DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-04-2023 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.04.2023 um 10.30 UTC



Zu Wochenbeginn Kaltluftzufuhr aus den Nordpolarmeer. Ab Dienstag wieder
Nachtfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 28.04.2023


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Montag greift ein ausgeprägter
Langwellentrog, der sich vom Nordpolarmeer über die Nordsee bis nach Westeuropa
erstreckt auf Deutschland über. Über Mittel- und Nordeuropa, also auf der
Vorderseite des Troges sorgt ein großräumiger Tiefdruckkomplex (Boden) mit
mehreren Drehzentren für ein unbeständiges und eine teils regnerische Witterung.
Der Tiefdruckkomplex wird von dem Annähern des Langwellentrogs gestärkt, wobei
hohes Potenzial über Nordosteuropa eine rasche Verlagerung der eingelagerten
Fronten nach Osten blockiert. Über dem Skagerrak setzt dabei Zyklogenese ein. Im
Laufe des Tages amplifiziert sich der Trog bis nach Südeuropa, wobei Deutschland
vollständig unter dem Trog liegt.
Auf der Westflanke des Langwellentrog fließen bei einer strammen Nordströmung
kalte Luftmassen, polarem Ursprungs südwärts. Gleichzeitig wölbt sich von
Spanien her ein Rücken Richtung Island auf. Während sich Montag früh die 850 hPa
Temperaturn zwischen 0 und +5 Grad befanden, ist es Dienstag früh nur noch -5
bis 0 Grad. Auch in der Höhe gelangt zunehmend höhenkalte Luft bis -30 Grad in
500 hPa nach Westeuropa.

Am Dienstag gelangt Deutschland, nachdem der Trog langsam nach Osten strebt, nun
gänzlich auf die Rückseite des Troges. Die bodennahe und trockene Kaltluft kann
bis zu den Alpen vorstoßen. An den Alpen kann es abends bzw. in der Nacht zu
Mittwoch durch staubedingte Hebungsprozesse auch längere Zeit regnen bzw.
oberhalb 800 bis 1000 m auch schneien. Innerhalb der höhenkältesten Luft setzt
auch in der recht trockenen Luftmasse schwache Konvektion ein, die nachts wieder
zusammenfällt. Das Tief über dem Skagerrak verlagert sich tagsüber langsam zur
Ostsee, wobei der Druckgradient indessen Achse über Norddeutschland zunimmt. An
den Küsten sind stürmische oder Sturmböen wahrscheinlich und auch im
angrenzenden Binnenland könnten es einige Windböen schaffen. Je nach Verlagerung
des Tiefs gibt es in den Vorläufen oder auch bei der Betrachtung anderer Modelle
leichte Unterschiede in der Simulation des Windfeldes.
Gleichzeitig wird der schmale Höhenkeil über Nordwesteuropa von weiteren
atlantischen Tiefdrucksystemen abgebaut. Der nun zunehmende breite Rücken bleibt
aber über Südwesteuropa bestehen.
In der Nacht zu Mittwoch kann sich die zuvor eingeflossene Luft gut entfalten,
es muss verbreitet mit Bodenfrost und stellenweise auch mit Luftfrost gerechnet
werden.

Am Mittwoch zieht der nun etwas schmaler konturierte Langwellentrog zwar etwas
weiter nach Osteuropa, wird aber von einem hochreichenden Rücken über Russland
blockiert. Deutschland bleibt erstmal auf der Rückseite des Troges. Wobei das
Tief über der Ostsee weiterhin für frischen Wind und schauerartig verstärktem
Regen im Nordosten des Landes sorgen dürfte.
Auch wenn sich an der breite Rücken von Südwesteuropa nach Nordosten ausweiten
kann und sich somit das Geopotenzial über Deutschland erhöht, gelangen an dessen
Nordflanke atlantische Tiefausläufer auf Westeuropa, nachts können diese auch
auf Deutschland übergreifen. Von Südwesten her strömen auch zunehmend etwas
mildere und feuchtere Luftmassen ein. Im Nordosten bleibt es mit 850 hPa
Temperaturen bis -5 Grad aber weiterhin recht kalt. Erneut muss verbreitet mit
Boden-, und lokal auch mit Luftfrost gerechnet werden.

Am Donnerstag und Freitag intensiviert sich ein hochreichendes Tiefdrucksystem
über den Atlantik. An dessen Ostflanke kann der Rücken über Westeuropa weiter
nordwärts streben. Gleichzeitig wird das Tief über der Ostsee nach Norden
abgedrängt und füllt sich dabei langsam auf. Auch die Temperaturen steigen
stetig in 850 hPa an. Freitagabend könnten im äußersten Südwesten schon an die
+10 Grad erreicht werden. Im Nordosten hält sich die Kaltluft am längsten, dort
ist Freitagabend noch die -2 Grad in 850 hPa zu finden. Da jedoch am Freitag ein
weiterer Tiefausläufer an der Nordflanke des Rückens nach Mitteleuropa gelenkt
wird, soll sich das Wetter eher bewölkt und teils regnerisch gestalten. Bei der
etwas sommerlich anmutenden Luftmasse sind evtl. auch Gewitter mit im Spiel.
Nachtfröste sind ab Donnerstag aber kein großes Thema mehr.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt Mitteleuropa zwischen den Stühlen stecken,
der Höhenrücken bleibt westlich von uns, während der Langwellentrog weiterhin
östlich von uns sein "Unfrieden" treibt. Das Wetter bleibt unbeständig und eher
kühl, auch wenn kein Nachtfrost mehr zu befürchten ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS Laufs mit den vorherigen Läufen ist recht gut.
Alle zeigen das Übergreifen einen Langwellentrogs auf Mitteleuropa und die
anschließende deutliche Kaltluftzufuhr aus dem Nordpolarmeer. Unterschiede gibt
es vor allem bei der Tiefentwicklung bei Skagerrak, die ab Montag je nach Lauf
mal mehr oder weniger Auswirkungen bezüglich Wind auf Deutschland hat.
Ab Dienstag ist in den Nächten wieder Nachtfrost ein Thema.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die unterschiedlichen Globalmodelle simulieren im Gro alle ein ähnliches
Szenario. Die genaue Konturierung des Langwellentrogs wird zwar von jedem Model
etwas anders dargestellt. Generell simulieren aber alle den gleichen
Wetterablauf.


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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den Plumes des ECMWFs ist der Trogdurchgang ab Montag und der entsprechende
Temperaturrückgang gut und mit einem relativ kleinem Spread versehen zu
erkennen. Ab Mitte kommende Woche zeigen zwar alle Member ein Potentialanstiegt,
jedoch vergrößern sich dabei auch die Unsicherheiten. Im 850 hPa Temperaturfeld
geht der Spread am Fretiag von -6 bis +12 Grad.
Ein ähnliches Bild liefert auch das Ensemble des GFS.

Die Clusterbetrachtung erübrigt sich, da es bis zum Zeitbereich +240 h jeweils
nur einen Cluster gibt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Frost:
Auch wenn dies kein markantes Ereignis an sich darstellt, sollte aufgrund der
vorgeschrittenen Vegetation auf den Einbruch der Temperaturen Mitte nächster
Woche eingegangen werden. In den Nächten zum Mittwoch und Donnerstag muss
verbreitet mit Boden- und stellenweise mit Luftfrost gerechnet werden.

Schnee:
Mitte nächster Woche könnte es vor allem am Alpenrand zu leichten bis mäßigen
Schneefall kommen.

Wind:
Am Dienstag und Mittwoch werden im Küstenberiech stürmische oder Sturmböen aus
West bis Nordwest erwartet, später auf Südwest drehend.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher