DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-04-2023 17:01
SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.04.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang von HFa (Hoch Fennoskandien antizyklonal) zu Ww (Winkelwest).

Zunächst Hochdruckeinfluss, ab Montagabend Wetterwechsel hin zu windigem und
unbeständigem Wetter, auch mit Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Einflussbereich eines Hochs mit Schwerpunkt
über Skandinavien. Dieses wird von einem Rücken gestützt, der sich von der
Iberischen Halbinsel bis nach Mitteleuropa erstreckt. Die flache Quellbewölkung
bzw. die Hochnebelfelder im Nordosten lösen sich abends bzw. in der Nacht
weitgehend auf. Auch die vereinzelten Schauer im Südosten des Landes aufgrund
der Nähe eines Höhentiefs über der Adria klingen ab.

In der Nacht zum Ostermontag wird unser Wetter noch von dem Höhenrücken geprägt.
Bodennah verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs etwas nach Osten. Somit
verläuft die Nacht sehr ruhig. Im Osten und Südosten tritt leichter Frost auf
und in der feuchteren Grundschicht kann sich dort stellenweise Nebel bilden.
Jedoch muss sich unsere Aufmerksamkeit in den Westen des Kontinents bzw. in den
Nordatlantik richten. Denn dort tobt ein ausgeprägtes Tief. Dessen Ausläufer
erreichen samt Trog die Britischen Inseln und die ersten hohen Wolkenfelder
greifen schon auf den Westen des Landes über.

Montag ... beginnt der Tag vor allem im Osten und Süden nach Nebelauflösung
freundlich. Auf der Vorderseite des westeuropäischen Troges bzw. des
okkludierenden Frontensystems setzt WLA ein. Nach kalter Nacht steigen die
Temperaturen dadurch und mit dem auffrischenden Südost- bis Südwind auf Werte
zwischen 13 und 18 Grad bzw. bis 20 Grad entlang des Rheins an. Jedoch werden
mit der Annährung des Troges bzw. des okkludierenden Frontensystem die
Hebungsvorgänge immer stärker und von Westen werden die Wolken dichter und ab
den Abendstunden beginnt es im Westen und Nordwesten zu regnen. Mit weiterem
Druckfall von der Nordsee her nimmt der Gradient weiter zu, womit in der
gesamten Nordwesthälfte der Wind auffrischt. Für Windwarnungen dürfte es noch
nicht ganz reichen, allenfalls über der Nordsee (auf Helgoland) oder in den
Kammlagen des Rothaargebirges und im Lee der Eifel könnte es zum Abend hin
steife Böen (7 Bft) geben. Der Brocken reagiert mit den ersten 8er-Böen schon in
den Nachmittagsstunden.

Anders sieht es in der Nacht zum Dienstag aus. Der Trog schwenkt rasch nach
Deutschland und die kräftige Frontalzone mit dem Jetstream in der Höhe stößt bis
Süddeutschland vor. Somit stellt sich die Wetterlage komplett um. Die Okklusion
kommt mit ihren Regenfällen (unter jeglichen Warnschwellen) ostwärts voran und
erreicht in den Morgenstunden des Dienstags den Osten und Südosten des Landes.
Frost ist dann kein Thema mehr, aber andere Warnungen sind dann aktiv. Mit der
durchschwenkenden Okklusion frischt der Wind auf und dreht von Süd auf West. Im
Tiefland dürften steife Windböen (7 Bft) eher die Ausnahme sein und wenn
überhaupt im Westen und Nordwesten. Im Bergland muss dann aber allgemein mit
stürmischen Böen (8 Bft) gerechnet werden. Da auch der Höhenwind ordentlich
zulegt, treten auf exponierten Bergen wie dem Brocken, Feldberg (Schwarzwald)
und den Alpengipfeln Sturmböen oder schwere Sturmböen (10 Bft) auf.

Rückseitig der Okklusion fließt eine erwärmte Meeresluftmasse ein. In der Höhe
gelangt dagegen gegen Morgen Kaltluft über den Nordwesten mit schon -30°C in 500
hPa. Die Labilität nimmt dort dadurch zu und es könnte für einzelne Gewitter
reichen, die mit steifen bis stürmischen Böen (7 bis 8 Bft) einhergehen.

Dienstag ... liegen der Norden und die Mitte Deutschlands zunächst im
Trogbereich, wobei der Hauptteil nach Osten durchschwenkt. Mit der noch
vorhandenen Höhenkaltluft treten einige Schauer und vereinzelte Gewitter auf und
auch der Gradient ist mit der Ausnahme des äußersten Nordosten stark ausgeprägt,
so dass vor allem von einem breiten Streifen von Niedersachsen bis nach Sachsen
steife bis stürmische Böen (7 bis 8 Bft) erwartet werden. Im Bergland bleibt es
auch weiterhin stürmisch mit 9er- bis 10er-Böen.

Im Tagesverlauf macht sich von Westen ein Höhenrücken bemerkbar und auch am
Boden weitet sich ein Hochkeil nach Südwestdeutschland aus. NVA und KLA lassen
die Schauer von Südwesten abklingen und die Sonne setzt sich häufiger durch. Am
Abend fächert auch der Gradient auf und der Wind flaut ab.

Die Wetterberuhigung ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn in der Nacht zum
Mittwoch schwenkt der Rücken sowie der Bodenkeil über Deutschland hinweg und im
Westen taucht der nächste Trog mit dem Frontensystem eines Tiefs bei Schottland
auf. Der Rücken wird weit im Voraus von WLA überlaufen, so dass schon eingangs
der Nacht die Bewölkung der Warmfront auf die Westhälfte des Landes mit leichten
Niederschlägen übergreift. Der Wind frischt nach kurzer Pause in der Westhälfte
erneut auf und dreht auf Süd bis Südost. Erste steife Böen (7 Bft) sind im Lee
der Eifel und des Sauerlandes sowie an der Nordseeküste möglich. Auf dem
Brocken, Feldberg (Schwarzwald) sowie auf der freien Nordsee treten stürmische
bzw. Sturmböen (8 bis 9 Bft) auf. Frost dürfte kein Thema sein, wenn überhaupt
im Osten und Südosten, wo es länger klar bleibt.

Mittwoch ... liegt Deutschland im Einflussbereich des Troges, der sich von den
Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel erstreckt. Das vorgelagerte
Frontensystem, das einen geöffneten Warmsektor aufweist, erfasst mit zeitweisen
Niederschlägen dann ganz Deutschland. Innerhalb 12 Stunden kommen in Staulagen
und in Nordseenähe bis 15 mm Niederschlag zusammen. Warnwürdige Mengen sind aber
eher unwahrscheinlich. Mit dem Übergreifen der Kaltfront sind von Westen und
Südwesten her einzelne Gewitter, die mit Böen bis Sturmstärke einhergehen
können, nicht auszuschließen. Zu erwähnen ist noch der Wind, denn dieser ist im
Westen und Nordwesten sowie an der Nordsee stark unterwegs mit einzelnen steifen
Böen (7 Bft) aus Süd bis Südwest. In den Kammlagen der Mittelgebirge treten
stürmische bzw. Sturmböen (8 bis 9 Bft) auf und auf dem Feldberg und Brocken
sind schwere Sturmböen (10 Bft) möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Auf synoptischer Skala zeigen die vorliegenden Modelle eine sehr ähnliche
Entwicklung. Leichte Unterschiede gibt es allerdings am Dienstag bzgl. des
Windes. Nach EZ ist die Böen 1 Bft tiefer als ICON.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marco Manitta