DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-04-2023 08:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.04.2023 um 10.30 UTC



Zunehmender Hochdruckeinfluss mit "Schönheitsfehlern", dabei langsam ansteigende
Temperatur und mehr Sonne, regional aber leicht wechselhaft. Relativ unsichere
Niederschlagsprognose. Keine signifikanten Wettergefahren.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 22.04.2023


Dienstag ... stehen sich in 500 hPa eine Zone tiefen Geopotentials über West-,
Zentral- und Südeuropas einer abgeschlossen Höhenhochzelle über dem Europäischen
Nordmeer und Norwegen gegenüber. Dabei wird ein umfassendes Bodenhoch über
Nordeuropa (über 1040 hPa) gestützt. Dadurch gelangen nach Deutschland mit
nordöstlicher Strömung weiterhin mäßig warme und im Süden auch teils feuchte
Luftmassen. In 850 hPa erreichen die Temperaturen niedrige einstellige Werte.
Getriggert durch schwache Randtröge fällt in den mittleren und südlichen
Regionen leichter Regen, im Norden ist es allgemein trocken. An den Küsten
scheint die Sonne am längsten, sonst muss man sich im Westen mit sonnigen
Abschnitten begnügen, im Süden zeigt sich diese nur zwischendurch. Die
Temperaturen steigen entlang des Rheins bis auf 16 Grad, sonst auf 11 bis 14
Grad. Der Wind ist schwach bis mäßig aus Nordost. In der Nacht zum Mittwoch
ändert sich an dieser Situation nur wenig, die Regenfälle werden aber etwas
schwächer. Die Tiefstwerte liegen zwischen 7 und 3 Grad.

Mittwoch und Donnerstag ... bleibt das Höhenhoch mit Schwerpunkt über dem
Nordmeer stationär, auch das Bodenhoch verändert sich kaum in Lage, Ausdehnung
und Stärke. Für Mitteleuropa wird allerdings ein Kaltlufttropfen (Höhentief)
relevant, der sich in den Frühstunden des Mittwochs im Bereich des Baltikums
löst und anschießend weiter in Richtung Mitteleuropa wandert. Unter leichter
Verstärkung erreicht dieser in der Nacht zum Donnerstag den deutschen
Zentralraum und zieht am Donnerstag tagsüber in Richtung Nordfrankreich, bevor
er sich dort im Laufe der Nacht zum Freitag abschwächt. Die beschriebene Zugbahn
ist aber alles andere als sicher (mehr dazu im Abschnitt "Konsistenz").
Klarerweise hängen an dieser aber die erwarteten Niederschläge, die bei
850-hPa-Werte um 0 bis -2 Grad in den Kammlagen der Mittelgebirge sowie in den
mittleren und höheren Lagen der Alpen als Schnee fallen können. Leichte bis
mäßige, teils schauerartige Regenfälle werden zunächst für die Regionen zwischen
Brandenburg, Hessen und Bayern simuliert - am Donnerstag auch etwas nördlicher.
Darauf verlassen sollte man sich aber noch nicht, denn die folgenden Läufe
werden sehr wahrscheinlich neue Varianten ins Spiel bringen. Direkt an der Küste
sollte es aber wahrscheinlich trocken bleiben, dort scheint auch längere Zeit
die Sonne. Auch sonst nehmen die Sonnenanteile von Tag zu Tag zu und die
Temperaturen steigen langsam an, eventuell wird bereits am Donnerstag am
Mittelrhein die Marke von 20 Grad knapp erreicht. Am schwachen bis mäßigen
Nordostwind wird nicht gerüttelt. Die Nächte sind meist frostfrei mit
einstelligen Werten.

Freitag und Samstag ... ist das Höhenhoch nördlich von Schottland weiterhin
dominant, dabei steigt das Geopotential über Mitteleuropa leicht an. Das
kleinräumige Höhentief verbleibt im Bereich des Ärmelkanals und ändert seine
Position kaum. Dort taucht nun auch im Bodenniveau ein flaches Tief auf und
sorgt im äußersten Westen und Südwesten tagsüber für Schauer, die aber von ICON
nicht gestützt werden. In den Nächten klingen diese meist ab. Die Unsicherheiten
bezüglich des Höhentiefs pausen sich auch auf die Sonnenanteile und die
Tageshöchstwerte durch. Da die Temperatur in 850 hPa ansteigt, könnte am Freitag
da und dort ein "warmer Tag" erreicht werden, am Samstag ist dies regional
wahrscheinlich. Die höchsten Chancen für Sonne bestehen im Norden und Ostteil
des Landes. Für die einstelligen Tiefstwerte in den Nächten und den beständigen
schwachen Nordostwind ergeben sich keine Änderungen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz von IFS ist ab der Wochenmitte als gering zu bezeichnen. Während
die Modellläufe im Bodendruckfeld im Wesentlichen mit "einer Stimme" sprechen,
nähren sich die Unsicherheiten aus den höheren Atmosphärenschichten. Die in den
gestrigen Läufen propagierten Randtröge am Dienstag zeigen sich nun nicht mehr,
dafür wird das ab Mittwoch vom Baltikum nach Mitteleuropa ziehende
Höhentief/Kaltlufttropfen deutlich signifikanter und zeitlich progressiver
gerechnet. Die Zugbahn veränderte sich dabei vom Alpenraum etwas nach Norden.
Besonders die Niederschlagsprognosen müssen daher mit Vorsicht betrachtet
werden. Während das Höhentief im gestrigen 00-Lauf am Freitag über
Mittelitalien, im letzten 12-Lauf über Südfrankreich endete, wird es nun über
der Normandie "zur Ruhe" kommen. Damit würde sich das Höhenhoch am Wochenende
nicht mehr so intensiv nach Mitteleuropa ausweiten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Unsicherheiten bei der Zugbahn des Höhentief wird natürlich auch durch die
anderen Globalmodelle gezeigt. ICON simuliert dies bereits am Mittwochvormittag
über der Mitte Deutschlands (in vergleichbarer Stärke zu IFS), GFS deutlich
schwächer. Während ICON das Höhentief rasch nach Großbritannien abziehen lässt,
simuliert GFS es ähnlich zur IFS über Nordfrankreich. Damit nimmt ICON eine
leichte Außenseiterposition ein. Der möglicherweise aus dem Bodendruckfeld
interpretierten Zuverlässigkeit der Prognose muss die unterschiedliche
Geopotentialsituation entgegengesetzt werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland bestätigen im
Wesentlichen die deterministischen Aussagen. In den Geopotentialkurve zeigt sich
die "Delle" des Höhentiefs am Mittwoch und Donnerstag, wobei der Spread
erheblich ist. Danach steigt dieses im Mittel wieder etwas an, wobei die
Streuung sich aber nicht mehr reduziert. Besonders in den nördlichen und
zentralen Regionen paust sich der Höhentiefeffekt auch auf eine auf bis -3 Grad
zurückgehende T850 hPa durch, im äußersten Süden springt diese nicht mehr so ins
Auge. In der zweiten Wochenhälfte ergibt sich eine etwas kühlere Luftmasse im
Norden als auch im Süden, dies wird aber durch den Höheneffekt am Boden
ausgeglichen. Fazit: Es wird zwar etwas wärmer, regional durchaus auch mit
einigen "warmen Tagen", mehr darf aber auch zu Beginn der dritten Aprildekade
nicht erwartet werden. Beim Niederschlag zeigt sich ein schwaches Rauschen,
höhere Mengen deuten sich nicht an.
+120 ... +168h: Alle vier Cluster zeigen das Strömungsregime "Blocking". Der
Hauptlauf ist dabei in C3, der Kontrollauf in C1. Diese beiden Cluster
unterscheiden sich in Mitteleuropa nur wenig, beide zeigen am Samstag eine
positive Geopotentialanomalie mit Schwerpunkt über der Nordsee (C1) bzw. über
dem östlichen Großbritannien.

+192 ... +240h: Die Verteilung der Strömungsmuster wird nun deutlich diverser.
Haupt- und Kontrolllauf befindet sich in C1 mit 21 Membern. C2 bis C4 werden mit
12 bis 8 Varianten gestützt. C1 ist dabei weiter "Blocking" zugeordnet mit einem
Höhenrücken über West- und Teilen Mitteleuropas. In C2 ist dieser deutlich
flacher ausgeprägt, in C4 mit der Achse nach Großbritannien gerichtet. C3 zeigt
ein abtropfendes Höhentief über der Iberischen Halbinsel.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum deuten sich zum aktuellen Vorhersagestand
keine signifikanten Wettererscheinungen ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det/prob, MosMix
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri