DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-03-2023 08:01
SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.03.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a, Übergang zu SW z. Mildes Frühlingswetter vorerst ohne markante
Wettergefahren. Erst am Mittwoch über der Nordsee, an der Nordfriesischen Küste
und im Bergland stürmische Böen, auf dem Brocken Sturm- und schwere Sturmböen
Bft 9/10.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland unter einer west-südwestlichen Strömung, mit welcher
Keile und Tröge über Mitteleuropa ost-nordostwärts gesteuert werden. Einer
dieser Tröge überquert heute den äußersten Osten Deutschlands. Vielmehr handelt
es sich dabei um ein Residuum, da dieser Trog mittlerweile nach Südeuropa
ausgetropft ist. Ein weiterer Kurzwellentrog streift, südostwärts schwenkend, im
Tagesverlauf den Nordosten Deutschlands, zuvor erfolgt dort bereits
Stabilisierung, so dass der Trog in Verbindung mit dem Tagesgang keine
konvektiven Umlagerungen mehr auslösen kann. Zwischen Ostsee und Erzgebirge sind
noch Schauer möglich; für Gewitter sollte die Labilität nicht mehr reichen.
In den anderen Gebieten macht sich bereits antizyklonaler Einfluss bemerkbar.
Ein Höhenkeil überquert die Britischen Inseln, durch diesen gestützt weitet sich
ein Bodenhoch von Frankreich her in den Südwesten Deutschlands aus. Absinken
lässt dort die Wolkendecke auflockern, wogegen sich ansonsten meist
mehrschichtige Bewölkung hält. Warmluftadvektion, die im Tagesverlauf den
Nordwesten und Westen Deutschlands erfasst und die in Verbindung mit der
Warmfront eines Randtiefs über dem mittleren Nordatlantik steht, lässt dort
Niederschlag aufkommen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 10 bis 14, an der
See Werte um 8 und im Süden im Falle von Auflockerungen 16 Grad.

In der Nacht zum Dienstag greift der Höhenkeil unter Verkürzung der Wellenlänge
auf Deutschland über. Ein weiterer, aber nicht allzu kräftiger Trog erreicht
bereits die Britischen Inseln. Die Warmfront, die an der Nordflanke des Keils
nach Osten abläuft, streift den Nordwesten und Norden Deutschlands mit geringen
Niederschlägen. Das mit dem Keil korrespondierende Bodenhoch verlagert sich mit
seinem Schwerpunkt in den Alpenraum und schwächt sich dort ab. In weiten Teilen
Deutschlands zeichnen sich daher geringe Luftdruckgegensätze ab. Im Südwesten
und Süden können sich daher Nebelfelder bilden. Zudem ist ganz im Süden sowie in
einigen Tälern des Bayerischen Waldes in ungünstigen Lagen leichter Frost nicht
ganz auszuschließen.

Dienstag... verlagert sich der Höhenkeil über Deutschland hinweg ostwärts. Der
nachfolgende Trog erreicht bis zum Abend den Westen Deutschlands. Vorderseitige
Hebung lässt von Nordwesten und Westen her vermehrt Niederschläge aufkommen, die
jedoch fernab von jeglicher Warnrelevanz sind und die im Tagesverlauf die Mitte
Deutschlands erfassen. Die schwache Kaltfront, die dem Trog vorgelagert ist,
bringt kaum einen Luftmassenwechsel mit sich. Bedingt durch die leicht
schleifend übergreifende Front dominiert mehrschichtige Bewölkung. Ein paar
Wolkenlücken kommen im Lee der Mittelgebirge zustande. Im Süden und Südosten
hält sich noch antizyklonaler Einfluss, was dort größere Auflockerungen zur
Folge hat. Gegenüber heute zeichnet sich ein deutschlandweit leichter
Temperaturanstieg um 1 bis 2 K ab.

In der Nacht zum Mittwoch wird auch dieser Trog unter Abschwächung über
Deutschland hinweg ost-nordostwärts gesteuert. Ein weiterer Rücken greift unter
Abflachung auf Deutschland über. Der nachfolgende Trog erfasst ausgangs der
Nacht bereits die Britischen Inseln. Die ohnehin schwache Kaltfront wird durch
diesen Trog überlaufen, so dass spätestens ab der zweiten Nachthälfte keine
nennenswerten Niederschläge mehr zu erwarten sind. Da im Süden nach wie vor die
Luftdruckgegensätze gering ist, können sich dort noch einmal flache Nebelfelder
bilden. Aufgrund der Erwärmung der Luftmasse sollte es für leichten Frost nicht
mehr reichen.

Mittwoch... erfolgt eine Zonalisierung, wobei sich eine west-südwestliche und
zusehends zyklonaler werdende Strömung vom mittleren Nordatlantik über Europa
hinweg bis hinter den Ural durchsetzt. Ein darin eingelagerter Trog erfasst im
Tagesverlauf den Nordwesten Deutschlands. Das vorderseitige und bis dahin längst
okkludierte Frontensystem lässt von Nordwesten und Westen her erneut
Niederschläge aufkommen, die bis zum Abend auch Teile der Mitte erfassen. Dabei
handelt es sich nur um wenige Millimeter, in Nordseenähe und in Staulagen können
um 5 mm zusammenkommen.
Mit dem Übergreifen des Frontensystems wird der Wind warnrelevant. Im
Nordwesten, Westen und in der Mitte und dort bevorzugt in den Leegebieten der
Mittelgebirge sind Windböen, über der offenen Nordsee, an der Nordfriesischen
Küste und im Bergland stürmische Böen zu erwarten. Auf höheren Berggipfeln vor
allem der nördlichen Mittelgebirge erreichen die Böen Sturmstärke, auf dem
Brockenplateau sind schwere Sturmböen nicht auszuschließen.
Da sich im Süden und Osten, gestützt durch einen von den Pyrenäen bis nach Polen
reichenden Keil, noch antizyklonaler Einfluss hält, zeichnen sich größere
Auflockerungen ab. Im Südosten und dort bevorzugt in Alpennähe sind längere
sonnige Abschnitte zu erwarten. Dort sind Temperaturmaxima bis 20 Grad möglich.
Ansonsten erfolgt gegenüber Dienstag keine wesentliche Temperaturänderung.

In der Nacht zum Donnerstag setzt sich die Zonalisierung fort, so dass sich in
der nunmehr glatten west-südwestlichen Strömung keine Keil-Trog-Strukturen mehr
herausarbeiten lassen. Das o.g. Frontensystem überquert nur den Norden und
Nordosten Deutschlands relativ rasch, gelangt aber über den mittleren Gebieten
in annähernd strömungsparallele Lage und daher ins Schleifen, wobei sich mehrere
Wellen abzeichnen. Hierdurch kommen vermehrt Niederschläge auf, in den Staulagen
der westlichen, zentralen und nördlichen Mittelgebirge sind 10 bis über 20 mm
innerhalb von 12 Stunden zu erwarten. Da dieses Ereignis längere Zeit, wenn auch
mit Unterbrechungen, andauert, gilt es, die Dauerregenproblematik im Auge zu
behalten. Im Süden und Südosten Deutschlands bleibt es wahrscheinlich noch
weitgehend niederschlagsfrei.
Der Wind flaut etwas ab, was eher tagesgangsbedingt ist als dass es aus einer
Gradientabnahme resultiert. Warnrelevante Böen sollte auf einige Abschnitte der
Nordseeküste (Bft 7) und exponierte Berggipfel (Brocken, süddeutsche
Mittelgebirge sowie Alpengipfel Bft 8/9) beschränkt bleiben. Aber immerhin wird
durch den Gradienten die Bildung von Nebel unterbunden. Frost ist selbst im
Süden bei längerem Aufklaren eher unwahrscheinlich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann