DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-03-2023 17:01
SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 31.03.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs Vollwetter mit Gewittern, Sturm und Dauerregen. Im Laufe des Wochenendes
deutliche Wetterberuhigung und von Nordosten her kälter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... wird Deutschland von einem kräftigen Tief mit Kern von etwa 987 hPa
über der südwestlichen Nordsee beeinflusst. Das dazugehörige Sturmfeld greift
bis nach Süddeutschland hinein. Dort treten zumindest am Anfang verbreitet
stürmische Böen, im Bergland teils schwere Sturmböen, im Hochschwarzwald sowie
auf den höheren Alpengipfeln Orkanböen aus Südwesten auf. Die Luftmasse ist
einigermaßen noch labil geschichtet, sodass noch einige Gewitter aktiv sind.
Durch die ordentliche Scherung und starke Oberwinde könnten sich die Zellen
recht gut organisieren. In den Gewittern gab es mehrere 10er Böen. Vereinzelt
sind sogar orkanartige oder Orkanböen aufgetreten.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich das o.g. Tief zu den Niederlanden und
verlangsamt seine Zuggeschwindigkeit. An dessen Nordflanke frischt zunächst an
der Ostsee und später auch an der Nordsee der Wind mit steifen Böen und an der
Ostsee vermehrt mit stürmischen Böen aus Nordost auf. An der Nordsee ist der
Wind ablandig, so dass dort stürmische Böen auf Inseln sowie die offene See
beschränkt sind. Im Südwesten und im Süden flaut der Wind ab, was sowohl der
beginnenden Auffüllung dieses Tiefs als auch des Tagesgangs geschuldet ist.
Windböen treten dann in tiefen Lagen nur noch vereinzelt auf. Im südwest- und
süddeutschen Bergland muss jedoch weiterhin mit Sturmböen gerechnet werden.

Samstag ... zieht das Tief über den Westen in die Mitte Deutschlands, wo es sich
zu einer Rinne entwickelt, die sich bis nach Osteuropa erstreckt. Die
Tiefdruckrinne trennt die aus Skandinavien einfließende und deutlich trockenere
Polarluft von der milderen Meeresluft weiter südlich. Zwischen der Rinne und dem
sich nach Süden ausdehnenden Hoch über dem Nordmeer verstärkt sich der Gradient.
Dadurch legt der Nordostwind im Norden noch etwas zu, so dass von der Küste bis
ins küstennahe Binnenland hinein stürmische Böen und daran angrenzend steife
Windböen auftreten.
Auch an der Südflanke der Rinne frischt bei gegenüber der Nacht zuvor annähernd
unverändertem Gradienten der Südwestwind wieder auf. Die Schichtung ist dann
allerdings deutlich stabiler als heute, so dass es für Gewitter nicht mehr
reichen sollte und die Böigkeit des Windes 1 bis 2 Bft schwächer ausfällt als am
Vortag.

Nicht außer Acht zu lassen ist der Regen in großen Teilen Deutschlands. Für die
Natur ist nebenbei die nasse Witterung ein Segen. Durch wiederholte
Niederschlagsereignisse sind, wenngleich mit Unterbrechungen, in den Staulagen
der westlichen und süddeutschen Mittelgebirge bis Sonntagfrüh markante
Regenmengen zu erwarten. Entsprechend lange laufende Warnungen sind bereits
aktiv. Nach Norddeutschland gelangt hingegen die deutlich trockenere und kältere
Luft. An der Küste können dadurch ein paar Auflockerungen zustande kommen.

In der Nacht zum Sonntag erfolgt über dem Nordatlantik eine Blockierungslage.
Das Hoch über dem Nordmeer verbindet sich mit dem Ableger des Azorenhochs bei
den Britischen Inseln. Dies hat zu Folge, dass die Tiefdruckrinne mit
eingelagerter Kaltfront nach Süden gedrückt wird. Hebungsvorgänge sind noch
vorhanden aber nicht mehr so stark ausgeprägt. Es reicht aber, um weitere
wenngleich leichte Regenfälle zu erzeugen. Die Kaltluft macht weitere Schritte
nach Süden und erreicht die nördlichen Mittelgebirge. Dort gehen die
Niederschläge zunehmend in Schnee über. Großen Schneezuwachs gibt es aber nicht,
denn mit der mit Ankunft der Polarluft klingen die Niederschläge fast
gleichzeitig ab.

Mit der Südostverlagerung der Tiefdruckrinne bzw. Kaltfront wird im Südwesten
und im Süden Deutschlands der Gradient auseinandergezogen, so dass zunächst in
tieferen Lagen und ausgangs der Nacht dann auch im südwest- und süddeutschen
Bergland der Wind wahrscheinlich nicht mehr warnrelevant ist. Für die Küste
ergibt sich jedoch kaum eine Änderung. Zumindest in der ersten Nachthälfte sind
dort noch Wind- und stürmische Böen zu erwarten, bevor an der Nordsee (aber nur
dort) der Wind abflaut. Zumindest an der Vorpommerschen Küste muss bis
Sonntagfrüh mit stürmischen Böen gerechnet werden. In den Kamm- und Gipfellagen
der zentralen und östlichen Mittelgebirge sowie des Harzes sind die gesamte
Nacht hindurch Wind- und stürmische Böen und exponiert noch einzelne Sturmböen
zu erwarten.

Im Bergland gibt es leichten Frost, aber auch sonst stellen sich im Norden und
in der Mitte Deutschlands niedrige einstellige Temperaturminima ein. Der noch
vorhandene Gradient unterbindet ansonsten eine Abkühlung in den Frostbereich.

Sonntag ... verstärkt sich der vom Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel
bis ins Nordmeer reichende Höhenkeil. Durch diesen Keil gestützt entwickelt sich
über Skandinavien ein ausgedehntes Bodenhoch, in dessen Bereich ein Druckanstieg
bis über 1035 hPa erfolgt. Damit ist der Übergang zu einer eher antizyklonal
geprägten Nordostlage vollzogen. Zwischen diesem Hoch und einem Tiefdruckkomplex
über Südosteuropa wird mit einer bodennahen nordöstlichen Strömung verstärkt
arktische Polarluft advehiert (in 850 hPa erreicht die -10-Grad-Isotherme den
Nordosten).

Am Alpenrand ergibt sich eine Stausituation, wobei mit der nach Süden
vorstoßenden Polarluft auch dort die Schneefallgrenze von etwa 1000 bis in Lagen
um 600 m absinkt. In Staulagen können dort 5 bis über 10 cm Schnee fallen.

Bedingt durch den weiterhin kräftigen Gradienten wird der allgemein auf Nordost
drehenden Wind erneut etwas auffrischen. Für warnrelevante Böen reicht es jedoch
nur noch in den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen sowie der
zentralen Mittelgebirge (exponiert Sturmböen) sowie im äußersten Nordosten (dort
im Binnenland steifen Böen und an der Ostsee stürmische Böen). Zum Abend hin
wird der Wind schwächer, so dass dann warnrelevante Böen auf exponierte
Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge und die Vorpommersche Ostseeküste
beschränkt sind.
Gegenüber den Vortagen sind im Nordwesten und im Norden längere sonnige
Abschnitte zu erwarten. Aber auch bis in die Mitte hinein und im gesamten Westen
lockert die Bewölkung auf. Nahezu deutschlandweit sind nur einstellige
Höchstwerte zu erwarten.

In der Nacht zum Montag klingen die Niederschläge auch an den Alpen ab.
Im Randbereich des sich von Skandinavien etwas nach Süden ausweitenden
Bodenhochs kommt die Luftmasse allmählich zur Ruhe. Anfangs sind an der Ostsee
noch Windböen, in den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge stürmische Böen möglich. Ausgangs der Nacht sollte aber auch dort
der Wind abflauen. Abgesehen vom Südosten klart es auf, so dass sich nahezu
deutschlandweit leichter, in den Hochlagen der Mittelgebirge auch mäßiger Frost
einstellt.

Montag ... bleibt Deutschland unter Hochdruckeinfluss. Die eingeflossene
Polarluft kann sich zumindest tagsüber etwas aufwärmen. Niederschläge werden
kaum mehr erwartet. Aufgrund der Nähe eines Höhentiefs über Osteuropa können
vereinzelte Schneeschauer an der Grenze zu Polen auftauchen und am Alpenrand
sind staubedingt auch ein paar Flocken möglich. Bei verbreitet nächtlichem
Aufklaren gibt es in der Nacht zum Dienstag leichten bis mäßigen Frost zwischen
-2 und -7 °C. Also ist es noch zu früh, kälteempfindliche Pflanzen nach draußen
zu verlagern.



Modellvergleich und -einschätzung
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Im Vergleich zu den Vorläufen gibt es keine relevanten Änderungen. Der
Kaltlufttropen am Sonntag in ICON 00 Uhr Lauf wird nach dem 06 und 12 Uhr Lauf
nicht mehr simuliert. Die Niederschlagsverteilung und die Mengen haben sich
nicht großartige verändert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marco Manitta