DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-04-2023 17:30
SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.04.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachlassender Dauerregen im Allgäu. Weiterhin leicht unbeständig und häufig
bewölkt, nur im Norden freundlicher. Dabei kühl.
Morgen im Süden isolierte Gewitter,meist aber keine markanten Auswirkungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... In der Nacht zum Montag dehnt sich der von Portugal ausgehende
Höhenkeil weiter zur Norwegischen See aus, so dass sich das Skandinavienhoch
weiter verstärkt und sich sein Einfluss langsam südostwärts ausdehnt. Damit kann
es im Küstenbereich und im Nordwesten teilweise aufklaren. Ansonsten liefert
der sich abschwächende Höhentrog über Süd- und Ostdeutschland noch einen
zyklonalen Einschlag seitens der Höhenströmung. Es halten sich über der Mitte
und dem Süden viele Wolken und leichte Regenfälle, deren Mengen aber langsam
geringer werden.
Stellenweise sind in der feuchten Luft vor allem im Südosten Nebelfelder
möglich; die Luft im Nordwesten trocknet dagegen ab. Die Luft kühlt auf 6 bis 1
Grad ab und im Bergland sowie ganz im Norden ist leichter Bodenfrost möglich, in
Ostbayern vielleicht sogar geringer Luftfrost.

Montag ... streckt sich der oben erwähnt Höhenrücken immer weiter in Richtung
Nordmeer aus mit einem Keil über Mittelskandinavien. Damit verstärkt sich das
Skandinavienhoch noch etwas. Gleichzeitig tropft das umfangreiche Höhentief
endgültig ab und überdeckt weite Teile Mittel- und Südeuropas. Dort sind mehrere
kleine Höhentiefkerne eigenlagert, wobei einer langsam von Nordwestpolen her
nach Nordostdeutschland zieht.

Die Höhenströmung bleibt damit bei uns in weiten Teilen noch zyklonal geprägt,
so dass starke Bewölkung im Osten, im Süden und in der Mitte das Geschehen
prägt. Mitunter muss mit etwas Regen oder einzelnen Schauern gerechnet werden.
Diese ziehen sich allmählich in die Südosthälfte Deutschlands zurück. Da es
durchaus bis in die mittlere Troposphäre labil ist, kann auch ein kurzes
Gewitter nicht ausgeschlossen werden (am ehesten im Schwarzwald und im
Bayerischen Wald). Schnee fällt meist nur noch oberhalb von 1300 bis 1500 m. Die
Niederschlagssummen bleiben meist unter 5 l/qm. Im Nordwesten und hier vor allem
im Nordseeküstenbereich gibt es dagegen recht freundliches Wetter mit einigen
Quellwolken tagsüber und viel Sonne. Einige Aufheiterungen setzen sich im
Tagesverlauf auch langsam Richtung Mitte und Westen durch, wohingegen sich im
Nordosten das Höhentief dann mit mehr Wolken bemerkbar macht. Örtlich gibt es
dann auch dort Schauer.

Der Wind dreht allmählich auf Nordost (der Hochkeil ist nach Nordfrankreich
gerichtet) und frischt tagsüber mäßig auf mit frischen bis starken Böen. Das
Temperaturniveau ändert sich dabei nur wenig. Im Nordwesten werden mit dem
meisten Sonnenschein 14 bis 16°C erreicht, sonst sind es meist nur 9 bis 14 mit
den niedrigsten Werten im Vogtland. In den trüben südlichen und östlichen
Mittelgebirgen bleibt es deutlich kühler.

In der Nacht zum Dienstag bildet sich im Bereich der nördlichen Nordsee und des
südlichen Nordmeeres ein Höhenhochschwerpunkt aus, so dass das Skandinavienhoch
sich auf über 1040 hPa aufblähen kann. Südlich davon dominiert weiterhin der
umfangreiche Höhentiefkomplex. Dabei zieht das kleine Höhentief zur
holländischen Grenze. Niedertroposphärisch setzt sich mit dem schwachen bis
mäßigen Nordostwind wieder etwas kältere Luft durch, so dass in 850 hPa die
Temperatur zumindest vorübergehend auf 0 Grad oder etwas darunter sinkt, im
Nordwesten bis -2°C. Die Regenfälle ziehen sich an die Alpen zurück, wo durch
Stau der leichte Niederschlag bis zum Morgen anhält. Auf der Rückseite des
kleinen Höhentiefs greift Warmluftadvektion auf den Osten und Norden
Deutschlands über, so dass von Polen her wieder dichte Wolken aufziehen und
nachfolgend regnet es bis nach Südniedersachsen und Ostwestfalen. Größere
Wolkenlücken gibt es deswegen vor allem anfangs im Nordwesten sowie im
Küstenbereich.

Die Tiefstwerte liegen landesweit recht einheitlich bei meist 6 bis 2°C, im
oberen Bergland wird es etwas kälter. Bodenfrost gibt es am ehesten im
westlichen Bergland und in Schleswig-Holstein.

Dienstag ... wird die beschriebene Höhenantizyklone immer stärker und das
Skandinavienhoch bleibt nahezu ortsfest liegen. An der Ostflanke des Hochs kommt
es aber über Finnland und Nordwestrussland zu einem Trogvorstoß gen Süden, der
später für uns noch interessant werden wird. In der Zwischenzeit profitieren wir
erst einmal von einem schwachen Keil des Höhenhochs, der sich von Nordosten her
nach Mitteleuropa hereindrückt. Dieser spiegelt sich auch in einem leicht
antizyklonal gekrümmten Bodendruckfeld wider. Leider wirkt sich dies kaum auf
die Bewölkung aus. Die oben erwähnte Warmluftadvektion dauert vielerorts bis zum
Nachmittag an und sorgt für starke Bewölkung und etwas Regen vor allem von der
Lausitz bis zu den zentralen Mittelgebirgen. Auch sonst kann es mal einen
Spritzer Regen geben. Lediglich im äußersten Norden ist es etwas freundlicher
ohne Regen.

Der Gradient ist weiterhin relativ stark, so dass der Wind tagsüber mäßig aus
Nordost kommt, im Bergland und an der Ostsee durchaus auch frisch. Vereinzelt
kann der Wind auch mal den Warnschwellen kratzen, am ehesten kommt eine Warnung
vor steifen Böen wohl für das südwestliche Bergland (leichte Bise) in Frage.

Das Temperaturniveau ändert sich kaum im Vergleich zum Vortag: Meist wird es nur
12 bis 15 Grad kühl (am Rhein vielleicht 16 Grad), an der See und im höheren
Bergland sind es nur rund 10 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch tropft über dem Baltikum ein Höhentief ab (von dem
oben erwähnten Trog) und erreicht schon Polen. In diesem Bereich fällt der Druck
etwas, was bei uns vor allem zur Folge hat, dass im Nordosten der Wind wieder
etwas nach Nord dreht (Annäherung eines Bodentroges von Osten). Mit dieser
Strömung gelangt etwas trockenere und zunehmend kältere Luft in den Norden
Deutschlands, so dass die Wolken allmählich bis zum Nordrand der Mittelgebirge
auflockern. Im Süden und in die Mitte bleibt es dagegen meist bewölkt und es
kann ab und zu geringfügig regnen.

Der Nordostwind bleibt insbesondere im Norden auch nachts spürbar und weht teils
mäßig. Im Süden schwächt er sich dagegen etwas ab. Die Tiefstwerte liegen unter
Wolken meist bei 8 bis 4 Grad, im Norden bei 4 bis 1 Grad mit Bodenfrostgefahr.


Mittwoch ... Das oben erwähnte Höhentief zieht als Kaltlufttropfen von Nordpolen
bis zum späten Abend nach Thüringen (es ist am Boden nicht ausgeprägt). Die
damit in Verbindung stehende Kaltluft in der unteren Troposphäre mit
Temperaturen zwischen -1 und -4 Grad in 850 hPa flutet ganz Deutschland (abends
erst den Südwesten). Rückseitig breitet sich dann in der 2. Tageshälfte im
Nordosten schon wieder Warmluftadvektion aus, die für starke Bewölkung und etwas
Regen sorgt. Die größten Wolkenlücken simulieren die Modelle in
Nordwestdeutschland, während sonst starke Bewölkung überwiegt. Auch im Süden,
vereinzelt auch in der Mitte regnet es etwas.
Insgesamt fallen aber meist nur 0,1 bis 3 l/qm, örtlich bleibt es auch trocken.

Die Labilisierung und ein vorübergehend kräftigerer Gradient sorgen für etwas
stärkere Nordostwinde mit verbreiteten 6er Böen. Vor allem im Norden und im
Bergland sind exponiert steife Windböen möglich (Brocken: Bft 8).
Da die Kaltluft erst Nachmittags und abends im Südwesten ankommt, sind dort 15
bis 17 Grad möglich. Ansonsten ist es mit 11 bis 14 Grad wieder recht kühl.
In der Nacht zum Donnerstag zieht das Höhentief weiter zum südlichen NRW. Damit
greift die WLA weiter nach Westen aus und sorgt für Regenfälle bis zum mittleren
Deutschland und in weiten Teilen Norddeutschlands. Auch im Alpenraum gibt es
Niederschläge. Dabei sinkt die Schneefallgrenze in den Mittelgebirgen auf etwa
600 bis 700 m, in den Alpen auf rund 1000 m. Nennenswerte Neuschneemengen sind
aber außer in Hochlagen der Alpen nicht zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Nordostlage wird auch von den externen Modellen simuliert. Nur beim
Höhentief in der Nacht zum Mittwoch gibt es leichte Unterschiede bei der
Positionierung. Auswirkungen mit Warnrelevanz dürfte dies aber kaum haben.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden