DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-04-2023 07:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.04.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HF z

Am Rand eines Vb Tiefs verbreitet Regen. Im Südosten, Samstag und Sonntag auch
in Staulagen über der Mitte und dem Südwesten markanter Dauerregen. An den Alpen
kräftige Schneefälle, oberhalb von 1000m teils 30 bis 50 cm Neuschnee bis in den
Sonntag.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... thront über Fennoskandien ein blockierendes Hoch, gestützt durch
einen Höhenrücken über Osteuropa. Daran schließt sich ein großer Trog an, der
über die Britischen Inseln und Mitteleuropa bis ins Mittelmeer reicht. In seinem
Südteil kommt er nach Osten voran, wobei er abtropft, nach Norden hin wird er
durch das Hoch blockiert. Der
Resttrog bleibt demnach bei den Britischen Inseln liegen, während das
abgetropfte Höhentief mit Kern Richtung Slowenien und Kroatien weiterzieht. In
der Geopotentialrinne dazwischen, die beide Systeme verbindet und die auch über
dem Westen und Süden Deutschlands verläuft, ist die Schichtung leicht labil,
dynamische Antriebe liegen aber kaum vor.

Von der Nordsee bis in den Südwesten Deutschlands stellt sich demnach tagsüber
wechselnde Bewölkung ein, regional scheint längere Zeit die Sonne. Es baut sich
auch etwas Cape auf, in der recht trockenen Luft bilden sich aber nur einzelne
Schauer und auch Gewitter sind nicht ganz auszuschließen. Etwas Graupel und Böen
Bft 7 sind als Begleiterscheinung möglich.

Der Focus liegt aber auf dem Osten Deutschlands. Das zum Höhentief über dem
Balkan gehörige Bodentief zieht auf Vb Zugbahn von Ungarn nach Böhmen und löst
auch über Ostdeutschland Hebung vor allem durch Warmluftadvektion aus. Von der
Ostsee bis nach Bayern regnet es verbreitet, wobei sich die Niederschläge im
Südosten (Sachsen, SE Bayern) im Tagesverlauf verstärken, während sie über
Bayern von Westen her etwas nachlassen. Gebietsweise fallen 5 bis 10, im Osten
stellenweise bis 15 l/qm Regen. In Lagen oberhalb von 800 bis 1000m schneit es
und an den Alpen kommen gestützt durch Staueffekte 5 bis 15 cm Neuschnee hinzu,
im Bayerischen Wald langt es einigen Hochlagen ebenfalls zu etwas Neuschnee.
Bei starker Bewölkung und Dauerregen sind in der Osthälfte gebietsweise kaum
10°C zu erwarten, steigt sonst die Temperatur mit Sonnenunterstützung auf 12 bis
16°C.

Der Wind kommt an der Westseite des Tiefs bei uns meist aus West bis Nord und
frischt nach Osten hin gradientbedingt etwas auf, aber ohne Warnschwellen zu
reißen. Nur im höheren Bergland kann es die ein oder andere steife bis
stürmische Böe geben.

In der Nacht zum Samstag tropft der über den Britischen Inseln liegende Trog
nochmal ab und schickt ein weiteres Höhentief Richtung Nordfrankreich. Mit dem
über dem südöstlichen Mitteleuropa liegenden Höhentief ergibt sich in der Folge
ein Dipol, dessen Drehzentrum über dem Alpenraum liegt. Dadurch schwenkt das
östliche Höhentief nach Norden und das Bodentief zieht zur deutsch-tschechischen
Grenze. Die teils kräftigen Niederschläge, die nach wie vor im Wesentlichen aus
herumgeholter Warmluft resultieren, weiten sich westwärts, bis in die mittleren
Landesteile aus.

Im östlichen Bergland (Erzgebirge, bayerischer Wald und Ostalpenrand) zeichnet
sich staubedingt eine Intensivierung ab, während sie ansonsten von Polen her
nachlassen. Insbesondere am Alpenrand sinkt die Schneefallgrenze teils auf 600
bis 800 m, mit weiterem kräftigem Schneezuwachs in Lagen über 1000 m, bis 20 cm.
Ansonsten steigt die Schneefallgrenze, durch Einbeziehen von wärmerer Luft von
Osten her auf über 1000m an. Die Regenmengen belaufen sich 12-stündig teils auf
10 bis 20 l/qm im Südosten, akkumuliert über 24h werden in Teilen Sachsens und
Bayerns die 30 l/qm überschritten, was die aktiven Warnungen erklärt und
bestätigt.

Die Gradientzunahme bei der Annäherung des Tiefs hält sich in Grenzen.
Wahrscheinlich reicht es lediglich im höheren Bergland nach Osten hin für einige
stärkere Böen, die noch nicht mal unbedingt warnwürdig sind.

Kompensierendes Absinken über dem Westen und Südwesten, im Übergangsbereich zum
Tief über Nordfrankreich, bewirkt neben dem raschen Abklingen der Schauer
größere Auflockerungen oder Aufklaren. Wo das der Fall ist, kann sich Nebel
bilden und leichter Frost oder zumindest Frost in Bodennähe nicht ausgeschlossen
werden.


Samstag... setzt sich die Rotationsbewegung des Dipol-Höhentiefs fort. Das für
uns relevante Bodentief bleibt wahrscheinlich im Wesentlichen über Böhmen und
beginnt sich dort aufzufüllen. Die in einem Band darum gewickelten Niederschläge
(WLA in Kombination etwas PVA) breiten sich über Deutschland aber weiter nach
Westen und Süden aus. Wahrscheinlich bleibt es nur westlich des Rheins, im
äußersten Südwesten und in Teilen Norddeutschlands meist trocken.

Auch von Osten her gibt es Auflockerungen und trockene Phasen, allerdings wird
hier auch ein Regenband zu finden sein, das die Kaltfront markiert und bis zur
Oder reicht. Die Luftmasse wird dort aber auch leicht instabil und durch den
nachrückenden Trog wird leichte Hebung ausgelöst, die ein paar eingelagerte
Schauer zur Folge haben kann.

Die Niederschläge im östlichen Bergland halten anfangs an, die Schneefallgrenze
steigt noch etwas, bevor die Niederschläge im Tagesverlauf von Osten her
abklingen. Das meiste fällt wohl in einem Bogen von Niederbayern über Franken
bis Sachsen-Anhalt mit 10 bis 20 l/qm in 12 Stunden. Insgesamt scheinen die
Intensitäten etwas auf dem absteigenden Ast zu sein, für einige Staulagen im
zentralen und südwestlichen Bergland sind aber akkumuliert bis in den Sonntag
Dauerregenmengen nicht vom Tisch. Hier besteht aber zunächst noch kein akuter
Handlungsbedarf.
Am Alpenrand schneit es derweil kräftig weiter, dann auch wieder ausbreitend zum
Allgäu. Es schneit teils bis unter 1000m hinab, darüber sind 10 bis 15 cm
Neuschnee möglich.

Die Windlage hält sich mangels Gradienten in Grenzen. Es sind im das Tief herum
einige stärkere Böen möglich, die aber meist um die untersten Warnschwellen
herumlavieren. An der Ostsee einzelne 6-7 Bft aus Nordost, auch im Bergland in
Gipfellagen sind vereinzelt steife Böen möglich und in den Alpen eventuell 7-8
Bft, dort aus Nordwest. Warnungen drängen sich da jeweils nicht auf.

Mit Tageshöchsttemperaturen meist zwischen 8 und 14 Grad bleibt es für die
Jahreszeit zu kühl.

In der Nacht zum Sonntag füllt sich das fast stationäre Tief im Grenzbereich
Sachsen/Böhmen langsam auf. Die in einem Bogen darum verlaufenden Niederschläge
reichen schwerpunktmäßig vom Nordosten bis in den Südwesten Deutschlands. An den
Alpen schneit es weiter, wobei die Schneefallgrenze teilweise bis 700m sinkt und
in einigen Staulagen sind 10 bis 20, vereinzelt auch mehr cm Neuschnee in 12
Stunden möglich. Vor allem nach Südwesten hin sind die Regenfälle intensiver,
hier sind über die Nacht hinweg 10 bis 20 l/qm möglich. Die Staulagen im Westen
werden nach aktueller Lesart der Modelle, im Gegensatz zu gestern, nicht mehr
von den Regenfällen betroffen sein.

Bei größeren Auflockerungen, die sich vom Osten teils bis Bayern ausbreiten
können, kann sich teils dichter Nebel bilden. Die Temperaturen gehen auf 7 bis
2°C zurück, bei längeren Auflockerungen ist im südöstlichen Bergland vereinzelt
leichter Frost nicht ausgeschlossen.


Sonntag... verlagert sich der über Böhmen liegende Trog mit eingelagertem
Höhentief kaum und füllt sich nur zögernd auf. Das Bodentief verschwindet aber
und hinterlässt bei steigendem Bodendruck und auffächerndem Druckgradienten eine
zyklonale Krümmung der Isobaren.

Etwas Hebung wird nach wie vor durch Warmluftadvektion generiert, wodurch in
einem breiten Streifen vom Südwesten bis in den Nordosten Deutschlands hinein
weiterhin zeitweise Niederschläge zu erwarten sind. Insgesamt schwächt sich
aufgrund der nachlassenden dynamischen Antriebe die Niederschlagstätigkeit ab.
Meist reicht es nur für wenige
Millimeter, selbst in Staulagen im Südwesten kommen dann nicht wesentlich mehr
als 10 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden zusammen. Akkumuliert über 24
Stunden deuten aber zumindest einige Modelle (ICON Nest, UKMO) um 30 l/qm im
Südwesten an, was aber von der Probabilistik nur bedingt gestützt wird. Cosmo
Leps zeigt hier nochmal Signale für markanten Dauerregen.

An und in den Alpen steigt die Schneefallgrenze auf 1000 bis 1200 m, oberhalb
davon kommen staubedingt noch einmal 5 bis 15 cm hinzu. Im Allgäu könnte es ja
nach Lage des Niederschlagsbandes auch mehr geben.
Im Südosten wird die Schichtung nahe dem Höhentrog instabiler, da auch hier
Auflockerungen zu erwarten sind, kann sich etwas Cape aufbauen und es sind
einzelne Schauer und Gewitter zumindest nicht ausgeschlossen.

Größtenteils trocken bleibt es an der See sowie im küstennahen Binnenland. In
diesen Gebieten macht sich am ehesten Absinken bemerkbar, das aus einem Hoch
über Fennoskandien resultiert. Von diesem Hoch ausgehend erstreckt sich ein Keil
über die Nordsee hinweg bis in den Ärmelkanal hinein, der sich, gestützt durch
einen ins Nordmeer reichenden Höhenkeil, zusehends kräftigt.
Am Rande dieses Keils wird mit einer bodennahen nördlichen Strömung kühle Luft
advehiert. Daher sind größtenteils nur Temperaturmaxima zwischen 8 und 14°C zu
erwarten. Je nach Einstrahlung sind nur lokal etwas mehr möglich.

In der Nacht zum Montag weitet sich der Hochdruckeinfluss langsam südwärts auf
und im Norden klart es auf. Ansonsten liefert der nach wie vor präsente, aber
abschwächende Höhentrog über Süd- und Ostdeutschland noch einen leicht
zyklonalen Einschlag seitens der Höhenströmung. Es halten sich über der Mitte
und dem Süden viele Wolken und leichte Niederschläge, deren Mengen aber
zusehends geringer werden. Stellenweise sind in der feuchten Luft im Süden
Nebelfelder möglich; die Luft im Norden trocknet mehr und mehr ab. Die Luft
kühlt auf 6 bis 1°C ab und im Bergland sowie ganz im Norden ist leichter
Bodenfrost möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder sehen ähnlich aus, bezüglich der Mengen und Verteilung der
Niederschläge verbleiben Unsicherheiten. Die Schneefallwarnungen an den Alpen
werden bis Sonntag verlängert. Ob Dauerregenwarnungen für den Thüringer Wald,
die Rhön und Schwarzwald oder Alb nötig werden, ist noch unsicher. Kann aber
auch morgen entschieden werden, da der Hauptregen dort erst in der Nacht zum
Sonntag fällt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner