rückgang der Temperatur
in 850 hPa. Ab Mittwoch bewegt sich das Gros der Member auch im Westen zwischen
+1 und -4 Grad und nur noch wenige Einzelläufe darüber (im Extremfall aber auch
noch bis +10 Grad).
Niederschlagssignale treten in der Osthälfte den ganzen Vorhersagezeitraum über
auf, verstärkt allerdings am Sonntag und vor allem ab Dienstag. In der
Westhälfte sind ab Dienstag wieder Niederschlagssignale an der Tagesordnung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI hat keinerlei Signale für außergewöhnliche Wetterereignisse auf der Karte.
Am Freitag und in der Nacht zum Samstag, teilweise auch noch Samstag tagsüber
zeigen vor allem die ENS des ECMWF, aber auch COSMO-LEPS erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für markante Böen (Bft. 8) aus Nordwest im Bereich der
Ostseeküste. Selbiges gilt am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch für das
Nordseeumfeld.
Ansonsten sind im gesamten Vorhersagezeitraum keine signifikanten
Wetterereignisse zu erwarten. Lediglich Nebel oder Frost stehen noch im Bereich
des Möglichen, was aber nicht dem markanten Bereich zuzuordnen ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF-EPS, ECMWF-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer