DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-04-2023 17:01
SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.04.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir im Randbereich eines Troges über Ost- und Mitteleuropa,
wobei ein eingelagertes Höhentief über Südschweden zum Skagerrak zieht. Ein
davon ausgehender Trog schwenkt wieder ostwärts und wird von einem flachen
Höhenrücken gefolgt, der sich dem Westen nähert.
Das im Norden vorbeiziehende Höhentief, des Typs Kaltlufttropfen, bringt dort
noch einige dichtere Wolken, örtlich geringen Niederschlag und eine etwas
feuchtere Grundschicht. Dort ist vereinzelte Glätte nicht ausgeschlossen, die
Niederschlagsmengen sind aber marginal, sodass Warnungen nicht wirklich nötig
sind. Auch lokale Nebelfelder können sich bilden, aber auch in diesem Fall ist
die Warnrelevanz fraglich.

Ansonsten lösen sich die örtlich noch vorhandenen tiefen Cu/Sc Wolken auf und
die Nacht geht gering bewölkt oder klar und niederschlagsfrei über die Bühne.
Bei geringen Druckunterschieden liegen wir nach wie vor im Einflussbereich eines
flachen Bodenhochkeils, der ausgehend von einem kräftigen Hochdruckgebiet über
Karelien über Deutschland nach Süden reicht. Die sehr kalte und trockene Luft
bleibt wetterbestimmend.
Es gibt mit einigen Ausnahmen im Westen und an der See wieder verbreitet
leichten bis mäßigen Frost, am Erdboden örtlich nahe -10°C.

Zum Morgen zieht im Westen hohe Bewölkung auf. Sie wird durch Warmluftadvektion
hervorgerufen, die den Höhenrücken überläuft und Tiefausläufer über Westeuropa
ankündigt.

Donnerstag ... zieht das Höhentief nach Südnorwegen und wird dabei in einen Trog
eingebunden, dessen Südteil über die Britischen Inseln zur Nordsee und nach
Benelux zieht. Vorderseitig zieht ein Bodentief über die südliche Nordsee,
dessen Ausläufer über Benelux nach Osten Boden gutmachen. In deren Vorfeld nimmt
über Westdeutschland die Bewölkung zu und Regenfälle erfassen nachmittags den
Westen.
Im Norden hält sich anfangs noch etwas Bewölkung. Ansonsten zeigt sich der
Himmel teils aufgelockert bewölkt mit flachen Quellwolken, teils wolkenarm und
es scheint für längere Zeit die Sonne.

Die Strömung dreht niedertroposphärisch auf Süd bis Südwest; die kälteste Luft
wird abgedrängt und von Südwesten etwas mildere Luft advehiert. Die Temperatur
in 850 hPa erreicht zum Abend im Südwesten Werte um 0°C, im Nordosten ca. -5°C.
Mit Höchstwerten von 9°C ganz im Osten und bis 13°C am Oberrhein und im
Nordwesten wird milder als zuletzt.

Mit Annäherung der Tiefausläufer verschärft sich der Druckgradient vor allem im
Nordwesten und Westen und der Wind frischt dort aus Süd bis Südost auf, noch
ohne Warnrelevanz, während sonst schwacher Wind aus Ost bis Südost weht.

In der Nacht zum Freitag weichen Trog und Tiefausläufer nach Südosten aus, da
sie vom Hoch über Nordosteuropa blockiert werden. Unterdessen tropft der Trog
ab. Die starke Bewölkung und Niederschläge breiten sich ebenfalls eher nach
Südwest- später Süddeutschland aus und kommen ansonsten nur wenig nach Osten
voran. An deren Vorderseite kann es im höheren Bergland teils schneien, sonst
regnet es; meist aber nur leicht. Unter den Wolken, die in etwa die
Südwesthälfte überziehen, bleibt es frostfrei. Hier variieren die Modellvorgaben
noch.

Im Norden und Osten kühlt es bei geringer Bewölkung in den Frostbereich ab.
Mäßigen Frost gibt es vor allem noch am Erdboden. Der schwache bis mäßige Wind
kommt aus Süd bis Ost und dreht im Südwesten, wo die okkludierte Front
übergreift auf westliche Richtungen.
Über der Nordsee frischt der Wind stärker auf, die vereinzelten 7er Böen machen
Warnungen nicht unbedingt erforderlich.

Freitag ... verlagert sich das Cut-Off-Tief zu den Westalpen und gliedert sich
dem Höhentiefkomplex über Südosteuropa an. An dessen Nordflanke ergibt
sich bei uns eine östliche, leicht mäandrierende Strömung.
Über Nordwesteuropa steigt das Geopotential, wovon auch das Bodenhoch
profitiert, dass sich über Nordeuropa kräftigt. Damit stellt sich im
Bodendruckfeld wieder eine schwache nordöstliche Windkomponente ein.

Im Bereich der sich auffüllenden Tiefdruckrinne sind im Westen und
Südwesten leichte Niederschläge zu erwarten. Im Südwesten erfolgt durch das sich
zu den Westalpen ziehende Höhentief etwas mehr Hebung, wodurch dort noch der
meiste Niederschlag fällt. Wesentlich mehr als 10 mm kommen selbst in den
Staulagen des Schwarzwaldes nicht zusammen. Ansonsten reicht es nur für wenige
l/qm.
Auch auf den Nordosten greift etwas Hebung über, die im Wesentlichen aus
Warmluftadvektion resultiert. Dort kommt starke Bewölkung auf und zwischen
Vorpommern und Ostsachsen beginnt es leicht zu regnen. Die Regionen sind noch
nicht sicher.
Dazwischen, etwa in einem Streifen von Schleswig-Holstein und der Nordsee bis in
den östlichen Mittelgebirgsraum hinein, erfolgt kompensierendes Absinken. Dort
sind größere Auflockerungen oder Aufheiterungen wahrscheinlich, während sonst
kaum größere Wolkenlücken zu finden sein dürften. Die Temperatur steigt auf
Werte zwischen 7°C im Nordosten und 13°C im Nordwesten.

In der Nacht zum Samstag füllt sich die Tiefdruckrinne über dem Südwesten auf.
Auch ein Randtrog über dem Westen schwächt sich ab und schwenkt Richtung
Frankreich raus. Im Gegenzug kräftigt sich der vom Bodenhoch über Westrussland
ausgehende und über Skandinavien hinweg zu den Britischen Inseln reichende
Bodenhochkeil.
Die Niederschlagstätigkeit lässt im Südwesten und Westen wie auch in den
nordöstlichen Landesteilen, abgesehen vielleicht vom Alpenrand und von der
Lausitz, nach.
Aufgrund der Alterung der Luftmasse und deren Anreicherung mit Feuchte wird es
nicht mehr so kalt wie in den Nächten zuvor. Leichter Frost ist auf höhere
Berglagen und die Gebiete beschränkt, wo es längere Zeit aufklart. Da sich der
wolkenarme Streifen nach Südwesten verschiebt, ist das wahrscheinlich etwa von
NRW, dem südlichen Niedersachsen bis nach Bayern der Fall. Sonst überwiegt
starke Bewölkung.

Samstag ... liegt Deutschland weiter unter einer nordöstlichen Strömung zwischen
dem Höhentiefkomplex über dem Mittelmeer und SE Europa und hohem Geopotential
über Nord- und Nordwesteuropa, wobei sich ein abgeschlossenes Höhenhoch über der
Nordsee bildet.

Bodennah hält sich die große blockierende Hochdruckzone, die ganz Nord-
und Nordosteuropa überdeckt und die sich südwestwärts bis nach Frankreich
ausbreitet.
Gesteuert auch durch das Höhentief greifen von Polen her Tiefausläufer mit
Warmluftadvektion auf Deutschland über. Entsprechend setzen im Osten und
Südosten Regenfälle ein, die sich teilweise bis in die Mitte ausdehnen. Die
Intensitäten bleiben überschaubar, nur in einigen Staulagen im Erzgebirge,
vielleicht auch im bayerischen Wald oder an den Alpen sind an die 10 l/qm
möglich. Im Südwesten macht sich dagegen Absinken bemerkbar und restliche Wolken
lockern stärker auf.
Da nun auch von Osten mildere Luft eingesteuert wird, steigen die Temperaturen
in 850 hPa auf Werte um 0°C. In 2m Höhe hat das Temperaturen meist zwischen 10
und 15°C zur Folge, an den Küsten und im östlichen Mittelgebirgsraum etwas
weniger.
Der Wind spielt bei den schwachen Luftdruckgegensätzen keine Rolle.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich. Leichte Abweichungen schleichen sich ab der
Nacht zum Freitag ein, zunächst die Lage der Rinne und Ausbreitung der Wolken
und Niederschläge nach Osten betreffend; dann die Hebung von Osten her. Große
Auswirkungen haben diese "Modellunschärfen" nicht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner