DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-04-2023 17:01
SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.04.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Alpen bis morgen früh noch Schneefall. Ansonsten ruhiges und zum Montag
hin sonniges und mildes Osterwetter. Am Dienstag Wetterwechsel hin zu windigem
und unbeständigem Wetter, auch mit Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... erstreckt sich ein Höhenrücken westlich unseres Landes von der
Iberischen Halbinsel über die Britischen Inseln bis ins Europäische Nordmeer. In
dessen Bereich hat sich östlich Schottlands noch ein kleines Osterei
(=Kaltlufttropfen) versteckt. Deutschland steht unter dem Einfluss eines
Höhentiefs über Ungarn, das den Kern eines recht umfangreichen Langwellentroges
darstellt. Auch schon erwähnt sei an dieser Stelle ein Trog, der sich auf dem
Nordatlantik nähert. Bodennah gestaltet sich die Wetterlage recht übersichtlich.
Einem kräftigen Hochdruckgebiet (namens Oldenburgia), das sich von Skandinavien
nach Russland erstreckt, steht ein Zentraltief (namens Peter) über dem Atlantik
gegenüber, was vom Nordmeer bis nach Grönland einen recht starken Gradienten und
kräftigen Südwind zur Folge hat. Über dem Süden Europas sind die Druckgegensätze
äußerst gering.

Unser Wetter wird geprägt von einer feuchtkühlen Luftmasse (in 850 hPa zwischen
+2 und -2°C), die von dem Höhentief im Südosten ausgehend auch noch etwas Hebung
erfährt. Dies resultiert in leichten Niederschlägen am Alpenrand, wo auch noch
eine leichte Staukomponente hinzukommt. Die Schneefallgrenze liegt dabei am
Abend etwas über 1000 m. Ansonsten dominiert zwar vielfach dichte Bewölkung, aus
der aber nur noch ab und zu ein paar Tröpfchen fallen. Für allzu starke
Niederschläge reicht es schon allein deshalb nicht, weil die Feuchte nicht so
arg hoch reicht, denn vor allem über der Südhälfte des Landes befindet sich auf
etwa 700 hPa eine Inversion.

Der Wind weht am Rande des Hochs im Norden allgemein aus Richtungen um Nordost,
ist aber insgesamt schwach und spielt damit nicht die große Rolle.

In der Osternacht ändert sich an der Höhenkonstellation nicht viel: Insgesamt
lassen aber die Hebungsprozesse über dem Südosten Deutschlands nach, wodurch die
Niederschläge an den Alpen immer schwächer werden. Dem Tagesgang entsprechend
und durch Zufuhr einer geringfügig kälteren Luftmasse von Nordosten her, sinkt
die Schneefallgrenze etwas ab, wohl etwa auf 900 m. Insgesamt fallen aber kaum
noch irgendwo 5 l/qm.

Von dem nördlichen Hoch ausgehend erstreckt sich zunehmend ein Keil bis nach
Deutschland herein, so dass der Wind noch etwas schwächer wird und häufig ganz
einschläft. Wo er noch spürbar ist, kommt er meist um Ost. Die tiefen Wolken
bleiben meist ziemlich dicht. Wenn es zu größeren Auflockerungen kommt, können
sich Nebelfelder bilden, auch im höheren Bergland kann es schlechte Sichten
geben, wenn sich die Wolkenuntergrenze etwas absenkt. Weiterhin muss damit
gerechnet werden, dass es nicht ganz trocken bleibt, weil aus der tiefen
Bewölkung auch mal ein paar Sprühregentröpfchen rausfallen können.

Wo die Wolken dicht bleiben, dürfte es von höchsten Lagen abgesehen frostfrei
bleiben. Wenn es dagegen zu größeren Lücken kommt, kann die Temperatur zumindest
im Osten, Süden und im Bergland mal in den leichten Frostbereich absinken. Die
recht homogene Verteilung der MOS-Tiefstwerte für die kommende Nacht sollte
nicht so ernst genommen werden. Durch die mitunter lokal sehr unterschiedliche
Bewölkung, die zudem auch nicht genau zu prognostizieren ist, kann es
kleinräumig recht markante Temperaturunterschiede geben.

Am Ostersonntag ... wird der oben erwähnte Höhenkeil westlich unseres Landes in
seinem Nordteil abgebaut. Schuld daran ist ein Höhentief, das im Bereich
Mittelschwedens abgetropft ist und der von Westen herannahende atlantische Trog.
Übrig bleibt noch ein von der Iberischen Halbinsel bis Nordwestdeutschland
reichender Rücken. Der Langwellentrog und das eingelagerte Höhentief, das bis
nach Kroatien südwärts vorankommt, ändern ihre Position nur wenig. Insgesamt
überwiegt aber am Sonntag der antizyklonale Einfluss in Deutschland. Dies zeigt
sich auch an dem Bodenhochkeil, dessen Achse weiterhin über dem Osten
Deutschlands liegt. Auch das Temperaturniveau ändert sich nur wenig, wir
verbleiben in 850 hPa bei Werten um 0°C. Die Inversion bleibt über dem ganzen
Land bei etwa 700 hPa bestehen.

Unterhalb dieser ist die feuchte Luftmasse eingesperrt. Das resultiert in der im
Laufe des Tages entstehenden gut durchmischten Grenzschicht in verbreiteter
Quellbewölkung, die meist wohl in Größenordnungen zwischen 4 und 7 Achteln den
Himmel bedecken wird. MOS zeigt recht hohe Sonnenanteile im Südwesten und
Mitteldeutschland, was mittels der Globalmodelle nur teilweise nachzuvollziehen
ist. Allerdings sind sich die Modelle einig, dass es zum Abend zu einer
weitgehenden Auflockerung oder kompletten Auflösung der Quellwolken kommen soll,
so dass es einen sonnigen Osterabend gibt. Der äußerste Südosten, bzw. die
Region vom Lausitzer Bergland über das Erzgebirge bis zum östlichen Alpenrand
bleibt unter leichtem zyklonalem Einfluss mit etwas Hebung versehen, so dass es
dort zu leichten Schauern kommt. Diese dürften in etwa bis 600 hPa/-15°C
reichen.

Der Wind spielt weiterhin keine große Rolle. Er weht meist schwach um Ost und
lebt allenfalls tagsüber mäßig auf. Da überall die Sonne etwas zum Zuge kommt,
dürfte es im Vergleich zu heute in den meisten Regionen spürbar milder werden
mit Höchstwerten, die in tieferen Lagen dann allgemein zwischen 12 und 15°C
liegen. Entlang des Rheins und seinen Nebenflüssen sind mit etwas längerer
Sonnenunterstützung dann auch mal bis zu 17°C möglich.

In der Nacht zum Ostermontag erreicht der atlantische Trog die Britischen Inseln
und auf seiner Rückseite nähert sich eine recht kräftige Frontalzone allmählich
Europa. Aber noch wird unser Wetter von dem Höhenrücken geprägt, der im Verlauf
der Nacht etwas nach Deutschland herein kippt. Damit schwindet der Einfluss des
südöstlichen Höhentiefs im Nachtverlauf endgültig. Bodennah verlagert sich der
Hochkeil etwas nach Osten und von der Nordsee her setzt Druckfall ein. Das führt
in den Nachtstunden zu auffrischendem Südostwind im Nordwesten des Landes, von
Windwarnungen sind wir aber noch weit entfernt. In den östlichen Landesteilen
bleibt der Südostwind dagegen noch schwach.

Im äußersten Südosten (das betrifft vor allem Südostbayern, ggf. auch noch die
Oberlausitz) kann es in der ersten Nachthälfte noch etwas schauern, in der
zweiten Nachthälfte ist das dann aber endgültig vorbei. Allerdings kann sich
ganz im Osten noch etwas dichtere Bewölkung halten. Auch ganz im Norden ziehen
in der Nacht immer wieder dichtere Wolken durch. Ansonsten beginnt die Nacht
verbreitet klar. In der Osthälfte und in einigen Mittelgebirgstälern kann sich
Nebel bilden, ansonsten ist der Wind dazu schon etwas zu stark. Auf die Nordsee
greift recht kräftige Warmluftadvektion über, so dass über dem Westen des Landes
in der zweiten Nachthälfte zunehmend Schleierwolken aufziehen.

Insbesondere vom südlichen Brandenburg über den Südosten bis in den Osten
Baden-Württembergs kann es - wo es länger klar ist - recht verbreitet leichten
Frost geben, teils sind -3 bis -4°C vorstellbar. Zur Mitte hin gibt es wohl nur
in einzelnen Mittelgebirgstälern leichten Frost, im Norden und Westen bleibt es
mit Tiefstwerten zwischen 6 und 1°C verbreitet frostfrei.

Am Ostermontag ... nähert sich die kräftige Frontalzone mit dem vorauslaufenden
Trog weiter unserem Land an. Der immer schwächere Höhenrücken schwenkt dagegen
weiter nach Südosten durch. Das Bodenhoch zieht sich nach Nordrussland zurück,
der nach Süden gerichtete Keil schwächt sich über dem östlichen Mitteleuropa ab.
Währenddessen schwenkt ein Teiltief von Zentraltief Peter über Schottland
nordostwärts. Von diesem ausgehend schwenkt eine okkludierte Front über die
Nordsee und erreicht am Abend das Emsland. Mit weiterem Druckfall von der
Nordsee her nimmt der Gradient weiter zu, womit in der gesamten Nordwesthälfte
der auf Süd drehende Wind weiter auffrischt. Für Windwarnungen dürfte es noch
nicht ganz reichen, allenfalls über der Nordsee (auf Helgoland) oder in den
Kammlagen des Rothaargebirges könnte es zum Abend hin steife Böen geben.

Im Vorfeld der Okklusion herrscht Warmluftadvektion, somit ziehen im
Tagesverlauf zunächst Schleierwolken, später mittelhohe Wolken von Westen her
auf. Richtig dicht werden die Wolken dann zum Abend im Westen, wo dann vom
Saarland bis Ostfriesland zum Sonnenuntergang (den man dann logischerweise nicht
sehen kann) Regen einsetzt. Insbesondere nach Osten und Südosten hin sind die
Sonnenanteile richtig hoch.

Die Luftmasse wird deutlich erwärmt und so werden zum Nachmittag in 850 hPa
zwischen +1°C im Osten und +6°C im Südwesten erwartet. Mit ordentlich
Einstrahlung (abgesehen vom äußersten Westen, wo die dichten Wolken schon recht
früh kommen) kann dann auch die Höchsttemperatur im Vergleich zu den Vortagen
noch mal deutlich ansteigen. Verbreitet werden es dann 15 bis 18°C, am Oberrhein
um 20°C. Kühler bleibt es nur auf einzelnen Inseln.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Trog rasch von Westen nach Deutschland
und die kräftige Frontalzone mit dem Jetstream in der Höhe stößt bis
Süddeutschland vor. Damit stellt sich die Wetterlage komplett um. Die Okklusion
kommt mit ihren Regenfällen ostwärts voran und erreicht in den Morgenstunden des
Dienstags Oder und Inn. Meistens fallen dabei bis zu 5 l/qm Regen, im Norden
kann es auch ein wenig mehr sein. Rückseitig der Okklusion fließt mit -2°C in
850 hPa eine erwärmte Meeresluftmasse ein. In der Höhe gelangt dagegen gegen
Morgen Kaltluft über den Nordwesten mit schon -30°C in 500 hPa, womit es
einigermaßen labil wird. Zwar ist die rückseitige Luft nicht allzu feucht, für
einige Schauer wird es aber sicher reichen und auch ein Gewitter sollte nicht
ausgeschlossen werden.

Mit der durchschwenkenden Okklusion frischt der Wind auf und dreht von Süd auf
West. Im Tiefland wird es aus aktueller Sicht eher noch nicht zu Windböen
reichen, im Bergland müssen aber allgemein steife bis stürmische Böen erwartet
werden. Da auch der Höhenwind ordentlich zulegt, muss auf exponierten Bergen mit
Sturmböen oder schweren Sturmböen gerechnet werden. Sollte sich stellenweise im
Nordwesten die Konvektion besser organisieren (Scherung ist da), kann vielleicht
dort auch mal im Flachland eine Sturmbö auftauchen.

Mit den vielen Wolken und der zu Beginn sehr milden Luftmasse verläuft die Nacht
mild mit Tiefstwerten meist zwischen 10 und 5°C. Etwas kälter mit 5 bis 1°C wird
es nur im Südosten, wo zumindest anfangs noch die Sterne durch die
Schleierwolken schimmern. Für Frost sollte es nicht reichen.

Am Dienstag ... schwenkt der Trog im Tagesverlauf über Deutschland hinweg. Die
zunächst sehr glatte Frontalzone auf seiner Rückseite wird im Tagesverlauf zu
einem Rücken aufgewölkt, denn auf dem nahen Atlantik kommt es zu einer erneuten
Austrogung. Die Achse dieses Rückens erreicht bis zum Abend schon die
Niederlande. Bodennah zieht die Okklusion nebst Bodentrog ab, auf der Rückseite
sorgen Kaltluftadvektion und später negative Vorticityadvektion für Absinken.
Damit steigt der Druck und ein Zwischenhoch weitet sich von Frankreich her zu
uns aus. Über die Nordhälfte schwenkt die Höhenkaltluft ostwärts durch, dort
setzt erst zum Abend eine deutliche Stabilisierung ein. Im Süden, wo die
Höhenkaltluft nicht ankommt, bleibt es stabil. Aus diesem Grund beschränkt sich
die Aktivität von Schauern und Gewittern vor allem auf die Gebiete nördlich des
Mains und nimmt dort aber der zweiten Tageshälfte von Westen her ab. In der
Spitze bauen sich in der Nordhälfte um 200 J/kg CAPE auf, die vor allem zur
Mitte hin mit hochreichender Scherung überlappen, während im Norden bei
schwächerem Höhenwind die Scherung recht schwach ausfällt. Das dürfte vor allem
in der nördlichen Mitte gut organisierte Schauer- und Gewitterlinien zur Folge
haben. Diese können dann die 40 Knoten, die in 850 hPa herrschen, auch mal bis
zum Boden runtermischen und damit für Sturmböen sorgen. Auch etwas Graupel oder
kleinkörniger Hagel können mit von der Partie sein. Starkregen dürfte dagegen
nicht zu erwarten sein, denn es steht nicht allzu viel an Feuchte zur Verfügung
und die Zuggeschwindigkeiten sind ziemlich flott. Schon allein der Grundwind
dürfte bei guter Durchmischung ein den meisten Regionen Deutschlands für steife
Böen aus West sorgen, etwas schwächer ist der Gradient nur ganz im Südwesten und
Nordosten. Für einzelne stürmische Böen kann es auch abseits von organisierten
Schauerlinien reichen, so dass in vielen Regionen dann in der Warnung "Bft 7,
bei Schauern Bft 8" stehen könnte. Auf höheren Bergen ist mit Sturmböen zu
rechnen.

Zwischen den vielen Quellwolken kommt die Sonne nur kurz zum Vorschein. Zusammen
mit den in 850 hPa wieder auf 0 bis -2°C zurück gehenden Temperaturen bekommen
die Höchstwerte einen Dämpfer. Meist liegen diese dann aber bei immer noch
frühlingshaften 11 bis 15°C, am Oberrhein vielleicht auch örtlich knapp darüber.



Modellvergleich und -einschätzung
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Auf synoptischer Skala zeigen die vorliegenden Modelle eine sehr ähnliche
Entwicklung. Lediglich UK10 bringt am Dienstag mehr Wind und überraschenderweise
auch recht starke Konvektion in Süddeutschland.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann