DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-04-2023 07:30
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.04.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang zu NEa
In Mittelgebirgsstaulagen Dauerregen, vereinzelt Unwetter. Im Norden sowie im
Süden und Südwesten teils stürmische Böen. In den Folgetagen allgemeine
Wetterberuhigung mit Nachtfrösten.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... befinden sich Deutschland und große Teile von Europa im
Einflussbereich eines breiten und umfangreichen Trogsystems. Für Deutschland
relevant ist ein eingelagertes Höhentief, dass sich derzeit noch über dem
Emsland befindet und sich langsam unter Abschwächung in die mittleren
Landesteile verlagert. Dazu korrespondierend und nahezu achsensenkrecht lässt
sich auch am Boden ein Tief finden, dass sich im Tagesverlauf in Form einer
Tiefdruckrinne quer über die Mitte des Landes legt. Es agiert damit zunehmend
als eine Art Luftmassengrenze. An seiner Südflanke sind weiterhin die
feuchtmilden Luftmassen der Vortage aktiv (Maxima 10 bis 14 Grad), während im
Norden sich bereits polare Kaltluft bemerkbar macht (4 bis 8 Grad). Diese
kältere Luftmasse kommt im Tagesverlauf zaghaft weiter nach Süden voran.

Die Zweiteilung macht sich auch beim Wind bemerkbar. Sowohl an der Nord-, als
auch an der Südflanke des Tiefs muss mit warnwürdigem Wind gerechnet werden. Im
Norden frischt der Ost- bis Nordostwind weiter auf und es muss entlang der
Küsten und im schleswig-holsteinischen Binnenland mit Windböen gerechnet werden.
An exponierten Küstenabschnitten gibt es stürmische Böen.

Auch an der Südflanke nimmt der Wind wieder zu. Dort dann aber aus südwestlicher
Richtung. Im Südwesten und Süden muss entsprechend mit Windböen und stürmischen
Böen gerechnet werden. In den Bergen gibt es entsprechend Sturmböen, im
Hochschwarzwald auch schwere Sturmböen.

Im Bereich der Tiefdruckrinne quer über der Mitte des Landes ist es nur
windschwach.

Wie auch an den Vortagen fällt in der feuchtmilden Luftmasse auf der Südflanke
des Tiefdruckrinne weiter schauerartig verstärkter und teils länger anhaltender
Regen. In den vergangenen 24 h sind in den Staulagen der west- und
südwestdeutschen Mittelgebirge bereits 30 bis 45 l/qm gefallen. Nimmt man die
vergangen 48 h, kommt man vereinzelt auch bis 50 l/qm. Für die kommenden 24 h
bis Sonntagmorgen werden von den verschiedenen Modellen vor allem für die west-
und südwestdeutschen Mittelgebirge nochmal 20 bis 40 l/qm, vereinzelt auch bis
50 l/qm simuliert. Die höchsten Mengen werden dabei für den Stau der
Sauerlandes, des Vogelsbergs und des Nordschwarzwaldes gebracht. Summiert man
die Mengen mit denen der letzten 24 h auf, dürften in 48 h etwa 50 bis 80 l/qm,
vereinzelt auch etwas mehr, zustande komme. Es sollte also auch in Anbetracht
der nassen Vorgeschichte für einzelne Staulagen die Heraufstufung der markanten
Dauerregenwarnung in eine Unwetterwarnung in Erwägung gezogen werden.

In der Nacht auf Sonntag rutscht die Bodentiefdruckrinne unter allmählicher
Auffüllung langsam nach Süden und die Höhenströmung bekommt eine nördliche
Komponente. Damit lassen zum einen die Niederschläge von Norden her nach und zum
anderen kommt die Kaltluft langsam bis in die mittleren Landesteile voran. Vor
allem für die östlichen Mittelgebirgslagen kann es in den frühen Morgenstunden
bis Sonntagvormittag ein wenig Schnee und Glätte geben. Das gilt vornehmlich für
die höheren Berglagen von Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge. In den
westdeutschen Mittelgebirgen lassen die Niederschläge rascher nach, sodass das
Zeitfenster für Schnee geringer ist und es fraglich erscheint, ob dies für
Glätte ausreichend ist.

Nach Norden, wo die Abtrocknung schon weiter vorangeschritten ist und sich auch
erste größere Auflockerungen bemerkbar machen, muss abseits der Küsten häufig
mit leichtem Frost gerechnet werden. Gleichzeitig nimmt der Wind im Laufe der
Nacht ab und weht am Morgen nur noch an der See stark böig. Die Bodentiefstwerte
werden vereinzelt bis -5 Grad vorhergesagt. Gut möglich, dass es damit
streckenweise aufgrund von Restfeuchte auch mal glatt werden kann. Dies kann
aber nur im Nowcasting beurteilt werden.

Auch im Süden lässt mit der Auffüllung der Tiefdruckrinne der Gradient nach und
der Wind nimmt deutlich ab. Nur noch im höheren Bergland ist dann mit Windböen,
exponiert stürmischen Böen zu rechnen.


Sonntag... stößt die Kaltluft im Tagesverlauf mit der nördlichen Grundströmung
bis zu den Alpen vor. Gleichzeitig steigt der Luftdruck an, wobei die Bodenhoch
sich von den Britischen Inseln bis nach Skandinavien erstreckt. Damit ergibt
sich am Boden eine nordöstliche Strömung. Direkt an der See kann es mit
auflandigem Wind einzelne Bft 7 Böen geben. Dies gilt auch für die Hochlagen der
Berge. Sonst ist der Wind nicht mehr warnwürdig.

Die Niederschläge ziehen sich von der Mitte in den Süden und bis zum Abend zu
den Alpen zurück. An den Alpen sinkt die Schneefallgrenze allmählich von 1500
auf 1000 m. Die Niederschläge dauern dort noch bis in die Nachtstunden auf
Montag an. Damit können in den Alpen bis Montagmorgen ein paar Zentimeter
Neuschnee fallen. In Staulagen oberhalb von 1000 m sind vereinzelt auch um 10 cm
nicht ausgeschlossen.

Durch die nördliche Strömung können auch im Stau von Erzgebirge und Thüringer
Wald noch ein paar Schneeschauer fallen. Viel sollte dabei aber nicht zustande
kommen.

Im Norden und Nordwesten scheint in der eingeflossenen trockenen Kaltluft länger
anhaltende die Sonne. Im Tagesverlauf arbeiten sich die sonnigen Anteile bis in
die mittleren Landesteile vor.

Während am Oberrhein bis 12 Grad erwartet werden können, sind es an der
Vorpommerschen Ostseeküste gerade einmal um 5 Grad.

In der Nacht auf Montag schneit es nur noch an den Alpen. Dichtere Wolken gibt
es zudem noch im Nordstau der ostdeutschen Bergländer. Nicht ausgeschlossen,
dass dort auch nochmal ein schwacher Schneeschauer fällt. Auch von der Ostsee
südostwärts ausgreifend sind mit der Nordostströmung ein paar dichtere
Wolkenfelder unterwegs. Sonst ist es oft nur gering bewölkt oder klar.

Bei sich weiter verstärkendem Hochdruckeinfluss ist es vor allem im Norden oft
nur noch windschwach. Dort gehen die Werte in der trockenen Luft weit zurück.
Vereinzelt ist auch mäßiger Frost unter -5 Grad möglich. Bodennah simuliert MOS
zum Teil sogar bis -9 Grad. Glätte ist in der trockenen Luft allgemein kein
Thema. Frostfrei bleibt es vor allem in den südwestdeutschen Flussniederungen.


Montag... verbleibt Deutschland auf der Südflanke des persistent zwischen den
Britischen Inseln und Südskandinavien liegenden Hochdruckgebietes in einer
nordöstlichen Strömung.

Ein wenig Schnee fällt noch an den Alpen, große Mengen werden aber nicht
erwartet. Stärker bewölkt ist es mit der nordöstlichen Strömung vor allem
nördlich von Erzgebirge und Thüringer Wald, ausgreifend bis nach Sachsen-Anhalt
und Brandenburg/Berlin. Im Rest des Landes ist es freundlich und zum Teil
scheint ganztags die Sonne. Mit längerem Sonnenschein schaffen es die Maxima von
Nieder- bis Oberrhein auf 9 bis 12 Grad. Sonst bleibt es kälter mit den
niedrigsten Werten an der Vorpommerschen Ostseeküste und im Umfeld von
Erzgebirge und Thüringer Wald (4 bis 6 Grad).

Der Tag verläuft dabei weitgehend warnfrei. Der Nordostwind ist im höheren
Bergland zwar lebhaft unterwegs, mit stürmischen Böen ist aber allenfalls im
Hochschwarzwald zu rechnen.

In der Nacht auf Dienstag ändert sich nicht viel. An den Alpen flockt es weiter
unergiebig vor sich hin und im Anstau der östlichen Mittelgebirge dominieren die
Wolken.

Zudem simulieren die verschiedenen Modelle mittelhohe Wolkenfelder, die sich im
Laufe der Nacht von der Nordsee bis in die mittleren Landesteile ausbreiten.
Dabei ist das ECMWF deutlich forscher als das ICON. Nach den Ursachen muss man
schon etwas suchen. Bei der Temperaturadvektion lässt sich nichts erkennen. Man
erkennt aber, dass die nordöstliche Höhenströmung weniger antizyklonal ist und
sich ein kleiner Kurzwellenanteil mit etwas PVA mutmaßlich mit Ursprung im Lee
des Skandigebirges, nach Deutschland schiebt. Am besten erkennt man dies im 300
hPa Feld, etwas ist es aber auch in 500 hPa zu sehen.

Je nachdem wie dicht und wie weit ausgreifend die Wolkenfelder unterwegs sind,
wird damit die Frostintensität etwas gemindert. Wo es länger klar bleibt, kann
es aber auch wieder Frost bis in den mäßigen Bereich geben, am Boden werden
vereinzelt auch bis -10 Grad simuliert.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen im kurzfristigen Vorhersagebereich eine gute Übereinstimmung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer