DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-04-2023 07:30
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.04.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TR M Übergang zu NW a

Heute kühles Aprilwetter. An der See in Böen stürmisch. Kommende Nacht
gebietsweise Frost.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... schwenkt ein Langwellentrog, dessen Achse aktuell über der
Westhälfte liegt, über Deutschland ostwärts. Auf dessen Rückseite stellt sich
eine lebhafte nordwestwestliche Höhenströmung ein. Im Bodendruckfeld zieht ein
Tief vom Skagerrak nur langsam weiter nach Südschweden und auf seiner Rückseite
setzt sich feucht kalte Meeresluft polaren Ursprungs bis zu den Alpen durch.

Die Schichtung der Luftmasse ist vor allem über der Mitte und nach Süden hin
instabil bei 500 hPa Werten bis -30°C und 850 hPa Temperaturen, die dank
fortgesetzter Kaltluftadvektion auf 0 bis -5°C sinken. Mit Durchschwenken eines
flachen
Sekundärtroges bilden sich Schauer und kurze Gewitter, die in wasserdampfarmer
Luft keine großen Niederschlagsmengen hinterlassen.
Dabei sinkt die Schneefallgrenze bis zum Abend an den Alpen auf etwas über, in
den Mittelgebirgen etwas unter 1000m, wobei die Niederschläge aber nachlassen
und sich nichts "Großartiges" akkumuliert.

Die Schichtung ist auch im Norden labil, aber nur in begrenztem Maße bis zu
einer Sperrschicht in ca. 800 bis 700 hPa die durch starke KLA hervorgerufen
wird. Es kommt bei reichlich Sc/Cu Bewölkung zu Schauern, aber kaum zu
Gewittern.
An der Südwestflanke des Bodentiefs bleibt der Gradient gut ausgeprägt, da sich
das Tief kaum abschwächt und der nach Südwestdeutschland gerichtete Hochkeil
sich kräftigt. Dazu kommt mit dem Tagesgang bessere turbulente Durchmischung, so
dass der Wind nicht nur an den Küsten, sondern auch in der Norddeutschen
Tiefebene bis ins Harzumfeld warnrelevant wird. Es gibt steife Böen, an den
Küsten von Nord- und Ostsee stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen aus West bis
Nordwest.
Im Südwesten und Süden reicht es lediglich bei Schauern und Gewittern für steife
bis stürmische Böen, eventuell auch auf einigen Gipfeln.
Zwischen den Schauern zeigt sich die Sonne. Mit Höchstwerten zwischen 8 und 12
Grad bleibt es für die Jahreszeit zu kühl, in den Mittelgebirgen werden kaum 5
Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Höhentrog nach Osten ab und wir liegen
insgesamt unter einer westnordwestlichen Strömung, in der ein flacher
Höhenrücken folgt. Der Drehpunkt des Troges bei Südnorwegen und damit auch der
Tiefkern über Südschweden verlagern sich kaum. Es sorgt dafür, dass der
West-Nordwestwind an der See lebhaft bleibt (7-8 Bft), wobei an der Nordsee
tendenziell eine Ab-, an der Ostsee eine Zunahme zu erkennen ist. Im Binnenland
nimmt der Wind mit Ausnahme einiger Hochlagen generell ab und ist nicht mehr
warnwürdig.

Die Schauer lassen tagesgangbedingt nach und die Bewölkung löst sich teilweise
auf. Im Süden geht das nicht ganz so flott und der Niederschlag muss sich
erstmal zu den Alpen zurückziehen, wobei die Schneefallgrenze auf etwas unter
1000m sinkt. In Lagen darüber sind 1 bis 5, vereinzelt an die 10 cm Neuschnee
möglich.
Im Norden muss vor allem an den Küsten mit einzelnen Schauern gerechnet werden.
Ansonsten lockert die Wolkendecke teils stärker auf und die Temperatur geht in
der windschwachen Mitte nicht selten auf 0°C oder etwas darunter zurück. In der
Eifel deutet Mos Werte bis -6°C an. Im Norden hält sich etwas Durchmischung, im
Süden mehr Wolken; Frost in Bodennähe ist aber verbreitet möglich.


Mittwoch... verbleiben wir zwischen dem negativ geneigten Trog, der von
Südnorwegen zum Balkan reicht und einem
sich flach bei den Britischen Inseln aufwölbenden Rücken unter einer weitgehend
indifferenten west-nordwestlichen Höhenströmung. Bodennah steigt der Luftdruck
etwas an, was uns leichten Zwischenhocheinfluss beschert. Genau genommen
schwenkt in der Höhe von Westen her der flache Rückenanteil durch und stützt
eine schwache Hochdruckbrücke, die vom südöstlichen Mitteleuropa über
Deutschland und Schottland bis zum Keil über Island reicht mit Druckwerten knapp
über 1015 hPa.

Der Hochdruckeinfluss sorgt für eine Mischung aus Sonne und Wolken, wobei etwas
Labilität bis 700 hPa hinauf am Rand des Troges im Norden und Nordosten noch für
ein paar leichte Schauer gut ist. Das erhöhte Strahlungsangebot sorgt aber nur
für eine geringe Erwärmung der Luftmasse (0 bis -5°C in 850 hPa), so dass meist
9 bis 13°C auf der Karte stehen. Am Oberrhein sind auch 14 bis 15°C möglich.
An der Küste wird der kräftige westliche Wind nur wenig schwächer, weil das
Tiefdruckgebiet über Schweden nur langsam weicht und sich kaum abschwächt. Bis
in den Nachmittag treten steife, vor allem an der Ostsee exponiert stürmische
Böen auf. Im Binnenland spielt der Wind kaum eine Rolle.

In der Nacht zum Donnerstag liegen wir weiter unter der Hochdruckzone, deren
Schwerpunkt sich langsam ostwärts verlagert. Es bleibt bei geringem Gradienten
und bei längerem Aufklaren muss vor allem im Mittelgebirgsraum und im südlichen
Norddeutschland gebietsweise mit leichtem Frost bis -2°C gerechnet werden. Auch
sonst ist es sehr frisch bei +1 bis +5°C mit Bodenfrost. Im Süden wird durch
einen flachen Trog und etwas WLA Hebung ausgelöst, die Richtung Alpen leichte
Niederschläge bringt, bei allerdings über 1500m steigender Schneefallgrenze.


Donnerstag... flacht der Höhenrücken über Westeuropa ab und kommt nach Osten
voran, er bewirkt über Mitteleuropa eine leicht antizyklonal geformte, fast
schon westliche Strömung. Der Trog im Norden wird abgedrängt und von Westen her
macht sich bei uns verstärkt Warmluftadvektion breit, was Druckfall auslöst und
die Bodenhochdruckzone nach Osten und etwas nach Norden verschiebt. Mit der WLA
hängt auch ein Frontensystem zusammen, das sich im Tagesverlauf über
Nordfrankreich nähert und im Westen und Südwesten dichtere Wolken vorausschickt.
Ganz im Westen können abends die ersten Tropfen fallen, wobei hier in der
Modellwelt einige Unterschiede vorliegen. Im äußersten Norden und Nordosten weht
der Nordwest- bis Westwind an der Nordflanke der Hochdruckzone lebhaft, aber
nicht mehr warnrelevant. Eventuell können sich dort schwache Schauer entwickeln,
am ehesten von der Deutschen Bucht bis Vorpommern oder ins nördliche
Brandenburg.

Zwischen den aufziehenden Wolken von Westen, den im Norden und Südosten scheint
längere Zeit die Sonne.
Niedertroposphärisch macht die Erwärmung vor allem nach Südwesten hin
Fortschritte. Die 850 hPa-Temperatur steigt dort bis zum Abend etwa +5°C, im
Nordosten verharrt sie bei -5°C.
Somit wird es in der Südwesthälfte wieder milder mit 14 und 19°C, während es im
Norden und Osten mit 10 bis 14°C leicht unterkühlt bleibt.

In der Nacht zum Freitag bildet sich über dem Ärmelkanal ein Teiltief, das
Richtung Benelux zieht. Damit verstärkt sich die Hebung von Westen her und es
kommen Regenfälle auf, die sich ostwärts ausbreiten. Die Modellunterschiede
werden größer, ICON fährt eine sehr progressive Variante. Im Norden, Osten hält
sich schwacher Hochdruckeinfluss mit teils klarem Himmel und Bodenfrost sowie
vereinzeltem Frost in 2m Höhe. Im Hochschwarzwald und in den Alpen frischt der
Südwestwind stark auf mit ersten Sturmböen auf einigen Gipfeln.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Großen und Ganzen ähnlich. Ab Donnerstag nehmen die
Unsicherheiten zu, sind zunächst aber wenig relevant. Erst zum Freitag, wenn das
Tief Kurs auf Deutschland nimmt, werden die Unsicherheiten größer.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner