DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-04-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.04.2023 um 10.30 UTC



Anfangs im südlichen Bergland Gewitter, am Dienstag im Norden Gefahr von
Sturmböen. Ab Wochenmitte Hochdruckeinfluss und erst Freitag im Süden wieder
Gewittergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 05.05.2023


Am Montag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, hat sich über dem
östlichen Atlantik ein kräftiger Keil entwickelt. Auf dessen Vorderseite
erreicht ein Trog Westeuropa. Im Trog kommt es zu einer Abtropfung und das
nördliche Residuum überquert unseren Vorhersageraum im Verlauf der Nacht zum
Dienstag. Vorderseitig des Residuums erreicht uns in der zweiten Tageshälfte die
Okklusion eines flachen Bodentiefs über dem Skagerrak. Das damit
zusammenhängende Regenband erreicht den Norden am Abend, ist allerdings nicht
sonderlich ergiebig. Deutlich effektiver beim Niederschlag ist das abgetropfte
Höhentief, dass sich vom südöstlichen Frankreich in Richtung Korsika und
Sardinien verlagert. Es sorgt auf seiner Nordflanke vor allem über
Süddeutschland und dabei insbesondere am Alpenrand für länger andauernde und
auch ergiebige Regenfälle. Ein Dauerregenereignis steht allerdings nicht auf der
Karte. Vor allem im südöstlichen Bergland muss auch mal mit einem Gewitter
gerechnet werden. Bei Temperaturen von 4 bis 8 Grad im 850 hPa Niveau werden
Höchstwerte von 15 bis 20 Grad erreicht.

Am Dienstag erreicht der Höhenrücken mit seiner Achse die Britischen Inseln.
Vorderseitig verlagert sich ein kleines, aber recht kräftiges Höhentief von der
Norwegischen See nach Nordpolen. Auf seiner Vorderseite erreicht die Kaltfront
eines damit korrespondieren Tiefs über Südschweden den Norden. Rückseitig wird
kühlere Luft mit Temperaturen unter 0 Grad in 850 hPa in den Norden geführt.
Weiterhin nimmt mit der Frontannäherung der Wind im Norden zu und es kann vor
allem an der Küste zu Böen bis Stärke Bft 8 kommen.
Ansonsten passiert die Okklusion unseren Vorhersageraum rasch ostwärts und das
bislang in Süddeutschland wetterbestimmende Höhentief verlagert sich von
Sardinien nach Apulien und somit lassen die Niederschläge auch im Südosten und
an den Alpen weiter nach. Im Rest des Landes sorgt der Höhenrücken über
Westeuropa bei uns für Druckanstieg und somit wird es vor allem im Südwesten im
Tagesverlauf recht freundlich. Aufgrund Wolkenauflösung in der Nacht sinken die
Temperaturen bis auf niedrige einstellige Werte ab und vor allem im Norden und
der Mitte muss mit leichtem Bodenfrost gerechnet werden.

Am Mittwoch und Donnerstag bleibt der Rücken westlich von uns und auf seiner
Nordostflanke laufen in der nordwestlichen Strömung Kurzwellentröge nach
Südosten ab. Aufgrund der Trockenheit der Luftmasse beschränkt sich deren
Wetterwirksamkeit auf den Durchzug von teils kompakter SC-Bewölkung. Diese löst
sich, bedingt durch großräumiges Absinken in Randbereich des über der Nordsee
liegenden Hochs, abends und nachts weitgehend auf, so dass im Norden und Osten
Deutschlands weiterhin Gefahr von leichtem Frost oder zumindest Bodenfrost
besteht. Tagsüber ist es vor allem in der Mitte und im Westen heiter oder
teilweise wolkenlos und trotz der noch recht kühlen Temperaturen in 850 hPa
steigen, vor allem am Donnerstag, im Südwesten die Temperaturen knapp über 20
Grad an.

Am Freitag kommt der sich abschwächende Rücken langsam weiter nach Osten voran.
Dadurch wird etwas mildere Luft in den Süden geführt, sodass zumindest im
Südwesten in 850 hPa auch mal die 10 Grad-Marke überschritten wird. Im Norden
dagegen wirkt noch der Kaltluftkörper des skandinavischen Troges, sodass im
äußersten Norden und Nordosten die T850 nur bei -5 Grad liegt. Im Norden ist es
meist leicht bewölkt und teilweise auch sonnig. im Süden dagegen hält sich etwas
kräftigere Bewölkung und gebietsweise gibt es Schauer und vereinzelt auch
Gewitter.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ab Samstag erfolgt über dem
östlichen Atlantik eine kräftige Austrogung und in der Folge steilt bei uns die
Strömung auf. Somit wird etwas mildere Luft zu uns geführt, die zunehmend unter
Hochdruckeinfluss gerät. Erst zum Montag schwenkt vom Atlantik her ein weiterer
Trog nach Skandinavien, der voraussichtlich nur das Wettergeschehen im Norden
tangiert.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs im Vergleich zu den Vorläufen kann als recht
hoch eingestuft werden. Lediglich der skandinavische Trog, der uns am Freitag im
Nordosten streift, wird vom aktuellen Lauf mit deutlich ausgeprägterem
Kaltluftkörper versehen, als noch von den Vorläufen prognostiziert.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Modellvergleich fällt auf, dass das am Dienstag prognostizierte Höhentief,
dass sich vom Skagerrak über Polen zum Baltikum verlagert von allen Modellen,
abgesehen vom GFS, sehr ähnlich prognostiziert wird. Der skandinavische Trog am
Freitag wird vom IFS am kräftigsten modelliert und zudem greift er auch deutlich
weiter nach Süden aus. Damit wird im Unterschied zu den anderen Modellen auch
unser Vorhersageraum tangiert. Insgesamt gesehen stimmen die Modelle aber recht
gut überein.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen des EZMW-EPS zeigen für den Zeitraum Montag und Dienstag
zwar 6 Cluster. Sie sind aber alle dem klimatologischen Szenario 'Atlantischer
Rücken' zugeordnet und unterscheiden sich in unserem Vorhersagezeitraum nicht
wesentlich. Für Mittwoch bis Freitag werden 3 Cluster gerechnet. Sie
unterscheiden sich neben der Konturierung des westeuropäischen Keils auch bei
der Prognose des skandinavischen Trogs, wobei auffällt, dass der Cluster 2, dem
auch der aktuelle Lauf des IFS zugeordnet ist, den Trog am weitesten nach Süden
vorstoßen lässt. Ansonsten stützen die Clusteranalysen den aktuellen Lauf des
IFS. Für die erweiterte Mittelfrist von Samstag bis Montag wird nur ein Cluster
gerechnet.

Die Meteogramme zeigen bei uns einen recht gleichmäßigen Temperaturverlauf knapp
über 0 Grad. Ab Dienstag nimmt allerdings der Spread deutlich zu.
Niederschlagssignale gibt es am Montag und Dienstag, danach erst wieder ab
Freitag. Allerdings befinden sich die Mengen auf einem recht niedrigen Niveau.
Das Temperaturniveau in den EPSgrammen befindet sich auch nächste Woche noch auf
einem Niveau leicht unter der Modell-klimatologie. Lediglich gegen Ende des
Vorhersagezeitraum in der übernächsten Woche gibt es einen leichten
Temperaturanstieg. Das GWL-EPS von Paul James zeigt dem entsprechend bis Samstag
nächster Woche eine Dominanz der sehr kalten und kalten Luftmassen. Erst danach
geht die Tendenz stärker zu gemäßigten bis warmen Luftmassen.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI gibt keine Signale für markante Wind- oder Niederschlagsereignisse.
Lediglich für Donnerstag wird für den Nordosten und Norden im Vergleich zur
Modellklimatologie zu kühle Witterung signalisiert.

Wind
Mit dem Übergreifen der Kaltfront am Dienstag nimmt der Nordwestwind an Stärke
zu. Dabei kann es vor allem im Küstenbereich der Nordsee, später in der Nacht
zum Mittwoch auch auf der Ostsee zu stürmischen Böen kommen. Die
Wahrscheinlichkeit dafür ist aber nach allen Ensembles eher gering.

Gewitter
Am Dienstag und Freitag gibt vor allem im südöstlichen Bergland eine gewisse
Gewittergefahr.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich