DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-04-2023 08:30
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.04.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Hoch Nordmeer zyklonal (HNz)
Wetter: Nachlassender Dauerregen. Weiterhin vielfach bewölkt und leicht
unbeständig. Im Norden freundlicher. Dabei kühl.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Am heutigen Sonntag... ist die Wetterlage von einem Langwellentrog geprägt, der
sich von Skandinavien bis ins Seegebiet zwischen Italien und Libyen erstreckt.
In diesen ist im Bereich des Tyrrhenischen Meers ein Höhentief eingelagert. Der
Langwellentrog wird von zwei langwelligen Rücken flankiert: Der erste erstreckt
sich über die Britischen Inseln bis ins Nordmeer, der zweite erstreckt sich vom
Schwarzen Meer bis nach Russland. Die beiden Rücken stützen eine umfangreiche
Hochdruckzone, die sich vom nahen Atlantik und der Biskaya über die Nordsee und
Skandinavien bis nach Russland ausdehnt. Tiefer Luftdruck reicht dagegen von
einem Tief über dem Tyrrhenischen Meer bis nach Mitteleuropa hinein. Dort war
gestern noch das Bodentief Rudolf (int. Leon) zu finden, dieses löst sich aber
langsam auf. Zu finden ist noch eine Schliere feuchter Luft mit Regenfällen, die
wir als Okklusion gekennzeichnet haben und die am Westrand des Höhentiefs
allmählich etwas nach Süden gezogen wird. Die dortigen Hebungsprozesse kommen
wohl in erster Linie noch durch leichte PVA zu Stande, zudem sorgt der durchaus
spürbare nördliche Wind für Stau an den südlichen Mittelgebirgen und an den
Alpen.

Die oben erwähnte Schliere mit Regen reicht bogenförmig von Brandenburg bis in
die Mitte Süddeutschlands. In ihrem Bereich regnet es heute unentwegt weiter,
meist aber nur leicht. In Summe sind es meist unter 10 l/qm, an der Schwäbischen
Alb teilweise noch 10 bis 20 l/qm und im Allgäu teils auch über 20 l/qm. In den
genannten Regionen laufen Dauerregenwarnungen (in diesen Gebieten sind in den
letzten 24 Stunden teils 20 bis 30 l/qm gefallen), die aber auf der Schwäbischen
Alb heute Nachmittag, in den Alpen in der Nacht zum Montag zu Ende gehen. In der
nach wie vor kühlen Luftmasse (T850 meist um 0°C) liegt die Schneefallgrenze bei
kräftigem Niederschlag teils nahe 1000 m, steigt aber mit allmählich schwächer
werdendem Niederschlag im Tagesverlauf bis gegen 1300 m an. In den Lagen darüber
kommt es zu kräftiger Neuschneeakkumulation, vor allem im Allgäu können heute
oberhalb von 1500 m durchaus noch einmal über 20 cm zusammenkommen.

Südöstlich des Niederschlagsbandes befindet sich leicht labil geschichtete Luft,
in der es im Tagesverlauf zu einzelnen Schauern kommen kann, auch ein kurzes
Gewitter kann mal mit von der Partie sein. Mangels Scherung kommt es aber nicht
zu guter Organisation und die Gewitter bringen allenfalls mal ein paar steife
Böen oder etwas Graupel. Nordwestlich des Niederschlagsbandes überwiegt ebenso
meist bewölktes Wetter, am ehesten gibt es ganz im Norden des Landes mal ein
paar Sonnenstunden. Der Wind weht - wie schon erwähnt - am Rande der Reste des
Tiefs Rudolf, die östlich unseres Landes liegen und dem westlichen Teil des
Hochs schwach bis mäßig aus nördlicher Richtung. Die Temperaturen erreichen
dabei heute meist nur kühle 9 bis 14°C mit den höchsten Werten im Nordwesten.
Insbesondere vom zentralen Bergland bis zum westlichen Alpengebiet bleibt es bei
Dauerregen deutlich kühler, im Allgäu werden wohl auch in den Tälern kaum 5°C
erreicht.

In der Nacht zum Montag löst sich Rudolf endgültig auf. Damit verschwindet die
zyklonale Delle am Südostrand des Hochs allmählich und wir geraten in eine recht
glatt geostrophische Nordostströmung, was bodennah schwachen Nordwind zur Folge
hat. Die Regenschliere bleibt uns weiter erhalten, die Niederschläge schwächen
sich aber im Nachtverlauf deutlich ab und hören teilweise auch ganz auf.
Trotzdem können am Erzgebirge und im Raum Allgäu-Bodensee noch einmal 5 bis 10
l/qm zusammenkommen. Auch ansonsten kann es im gesamten Süden und der Mitte
Deutschlands überall ein paar Spritzer Regen geben, wirklich flächendeckend
trocken bleibt es nur im Norden. Dort können auch die Wolken mal länger
auflockern.

Dort wird die Nacht - ebenso wie im oberen Bergland - dann mit 4 bis 1°C am
kühlsten und es kann Bodenfrost geben. Sonst sind es meist 7 bis 4°C.

Am Montag... streckt sich der westliche Höhenrücken immer weiter in Richtung
Nordmeer aus und das daraus resultierende Absinken verstärkt in unserer
Hochdruckzone den skandinavischen Teil, so dass zunehmend das Skandinavienhoch
dominant wird. Gleichzeitig tropft das umfangreiche Höhentief endgültig ab und
überdeckt weite Teile Mittel- und Südeuropas. Dort sind mehrere kleine
Höhentiefkerne eigenlagert, wobei einer langsam von Osten her auf
Nordostdeutschland übergreift.

Die Feuchte- und Niederschlagsschliere löst sich im Tagesverlauf allmählich auf
und die feuchte Luft wird immer mehr nach Süden gedrückt. Insgesamt bleibt es in
der gesamten Südosthälfte bei sehr dichten Quellwolken und zeitweise leichten
Schauern, die sich aber infolge der oben beschriebenen Entwicklung bis zum Abend
auf die Regionen südlich des Mains und Sachsen zurückziehen. Da es durchaus bis
in die mittlere Troposphäre labil ist, kann auch ein kurzes Gewitter nicht
ausgeschlossen werden. Schnee fällt meist noch oberhalb von 1200 bis 1500 m. Die
Niederschlagssummen bleiben meist unter 5 l/qm. Im Norden, vor allem rund um die
Nordsee gibt es dagegen recht freundliches Wetter mit einigen Quellwolken
tagsüber und viel Sonne. Dieses freundliche Wetter setzt sich im Tagesverlauf
auch langsam Richtung Mitte und Westen durch, wohingegen sich im Nordosten das
Höhentief dann mit mehr Wolken bemerkbar macht.

Der Wind dreht allmählich Richtung Nordost und frischt tagsüber mäßig auf. Das
Temperaturniveau ändert sich dabei nur wenig. Im Nordwesten werden mit am
meisten Sonne 14 bis 16°C erreicht, sonst sind es meist 10 bis 14°C. In den
trüben südlichen und östlichen Mittelgebirgen bleibt es deutlich kühler.

In der Nacht zum Dienstag bildet sich im Bereich der nördlichen Nordsee und des
südlichen Nordmeeres ein Höhenhochschwerpunkt aus, das Skandinavienhoch, in
bester Position gelegen, bläht sich über 1040 hPa auf. Südlich davon dominiert
weiterhin der riesige Höhentiefkomplex, in welchem kleine Höhentiefs um den
Kreis tanzen. Ausgehend von dem beschriebenen kleinen Höhentief, das in der
Nacht vom Nordosten in den Nordwesten Deutschlands zieht, setzt sich
niedertroposphärisch mit dem auch in der Nacht weiterhin schwach bis mäßig
wehenden Wind von Nordosten wieder etwas kältere Luft durch, so dass in 850 hPa
die Temperatur meist wieder etwas unter 0°C absinkt, im Norden bis -2°C. Die
Regenfälle ziehen sich an die Alpen zurück, wo durch Stau der leichte
Niederschlag bis zum Morgen anhält. Auf der Rückseite des kleinen Höhentiefs
greift Warmluftadvektion auf den Osten Deutschlands über, so dass in der zweiten
Nachthälfte von Polen her wieder dichte Wolken aufziehen und gegen Morgen an
Oder und Neiße leichter Regen einsetzt. Größere Wolkenauflockerungen gibt es
deswegen vor allem in der Nordwesthälfte des Landes.

Die Tiefstwerte liegen landesweit recht einheitlich bei meist 6 bis 2°C, oberen
Bergland wird es etwas kälter. Bodenfrost gibt es am ehesten im westlichen
Bergland und in Schleswig-Holstein.


Am Dienstag... wird die beschriebene Höhenantizyklone immer stärker und das
Skandinavienhoch bleibt dominierend. An der Ostflanke des Hochs kommt es aber
über Finnland und Nordwestrussland zu einem Trogvorstoß gen Süden, der später
für uns noch interessant werden wird. In der Zwischenzeit profitieren wir erst
einmal von einem schwachen Keil des Höhenhochs, der sich von Norden her nach
Mitteleuropa hereindrückt. Dieser spiegelt sich auch in einem leicht
antizyklonal gekrümmten Bodendruckfeld wider. Und was haben wir davon? (Fast)
gar nix! Vielerorts setzt sich das Frühlingsnovembergrau fort. Die oben erwähnte
Warmluftadvektion lenkt vor allem in die Osthälfte des Landes sehr dichte
Bewölkung, aus der es vor allem im Norden und der Mitte leicht regnen kann. Auch
im Süden fällt noch ab und zu Regen aus dem vielfach dichten Grau. Etwas besser
sieht es ganz im Westen aus, wo es trocken bleibt und wenigstens ab und zu die
Sonne zum Vorschein kommt. Wirklich profitieren kann von unserem Hoch nur der
äußerste Norden, wo am Dienstag überwiegend die Sonne scheinen soll.

Der Gradient ist weiterhin relativ stark, so dass der Wind tagsüber mäßig aus
Ost bis Nordost kommt, im Bergland und an der Ostsee durchaus auch frisch.
Vereinzelt kann der Wind auch mal den Warnschwellen kratzen, am ehesten kommt
eine Warnung vor steifen Böen wohl für das südwestliche Bergland (leichte Bise)
in Frage.

Das Temperaturniveau ändert sich kaum im Vergleich zum Vortag: Meist wird es 12
bis 16°C "warm", an der See und im höheren Bergland sind es um 10°C.

In der Nacht zum Mittwoch tropft über dem Baltikum ein Höhentief ab (von dem
oben erwähnten Trog) und erreicht schon Polen. In diesem Bereich fällt der Druck
etwas, was bei uns vor allem zur Folge hat, dass im Nordosten der Wind wieder
etwas nach Nord dreht. Mit dieser Strömung gelangt etwas trockenere und
zunehmend kältere Luft in den Norden Deutschlands, so dass die Wolken allmählich
bis zur nördlichen Mitte auflockern. Im Süden und bis in die Mitte bleibt es
dagegen meist trüb und es kann immer wieder geringfügiger Regen aus den Wolken
fallen.

Der Wind bleibt insbesondere im Norden auch in der Nacht spürbar und weht teils
mäßig. Im Süden schwächt er sich dagegen ab. Die Tiefstwerte liegen unter Wolken
meist bei 8 bis 4°C, im Norden bei 4 bis 1°C mit Bodenfrostgefahr.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bezüglich der genauen Zugbahnen der Höhentiefs bestehen noch Unsicherheiten. Der
kleine Kaltlufttropfen in der Nacht zum Dienstag wird von den externen Modellen
etwas südlicher simuliert. Auch bei dem Höhentief in der Nacht zum Mittwoch gibt
es leichte Unterschiede. Auswirkungen mit Warnrelevanz dürfte dies alles nicht
haben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann