DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-04-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.04.2023 um 10.30 UTC



Leicht unbeständiger Wettercharakter, am Alpenrand regnerisch, in höheren Lagen
auch Schnee, langsam milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 12.04.2023


Was sagen uns die Prognosen am heutigen Mittwoch für das Wetter an Ostern?
Betrachtet man die Wetterlagenklassifikation so gibt es vor allem am Karfreitag
deutliche Veränderungen, indem nun nahezu über das gesamte EPS die Lage Trog
Mitteleuropa dominiert. Aber dieser Tag gehört nicht zum mittelfristigen
Zeitraum und soll hier nicht weiter besprochen werden. Am Karsamstag und
Ostersonntag beherrscht ein Hoch über dem Nordmeer bzw. Fennoskandien die
Klassifikation. Auch wenn die Mehrheit der Member antizyklonale
Strömungsbedingungen zeigen, weisen etwa ein Drittel weiter auch die Option von
zyklonalen Verhältnissen auf. Von Ostermontag bis Mittwoch trumpfen dann aber
antizyklonale Bedingungen auf, indem die Wetterlagen Brücke Mitteleuropa sowie
Hoch Nordmeer mit/ohne Fennoskandien von der großen Mehrheit der Member im Fokus
stehen. Kleine Ausreißer bilden die Wetterlagen Winkel West, Trog Britische
Inseln und Hoch Fennoskandien zyklonal. Anhand der beschriebenen Klassifikation
des IFS-EPS ist zwar nicht uneingeschränkt sonniges Hochdruckwetter zu erwarten,
aber auch ein durchweg regnerischer Wetterabschnitt scheint mittelfristig nicht
in Sicht. Stattessen sollte ein teils leicht unbeständiger Wettercharakter mit
regional längeren sonnigen Abschnitten das Geschehen prägen. Aber das klären wir
nun im Detail!

Am Karsamstag zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums liegt Deutschland im
Bereich einer Zone von tiefem Geopotential, in welche zahlreiche kleine
Drehzentren eingebettet sind. Der neuste IFS-Lauf zeigt z.B. einen Kern über der
südwestlichen Nordsee und weitere über Italien, Südschweden und der Slowakei.
Dieser Zone steht ein Rücken über Südwesteuropa gegenüber, dessen Achse über die
Britischen Inseln hinweg in die Nordsee reicht, wo ein weiterer Schwerpunkt
wartet. Bodennah korreliert der Rücken mit einer Hochdruckzone, die ganz Nord-
und Nordosteuropa umspannt und sich auf der Westflanke südwestwärts bis nach
Frankreich ausbreiten kann. Der tiefe Luftdruck wird dagegen von den Tiefs über
der Slowakei, Tschechien und Italien aufgespannt. Ausgehend von dem ersten
greift auch ein okkludiertes Frontensystem mit Warmfrontcharakter von Polen her
auf Deutschland über. Entsprechend setzen im Osten und Südosten Regenfälle ein,
die sich bis Sonntag über die Osthälfte ausdehnen. Im Nordwesten mischt dann
noch das zum kleinen Höhentief gehörende Bodentief über der südwestlichen
Nordsee mit und bringt Regenschauer. Im Südwesten macht sich dagegen
kompensierendes Absinken bemerkbar. Die Temperaturen in 850 hPa liegen dabei
zwischen -3 und +3 Grad. Der Wind spielt bei den schwachen Luftdruckgegensätzen
keine Rolle.

Am Ostersonntag präsentiert sich die Geopotentialverteilung nahezu unverändert.
Die kleine Höhentiefs haben die Lage nur wenig verändert und wirbeln nun über
Benelux, der Slowakei, der südlichen Adria sowie vor der Westküste Norwegens.
Der Rücken nutzt dabei die Schwachstellen aus und bäumt sich mit seiner Achse
von den Britischen Inseln über den Norden Deutschland ostwärts auf. Ein zweiter
Ast stößt nordwärts bis ins Nordmeer vor und verbindet sich dort mit einem
Höhenhoch. Von Interesse wird zudem ein Höhentief bei Grönland, der einen
breiten Trog aufspannt. Mit der Strömung wird dabei ein markanter Kurzwellentrog
ostwärts geführt. Bodennah drückt der korrelierende Tiefdruckkomplex über dem
Nordatlantik den Schwerpunkt des kräftigen Hochs etwas nach Osten. Grundsätzlich
bleibt das Hoch aber über Nord- und Nordosteuropa nahezu unangetastet. Anstatt
der Britischen Inseln ist nun aber West- und Mitteleuropa im Einflussbereich.
Einhergehend wird die Tiefdruckzone Richtung Mittelmeerraum geschoben, wo auch
zahlreiche kleine Tiefs wirbeln. Hierzulande können bei schwachen
Luftdruckgegensätzen höchsten die Reste des Frontensystems sowie die kleinen
Höhentiefs Hebung induzieren und das Wetter so leicht unbeständig gestalten.
Resultieren kann nahezu im ganzen Land ein kurzer Schauer nicht ausgeschlossen
werden, die allerdings durch Absinken zunehmend an Verbreitung und Intensität
einbüßen. Signifikante Regenmengen sind dabei wohl nur rund um Bayern zu
verzeichnen. Der Wind pausiert bei den Geschehnissen weiter und auch die
Temperaturen in 850 hPa weisen zum Vortag kaum Veränderungen auf.

Am Ostermontag scheinen zwei Höhentiefs über Südeuropa gemeinsame Sache zu
machen, indem sie sich von den restlichen Wirbeln absondern. Teilweise können
sich auch dipolartige Strukturen entwickeln. Den Abschnürungsprozess nutzt der
Rücken, der von Frankreich her seine Amplitude signifikant nach Osten über
Deutschland hinweg vergrößert. Bodennah kann sich resultierend eine
Hochdruckbrücke vom Hoch über Skandinavien bis zum Hoch über dem Ostatlantik
aufbauen und so auch das Wetter in Deutschland beeinflussen. Allerdings verfügt
die Brücke genau hierzulande über die schwächste Stelle, die wiederum der
nachstoßende Trog über den Britischen Inseln zu gerne nutzen möchte. Über der
Nordsee kann der zum Höhentrog gehörende Bodentrog mit eingebettetem
Frontensystem auch rasch bis Dänemark und Norwegen vorstoßen, auf der Südflanke
blockiert die Hochdruckbrücke den Frontenzug jedoch. Einhergehend wird die teils
okkludierte Kaltfront den Nordwesten Deutschlands erst in der zweiten
Nachthälfte zum Dienstag erreichen. Mit der auf südwestliche Richtung drehenden
Grundströmung fließt aber mildere Luft ins Land, sodass die Temperaturen in 850
hPa auf Dienstag schon zwischen -2 und +4 Grad liegen. Auch der Wind meldet sich
mal wieder zu Wort, kommt aber wohl nur im Nordwesten und dort vor allem im
Nordseeumfeld stark böig daher.

Am Dienstag bestimmt weiter das Höhenhoch über der Iberischen Halbinsel das
Wetter in West- und Mitteleuropa, indem sich dessen Rücken über Frankreich und
Deutschland hinweg bis nach Polen und in die Slowakei aufbäumt. Dabei induziert
dieser auch über weiten Teilen Deutschlands antizyklonale Strömungsbedingungen.
Allenfalls im Norden weist die Strömung ausgehend vom abziehenden Kurzwellentrog
eine zyklonale Delle auf. Am Boden kann sich analog zum Rücken ein Hoch über
Frankreich und Süddeutschland einnisten und so dem Frontenzug auf dem Weg nach
Süden auch die Letzte Kraft rauben. Die Hebungsimpulse durch frontogenetische
Prozesse reichen nur im Nordwesten für ein paar Tropfen. Im Ostseeumfeld ist mit
PVA-Unterstützung auch etwas mehr Regen möglich. Mit der westlichen Strömung
kann noch mildere Luft das Land fluten, sodass die Temperaturen in 850 hPa auf
-1 bis +6 Grad steigen. Der Wind beschränkt sich weiter auf die Küstenregionen,
wo er auch mal böig auffrischen kann.

Am Mittwoch liegt Deutschland weiter im Bereich des Rückens, der seinerseits die
Wellenlänge und Amplitude vergrößert. Allerdings erstreckt sich die Achse nun
von Ostspanien über die Schweiz hinweg bis nach Tschechien, sodass weite Teile
des Landes schon auf der Vorderseite eines markanten Troges über dem Ostatlantik
und den Britischen Inseln liegen. Bodennah ist der Trog mit einem Tief
verbunden, welches eine Frontensystem aufweist. Dieses soll aber erst in der
Nacht zum Donnerstag langsam auf den Nordwesten Deutschlands übergreifen. Im
restlichen Land bleibt es unter Hochdruckeinfluss noch trocken. Der zunehmende
Südwestwind lässt die Temperaturen weiter steigen, sodass diese in 850 hPa von
Nordost nach Südwest 0 bis +9 Grad erreichen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der aktuellen IFS-Läufe ist heute grundsätzlich als recht gut zu
bezeichnen. Vor allem zum gestrigen 12-UTC-Lauf besteht eine sehr gute
Übereinstimmung. Über den gesamten Zeitraum werden die Geopotential- und
Luftdruckstrukturen von den letzten drei IFS-Läufen vergleichbar abgebildet. Im
Detail gibt es zu Beginn des mittelfristigen Bereiches am Samstag geringe
Abweichungen, indem die Ausrichtung des Rückens vom Ostatlantik Richtung
Skandinavien unterschiedlich simuliert wurde. Zudem ist die Lage diverser
kleinen Höhentiefs abweichend prognostiziert.

Im Verglich zum gestrigen 00-UTC-Lauf ist die Hochdruckzone am Samstag und
Sonntag weniger stark ausgeprägt, sodass Deutschland komplett auf der
Südostflanke liegt. Potentielle Niederschläge greifen analog zum gestrigen
ICON-Lauf nun weiter nach Westen aus.
Dafür weist der Rücken am Montag eine größere Amplifizierung auf und erstreckt
sich mit seiner Achse über Benelux und Norddeutschland hinweg bis nach
Südschweden. Aufgrund des bodennahen hohen Luftdrucks scheint der Montag nach
IFS entgegen der gestrigen Prognosen weitgehend trocken zu bleiben.
Die Stärkung des Rückens blockiert schließlich auch den von den Britischen
Inseln kommenden markanten Trog, der nun in der Nacht zum Dienstag und Dienstag
auf Deutschland übergreifen und den Norden überqueren soll. Dabei weisen die
Niederschläge vor allem in der Mitte und im Süden eine deutlich geringere
Intensität auf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch andere Globalmodelle (ICON, GFS, UKMO, GEM) beschreiben eine zum IFS
vergleichbare Geopotential- und Luftdruckverteilung. Selbst die Lage der
kleinräumigen Höhentief wird mittlerweile recht einheitlich gezeigt. Geringe
Abweichungen gibt es bei der Amplitude und der Phasenverschiebung des Rückens ab
Sonntag. Vor allem das GFS ist sehr aggressiv, hobelt den Rücken rasch ab und
lässt den Kurzwellentrog weit nach Deutschland vordringen. ICON und IFS sehen
dies nicht so. Das ICON lässt den Frontenzug sogar noch etwas langsamer als das
IFS vorankommen, dafür greifen die Niederschläge aufgrund deutlicher zyklonaler
Verhältnisse etwas weiter nach Süden aus. Ab Dienstag nähert sich auch das GFS
wieder dem IFS und ICON an. Das GEM ist anfangs eher auf der GFS Linie, wechselt
aber im Verlauf Richtung IFS-Lösung. Das UKMO stützt anfangs das IFS und stellt
im Verlauf ein Mittelweg zwischen IFS und GFS dar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener Städte weisen bis einschließlich Sonntag bei einem
geringen Spread der Temperatur in 850 hPa und des Geopotential in 500 hPa eine
hohe Vorhersagegüte auf. Im weiten Verlauf spreizt sich der ENS-Raum langsam und
erreicht am Mittwoch einen Spread von rund 12 Grad bei der Temperatur und etwa
35 hPa beim Geopotential. Allerdings verfügt das ENS bei beiden Parametern einen
Bereich mit hoher Auftrittswahrscheinlichkeit. Der Haupt- und Kontrolllauf
liegen dabei meist im oberen Bereich der höchsten Wahrscheinlichkeit. Vor allem
Ausreißer hin zu niedrigeren Temperaturen und tieferem Geopotential spannen den
ENS-Raum auf. Bei den Niederschlägen zeigt das EPS vor allem am Sonntag ein
einheitliches Signal.

Bei der Klassifikation des EPS wird im Zeitraum +72 bis +96h analog zum Vortag
nur ein Cluster benötigt, um alle Unsicherheiten zu beschreiben.
Im Zeitraum von +120 bis +168h sind es erneut drei Lösungen, welche die
Unsicherheiten im ENS-Raum erklären. Alle Cluster gehören dabei zunächst dem
Schema des Blockings an und wechseln dann zur pos. NAO. Abweichungen gibt es
dabei genau bei dem Blocking, welches verschieden stark simuliert wird. Das
zweite Cluster mit dem Hauptlauf und 16 Member weist den stärksten Rücken auf
und gibt den vom Atlantik nachstoßenden Trögen kaum eine Chance. Das erste
Cluster mit dem Kontrolllauf und 21 Member ist beim Rücken nur wenig schwächer
aufgestellt. Dieser ist aber in seiner Lage leicht ostwärts verschoben. Dennoch
dominieren wie beim zweiten Cluster antizyklonale Strömungsbedingungen. Am Boden
kann aber der Bodentrog mit Frontensystem etwas rascher an Deutschland
heranziehen. Beim dritten Cluster hobelt der nachstoßende Trog den Rücken rasch
ab und dringt nach Mitteleuropa vor. Insgesamt ist die Strömung bei dieser
Lösung zonaler ausgerichtet. Dieses Cluster mit 14 Unterstützern kommt der GFS
Lösung nahe.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h sind dieses Mal nur drei
Cluster nötig, um die Unsicherheiten im ENS-Raum einzufangen. Dabei sind die
ersten beiden Cluster durchgehend dem Schema einer pos. NAO zugeordnet, das
dritte Cluster wechselt wieder zurück zum Blocking. Beim ersten und dritten
Cluster würde überwiegend ein mehr oder weniger starker Rücken das Wetter in
Deutschland beeinflussen. Tröge könnten am ehesten im Nordwesten mitmischen. Das
zweite Cluster sieht dagegen eine eher unbeständige Trogvorderseite. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich im ersten Cluster und werden von 23 Member gestützt.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt allenfalls am Samstag bezüglich des Modellklimas am Erzgebirge
zaghafte Hinweise für überdurchschnittliche Niederschläge. Ansonsten gibt es
keine Hinweise auf signifikante Ereignisse. Auch von der Probabilistik sind
keine markanten Wettergefahren zu verzeichnen. Der teils länger anhaltende
Niederschlag am östlichen Alpenrand bleiben voraussichtlich unterhalb der
Warnschwellen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, teils auch det. ICON/IFS, für TT auch MosMix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel