DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-04-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.04.2023 um 10.30 UTC



Wechselhaft und kühl. Zum Ende Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 17.04.2023


Am Donnerstag liegt eine blockierende Antizyklone über dem Weißen Meer und
Karelien. Etwas weit weg, um bei uns direkt ins Wettergeschehen einzugreifen.
Das passiert aber insofern, als ein über Österreich und Polen liegender
Tiefausläufer am Vordringen nach Osten gehindert wird und dort längeren Regen
auslöst. Für uns relevant wird ein Trog über Westeuropa, der sich zu uns
ausdehnt und mit höhenkalter Luft kühles und teilweise windiges Aprilwetter
bringt. Der Südosten wird von den Aufgleitprozeßen an der Nordflanke eines
Oberitalientiefs beeinflusst. In der Nacht zum Freitag ist bei Aufklaren im
Bergland leichter Frost, sonst Frost in Bodennähe möglich.
Am Freitag tropft der Trog nach Südosten ab und das Höhentief schwenkt über die
Adria zum Balkan, wo eine Zyklogenese einsetzt. Inwieweit der äußerste Südosten
schon davon erfasst wird, ist unsicher. Ansonsten kommt es unter dem Resttrog
vor allem nach Norden und Westen hin zu Schauern, sonst sind kompensatorisch
längere Aufheiterungen drin. In kühler Meeresluft polaren Ursprungs ändern sich
die Temperaturen kaum; mehr als 9 bis 14°C sind meist nicht zu erwarten.
Am Samstag schwächt sich der Trog in seinem Nordwestteil ab, während sich über
dem Mittelmeer und dem Balkan eine Höhentiefkomplex etabliert. Dabei wird das
Tief über dem Balkan nach Nordwesten gesteuert und erfasst mit Warmluftadvektion
und länger anhaltenden Regenfällen die Osthälfte Deutschlands. Dann wäre wohl
zumindest in Staulagen am Erzgebirge und Alpenrand auch Dauerregen möglich. In
Lagen oberhalb von 800 bis 1000m wären auch kräftige Schneefälle nicht
ausgeschlossen. Randtröge können im Südwesten Schauer auslösen. Das Hoch über
Nordeuropa kräftigt sich derweil wieder und sorgt vor allem im Nordwesten für
antizyklonalen Einfluss. Bei Werten in 850 hPa um 0°C macht die Temperatur keine
großen Sprünge. Es bleibt kühl und Maximalwerte um 15°C die Ausnahme.
Am Sonntag wird der Osten und Süden wahrscheinlich weiter von dem
Höhentrogkomplex und dem Tief über Süd- und Südosteuropa beeinflusst. Dessen
Lage und Aussehen werden unsicher und entsprechend verhält es sich mit der
Entwicklung im Detail bei uns. Im Norden und Westen macht sich die blockierende
Hochdruckzone über Skandinavien bemerkbar, die sich gestützt durch einen Keil
nach Westeuropa ausdehnt. Der Zustrom kühler Luft aus Nordosten nach Deutschland
hält an. Die kräftige Einstrahlung bringt tagsüber einen leichten
Temperaturanstieg, die Nächte sind kalt mit Bodenfrostgefahr.
Am Montag der nächsten Woche kräftigt sich der Höhenkeil über Westeuropa weiter,
was auch ins Bodendruckfeld durchschlägt. Vom Schwerpunkt des Hochs über NW
Russland reicht ein Keil bis West- und Mitteleuropa. Der Osten und Südosten wird
noch von Randtrögen des Höhentiefs über dem Mittelmeer und SE Europa gestreift,
sonst dehnt sich Hochdruckeinfluss aus. Die kühle Nordostströmung setzt sich
fort, weil die Luft aber trockener wird, kann sich die Luft tagsüber etwas
erwärmen.
In der erweiterten Mittelfrist liegen wir im Zustrom trocken kühler Luft an der
Südflanke eines blockierenden Hochs.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


In groben Zügen hatten die Vorläufe des europäischen Modells ähnliche Lösungen.
Die Vb ähnliche Entwicklung am Freitag und Samstag ist aber neu. Der gestrige
00z Lauf lies in diesem Zeitraum noch ein Tief von Westen nach Deutschland
ziehen. Zum Ende deutete dieser Lauf auch noch die Zufuhr deutlich wärmerer Luft
von Südwesten her an, während die letzten beiden Läufe auf eine kühlere Ostlage
umgeschwenkt sind. Bei genauerem Hinsehen werden als große Fragezeichen
sichtbar.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle folgen im Wesentlichen dem geschilderten Ablauf.
Bis zum Wochenende haben wir zwar in gewisser Weise eine Blockierungslage, aber
mit weit entferntem Hochschwerpunkt und zyklonalem Anstrich durch den Höhentrog
und Bodentiefs bei uns. Danach verstärkt sich nach Lesart der meisten Modelle
bei uns der Hochdruckeinfluss. Dank kühler Luft bleiben die Temperaturen noch
sehr gedämpft. Die Details müssen freilich abgewartet werden. Lage und
Intensität der Regenfälle sind unsicher, auch in Bezug auf eventuellen
Dauerregen im Osten. __________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte stützen die Aussagen des
Hauptlaufs. Die Kurven verlaufen eng beieinander und fächern erst zum Ende
stärker auf, wobei dann der Hauptlauf eine kühlere Lösung darstellt. Durch
stetig steigendes Geopotential und abklingende Niederschläge ist der Trend zur
Wetterberuhigung zum Ende eindeutig. Warmes Frühlingswetter ist aber zunächst
nicht in Sicht, die 850er Werte sind auch zum Ende der Mittelfrist nicht weit
von der 0°C Marke entfernt. Es bleibt also insgesamt recht kühl.
Im ersten Zeitschritt bis +96h gibt es nur einen Cluster mit dem Trog von Westen
her und dessen Abtropfen zum Freitag. Bis +168h werden 2 Cluster gebildet, die
sich eigentlich auch nicht viel unterscheiden. Sie zeigen leicht varierendem
Tempo das Erstarken des Höhenrückens über West- und Nordeuropa. In der
erweiterten Mittelfrist stehen die Zeichen auf eine Blockierungslage, stark
antizyklonal geprägt über Deutschland. Das Temperaturniveau dürfte langsam nach
oben gehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die ersten Tage der Mittelfrist sind geprägt durch Aprilwetter, teils wird es
windig mit einer geringen Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen und kurze
Gewitter. Das spielt sich in der Probabilistik kaum wider.
Zum Wochenende deutet sich in einigen Lösungen eine Vb ähnliche Entwicklung an,
die im Osten und Süden Dauerniederschlag auslösen kann. Eventuelle ergiebigere
Regen- oder Schneefälle sind aber noch sehr unsicher.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner