DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-05-2023 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 06.05.2023 um 10.30 UTC



Wechselhaft und allenfalls mäßig warm. Anfangs noch einzelne Gewitter, dabei
Starkregen nicht auszuschließen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 13.05.2023


Am Dienstag liegt Deutschland an der Vorderseite eines auf die Britischen Inseln
übergreifenden Troges. Dieser wird von einem Höhenrücken, der sich über
Skandinavien und den Baltischen Staaten aufwölbt, zunächst noch blockiert. Das
korrespondierende Bodenhoch mit Schwerpunkt über Westrussland hält vorerst
frontale Prozesse vom Nordosten Deutschlands fern. Präfrontal erfolgt ein
Einschub feuchter und leicht labiler Luft, so dass sich vor allem über dem
süddeutschen Bergland und aus den Alpen heraus einzelne Gewitter entwickeln
können. Allerdings wird die Gewittertätigkeit durch den über Deutschland
liegenden Rücken gedämpft, so dass die Auslösung hochreichender Konvektion
orografischer Unterstützung bedarf. In der Nacht zum Mittwoch rückt der Trog
unter Ausweitung nach Süden nach Ostfrankreich vor, so dass sich über
Deutschland eine süd-südwestliche Strömung ergibt. Von schauerartigen
Niederschlägen bleibt dann nur noch der äußerste Nordosten Deutschlands
verschont.
Am Mittwoch erfasst der Trog mit seiner Achse unter Ausweitung nach Oberitalien
den Westen und Südwesten Deutschlands. Vorderseitig können sich in einem breiten
Band vom Nordwesten über den zentralen Mittelgebirgsraum hinweg bis zu den Alpen
erneut einzelne Gewitter entwickeln. Im Achsenbereich des Troges kommen aufgrund
der deutlich trockeneren Luft nur einzelne Schauer zustande. Gegenüber den
Vortagen erfolgt ein Temperaturrückgang. Am Abend und in der Nacht zum
Donnerstag kommt die Schauer- und Gewittertätigkeit mangels dynamischer Antriebe
alsbald zum Erliegen.
Am Donnerstag wird der mit seiner Achse über Ostfrankreich liegende Trog durch
einen vom Nordatlantik hereinstoßenden Kurzwellentrog regeneriert, so dass über
Mitteleuropa eine schwache südliche Strömung bestehen bleibt. In der
eingeflossenen maritimen Polarluft entwickeln sich vorzugsweise über dem
Bergland einzelne Schauer oder kurze Gewitter. Die 20 Grad-Marke wird
wahrscheinlich nicht mehr erreicht. In der Nacht zum Freitag tropft der Trog in
Richtung Pyrenäen - Golf von Genua aus. Dies lässt die Strömung über Deutschland
auf Ost drehen, wodurch dann von Osten her wieder Niederschläge bis auf Teile
der Mitte übergreifen können.
Am Freitag gelangt Deutschland an die Südflanke einer Hochbrücke, die vom nahen
Ostatlantik über die Nordsee hinweg bis nach Westrussland reicht. Diese Brücke
wird durch einen Keil, der sich vom Azorenraum nordostwärts erstreckt und das
über Nordeuropa liegende blockierende Höhenhoch einbezieht, gestützt. Der aus
dem zuvor genannten Austropfprozess hervorgegangene Höhentiefkomplex mit Zentren
über den Balearen und dem Tyrrhenischen Meer prägt in weiten Teilen Deutschlands
den Wettercharakter zyklonal, wodurch weitere schauerartige Regenfälle und auch
einzelne kurze Gewitter zu erwarten sind.
Bis Samstag verlagert sich dieser Höhentiefkomplex ostwärts in Richtung Adria.
Tendenziell lässt dann die Schauertätigkeit etwas nach und es stellen sich
vermehrt Auflockerungen ein, ohne dass jedoch ein Temperaturanstieg erfolgt.
Antizyklonaler Einfluss macht sich in Form von größeren Auflockerungen und
sonnigen Abschnitten nur im Nordwesten und im äußersten Nordosten Deutschlands
bemerkbar.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich ein weiterer
Trog unter Ausweitung nach Süden über die Britischen Inseln hinweg ostwärts.
Dieser bezieht den über Südosteuropa liegenden Höhentiefkomplex ein, so dass
sich ein aus mehreren Höhentiefs bestehendes System ergibt, das sich über dem
östlichen Mitteleuropa sowie Süd- und Südosteuropa hält. Daher sind vor allem im
Osten und Süden sowie über dem Bergland weitere schauerartige Niederschläge zu
erwarten. Nach einer vorübergehenden Schwächephase regeneriert sich die mit
ihrer Ache nunmehr weiter nördlich liegende Hochbrücke, wobei sich ein
antizyklonales Aktionszentrum westlich der Britischen Inseln herausbildet.
Ausgehend von diesem erstreckt sich ein Keil bis ins Nordmeer. An dessen
Ostflanke gelangt von Norden her wieder kühlere Luft nach Deutschland.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich mit den
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht finden. Beginnend ab Samstag ist die neueste
Modellrechnung deutlich zyklonaler geprägt. Dis zeichnete sich bereits ab der
gestrigen Modellrechnung von 12 UTC ab.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird der dem östlichen
Mittel-, Süd- und Südosteuropa liegende Höhentiefkomplex vom aktuellsten
Modelllauf am deutlichsten herausgearbeitet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Mittwoch stützen die verfügbaren Modelle weitgehend die oben
beschriebene Entwicklung. Ab Donnerstag wird von GFS der antizyklonale Einfluss
etwas mehr betont, wogegen die anderen Modelle durchweg noch auf eine südliche
Strömung am Rande eines über Frankreich hinweg nach Süden austropfenden Troges
setzen. Bis einschließlich Samstag haben alle Modelle über Mitteleuropa eine
östliche Strömung im Programm, wobei das Modell des kanadischen Wetterdienstes
die Hochbrücke mit ihrer Achse etwas weiter südlich, d.h. über die Nordsee und
die polnische Ostseeküste hinweg nach Osten, erwartet.
Größere Unterschiede ergeben sich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum. Im Gegensatz zu EZMW lässt GFS einen weiteren Trog in der
vom Nordatlantik nach Südosteuropa gerichteten Frontalzone über Mitteleuropa
hinweg nach Südosten ablaufen. Das kanadische Modell belässt es bei der mit der
Achse über dem Küstengebiet liegenden Hochbrücke, wobei auch nach diesem Modell
durch einen über Süd- und Südosteuropa liegenden Höhentiefkomplex das
Wettergeschehen leicht zyklonal geprägt ist. Bei allen Modellen ist das
Temperaturniveau ähnlich; frühsommerliche Temperaturen sind nicht in Sicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt bei Betrachtung des EPS-Mittels eher die oben
beschriebene Entwicklung als das hauseigene deterministische Modell. Allerdings
haben mehrere EPS-Member (und nicht nur Einzellösungen) ab dem zweiten
Maiwochenende über Mitteleuropa hinweg nach Südosten erfolgenden Austropfprozess
im Programm. Dies hätte über dem Vorhersagegebiet im 850 hPa-Niveau einen
Temperaturrückgang unter 0 Grad zur Folge, wodurch dann wieder die Gefahr von
nächtlichen Frösten bestehen würde. Der Spread ist über den gesamten
Vorhersagezeitraum hinweg relativ gering. Deutschlandweit werden durchweg
Niederschlagssignale gezeigt, aber Indizien für größere Regenereignisse lassen
sich nicht finden.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim EPS des EZMW. Auch hier ist der Spread
relativ gering. Bis H+240 werden drei Cluster gebildet, wobei das mit 24 Membern
am stärksten besetzte Cluster der Version des deterministischen Laufes folgt.
Die anderen beiden Cluster lassen erneut auf Mitteleuropa einen Trog
übergreifen, der teils direkt auf Deutschland zielt, teils auch weiter westlich
ansetzt. Auch beim EPS deutet sich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ein leichter Temperaturrückgang an, wenngleich im Gegensatz
zum EPS des GFS nur wenige Einzellösungen auf einen Kälteeinbruch setzen. Das
Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt ab Wochenmitte eine Dominanz zyklonaler
lagen mit einem Hoch über Nord- oder Nordosteuropa. Nur wenige Member (4 bis
maximal 8) positionieren die Hochbrücke so weit nach Süden (wie beim kanadischen
Modell), was deutschlandweit eher antizyklonalen Einfluss zur Folge hätte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag entwickeln sich über dem Südwesten und im Süden einzelne Gewitter
mit Starkregen über 15 l/qm innerhalb kurzer Zeit, stürmischen Böen und
kleinerem Hagel. Am späten Abend klingen diese alsbald ab.
Am Mittwoch sind in einem breiten Streifen vom Nordwesten über die Mitte bis zu
den Alpen erneut einzelne Gewitter zu erwarten, die teils in Niederschlag
eingelagert sein können; dabei ist Starkregen über 15 l/qm in kurzer Zeit und im
Süden kleinerer Hagel sind dabei nicht auszuschließen. Die Gewitter schwächen
sich in den Abendstunden rasch ab.
Am Donnerstag und Freitag sind vor allem über dem Bergland noch einzelne kurze
Gewitter (Typ Kaltluftgewitter) möglich, sehr wahrscheinlich jedoch ohne
Starkregen. Ansonsten zeichnen sich keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann