DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-04-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.04.2023 um 10.30 UTC



Zeitweise nass, teils auch gewittrig. Dabei zeitweise windig und wieder milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 24.04.2023


Zu Beginn der Mittelfrist (Donnerstag) erstreckt sich von Island bis nach
Finnland ein umfangreiches Hochdruckgebiet. Deutschland befindet sich am Südrand
in östlicher Strömung. Über dem nahen Atlantik sowie über dem Balkan herrscht
tiefer Luftdruck vor. In der östlichen Strömung zieht ein Kaltlufttropfen
westwärts über Deutschland hinweg. Die Temperatur in 850 hPa liegt um -4 Grad.
In höhenkalter Luft entwickeln sich Schauer und auch einzelne Gewitter, da die
Luft nicht sonderlich feucht ist, sind markante Gewitter nur durch stürmische
Böen wahrscheinlich. An den Küsten weht auflandiger Wind, der an exponierten
Abschnitten stürmisch auffrischen kann.

Hinter dem Kaltlufttropfen dehnt sich hoher Luftdruck nach Osteuropa aus, der
von Nordosten her auch Deutschland erreicht. Der tiefere Luftdruck wird nach
Südwesten gedrängt. Die Luft trocknet zusehends ab. An den Alpen baut sich am
Freitag ein Druckgradient zwischen Alpennord- und Alpensüdseite auf, der in
leichtem Südföhn resultiert. Die Temperatur in 850 hPa steigt wieder über 0
Grad. In der Nacht zum Samstag formiert sich aus dem Kaltlufttropfen über
Südengland ein kleinräumiges Tiefdruckgebiet. Ausgehend vom Tiefdruckgebiet über
dem nahen Atlantik zieht ein Randtief über die Biskaya nach Frankreich, wo es
eine weitere Randtiefentwicklung über BeNeLux fördert. Die Strömung über
Mitteleuropa dreht nun zunehmend auf südwestliche Richtung.

Am Samstag liegt über England ein sich verstärkendes Tief, das sich langsam
nordwärts in die Nordsee verlagert und zum steuernden Tief für die Randtiefs
über Frankreich und BeNeLux wird. Diese ziehen ost-nordostwärts und erreichen
die westlichen Landesteile Deutschlands mit auffrischendem Wind und Schauern
oder schauerartigem Regen. Die östlichen Landesteile profitieren noch von
Hochdruckeinfluss, der sich langsam weiter Richtung Südosteuropa verlagert. Auf
der Vorderseite der Tiefs wird milde Luft aus dem Mittelmeerraum zu uns geführt,
was die Temperatur in 850 hPa auf über +8 Grad ansteigen lässt. Am Boden sind so
Werte über 20 Grad wahrscheinlich.

Das Tief über der Nordsee zapft im Verlauf Luft polaren Ursprungs an, die vom
Hoch über Island weit nach Süden geführt wird. Die über die Nordsee erwärmte und
angefeuchtete Kaltluft erreicht am Sonntag auch Deutschland. In 850 hPa sinkt
die Temperatur im Norden und Westen wieder gegen 0 Grad. Auch am Boden wird es
wieder kühler. Zeitgleich schwenkt ein erster Randtrog des sich nach
Südskandinavien verlagernden Tiefs ostwärts über Deutschland hinweg. In der
Folge fällt erneut schauerartiger Regen, teils gibt es auch Gewitter, diesmal
durchaus mit Starkregen. In der Nacht zum Montag breitet sich die kalte Luft
nahezu überall über Deutschland aus.

Am Montag folgt ein weiterer Trog, in welchem sich ein kleines Tiefdruckgebiet
über den Niederlanden bilden kann, das dann ostwärts über den äußersten Norden
der Bundesrepublik zieht. Zum schauerartigen Regen kommt vor allem im Norden
wieder Wind hinzu. Dahinter fließt in 850 hPa -4 Grad kalte Luft über die
Nordsee ein, die bis Dienstagfrüh auch den Alpenraum erreicht. Zeitgleich dehnt
sich über dem Atlantik der Hochdruckeinfluss südwärts aus. Er flutet am Dienstag
Großbritannien und drängt voraussichtlich zur Wochenmitte das Tief über
Südskandinavien ostwärts Richtung Baltikum. Damit erhöht sich auch bei uns
wieder der Luftdruck, wenngleich zunächst noch kalte Luft (-2 Grad in 850 hPa)
über uns liegt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle IFS Lauf weist zunächst eine hohe Konsistenz zu seinen Vorgängern
auf. Ab Samstag ergeben sich jedoch größere Unterschiede. Im neuen Lauf
entwickeln sich mehrere und "kräftigere" Randtiefs über Frankreich und BeNeLux,
die sich ostwärts verlagern und Auswirkungen auf die Niederschlags- und
Windverteilung haben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Vergleich mit anderen Modellen ergeben sich erst ab Sonntag größere
Unterschiede. IFS und GFS simulieren eine deutliche Trogentwicklung westlich von
Deutschland mit Durchzug in der Nacht zum beziehungsweise am Montag. ICON hat
lediglich eine flache Welle in den Aussichten. Das hat auch Auswirkungen auf die
Folgetage.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse liefert für den ersten Zeitschritt (+71-96h) drei Lösungen,
alle mit blockierender Lage. Die Unterschiede für Deutschland sind gering. Der
Kaltlufttropfen ist in allen Lösungen gut sichtbar und etwa in gleicher
Position. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 1.
Der zweite Zeitschritt (+120-168h) liefert ebenfalls drei Lösungen, wobei Haupt-
und Kontrolllauf in Cluster 2 zu finden sind. Lösung eins schwenkt von Blocking
zu NAO- und schließlich NAO+. Cluster zwei schwenkt von Blockung zu atlantischem
Rücken. Lösung drei hat durchgehend atlantischer Rücken zu bieten. Cluster eins
entspricht der ICON Lösung mit flacher Welle und kaum Trog Sonntag/Montag für
Deutschland. Cluster 2 hat einen deutlichen Trog über Westeuropa drin. Cluster
drei hat zwar einen Trog über Westeuropa drin, lässt diesen jedoch nicht nach
Deutschland schwenken.
Die Cluster der erweiterten Mittelfrist setzten fort, was im zweiten Zeitschritt
begann: Cluster 1 (entspricht dem gestrigen IFS 0 UTC Lauf) sieht eher
antizyklonalen Einfluss für Deutschland, Cluster 2 (mit Haupt- und Kontrolllauf)
lässt einen (weiteren) Trog ostwärts durchschwenken und Cluster 3 lässt nun den
Trog von Westeuropa langsam ostwärts über Deutschland ziehen.

Die Rauchfahnen des IFS bilden die Unsicherheit ab Sonntag ab: Bis Samstagmittag
ist der Spread gering, dann fächert er recht breit auf. Einheitlich ist der
Abfall sowohl in Temperatur als auch im Geopotential sowie der Anstieg an
Regenwahrscheinlichkeit ab Sonntag. Wie schon in der Clusteranalyse zu sehen
war, bilden Haupt- und Kontrolllauf nicht den Median ab, sie sind eher am
unteren Ende der Ensembles angesiedelt, wobei der Hauptlauf noch unter dem
Kontrolllauf liegt.

Ein ähnliches Bild liefern auch die Ensembles des GFS. Der Trend ist gleich und
auch hier liegen Haupt- und Kontrolllauf aktuell am unteren Rand.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Es ist nicht mit außergewöhnlichen Wettererscheinungen zu rechnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn