DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-04-2023 07:30
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.04.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NEz

In der Südhälfte anfangs noch etwas Regen, an den Alpen Schnee, nachlassend.
Nachts zunehmend frostig, in den Hochlagen teils stark böiger Wind.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland weiterhin unter einer großräumigen
Trogkonfiguration, wobei sich die Trogachse von Finnland über Polen nach
Südwesten weist und damit schon östlich von Deutschland zu finden ist. Im
Bereich des Troges lässt sich einerseits ein kleinräumiges abgeschlossenes
Höhentief über Polen, ein weiteres aber auch im Bereich Korsika/Sardinien
ausmachen. Letzteres korrespondiert mit einem Tiefdruckgebiet über dem zentralen
Mittelmer, welches nur sehr zögerlich nach Südosten auswandert. Als Gegenspieler
des Langwellentroges hat sich ein massiver Höhenrücken über Westeuropa und dem
nahe Ostatlantik etabliert. Dieser stützt ein Hochdruckgebiet über Skandinavien,
dessen Schwerpunkt aktuell noch im Bereich des Polarkreises zu finden ist.
Dieser wandert aber zunehmend nach Süden, und das Hoch selbst greift mit einem
Keil auch weit nach Süden bis vor die portugiesische Küste aus. Die Verlagerung
der Druckgebilde deutet schon an, dass Mitteleuropa zunehmend unter
Hochdruckeinfluss gelangt. Wobei Luftmassen polaren Ursprungs von Nordosten her
einfließen. Die Temperatur in 850 hPa, die aktuell in der Südhälfte noch um 0°C
liegt und an der Ostseeküste schon etwa -4°C erreicht hat, sinkt im Tagesverlauf
weiter und deckt am Abend eine Spanne von etwa 0°C im äußersten Südwesten und
bis zu -8°C im Norden ab. Zwischen dem nordischen Hochdruckgebiet (MERYEM) und
dem Tief über dem Mittelmeer liegt noch eine Luftmassengrenze, die, von West
nach Ost orientiert, etwa über der Mitte Deutschlands verläuft. An sie ist nicht
nur ein kleinräumiges Tief, sondern auch Niederschläge gekoppelt, die am Morgen
zumeist noch nördlich des Mains ihre Hauptaktivität aufweisen, im Tagesverlauf
aber nach Süden vorankommen. Das kleinräumige Tief liegt dabei aktuell im
Bereich Pfalz/Saarland, es wandert im Tagesverlauf an die Alpen und füllt sich
dabei zunehmend auf. Zwar sinkt die Schneefallgrenze mit der vorstoßenden
Polarluft auf etwa 500m in der Mitte Deutschlands ab, allerdings lassen die
Niederschläge in der Kaltluft auch rasch nach, so dass in den nördlichen und
zentralen Mittelgebirgen nicht mit der Ausbildung einer nennenswerten
Schneedecke zu rechnen ist. Zwar kann es gebietsweise mal etwas "anzuckern" oder
matschig werden, im Allgemeinen sollte dann aber die Ausgabe einer Glättewarnung
reichen. Im Süden nagt sich die Schneefallgrenze signifikant langsamer in die
dort noch vorhandene deutlich mildere Luft hinein. Bis zum Abend sollte an den
Alpen oder im Südschwarzwald allenfalls oberhalb von etwa 1400m Schnee von
allenfalls geringer Intensität fallen. Neuschneemengen, die laut ICON, aber
beispielsweise auch laut UK10, nur wenige cm betragen, lassen den für die
Warnungen verantwortlichen MeteorologInnen keine grauen Haare wachsen.
Interessanter ist da schon der Blick auf die laufenden Dauerregenwarnungen. Die
von den deterministischen Modellen veranschlagten Regenmengen liegen bis zum
Abend meist um 2 l/qm, nur lokal, etwa in Ostbayern, kommen die Modelle (z.B.
ICON, aber auch GFS oder IFS) nochmal auf Mengen zwischen 5 und 10 l/qm. Damit
können die Dauerregenwarnungen auslaufen bzw. aufgehoben werden. Während damit
im Süden die Wolkendecke weitgehend geschlossen bleibt, scheint im Norden und
Nordwesten ganztägig die Sonne. Die Regionen dazwischen können sich, abgesehen
von einzelnen Schauern. auf vermehrte Auflockerungen freuen. Thermisch reicht es
im Oberrheingraben noch mal für maximal 13°C, während zwischen Rostock und
Stralsund die 5°C-Marke nur marginal überschritten wird - wenn überhaupt. Bleibt
zu Schluss noch der Wind. Zwischen dem Wikingerhoch und dem Dolce Vita-Tief ist
der Gradient zwar nicht allzu scharf ausgeprägt, mit Hilfe der Ageostrophie
reicht es aber im Nordosten, an offenen Küstenabschnitten und in den Gipfellagen
der Mittelgebirge für einzelne Nordostböen der Stärke 7 (um 55 km/h), ganz
exponiert (Brocken) ist auch mal eine Bft 8 drin.

In der Nacht zum Montag steigt der Luftdruck von Norden her weiter an und es
klart vielerorts auf. Von der Ostsee ziehen allerdings ein paar Wolkenfelder ins
Landesinnere und auch im Süden bleibt es noch längere Zeit stark bewölkt bis
bedeck. Direkt an den Alpen schneit es bei bis in die Täler sinkender
Schneefallgrenze bis zum Morgen weiter, wobei bis Montagfrüh oberhalb von rund
1000 m bis zu 5 cm, ganz vereinzelt bis zu 10 cm Neuschnee zusammenkommen und
damit etwas weniger als das, was die Modelle zuvor noch auf dem Zettel hatten.
In der trockenen Luft kühlt es verbreitet bis in den leichten, im Norden und in
den Mittelgebirgen stellenweise mäßigen Frostbereich ab. Für den Boden bedeutet
das zumindest im Norden lokale Tiefstwerte, die nicht weit von -10°C entfernt
sind - keine gute Nachricht für (Hobby)Gärtner. Und auch keine guten Nachrichten
für den Straßenverkehr, kann es doch zumindest lokal glatt werden. Frostfrei
bleibt es unter den Wolken in Teilen Süd- und Südwestdeutschlands sowie direkt
an der Küste bei auflandigem Wind. Apropos Wind. An den Küsten tut sich
diesbezüglich nichts warnwürdiges Mehr, weil der Gradient im Norden auffächert.
Die Kamm- und Gipfellagen können aber vereinzelt weiterhin mit der Bft 7, ganz
exponiert auch mit der Bft 8 aufwarten.

Montag... und in der Nacht zum Dienstag bleiben sowohl der westeuropäische
Rücken als auch der ostmitteleuropäische bzw. osteuropäische Trog weitgehend
ortsfest, womit auch die Höhenströmung eine nördlichen bis nordöstliche bleibt.
Zwar laufen zwischen beiden durchaus kurzwellige Trog-Rücken-Strukturen ab,
diese haben aber nur einen geringen Einfluss auf unser Wetter (dazu später
mehr). Das Hochdruckgebiet teils sich auf, der offensichtlich polaraffine
Nordteil wandert über die Kola-Halbinsel hinweg ins Nordmeer, der südliche
dagegen schafft es bis zum Dienstagmorgen nach Südnorwegen und zur Nordsee.
Damit bleibt uns die nordöstliche Strömung und die Zufuhr kalter Polarluft
erhalten. Am Temperaturniveau in 850 hPa ändert sich den ganzen Tag und auch in
der Nacht zum Dienstag nichts: von -4°C im Westen und Südwesten bis -11°C im
Osten reicht die Spanne. Damit schaffen es die Höchstwerte entlang des Rheins
auf knapp über 10°C und damit soeben in den zweistelligen Bereich, im Osten
werden es dagegen teils nur 3°C sein, und in den Hochlagen der östlichen
Mittelgebirge bleibt es lokal sogar dauerfrostig. Sozusagen als Entschädigung
für die mauen Temperaturen dürfen sich weite Teile des Landes auf einen sonnigen
Wochenstart freuen. Nur über den Osten, wo sich der Langwellentrog mit
Wolkenfeldern bemerkbar macht, sowie im Süden (durch den im Süden etwas
hinterherschleifenden Langwellentrog, die Staukomponente sowie das recht nahe
Mittelmeertief) zeigen sich auch dichtere Wolken. ICON und IFS sehen an den
Alpen und an den östlichen Mittelgebirgen sogar ein paar Flocken, eine
Sichtweise, die GFS allenfalls für das Berchtesgadener Land teilt. Zwar frischt
der Nordostwind tagesgangbedingt und mit supergeostrophischer Unterstützung
(antizyklonal gekrümmte Isobaren) böig auf, warnwürdige Böen Bft 7 beschränken
sich aber im Wesentlichen auf wenige exponierte Hochlagen. Für Böen Bft 8 reicht
es allenfalls im Hochschwarzwald, zumal im Südwesten die Druckkonfiguration an
eine Bisenlage erinnert. Bei den Tiefsttemperaturen muss man allgemein mit Frost
(Ausnahme: Küste) rechnen. Bis -7°C hat MOSMIX im Programm. Bodennah heißt das,
dass strengen Frost unter -10°C nicht ausgeschlossen ist.

Dienstag... und in der Nacht zum Mittwoch gibt es nichts durchgreifend Neues zu
berichten. Der Hochdruckeinfluss bleibt uns erhalten. Das Hoch selbst überdeckt
weite Teile Südnorwegens und der Nordsee, es wird allerdings sehr zögerlich
wieder nach Norden gedrückt, so dass ausgangs der Nacht zum Mittwoch der
Schwerpunkt nach ICON eindeutig wieder über Südskandinavien zu finden ist. Der
zugehörige Höhenrücken bleibt über Nordwesteuropa dominierend, vor allem in
seinem nördlichen Teil schafft er es aber, etwas weiter nach Osten und damit
nach Skandinavien auszugreifen. Dagegen sieht die Entwicklung des
Langwellentroges schon richtig dynamisch aus. Er schnürt sich über dem Baltikum
zusammen und tropft ab, und am (vorläufigen) Ende dieser Entwicklung steht ein
abgeschlossenes Höhentief über Oberitalien, der nördlichen Adria und den
Ostalpen. Zwar ist das Mittelmeertief zu diesem Zeitpunkt schon ein Schwarzes
Meer-Tief, aber der Druckgradient zwischen Mittelmeer und Nordsee ist immer noch
so stark, dass in den Hochlagen des Südwestens steife oder eventuell stürmische
Böen (Bft 7 bis 8) auftreten können. In den Hochlagen des Südostens sehen ICON
und IFS wie schon am Vortag noch etwas Schnee, und wie schon am Vortag wehrt
sich GFS gegen diese Einschätzung mit Händen und Füßen (und natürlich mit den
zugehörigen Algorithmen). Ansonsten alles (ähnlich) wie gehabt: Im Norden und in
der Westhälfte viel Sonne, im Osten und Südosten und damit in Trognähe mehr
Wolken. Die Höchstwerte sieht MOSMIX bei 3°C bis 10°C, nachts sind es erneut
-1°C bis -7°C, bodennah bis -10°C und an den Küsten bleibt es zumindest
abschnittsweise frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle tischen uns keine nennenswerten Unterschiede auf. Der Ablauf des
Wetters der kommenden Tage ist somit, von Details abgesehen, unstrittig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas