DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-10-2016 09:00
SXEU31 DWAV 230800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SE z
Auf Alpengipfeln und später auch auf den Gipfeln der süddeutschen Mittelgebirge
aufkommender leichter Föhn und hierdurch Sturmböen möglich. Sonst vorerst keine
markanten Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... wird das Höhentief, das inzwischen den Charakter eines
Kaltlufttropfens angenommen hat, mit der vorherrschenden Bodenströmung
nordwestwärts gesteuert und verliert den Einfluss auf unser Wettergeschehen,
nicht ohne im Nordwesten und ganz im Norden noch für weitere Regenschauer zu
sorgen. Vielleicht reicht es an der Nordsee auch noch für ein kurzes Gewitter;
die Labilität ist hierfür hinreichend und der Kaltlufttropfen liefert die
erforderliche Hebung.
Mit der weiteren Nordverlagerung des Kaltlufttropfens wird der Weg frei für
mildere Luft, die in das Vorhersagegebiet gelangen kann. Dieser Prozess äußert
sich bereits in Form von Warmluftadvektion, die aktuell vom Süden auf die Mitte
Deutschlands übergreift und bis zum Abend auch im Norden einsetzt.
Vorerst kann sich in Bodennähe die Milderung noch nicht so recht durchsetzen.
Hier hält ein blockierendes Hoch mit Schwerpunkt über Nordwestrussland dagegen.
Zwischen diesem Hoch und einem Zentraltief über dem nahen Ostatlantik
unmittelbar westlich der Iberischen Halbinsel ergibt sich eine südöstliche bis
östliche bodennahe Strömung, mit welcher in Erdbodennähe eine gealterte
Luftmasse herangeführt wird, die alles andere als mild, aber dafür noch ziemlich
feucht ist. Zudem ist die Grundschicht aufgrund der vorangegangenen
Niederschlagsereignisse dermaßen mit Feuchte angereichert, so dass die
Einstrahlung nicht allzu viel ausrichten kann. Aktuell greift, bedingt durch die
Warmluftadvektion, bereits wieder mehrschichtige Bewölkung von Südwesten her auf
die mittleren Gebiete und später auch weiter nordwärts über. Am späten
Nachmittag und am Abend setzt von Südwesten her erneut Regen ein.
Oberhalb der Grundschicht macht sich dennoch die Erwärmung bemerkbar; im 850
hPa-Niveau steigt im Süden die Temperatur auf 5 bis 10 Grad (wobei auch ein
leicht föhniger Einfluss wirksam wird), wogegen im Norden und Nordosten bis zum
Abend noch negative Werte auftreten. Auf exponierten Alpengipfeln und etwa ab
dem Abend auch auf höheren Berggipfeln der süddeutschen Mittelgebirge können
durch Föhn Böen bis Sturmstärke auftreten.
Auflockerungen sind nördlich der westlichen Mittelgebirge und ganz im Südosten
am wahrscheinlichsten. Dort sind Temperaturmaxima zwischen 12 und 15 Grad
möglich. Ansonsten bewegen sich die Temperaturen je nach Nebelauflösung zwischen
5 und 11 Grad.
In der Nacht zum Montag verlagert sich der Kaltlufttropfen in den Skagerrak,
wodurch die Schauertätigkeit dann auch ganz im Norden zum Erliegen kommen
dürfte. Allerdings deformiert dieser Kaltlufttropfen die Strömung weiterhin, so
dass sich die südwestliche Strömung noch nicht so recht durchsetzen kann.
Folglich verschärfen sich über Deutschland die Luftmassengegensätze, was die von
Süden übergreifende Warmfront intensiviert. Die mit der Warmfront verbundenen
Niederschläge greifen auf den Mittelgebirgsraum über und weiten sich bis in die
Lausitz aus. Warnrelevante Niederschlagssummen werden noch nicht erreicht.
Im Norden und Nordosten, aber auch zum östlichen Alpenrand hin, kann es erneut
aufklaren. Da selbst in diesen Gebieten die Ausstrahlung durch hohe Wolkenfelder
gedämpft wird, ist die Frostgefahr gering. Dennoch kann sich in diesen Regionen
gebietsweise Nebel bilden.

Montag... setzt sich über Mitteleuropa zusehends eine westliche bis südwestliche
Strömung durch, was oberhalb der Grundschicht auch in Norddeutschland zu einem
Temperaturanstieg führt. Die Warmfront kommt aufgrund ihrer annähernd
strömungsparallelen Lage nur sehr zögernd nordwärts voran, wodurch über dem
gesamten Mittelgebirgsraum weitere, teils länger andauernde, aber nicht allzu
intensive Niederschläge zu erwarten sind. Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen
werden vorerst 24-stündig nicht erreicht. Andauernde und zum Teil kräftige
Warmluftadvektion sorgt in weiten Teilen Deutschlands auch außerhalb des
Frontbereichs für mehrschichtige und meist kompakte hochreichende Bewölkung.
Auflockerungen sind am ehesten im Norden und ganz im Südosten vorstellbar. An
den Alpen dauert der Föhn an, so dass auf Alpengipfeln, aber auch auf höheren
Berggipfeln der süddeutschen Mittelgebirge Böen bis Sturmstärke auftreten
können. Der Föhn kann bis in die Alpentäler mit Windböen bis Bft 7 durchbrechen.

Im Norden und in den mittleren Gebieten erfolgt aufgrund der noch vorhandenen
Kaltluft und der Bewölkung keine wesentliche Temperaturänderung. Im Süden setzt
sich dann auch die mildere Luft in Bodennähe durch, was dort die Temperatur auf
13 bis 18, unmittelbar an den Alpen bei Föhn bis 20 Grad steigen lässt.
In der Nacht zum Dienstag stellt sich auch im Norden und Nordosten Deutschlands
eine südwestliche Strömung ein. Nach wie vor liegt ein blockierendes Hoch mit
Schwerpunkt über Nordwestrussland. Ein von diesem Hoch ausgehender Keil
erstreckt sich über Skandinavien und die Nordsee hinweg bis nach Nordengland.
Aus diesem Keil fließt bodennah mit einer nordöstlichen Komponente Kaltluft aus,
was die bereits eingeflossene mildere Luft im Westen wieder mehr nach Süden
zurückdrängt. Dies lässt vor allem zur Nordsee hin die Wolken auflockern, so
dass sich dort erneut Nebel bilden kann. Die Warmfront orientiert sich dann mehr
südwest - nordostwärts, wobei in deren südlichen Teil Warmluftadvektion zum
Tragen kommt. Hierdurch können sich über dem Südwesten Deutschlands die
Niederschläge intensivieren; warnrelevante Schwellenwerte können dann bevorzugt
über den Mittelgebirgen und dort in Staulagen durchaus überschritten werden.

Dienstag... verlagert sich der Kaltlufttropfen, der bis heute für unser
Wettergeschehen wetterbestimmend war, nach Nordosten und erreicht den Ausgang
des Finnischen Meerbusens. Mit einem nach Süden reichenden Trog, der über den
Norden und Nordosten Deutschlands hinweg ostwärts schwenkt, bringt sich dieser
Kaltlufttropfen in Erinnerung. Wenngleich dies nur für einzelne Schauer vor
allem in Ostseenähe reichen sollte, so wird doch die bereits eingeflossene
mildere Luft wieder nach Süden zurückgedrängt. Der Föhn an den Alpen bricht dann
zusammen, wodurch nur anfangs auf exponierten Gipfeln noch Sturmböen auftreten
dürften. Im Tagesverlauf flaut dort der Wind ab.
Durch das Vordringen der kühleren Luft verlagert sich das Niederschlagsgeschehen
zusehends nach Süddeutschland. Nach Norden und Nordwesten hin sind dann
Auflockerungen, an der Küste Aufheiterungen möglich. Warnschwellen in Bezug auf
Dauerregen werden allenfalls noch in den südwestdeutschen Mittelgebirgen
überschritten, was auf Staulagen beschränkt bleiben dürfte. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 8 bis 13, im Südwesten und im Süden in
tieferen Lagen Werte um 15 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch wandelt sich der o.g., bis nach Nordengland gerichtete
Hochkeil in ein abgeschlossenes Hoch um, das zusehends auf Norddeutschland
übergreift. Über dem Vorhersagegebiet stellt sich hierdurch eine
schwachgradientige Lage ein.
Die bisherige Warmfront verliert mehr und mehr an Wetterwirksamkeit,
nennenswerte Niederschläge sind dann allenfalls noch über dem östlichen
Mittelgebirgsraum und an den Alpen zu erwarten. Ansonsten lockern die Wolken
verbreitet auf, was nachfolgend relativ rasch die Bildung von teils dichtem
Nebel zur Folge hat. Am wahrscheinlichsten ist dies im Norden, Nordwesten, ganz
im Westen und in Teilen der Donauniederung.
Im äußersten Norden besteht zudem bei längerem aufklaren die Gefahr von leichtem
Frost oder zumindest Frost in Erdbodennähe.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Auch hinsichtlich der zu erwartenden Niederschläge werden ähnliche Ergebnisse
gezeigt, die von probabilistischen Produkten gestützt werden. Demnach ist die
Überschreitung von Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen im Schwarzwald am
wahrscheinlichsten. Aber auch in den Staulagen der westlichen und zentralen
Mittelgebirge bis hin zum Vogtland können die Warnschwellen für Dauerregen
überschritten werden. Auf föhnbedingte Böen werden vom EPS des EZMW, nicht aber
von COSMO-LEPS Signale geboten. Dieses zeigt am Dienstag Indizien für
warnrelevante Böen in den östlichen Mittelgebirgen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann