DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-04-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.04.2023 um 10.30 UTC



Unbeständig. Nach vorübergehender Erwärmung am Wochenende, zu Wochenbeginn
erneut deutliche Abkühlung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 25.04.2023


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag haben wir immer noch eine gestörte
Zirkulation (Blocking): Von Grönland über dem Nordmeer bis nach Skandinavien
erstreckt sich in allen Höhenschichten ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet. An der
Südflanke des Hochs hat sich ein Kaltlufttropfen eingeschlichen, der mit der
retrograden Verlagerung von Osteuropa über Deutschland zum Ärmelkanal gezogen
ist. Deutschland kann davon profitieren, denn an der Ostflanke des
Kaltlufttropfens wird deutlich mildere Luft advehiert. Dementsprechend steigen
die 850-hPa-Werte auf 3 bis 10 °C an. Lediglich sorgt die Nähe des
Kaltlufttropfens, zumindest in der Westhälfte des Landes, für wechselhaftes
Wetter mit schauerartigen, teils gewittrigen Regenfällen. Im Osten und Südosten
zeigt sich die Sonne und es bleibt trocken. So liegen die Höchstwerte dort mit
Sonnenunterstützung zwischen 17 und 21 Grad. Im Rest des Landes werden maximal
12 bis 17 Grad erreicht. Der Wind ist spürbar unterwegs und kommt aus Ost bis
Südost. Relevante Böen (7er-Böen) gibt es aber nur an der Nordsee.

Am Samstag kommt es über dem Nordmeer zu einer grundlegenden Änderung. Zwischen
dem Kaltlufttropfen bei den Britischen Inseln und einem Trog bei Spitzbergen
beginnt das Geopotential über dem Nordmeer abzunehmen. Somit kann eine
Verbindung der Systeme als Trog erfolgen. Daraus ergibt sich eine Aufsteilung
der Strömung über Deutschland durch einen Keil, das sich von Italien bis zur
Ostsee erstreckt. So könnte Samstag der wärmste Tag der Woche werden. In
850-hPa-Niveau liegen die Temperaturen zwischen 5 im Norden und 12 °C im Süden.
Am Boden bedeutet es Höchstwerte zwischen 17 und 23 Grad. Der Keil sorgt meist
für freundliches Wetter. Lediglich im Westen und Nordwesten (nähe des Troges)
sind einzelne Schauer und Gewitter wahrscheinlich. Der Wind dreht allgemein auf
südliche Richtungen. Relevante Böen sind nicht zu erwarten.

Am Sonntag schwenkt der Trog (die Verbindung ist erfolgt) nach Deutschland. Am
Boden korrespondiert ein Tief mit seinem Frontensystem, das von der Biskaya zur
Nordsee zieht. Dadurch greifen schauerartige Niederschläge auf Deutschland über,
die abends den Osten erreicht. Dort kann es zuvor mit Sonnenunterstützung
nochmals über 20 Grad warm werden und die Wahrscheinlichkeit für Gewitter ist am
höchsten. Die Gewitter sind mit stürmischen Böen, Starkregen und kleinem Hagel
begleitet. Im Westen gelangt schon die kältere Luft. Dort werden nur Maxima 12
bis 15 Grad erreicht. Der Wind dreht im Westen mehr auf West und frischt auf der
Nordsee und im Bergland teils stürmisch auf.

Am Montag bleibt Deutschland im Einflussbereich des Troges. Dabei gestaltet sich
das Wetter weiterhin wechselhaft. An der Rückseite des Tiefs, das von der
Nordsee nach Schweden zieht, fließt in 850 hPa -4 Grad kalte Luft nach
Norddeutschland ein, die bis Dienstagfrüh auch den Alpenraum erreicht. Mit
gerade 11 bis maximal 17 Grad müssen wir dann zufrieden sein. Nachts droht bei
längerem Aufklaren erneut Frost.

Am Dienstag schwenkt um den Langwellentrog ein Randtrog durch, der am Boden mit
einem Randtief korrespondiert. Das Randtief sollte dann über Süddeutschland
hinwegziehen und für kräftigere Niederschläge und Wind sorgen. Markante
Schwellen für Dauerregen werden aber allenfalls im Schwarzwald und Allgäu
erreicht. Schnee wird an der Nordflanke des Tiefs auch ein Thema sein. Denn sie
kann auch auf unter 600 m sinken. Und die Folgenacht droht dann häufig Frost.

Zusammengefasst kann man sagen, dass das Wetter über den gesamten Zeitraum
unbeständig bleibt. Das Gute daran ist, dass am Wochenende zunächst
frühlingshaft warm wird. Danach ist die Entwicklung unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zu Beginn der Mittelfrist weist der aktuelle IFS-Lauf eine hohe Konsistenz zu
den Vorläufen auf. Schon am Wochenende (Samstag und Sonntag) gibt es erste
kleine Unterschiede. Deutschland bleibt aber immer noch auf der Vorderseite des
Höhentiefs (warme Seite) unter seinem Einfluss. Das Höhentief verbindet sich
dann am Wochenende mit einem Trog über dem Nordmeer. Nach der retrograden
Verlagerung beginnt das ganze System nach Osten zu schwenken und Deutschland
gelangt dann im Einflussbereich eines formierenden Langwellentroges über der
Nordsee bzw. dem Nordmeer.

Zu Wochenbeginn werden die Unterschiede größer, wobei der zyklonale bzw.
unbeständige Wettercharakter bestehen bleibt. Nach einer vorübergehenden
Milderung am Wochenende erfolgt ab Montag eine deutliche Abkühlung. Diese
Entwicklung ist aber noch sehr unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Vergleich mit anderen Modellen ergeben sich erst schon ab Samstag größere
Unterschiede. IFS und GFS simulieren eine deutliche Trogentwicklung westlich von
Deutschland mit Durchzug am Sonntag. ICON lässt der Kaltlufttropfen mit einem
Höhentief über dem Nordatlantik. Daraus ergibt sich eine südliche Westlage. Das
hat auch Auswirkungen auf die Folgetage.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Der Spread der Rauchfahnen des IFS ist bis Sonntag gering, dann fächert er recht
breit auf. Nach einem Aufstieg der Temperatur mit Höhepunkt am Samstagnachmittag
erfolgt ein Temperatursturz, der mit dem Abfall des Geopotentials und der
Zunahme der Niederschlagssignale korrespondiert. Kontrolllauf und Hauptlauf
sowie die meisten Members liegen ab Sonntag am unteren Rand.

Die Clusteranalyse liefert für den ersten Zeitschritt (+72-96h) drei Lösungen,
alle mit blockierender Lage. Die Unterschiede für Deutschland sind gering. Der
Kaltlufttropfen ist in allen Lösungen gut sichtbar und etwa in gleicher
Position. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 2.
Der zweite Zeitschritt (+120-168h) liefert zwei Lösungen, wobei Hauptlauf in
Cluster 2 und der Kontrolllauf in Cluster 1 zu finden sind. Cluster 1 markiert
mehr der Trog mit einem Atlantik- bzw. Grönland-Blocking, während Cluster 2 das
Blocking über dem Atlantik schwächer simuliert.

In der erweiterten Mittelfrist erfolgt dann eher eine Zonalisierung. Für
Deutschland bedeutet weiterhin wechselhaftes Wetter, aber nach einer markanten
Abkühlung zu Wochenbeginn erfolgt wieder eine Milderung am Ende der Woche.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Es ist nicht mit außergewöhnlichen Wettererscheinungen zu rechnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, ICON, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta