DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-04-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.04.2023 um 10.30 UTC



Am Wochenende kühl und nass. Nächste Woche sonniger.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.04.2023


Am Samstag ist ein großer Höhentrog über Mitteleuropa nach Südosten abgetropft.
Der Resttrog über der Nordsee schwächt sich, während das neue Höhentief über dem
Alpenraum und Südosteuropa den Wetterablauf in Deutschland mit Zufuhr feucht
kühler Luftmassen und teils kräftigen Hebungsgebieten und entsprechenden
Niederschlägen beeinflusst. Dabei zieht ein Tief von Polen in den östlichen
Mittelgebirgsraum Deutschlands, ein weiteres streift, über Frankreich zu den
Westalpen ziehend, den Südwesten. Gleichzeitig stützen Höhenrücken über West-
und Nordeuropa eine Hochdruckzone, die sich in der Folge wieder kräftigt.
Am Sonntag verstärkt sich die Hochdruckzone vor allem über Westeuropa, wobei der
Schwerpunkt über Skandinavien erhalten bleibt mit fast 1030 hPa. Die
Strömungsverhältnisse über Mitteleuropa sind nach wie vor zyklonal geprägt, da
das Höhentief den nächsten Trog von Polen her nach Deutschland schickt. Dieser
wird aber vor allem die Südosthälfte betreffen, da sich im Westen und Norden
zusehends die Hochdruckzone mit leichtem Absinken auswirkt. Die Intensität der
Regenfälle lässt von Norden her langsam nach. In einigen Hochlagen oberhalb von
1000m kann es kräftig schneien, was vor allem in den Alpen interessant werden
kann, da schon die Vortage dort einiges an Schnee hinterlassen haben.
Am Montag bildet sich im Höhenrücken über Westeuropa ein abgeschlossenes Hoch,
das sich über die Nordsee nach Osten schiebt. Damit kräftigt sich die
Hochdruckzone über Skandinavien erheblich, der Druck dort steigt über 1035 hPa.
Das Höhentief über dem Mittelmeer und dem Balkan zieht sich zurück, streift aber
mit Randtrögen, die an seiner Nordflanke südwestwärts gesteuert werden, weiter
den Südosten und Süden unseres Landes. Während dort ein leicht unbeständiger
Einschlag erhalten bleibt, setzt sich sonst eine trockene östliche Strömung,
Absinken und vielfach sonnenscheinreiches Wetter durch. Die Festlandluft ist
aber mit ca. 0°C in 850 hPa nicht gerade warm, entsprechend dürftig fällt die
"Erwärmung" aus.
Am Dienstag kräftigt sich das blockierende Hochdruckgebiet über Südskandinavien
weiter und dehnt seinen Einfluss nach Süden aus. Wir gelangen damit unter eine
trockene, nicht sonderlich milde östliche Strömung. Allerdings bringt die
anhaltende Einstrahlung dann doch eine langsame Erwärmung auf fast 20°C im
Westen und Südwesten. Die Nächte werden aber frisch und die Bodenfrostgefahr ist
nicht gebannt.
Am Mittwoch geht die Blockinglage weiter. Dem Hochdruckgebiet im Norden steht
weiter tiefer Druck, nebst Höhentief, über Südeuropa gegenüber. Der
Hochschwerpunkt wird leicht retrograd mit Trend zur Nordsee, bzw. Richtung
Nordmeer. An der östlichen Strömung und der trockenen Luft bei uns ändert sich
kaum etwas. Der Süden liegt in der Peripherie des Höhentiefs, wo Randtröge
einige Duftmarken mit mehr Wolken und leichter Niederschlagsneigung setzen
können. Ansonsten scheint die Sonne und milde Temperaturen tagsüber werden von
kühlen Nächten begleitet.
In der erweiterten Mittelfrist dauert die Randlage zum Hochdruckgebiet über
Nordeuropa an. Angesichts der einigermaßen kühlen östlichen Strömung wird es mit
wirklich warmem Frühlingswetter wohl erstmal nichts.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist recht gut. Der grobe Fahrplan von
kühl und wechselhaft hin zu "high over low" mit viel Sonnenschein und kühlen
Nächten steht. Details bleiben unsicher. Zunächst vor allem hinsichtlich
Intensität und Verteilung der Niederschläge. Hier sind bis zum Wochenende
warnrelevante Regen- und Schneefälle im Portfolio. Danach verbleiben leichtere
Unsicherheiten, ob sich der Hochdruckeinfluss auch im Süden wirklich nachhaltig
durchsetzen kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Das für die Konsistenz geschriebene trifft auch für den Modellvergleich zu.
Echte Alternativen sind in den anderen einschlägigen Globalmodellen nicht zu
finden. Am Wochenende sind vor allem im Süden und im östlichen Mittelgebirgsraum
Hinweise auf größere Niederschlagsmengen zu finden, die Warnungen nötig machen
würden. Angesichts der kühlen Luftmasse und Temperaturen in 850 hPa um 0°C wären
das in Lagen oberhalb von ca. 1000m auch Schneefälle.
Danach geht der Trend zu antizyklonalem Wetter, auch wenn Timing und Ausmaß der
Umstellung leicht abweichend simuliert werden. GFS z.B. hat ein niedrigeres
Temperaturniveau im Programm und einen stärkeren Einfluss des Höhentiefs über
Südeuropa auf unser Wetter.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die oben
beschriebene Entwicklung. Bei eng gebündeltem Verlauf steigen die Temperaturen
850 hPa langsam und das Geopotential 500 hPa mittelfristig stärker an. Die
Kurven von Haupt- und Kontrolllauf folgen gut dem Median der Ensembles. Nach
einem Maximum am Wochenende klingen die Niederschlagssignale in der nächsten
Woche ab.
Die Clusterung hat bis in die erweiterte Mittelfrist ausnahmslos Blockingmuster
zu bieten. Im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h wird nur ein Cluster gebildet.
Entsprechend sicher ist aus dieser Warte die Prognose. In der erweiterten
Mittelfrist deuten die 4 Cluster eine retrograde Verlagerung des
Hochschwerpunktes an, was für eine Fortdauer des zumindest relativ kühlen bis
normal temperierten Wetters spricht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Wochenende sind gebietsweise, teils kräftige Niederschläge zu erwarten, wobei
im Südosten Warnschwellen vor Dauerregen vor allem am Samstag und in der Nacht
zum Sonntag gerissen werden können. EFI hat Hinweise auf ein vom
klimatologischen Mittel abweichendes Niederschlagsereignis parat.
In den deterministischen Modellen sind jeweils unterschiedlich positioniert
ebenfalls entsprechende Hinweise vorhanden. Die Probabilistik springt darauf nur
sehr zurückhaltend an, die Signale hier sind nur gering. Die Hinweise auf
kräftige Schneefälle an den Alpen sind deutlich stärker ausgeprägt, hier darf
davon ausgegangen werden, dass die entsprechenden Warnungen nötig werden,
mindestens im markanten Bereich. Der akkumulierte Schneeanteil im ICON liegt
teilweise bei 50 bis 100 mm, auch wenn sich das natürlich nicht komplett in der
Änderung der Schneedecke niederschlägt, darf von einem ordentlichen Zuwachs
ausgegangen werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner