DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-04-2023 07:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 06.04.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M, Übergang zu HF a
Leicht wechselhaft, zögernd milder, vor allem in den Nächten nicht mehr so kalt
wie bisher.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland im Bereich eines Höhentiefkomplexes. Dieser
besteht aus zwei Höhentiefs über Süd- und Südosteuropa und einem
Kaltlufttropfen, der sich in Richtung Oslofjord verlagert. Nach Norden hin wird
dieser durch einen breiten Rücken, der sich in Richtung Spitzbergen aufwölbt,
flankiert. Ein weiterer Trog greift unter Verschärfung auf die Britischen Inseln
über. Diesem Trog ist eine Tiefdruckrinne nebst okkludiertem Frontensystem
vorgelagert, die bis in die Nordsee vordringt. Mit dem Frontensystem kommen im
Tagesverlauf im Westen Niederschläge auf, die fernab von jeglicher Warnrelevanz
sind. Selbst in den Mittelgebirgen westlich des Rheins sind kaum 5 mm zu
erwarten. Vorderseitig frischt der Wind aus Süd auf; für warnrelevante Böen
reicht es wahrscheinlich noch nicht.
Zwischen dieser Rinne und einem ausgedehnten Hoch mit Schwerpunkt über
Nordwestrussland, das sich mit einem Keil bis zu den Ostalpen erstreckt, ergibt
sich über dem Vorhersagegebiet und nördlich davon eine schwache, auf Süd
drehende Strömung. Mit dieser wird der Kaltlufttropfen über Südnorwegen hinweg
nordwärts gesteuert und dockt somit nicht mehr an den nach wie vor über den
Britischen Inseln liegenden Trog an, wie es die gestrigen Modelläufe noch
gezeigt hatten. Über Mitteleuropa bleibt im Grunde genommen die Troglage
bestehen, wenngleich sich durch die Verlagerung des Kaltlufttropfens nach Norden
Geopotentialgewinn abzeichnet.
Ansonsten erfolgt großräumiges Absinken. Hierdurch ergeben sich längere sonnige
Abschnitte. Hiervon sollte nun endlich auch die untere Troposphäre profitieren,
so dass ein Temperaturanstieg auf 7 bis 13 Grad zu erwarten ist.

In der Nacht zum Freitag tropft der über den Britischen Inseln liegende Trog
aus. Das resultierende Cut-Off-Tief verlagert sich nach Belgien. Die mit diesem
Trog korrespondierende Tiefdruckrinne gelangt unter Auffüllung in den Westen und
Südwesten Deutschlands. Demzufolge arbeiten sich die Niederschläge noch etwas
nach Osten, d.h. bis etwa zur Weser, in den zentralen Mittelgebirgsraum hinein
und bis nach Oberschwaben vor, wobei dies bereits unter Abschwächung geschieht.
Für nennenswerte Niederschlagsmengen reicht es wahrscheinlich nur in den
westlichen Mittelgebirgen und im Schwarzwald, dort kommen in Staulagen bis 15 mm
innerhalb von 12 Stunden zusammen.
Im Nordosten und Osten Deutschlands dürfte es aufgrund des sich erneut
kräftigenden und sich mit einem Keil nach Südskandinavien ausweitenden
Bodenhochs aufklaren, so dass sich dort leichter und im östlichen Bergland sowie
am östlichen Alpenrand auch mäßiger Frost einstellt. Ansonsten bleibt es unter
der mehrschichtigen Bewölkung frostfrei.

Freitag... verlagert sich das Cut-Off-Tief über die Westalpen hinweg nach
Oberitalien und gliedert sich dem östlich davon liegenden Höhentiefkomplex an.
An dessen Nordflanke ergibt sich über dem Vorhersagegebiet eine östliche und
leicht mäandrierende Strömung. Über Mitteleuropa regeneriert sich aber wieder
hohes Geopotential, wovon auch das nach wie vor wetterbestimmende Bodenhoch
profitiert. Der von diesem Hoch ausgehende, über Skandinavien hinweg nach
England gerichtete Keil kräftigt sich, so dass sich in Bodennähe erneut eine,
wenn auch schwache, nordöstliche Windkomponente einstellt. Aufgrund der
Blockierungssituation setzt sich eine leicht mäandrierende Frontalzone mit weit
nördlicher Lage, d.h. vom Raum Island über Lappland und die Barents-See hinweg
nach Osten durch.
Im Bereich der sich weiter auffüllenden Tiefdruckrinne sind im Westen und
Südwesten noch Niederschläge zu erwarten. Im Südwesten erfolgt durch das sich
nach Oberitalien verlagernde Höhentief etwas Hebung, wodurch neben dem
Hochsauerland dort noch der meiste Niederschlag fällt. Wesentlich mehr als 15 mm
kommen selbst in den Staulagen des Schwarzwaldes und des Rothaargebirges nicht
zusammen. Ansonsten reicht es nur für 1 bis maximal 5 mm.
Im Südwesten erfolgt am Rande des sich südostwärts verlagernden Höhentiefs
vorübergehend eine leichte Labilisierung. Dort nehmen die Niederschläge einen
konvektiv durchsetzten Charakter an. Für Gewitter liefert keine der Zutaten
hinreichende Werte; zudem fehlt es an Einstrahlung.
Ganz niederschlagsfrei bleibt es aber auch im Nordosten Deutschlands nicht. Dort
macht sich ein schwacher Trog bemerkbar, der in der östlichen Strömung über
Deutschland hinweg westwärts gesteuert wird. Im Zusammenspiel mit
Warmluftadvektion ist auch dort etwas Regen, d.h. bis maximal 5 mm, vorstellbar.

Dazwischen, d.h. in einem breiten Streifen von Schleswig-Holstein und der
Nordsee bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein, erfolgt kompensierendes
Absinken, wodurch dort größere Auflockerungen und auch längere sonnige
Abschnitte am wahrscheinlichsten sind. Gegenüber dem Vortag ändern sich die
Temperaturen nur unwesentlich.

In der Nacht zum Samstag füllt sich die über dem Westen und Südwesten
Deutschlands liegende Tiefdruckrinne vollends auf. Auch der sich über
Deutschland hinweg nach Westen verlagernde Trog wird weitgehend zugeschüttet.
Wetterrelevante Hebungsprozesse sind nicht mehr zu erwarten. Vielmehr kräftigt
sich der von dem Bodenhoch über Westrussland ausgehende und über Skandinavien
hinweg zu den Britischen Inseln und Nordfrankreich reichende Bodenhochkeil. Die
Niederschlagstätigkeit lässt im Südwesten und Westen wie mit etwas Verzögerung
auch in den nordöstlichen Landesteilen nach. Eine Ausnahme stellen noch die
östlichen Mittelgebirge und der Alpenrand dar, wo staubedingt noch einige, an
den Alpen auch um 10 mm Niederschlag zusammenkommen können. Während im östlichen
Bergland die feste Phase auf die Kamm- und Gipfellagen beschränkt bleibt, fällt
an den Alpen oberhalb von etwa 1000 m Schnee, d.h. in Staulagen sind bis 10 cm
Schnee möglich.
Aufgrund der Alterung der Luftmasse und deren Anreicherung mit Feuchte wird es
nicht mehr so kalt wie in den Nächten zuvor. Leichter Frost ist auf höhere
Berglagen und die Gebiete beschränkt, in welchen es längere Zeit aufklart.

Samstag... wird der über Süd- und Südosteuropa liegenden Höhentiefkomplex von
einen weiteren Kurzwellentrog umlaufen, der von Südosten her auf Deutschland
übergreift. Dieser Trog lässt die Niederschläge, die nach wie vor fernab von
jeglicher Warnrelevanz sind, von Osten her etwas aufleben. Selbiges ist auch am
Alpenrand der Fall, wo die Schneefallgrenze eher noch etwas absinkt. Am
östlichen Alpenrand können hierdurch weitere 10 cm Neuschnee hinzukommen. Im
Bodendruckfeld bleibt der antizyklonale Einfluss bestehen, wobei nach wie vor
die Luftdruckgegensätze gering sind. Neben dem Schwerpunkt des Hochs über
Westrussland hat sich ein weiterer Schwerpunkt hohen Luftdruckes über der
Norwegischen See herausgebildet. Frontale Prozesse werden hierdurch von
Mitteleuropa ferngehalten.
Im Westen und Südwesten sind synoptische Strukturen, die wetterrelevante Hebung
generieren, nicht finden. Vielmehr sind in den westlichen und südwestlichen
Landesteilen Auflockerungen am wahrscheinlichsten, was dort in tieferen Lagen
die Temperatur auf Werte um 15 Grad steigen lässt. Ansonsten werden 7 bis 13
Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der über Süd- und Südosteuropa liegende
Höhentiefkomplex ein wenig südostwärts, wodurch sich das Niederschlagsgeschehen
auf den Alpenrand konzentriert. Dort können noch einmal ähnliche
Niederschlagssummen zusammenkommen wie am Vortag, d.h. an den Alpen gibt es
weitere 5 bis 10, am östlichen Alpenrand auch mehr als 10 cm Neuschnee, wobei
die Schneefallgrenze auf Höhenlagen etwas unterhalb von 800 m absinken dürfte.
Aber auch im Osten bleibt es, bedingt durch einen weiteren Kurzwellentrog, der
das Höhentief umläuft, nicht ganz niederschlagsfrei, wenngleich dort geringere
Niederschlagsmengen, d.h. selbst in Staulagen nur bis 5 mm innerhalb von 12
Stunden, zu erwarten sind.
Im Westen und Südwesten Deutschlands dürfte es aufklaren. Da aber die Luftmasse
inzwischen mit Feuchte und Aerosolen angereichert ist und nach wie vor die
Luftdruckgegensätze gering sind, kann sich gebietsweise dichter Nebel bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann