DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-04-2023 07:30
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.04.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HF z

V b artige Entwicklung. Von Osten her Dauerniederschläge. Markanter Dauerregen
vor allem in Staulagen der Gebirge, teils kräftige Schneefälle in den Alpen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegen wir unter der Vorderseite eines Troges, der sich von der
Nordsee über Frankreich ins westliche Mittelmeer ausdehnt. Die Strömung kommt
somit in der Höhe aus südwestlicher, später teilweise südlicher Richtung. Mit
dem Trog und auf der Rückseite der von der Ostsee über Polen in den Ostalpenraum
schleifenden Kaltfront hat sich ein neuer Schwall frischer Meereskaltluft bei
uns durchgesetzt. Diese ist zudem leicht labil geschichtet, aber nicht
sonderlich feucht. -30°C in 500 hPa; ca. 0°C in 850 hPa und PPW um 10 mm.
Geknüpft an einen Bodentrog greifen aktuell schauerartige Regenfälle auf den
Westen über, die sich tagsüber bis in die Mitte ausbreiten, mit dem Tagesgang
aber umwandeln in einzelne Schauer und Gewitter. Dabei kann Graupel auftreten,
und auch Windböen sind möglich, für mehr sollte es nicht reichen. Westlich
davon, aber auch von der Ostsee bis zu den östlichen Mittelgebirgen, bleibt es
dann meist trocken.
Der sich bis ins westliche Mittelmeer ausweitende Trog induziert südlich der
Alpen eine Zyklogenese. Die Hebung, die hauptsächlich aus Warmluftadvektion
resultiert, greift in abgeschwächter Form auf den Alpennordrand über. Sie
bewirkt in Verbindung mit Stau ein Andauern oder nur ein vorübergehendes
Nachlassen der Niederschläge im äußersten Südosten.

Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 800 bis 1000 m, in Lagen darüber sind
exponiert nochmals 5 bis 10 cm Neuschnee tagsüber nicht ausgeschlossen. Die
Aufgleitbewölkung an der Nordflanke des sich über Oberitalien entwickelnden
Tiefs erfasst große Teile der Südosthälfte Deutschlands. Im Nordwesten und
Norden und auch in Teilen der Mitte zeichnen sich bei guter Durchmischung
Auflockerungen ab. In diesen Gebieten werden 10 bis 14°C erreicht, sonst meist 5
bis 10°C.

Darüber hinaus frischt der Wind im Westen und Nordwesten mit dem Tagesgang auf
und erreicht in Böen die Stärke 7, vereinzelt 8 aus meist südwestlicher
Richtung.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Südteil des Troges über Italien zur Adria,
wogegen dessen nördlicher Teil, blockiert vom Höhenrücken über Osteuropa, kaum
weiter vorankommt. Das neu entstandene Tief weitet sich nach Osten aus und
bildet über dem Balkan ein weiteres Drehzentrum. Warmluftadvektion an dessen
Nordwestflanke führt zu Hebung und Niederschlägen, die sich vom Südosten über
die östliche Mitte bis nach Vorpommern ausbreiten können. In den östlichen
Mittelgebirgen gehen diese oberhalb 900 bis 1000 m in Schnee über. An den Alpen
verstärken sich die Schneefälle wieder und durch die Niederschlagabkühlung sinkt
die Schneefallgrenze auf ca. 800 m ab. An den Alpen kommen weitere 10 bis 20 cm
Neuschnee hinzu.
Weiter westlich kommt durch kompensatorisches Absinken im Übergangsbereich zu
weiteren Tiefs über den Britischen Inseln schwacher Hochdruckeinfluss zustande.
Die Luftmasse kommt dort zur Ruhe, teils klart es auf und gebietsweise, vor
allem im Bergland, kann sich leichter Frost oder - etwas häufiger - Bodenfrost
einstellen. Wo es tagsüber die Schauer gab, kann sich Nebel bilden.


Freitag... tropft der Trog endgültig in Richtung Slowenien, Österreich aus. Der
Resttrog bleibt über den Britischen Inseln liegen und in der Geopotentialrinne
dazwischen, die auch über dem Westen und Süden Deutschlands verläuft, kommen
kaum noch dynamische Antriebe zustande. Vielmehr zeichnen sich von der Nordsee
bis in den Südwesten Deutschlands hinein größere Auflockerungen ab. Einzelne
Schauer oder isolierte Gewitter sind dennoch bei leicht labiler Schichtung mit
geringem Cape, aber in recht trockener Luft, nicht ganz auszuschließen.

Der Focus liegt aber auf dem Osten Deutschlands, wo das Bodentief auf Vb Zugbahn
von Ungarn in Richtung Riesengebirge zieht und kräftige Hebung in erster Linie
durch Warmluftadvektion auslöst. Die verbreiteten Niederschläge halten an und
breiten sich über Norddeutschland langsam nach Westen aus. Gebietsweise fallen 5
bis 10, im Osten stellenweise 15 bis 20 l/qm Regen. An den Alpen kommen weitere
5 bis 15 cm Neuschnee hinzu, wobei dort die Schneefallgrenze auf etwa 1000 m
steigt.
Bei starker Bewölkung und Dauerregen sind in der Osthälfte gebietsweise kaum
10°C zu erwarten, steigt sonst die Temperatur mit Sonnenunterstützung auf 10 bis
16°C.

Der Wind kommt an der Westseite des Tiefs meist aus westlichen bis nördlichen
Richtungen und frischt nach Osten hin gradientbedingt etwas auf, meist aber ohne
Warnschwellen zu reißen. Nur im höheren Bergland kann es die ein oder andere
steife bis stürmische Böen geben.

In der Nacht zum Samstag tropft der über den Britischen Inseln liegende Trog
nochmal ab und schickt ein weiteres Höhentief Richtung Westalpen. Mit dem über
dem südöstlichen Mitteleuropa liegenden Höhentief ergibt sich ein Dipol, dessen
Drehzentrum über Süddeutschland liegt. Dadurch verlagert sich auch das Bodentief
nach Südwestpolen, eventuell schon Richtung Lausitz. Die Niederschläge, die aus
herumgeholter Warmluft resultieren, weiten sich bis in die mittleren Regionen
Deutschlands aus. Im östlichen Bergland (Erzgebirge, bayerischer Wald) zeichnet
sich auch staubedingt eine Intensivierung ab, während sie ansonsten über Bayern,
auch am Alpenrand, von Westen her nachlassen.
Teilweise sinkt die Schneefallgrenze auf 600 bis 800 m, oberhalb davon kommen
einige Zentimeter Neuschnee zusammen. Bedingt durch die Annäherung des Tiefs
verschärft sich der Gradient noch etwas, in den Kamm- und Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge und später auch auf den Gipfeln des Harzes kommen
vermehrt Sturmböen Bft 8 bis 9 auf. Auch an der Ostsee sind zumindest exponiert
die ein oder andere steife Böen möglich.

Kompensierendes Absinken über dem Westen und Nordwesten breitet sich zu den
Alpen aus und bewirkt neben dem Abklingen der Niederschläge im Süden auch
größere Auflockerungen oder Aufklaren. Wo das der Fall ist, kann sich Nebel
bilden und
leichter Frost oder zumindest Frost in Bodennähe nicht ausgeschlossen werden.


Samstag... setzt sich die Rotationsbewegung des Dipol-Höhentiefs fort. Das für
uns relevante Bodentief verlagert sich über die Lausitz hinweg in den
Erzgebirgsraum und beginnt sich dort aufzufüllen. Demzufolge weiten sich die
Niederschläge weiter westwärts und dann auch wieder südwärts aus. Wahrscheinlich
bleibt es nur westlich des Rheins und im äußersten Südwesten trocken.
Auflockerungen sind in diesen Gebieten am wahrscheinlichsten. Später am Tag
lassen auch, bedingt durch einsetzende Kaltluftadvektion, im Nordosten die
Niederschläge nach und es gibt Wolkenlücken. Die Luftmasse wird dort aber auch
leicht instabil und durch den nachrückenden Trog wird leichte Hebung ausgelöst,
die ein paar Schauer zur Folge haben kann. Ob es zu vereinzelten Gewittern
reicht ist fraglich, wahrscheinlich eher nicht.

Im Stau des Erzgebirges dauern die Niederschläge zunächst an, wobei die
Schneefallgrenze auf über 1000 m steigt, im Tagesverlauf lassen die
Niederschläge dort aber nach. Im Bayerischen Wald liegt die Schneefallgrenze
niedriger bei unter 1000 m. Auch an den Alpen kommen, u.a. durch Stau wieder
Niederschläge auf. Dort liegt die Schneefallgrenze zunächst bei etwa 1000 bis
1200 m.
An der Westseite des Tiefs ist ein gut organisierter Gradient vorhanden, der in
einem Bogen von Norddeutschland über den Westen bis in den Süden in tiefen Lagen
für starke bis steife Böen sorgt, in den Hochlagen der zentralen und nördlichen
Mittelgebirge und zusätzlich an der Ostseeküste sind auch einzelne stürmische
Böen zu erwarten. Der Tagesgang stützt den Wind zunächst, bevor im Tagesverlauf
mit Abschwächung und Verlagerung des Tiefs, der Wind von Osten her im Erzgebirge
wieder nachlässt.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 und 14 Grad bleibt es für die Jahreszeit
zu kühl.

In der Nacht zum Sonntag schwächt sich das fast stationäre Tief im Grenzbereich
Sachsen/Böhmen langsam weiter ab. Die in einer Spirale darum verlaufenden
Niederschläge reichen vom Norden über den Westen nach Süddeutschland. Sie
klingen von Osten her auch über der Mitte langsam ab. An den Alpen schneit es
weiter, wobei die Schneefallgrenze teilweise bis 700m sinkt und in einigen
Staulagen sind 10 bis 20, vereinzelt auch mehr cm Neuschnee in 12 Stunden
möglich. In den Staulagen im Westen (Bergisches Land, Hochsauerland), vielleicht
auch Richtung Südwesten (ICON, Schwarzwald, Alb) sind markante Dauerregenmengen
nicht ausgeschlossen. Bei größeren Auflockerungen über dem Osten kann sich Nebel
bilden und im Bereich des Tiefs sind einzelne Schauer möglich. Die Temperaturen
gehen auf 7 bis 2°C zurück, bei längeren Auflockerungen ist Bodenfrost nicht
ausgeschlossen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren zwar grundsätzlich ähnlich, bei der aktuellen Lage mit
dem Tief über Mitteleuropa, sind auch kleine Abweichungen manchmal entscheidend,
sodass die Prognose gerade was die Regenmengen oder Schneefallgrenze angeht,
recht unsicher erscheint. In einigen Bergstaulagen sind markante
Dauerregenmengen aber nicht unwahrscheinlich: zunächst Erzgebirge, dann nach
Südwesten und Westen ausbreitend. Auch in den Alpen setzen ab Samstag wieder
markante Schneefälle ein. Nach derzeitigem Stand werden weder für den Regen,
noch für den Schnee Unwetterwarnungen nötig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner