DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-04-2023 08:30
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.04.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM

In weiten Teilen Deutschlands keine markanten Wetterscheinungen.
Am Maifeiertag lediglich im Westen, Südwesten und im Alpenraum einzelne markante
Gewitter möglich.
Am Dienstag im Südosten noch isolierte Gewitter möglich, häufig ohne markante
Begleiterscheinungen.
Im Küstenbereich vor allem an der Nordfriesischen Küste Böen Bft 8 möglich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... ein Höhenkeil über Nordostfrankreich und an der Ostküste
Großbritanniens schwenkt heute langsam nach West- und Südwestdeutschland, wobei
ein Hochdruckgebiet gestützt wird, welches von Nordwestdeutschland nach
Mecklenburg-Vorpommern wandert. Hierbei werden Stratocumulusfelder südlich des
Mains noch etwas nach Süden abgedrängt und teils aufgelöst. Allerdings bilden
sich vor allem im Westen unterhalb einer Absinkinversion in 750 hPa erneut
Quellungen, die an der Inversion breit laufen. Insgesamt gibt es aber vor allem
in der Mitte deutlich mehr Sonne als gestern. Bis auf isolierte Schauer in den
Alpen bleibt es trocken. Durch Absinkprozesse und Einstrahlung kann sich die
Luft in 850 hPa auf Werte zwischen +1 Grad im Nordosten und +5 Grad in Südbaden
erwärmen, was für Höchstwerte zwischen 15 Grad im Norden und 20 Grad im
Südwesten reicht (am Oberrhein bis 21 Grad). Im äußerste Norden und Nordosten
werden nur 11 bis 14 Grad erreicht.
Der Wind spielt nur eine untergeordnete Rolle: An der Ostsee anfangs 5er und 6er
Böen aus West, im Süden mäßig auflebender Nordostwind, in den Hochlagen mit 7er
Böen.

In der Nacht zum Montag weitet sich der über den Britischen Inseln liegende Trog
in Richtung Pyrenäen aus. Hierdurch stellt sich im Westen und Süden Deutschlands
sowie größtenteils auch über der Mitte eine südwestliche bis südliche
Höhenströmung ein. Mit dieser gelangt in den Südwesten wieder feuchtere Luft.
Induziert durch Hebung, die durch schwache positive Vorticityadvektion ausgelöst
wird, kommen in Baden-Württemberg und im Allgäu schauerartige Regenfälle auf.
Ansonsten ist noch der Höhenrücken bzw. dessen östlicher Anteil wetterwirksam.
Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich derweil nach Polen, was die
bodennahe Strömung auf östliche Richtungen drehen lässt. Großräumiges Absinken
in dessen Randbereich lässt im Norden und Osten den Himmel aufklaren, wodurch
sich in den nördlichen und nordöstlichen Landesteilen sowie auch in der
nördlichen Mitte in ungünstigen Lagen erneut leichter Frost oder zumindest Frost
in Bodennähe einstellen kann.

Montag... tropft der über Frankreich liegende Trog zur Cote D´Azur aus, was
südlich der Alpen eine schwache Zyklogenese in Gang setzt. An der Vorderseite
dieses Troges setzt sich dann auch über dem Nordosten Deutschlands eine
südwestliche Strömung durch. Der Resttrog greift mit seiner Vorderseite auf
Deutschland über, in unteren Troposphärenschichten geht dies rascher vonstatten
als in der mittleren und oberen Troposphäre. Demzufolge ist die Hebung dort am
ausgeprägtesten, wo die Luftmasse am stabilsten und am trockensten ist. Dies ist
im Norden und Nordosten Deutschlands der Fall. Hochreichende Konvektion ist in
diesen Gebieten unwahrscheinlich.
Feuchtere und labilere Luft gelangt in den Westen und Süden Deutschlands sowie
in Teile der Mitte. Etwas CAPE wird jedoch nur im Westen und Südwesten und in
den Alpen generiert, so dass sich in diesen Gebieten im Tagesverlauf einzelne
Gewitter entwickeln können. Auch wenn die Auslösetemperatur, die zwischen 14 und
18 Grad liegt, durchaus erreichbar ist, so bedarf es mangels Dynamik
orografischer Unterstützung. Zudem dreht in der unteren Troposphäre die Strömung
zur tagesgangbedingt interessantesten Zeit auf Nordwest, was eine Advektion
kühlerer Luft mit sich bringt. Dies ist für hochreichende Konvektion nicht
gerade förderlich. Sollten sich einzelne Gewitter entwickeln, so ist mangels
Scherung deren Organisationsgrad nur gering ausgeprägt; maximal dürfte es sich
dann um Multizellengewitter handeln. Starkregen ist wegen der geringen
Zuggeschwindigkeit vorstellbar. Sturmböen und / oder Hagel sind eher
unwahrscheinlich.
Es zeichnen sich längere sonnige Abschnitte am ehesten im Randbereich des
ostwärts abziehenden Hochs, d.h. über dem Norden und Nordosten Deutschlands, ab.
Vom Südwesten bis etwa nach Mittelfranken dominiert kompakte Bewölkung.
Gegenüber dem Vortag erfolgt im Norden und Nordosten Deutschlands eine leichte
Erwärmung. Ansonsten ändern sich die Temperaturen nur wenig, wenn auch die
20-Grad-Marke am Oberrhein nicht mehr erreicht wird, sondern am ehesten in
Sachsen oder Südostbrandenburg.

In der Nacht zum Dienstag zieht das Cut-Off-Tief, das aus dem o.g.
Austropfprozess hervorging, ins Tyrrhenische Meer. Das Trogresiduum verlagert
sich in den Nordosten Deutschlands. Vorderseitig kommen noch ein paar Schauer
zustande, für Gewitter reicht es spätestes mit Beginn der zweiten Nachthälfte
dann meist nicht mehr.
Im Bereich des Troges entwickelt sich ein Bodentief, das über Südskandinavien
ostwärts zieht. Seine Kaltfront greift in der 2. Nachthälfte auf
Nordwestdeutschland über sorgt im Norden und Nordwesten für eine
Gradientzunahme. Mit Passage der Kaltfront dieses Tiefs frischt der Wind auf. An
der Küste sind dann vor allem an der Nordsee Windböen Bft 7 zu erwarten, an der
Nordfriesischen Küste kann es auch für stürmische Böen reichen.
Die Kaltfront dieses Tiefs wird von Kaltluftadvektion überlaufen. Als stabile
aktive Front bringt diese nur wenig Niederschlag zustande. Die
Kaltluftadvektion, die weite Teile Deutschlands erfasst, lässt die Konvektion im
Westen und Südwesten Deutschlands alsbald in sich zusammenfallen. Schauerartiger
Regen ist dann noch am Alpenrand zu erwarten, allerdings ist die Schichtung
mittlerweile auch dort zu stabil für Gewitter. Geringe Niederschläge zeichnen
sich ansonsten in den Mittegebirge ab. Gebietsweis bleibt es niederschlagsfrei.


Dienstag... schwenkt der oben erwähnte Höhentrog vom östlichen und südlichen
Teil Deutschlands nach Polen und zu den Ostalpen. Das korrespondierende
Bodentief zieht derweil über Finnland nordostwärts. Dessen Kaltfront überquert
bis Mittag ganz Deutschland südostwärts und rückseitig fließt kühlere Luft mit
850 hPa-Temperaturen zwischen 0 Grad am Main und -5 Grad an der Nordsee (um 18
UTC), im Süden liegt die 850 hPa-Temperatur dann noch bei 1 bis 4 Grad. Bis auf
den Luftmassenwechsel ist die Kaltfront nur wenig wetterinaktiv aber postfrontal
treten noch Schauer auf. Nur im Westen und Nordwesten bleibt es mit Annäherung
der britischen Hochdruckzone und des Höhenkeils knapp westlich davon schon
gebietsweise trocken. In der Südosthälfte bzw. im Osten fallen in der Fläche
meist zwischen 0,5 und 6 mm, in Südostbayern 7 bis 12 mm Regen, in den Alpen
eventuell rund 15 mm. Ein Gewitter kann mittags oder am späten Vormittag ganz im
Südosten nicht ausgeschlossen werden. Im Norden bleibt der Gradient zunächst
kräftig zwischen der Hochdruckzone über Großbritannien und dem kräftigen
finnischen Tief, was für starke und einzelne stürmische Böen an der Küste und
hier vor allem an der Nordfriesischen Küste ausreicht. Auch im Norddeutschen
Tiefland und im Harzumfeld sind einige 7er Böen möglich. Insgesamt steigt im
Tagesverlauf von Westen der Luftdruck an, da sich die Hochdruckzone von den
Britischen Inseln annähert (sie steht in Verbindung mit einem kräftigen Hoch
über Grönland.)

In der neuen Luftmasse sind nördlich des Mains nur 10 bis 14 Grad drin mit den
niedrigsten Werten an der Nordsee, im Süden werden 14 bis 18 Grad erwartet.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich der Höhenkeil über den Britischen
Inseln durch kräftige WLA. Vorderseitig schwenkt in seinem Randbereich ein
flacher Keil zu den Alpen. Die korrespondierende Hochruckzone verlagert sich
nach Deutschland und so klart es recht häufig auf (abgesehen vom Südosten).
Entsprechend sinken die Nachttemperaturen auf 6 bis 0 Grad und vor allem im
nördlichen Mittelgebirgsraum und im südlichen Norddeutschland kann es geringen
Frost geben. Bodenfrost tritt recht verbreitet auf, wenn man vom Südosten
absieht. Anfangs gibt es an der See noch einzelne 7er Böen aus WNW, später
schwächt sich der Wind weiter ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder recht ähnlich.
Kleine Differenzen sind nicht warnrelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden