DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-04-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.04.2023 um 10.30 UTC



Wechselhaft, zeitweise windig und gemäßigte Temperaturen, in den Nächten
weitgehend frostfrei.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 14.04.2023


Am Ostermontag liegt Deutschland zunächst noch unter einer Hochbrücke, die die
Verbindung zwischen einem blockierenden Hoch über Karelien und dem Azorenhoch
darstellt. Diese Brücke wird durch einen über Deutschland hinweg südostwärts
schwenkenden Keil gestützt. Dem Keil folgt ein breiter Trog, der die Britischen
Inseln erreicht. Das vorgelagerte Frontensystem lässt später am Tag im
Nordwesten und Westen Bewölkung und Regen aufkommen. Währenddessen erfolgt über
dem Nordatlantik eine Zonalisierung, wobei sich die Frontalzone bereits in der
Nacht zum Dienstag auch über Mitteleuropa durchsetzt. Der darin eingelagerte
Trog verlagert sich unter Verschärfung rasch von den Britischen Inseln nach
Deutschland und aktiviert das vorlaufende Frontensystem, was deutschlandweit
zeitweisen Regen zur Folge hat. Zudem frischt der Wind auf, zumindest im
Bergland und an der Nordsee sind dann Sturmböen vorstellbar.
Dienstag stellt sich im Bereich des Troges kühles Schauerwetter mit kurzen
Gewittern ein, wobei nach wie vor an der Nordsee sowie im höheren Bergland mit
Sturmböen gerechnet werden muss. Auch bei kräftigeren Schauern oder kurzen
Gewittern sind stürmische Böen nicht auszuschließen. In der Nacht zum Dienstag
erfolgt unter einem Zwischenhochkeil eine vorübergehende Wetterberuhigung. Im
Süden und Südosten ist in ungünstigen Lagen leichter Frost nicht auszuschließen.

Am Mittwoch wird ein Sturmtief über Schottland hinweg in die nördliche Nordsee
gesteuert. Dessen Frontensystem lässt erneut Niederschläge übergreifen, die bis
zum Abend die Mitte Deutschlands erfassen. Wahrscheinlich bleibt es nur noch im
Osten und Südosten noch trocken. In diesen Gebieten erfolgt ein vorübergehender
Temperaturanstieg auf mehr als 15 Grad, an den Alpen sind bei leicht föhnigem
Einfluss bis 20 Grad möglich. In der Nacht zum Donnerstag erfassen diese
Niederschläge auch den Osten Deutschlands und den Alpenrand. Ein breiter, auf
Ostfrankreich übergreifender Trog lässt von Westen her die Niederschläge einen
konvektiven Charakter annehmen. Außerdem frischt der Wind auf, an der Nordsee
und auf exponierten Berggipfeln kann es dann wieder für Böen bis Sturmstärke
reichen.
Am Donnerstag ergeben sich hinsichtlich des Wettergeschehens Parallelen zum
Dienstag, allerdings mit etwas schwächerem Wind und ein wenig niedrigerem
Temperaturniveau. In der Nacht zum Freitag lässt die Wetterberuhigung durch
nachfolgende Kurzwellentröge auf sich warten, was einem weiteren Tief geschuldet
ist, das auf die Britischen Inseln übergreift. Mit dessen Frontensystem erfassen
skalige Niederschläge im Laufe des Freitags von Westen her wieder auf
Deutschland. Allerdings wird dieses Tief durch den rasch nachfolgenden und
relativ breiten Trog überlaufen und ist daher nicht besonders
entwicklungsträchtig.
Am Samstag wird dieses Tief unter Auffüllung nach Schleswig-Holstein gesteuert,
wodurch sich deutschlandweit zeitweise Regenfälle abzeichnen. Allerdings wird an
der Südflanke dieses Tiefs mildere Luft herangeführt. Aufgrund der meist starken
Bewölkung dürfte sich dies bei den bodennahen Temperaturen kaum bemerkbar
machen. Nachfolgend wird ein flacher Rücken über Deutschland hinweg ostwärts
gesteuert, bevor zum Sonntagabend hin, bedingt durch ein in die Nordsee
vorstoßenden Trog, erneut Niederschläge aufkommen. Auflockerungen sind im Osten
und Süden Deutschlands am wahrscheinlichsten, wobei mit Hilfe der Sonne vor
allem nach Süden hin Temperaturmaxima bis 20 Grad möglich sind. Bedingt durch
die erneut einsetzende Zonalisierung dringen in der Nacht zum Montag und am
Montag die Niederschläge rasch bis in die östlichen und südlichen Landesteile
vor. Der Wind erreicht dann an der Nordsee sowie in den Kamm- und Gipfellagen
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge erneut in Böen Sturmstärke.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich mit den
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Danach ergeben sich Unterschiede. Das
Tief, das am Samstag nach Schleswig-Holstein gesteuert wird, war bei den
Simulationen des Vortages nicht zu finden. Dieses Tief wird durch einen
nachfolgenden Kurzwellentrog genährt, was den Temperaturanstieg im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinauszögert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag ergeben sich hinsichtlich der synoptischen
Basisfelder keine signifikanten Modellunterschiede. Am Freitag lässt ICON als
einziges Modell den auf Deutschland übergreifenden Trog nach Südeuropa
austropfen. Nach den anderen Modellen stellt sich eine west-südwestliche
Strömung ein, das Modell des kanadischen Wetterdienstes simuliert ein Tief, das
nach Nordfrankreich gesteuert wird und sich am Samstag in die Mitte Deutschlands
verlagert. Die Folge wären länger andauernde Niederschläge, die dann durchaus
warnrelevant werden können. Diese Entwicklung ist mit dem Szenario des EZMW
vergleichbar, wobei letzteres dieses Tief deutlich weiter nördlich nach Osten
verlagert. GFS belässt es dagegen bei einer südwestlichen Strömung. Demzufolge
setzt nach GFS am Sonntag der Temperaturanstieg auch etwas rascher ein als EZMW
oder nach dem kanadischen Modell.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS lässt bereits am Wochenende, d.h. ab 15. April, eine
südwestliche Strömung aufkommen und hierdurch einen Temperaturanstieg einsetzen.
Dies zeichnet sich vor allem beim neuesten Modelllauf ab. Die gestrigen
Modellrechnungen hatten hier noch etwas auf der Bremse gestanden. Dabei ist bis
einschließlich Samstag der Spread nur relativ gering. Eine "kalte" Lösung mit
Temperaturen, die im 850 hPa-Niveau deutlich unter 0 Grad liegen, ist nur bei
Einzellösungen zu finden.
Das EPS des EZMW stützt weitgehend das oben beschriebene Szenario, wobei sich
gegenüber dem deterministischen Modell am dritten Aprilwochenende eine leichte
Verzögerung des Temperaturanstieges abzeichnet. Im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum werden die Einzellösungen in drei Cluster gegliedert, wobei
der deterministische Lauf nur von einem knappen Drittel der Einzellösungen
gestützt wird. Die anderen beiden Cluster, die etwas stärker besetzt sind,
wölben den nachfolgenden Rücken etwas mehr auf und zeigen bereits wieder Ansätze
einer Blockierung. Mehr ist es jedoch nicht, denn gemäß Großwetterlagen setzen
nur etwa ein Drittel der Member auf eine antizyklonale Version. Etwa die Hälfte
der Lösungen ist weiterhin zyklonal geprägt. Der Rest der Lösungen zeigt eine
Troglage. Somit sollte die wechselhafte Witterung andauern. Erst zum Ende des
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes hin deutet sich ein leichter
Temperaturanstieg an, wodurch im Süden (aber sehr wahrscheinlich nur dort)
Temperaturmaxima um 20 Grad zustande kommen können.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag sind tagsüber keine markanten Wettergefahren zu erwarten. Erst zum
Abend hin frischt im Nordwesten und Westen der Wind auf, so dass mit geringer
Wahrscheinlichkeit am Eifelnordrand und auf den Nordfriesischen Inseln
stürmische Böen aufkommen. In der Nacht zum Dienstag muss generell auf höheren
Berggipfeln und an der Nordseeküste mit Sturmböen Bft 9 gerechnet werden.
Am Dienstag stellt sich typisches Aprilwetter ein. Wiederholt gibt es kurze
Gewitter, dabei sind stürmische Böen nicht ausgeschlossen. Außerdem sind auf
höheren Berggipfeln sowie an der Nordseeküste Sturmböen möglich. In der Nacht
zum Dienstag besteht aufgrund einer vorübergehenden Wetterberuhigung im Süden
und Südosten in ungünstigen lagen Gefahr von leichtem Frost oder zumindest
Bodenfrost.
Am Mittwoch zeichnen sich wie am Montag tagsüber wahrscheinlich keine markant zu
bewarnenden Wetterereignisse ab. Erst am Abend kommen am Nordrand der Eifel und
an der Nordfriesischen Küste einzelne stürmische Böen auf. In der Nacht zum
Donnerstag gibt es dann an der gesamten Nordseeküste sowie in exponierten
Gipfellagen stürmische Böen.
Am Donnerstag ergibt sich ein ähnliches Szenario wie am Dienstag, d.h.
wiederholt Schauer und kurze Gewitter, wobei aber nur in Nordseenähe eine
geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen besteht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann