DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-04-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.04.2023 um 10.30 UTC



Zu Wochenbeginn unbeständig und kühl mit Nachtfrost. Ab Wochenmitte zunehmend
Hochdruckeinfluss und Temperaturanstieg. Am Freitag vor allem im Westen und
Südwesten Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.04.2023


Am Dienstag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, überquert
Deutschland ein Langwellentrog, der sich, ausgehend von einem Höhentief über
Skandinavien, bis zu den Alpen erstreckt. Die Achse des Troges überquert bis zum
Abend die Mitte und den Osten Deutschlands, sodass auf dessen Rückseite die
bodennahe Kaltluft bis zu den Alpen vorstoßen kann. Vorderseitig des Troges
erreicht ein Bodentief bis zum Abend das südliche Skandinavien wodurch sich der
Gradient im Norden verschärft und für kräftigen Nordwestwind sorgt, der in Böen
auf den Nordfriesischen Inseln auch Bft 8 erreichen kann.
Ansonsten ist das Wetter am Montag von Schauern geprägt, die in den Hochlagen
der Mittelgebirge auch als Schnee fallen können. An den Alpen kann es aufgrund
des sich einstellenden Hebungsstaus auch längere Zeit regnen, bzw. oberhalb von
800 bis 1000 m schneien, in den Hochlagen durchaus auch bis zu 10 cm. Auch in
den Hochlagen der Mittelgebirge kann es Schneeschauer geben.
Längere freundliche Abschnitte bleiben auf die Küste beschränkt. Aufgrund der
eingeflossenen Kaltfront ist das Temperaturniveau eher auf niedrigem Niveau. Bei
einer T850 von teilweise unter -5 Grad im Norden steigen daher auch die
Höchsttemperaturen nur auf kühle Höchstwerte, teilweise werden noch nicht einmal
10 Grad erreicht. In der Nacht gibt es vor allem in der Südhälfte verbreitet
leichten Frost, im ganzen Vorhersagebereich allerdings Bodenfrost!

Am Mittwoch wird der Langwellentrog weiter in Richtung Nordosten gedrückt, weil
der nachrückende Höhenrücken sich einerseits etwas Richtung Norden verstärkt und
weiterhin auch in Richtung Osten vorankommt. Die Rückenachse erreicht am Abend
Irland. Von daher bleibt bei uns die nordwestliche Höhenströmung erhalten, aber
der Bodendruck steigt an. Am Abend simuliert das IFS eine abgeschlossene
Hochzelle mit einer Kernisobare von 1020 hPa über der Mitte Deutschlands. Das
führt bei uns zu einer Wetterberuhigung und die Sonne ist vor allem im Westen
und Südwesten für längere Zeit zu sehen. An den Alpen lassen die
Stauniederschläge im Tagesverlauf nach. Lediglich im Norden sind aufgrund der
Nähe zum von Südskandinavien in Richtung Nordosten abziehenden Tiefs noch
Schauer zu erwarten. Größere Mengen stehen allerdings nicht auf der Karte. Der
Wind weht im Norden weiterhin frisch aus Nordosten. Dabei kann es in Küstennähe
steife Windböen, anfangs auf den Inseln auch stürmische Böen geben. Der Wind
schwächt sich bis zum Abend aber ab.
Die Temperaturen steigen gegenüber dem Vortag leicht an, müssen aber weiterhin
als kühl bezeichnet werden. In der Nacht gibt es verbreitet Bodenfrost,
vereinzelt auch Luftfrost!

Am Donnerstag schiebt sich der Rücken mit seiner Achse zu den Britischen Inseln.
Korrespondieren dazu weitet sich das Bodenhoch weiter in Richtung Norden und
Osten aus. Somit steigt auch von Westen her wieder die T850 an. Die
5-Grad-Isotherme liegt am Abend über dem Südwesten. Zwar gibt es im Norden und
Nordosten noch Wolken und vereinzelt auch mal einen letzten Schauer, im Rest des
Landes allerdings herrscht Hochdruckeinfluss mit viel Sonne. Die
Tageshöchstwerte steigen langsam an, im Südwesten auch über 15 Grad. Allerdings
muss in der Nacht bei oft klarem Himmel noch mit Bodenfrost gerechnet werden.

Am Freitag erreicht der Rücken unseren Vorhersageraum und westlich von uns sorgt
eine Austrogung über dem mittleren Atlantik für eine weitere Aufwölbung des
Rückens westlich der Britischen Inseln. Dazwischen gibt es eine flache Störung,
die in Form eines Randtrogs um den Rücken herumgeführt wird. Er stützt im
Bodendruckfeld ein flaches Tief, das im Tagesverlauf von Irland nach
Nordwestdeutschland geführt wird. Ein darin eingebettetes Frontensystem erreicht
am Abend den Westen und sorgt mit feuchterer Luft zuerst für mehr Wolken und
nachfolgende mit Schauern und teilweise im Südwesten auch für Gewitter.
Zuvor gibt es hier, wie auch im restlichen Land, reichlich Sonne bei
Höchstwerten im Südwesten bis nahe 20 Grad. Die Nacht bleibt nun frostfrei.

Am Samstag verlagert sich das Bodentief rasch in Richtung Südosten und
nachfolgend sorgt die Annäherung des Rückens für den Aufbau eines
Hochdruckgebiets über der Nordsee und für ansteigenden Luftdruck. Im Süden und
Osten gibt es anfangs noch etwas Regen oder Regenschauer, im Tagesverlauf setzt
sich aber von Norden her rasch Hochdruckeinfluss mit Wolkenauflösung durch. die
Tageshöchstwerte überschreiten im Süden gebietsweise die 20-Grad-Marke und auch
die Nacht bleibt frostfrei.

In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag schwenkt der Rücken in Richtung
unseres Vorhersagebereichs, wird aber rasch abgebaut. Somit ist der Sonntag noch
freundlich bei milden frühlingshaften Temperaturen. Am Montag wird ein Höhentief
von der Biskaya in den Mittelmeerraum geführt. Das sorgt am Montag, dem 1. Mai,
vor allem im Alpenraum und im äußersten Süden für Regen, während im Reste des
Landes noch ruhiges und meist freundliches Frühlingswetter herrscht. Lediglich
der Nordosten kommt zunehmend in die Zirkulation eines Höhentiefs über dem
Baltikum, das feuchtere und kühlere Luft dorthin führt.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Donnerstag stimmt der aktuelle Lauf recht gut mit den Vorläufen überein. Die
Entwicklung am Freitag, mit der schwachen Störung auf der Nordflanke des Rückens
und der kräftigen Neuformierung des Rückens dahinter wird aber erst vom direkten
Vorlauf so gezeichnet. Der aktuelle Lauf verstärkt diese Entwicklung nochmal
deutlich. Dadurch weitet sich der Rücken deutlich weiter nach Norden aus und
stromaufwärts wird der Trog über Skandinavien stärker amplifiziert und stößt
somit weiter nach Süden vor.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich wie beim Konsistenzvergleich gehen die Modelle erst am Freitag etwas
auseinander, wobei hier vor allem das ICON heraussticht. Während sowohl GFS als
auch UK10 dem IFS im Großen und Ganzen folgen, zeigt ICON eine Extralösung.
Hierbei entsteht das Bodentief nicht über den Britischen Inseln, sondern in
einer Tiefdruckrinne weiter südlich und wandert über Süddeutschland und den
Balkan ostwärts. Davon abgesehen sind die Modelle am Samstag dann wieder mehr
oder weniger auf einer Spur.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des IFS zeigen für den Zeitraum 72 bis 96 h und 120 bis 168 h
jeweils nur ein Cluster. Von daher bestätigt dies die Prognosen des aktuellen
Laufs des IFS.

Ganz anders das Bild für den erweiterten Mittelfristraums von 192 bis 240 h.
Hierbei wird der aktuelle Lauf des IFS dem 5. und damit dem kleinsten Cluster
zugeordnet. Das zeigt im Gegensatz zu den anderen eine Lösung die dem
klimatologischen Regime Blocking zugeordnet wird. Außerdem fällt auf, dass die
Auswirkungen eines Höhentiefs über dem Baltikum auf unsere Zirkulation, wie vom
aktuellen IFS-Lauf gezeigt, nur von diesem Cluster gezeichnet wird. Bei allen
anderen 44 Lösungen taucht dieses Szenario nicht auf, kann daher als eher
unwahrscheinlich eingestuft werden. Der Rest der Cluster zeigt im Wesentlichen
eine meist antizyklonal konturierte Lösung.

Die Rauchfahne einer Station aus der Mitte des Landes zeigt einen stetigen
Rückgang der T850 im Kurzfristzeitraum bis zu einem Minimum am Dienstag und
Mittwoch. Danach steigt die Temperatur ab Donnerstag bis Freitag recht kräftig
an, um danach auf einem Niveau knapp über 0 Grad zu verbleiben. Das Geopotential
zeigt nach dem Minimum am Dienstag eine leichten aber stetigen Anstieg bis zum
Samstag. Danach bleibt das Geopotential in etwa auf einem ähnlichen Niveau.

Betrachtet man das Temperaturniveau in 2m Höhe, so fällt auf, dass sowohl die
Tageshöchstwerte als auch die nächtlichen Minima erst am Freitag wieder das
Level des Modellmittels erreichen. Danach sind sie sogar im Median auch leicht
darüber.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index (EFI) zeigt für Dienstag und Mittwoch Signale für
einen bundesweit zu kalten Abschnitt. Weiterhin gibt es Signale für Böen im
Küstenbereich. Ab Freitag gibt es nur noch Signale im Osten Deutschlands für
eine zu kalten Witterungsabschnitt.

Schnee:
Vor allem am Dienstag kann es am Alpenrand zu leichten bis mäßigen Schneefall
kommen. Auch in den Mittelgebirgen sind Schneeschauer oberhalb von 700 m
möglich.

Wind:
Am Dienstag und Mittwoch werden im Küstenberiech stürmische oder Sturmböen aus
Nordwest erwartet.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich