DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-10-2016 09:00
SXEU31 DWAV 220800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TM, übergehend in SEz. Keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... lag in 300 hPa um 00 UTC ein Tief über Sachsen-Anhalt, das sich bis
zum Tagesende langsam nach Vorpommern verlagert, wobei es zunehmend eine
elliptische Form annimmt mit einem markanten Trog, der sich von Vorpommern in
Richtung Schleswig-Holstein und Deutsche Bucht erstreckt. Es herrscht aber in
der Trogumgebung kaum Vorticityadvektion, da die Windgeschwindigkeiten in 300
hPa über Norddeutschland sehr gering sind.

Aktuell verursacht Warmluftadvektion Niederschläge in Teilen des mittleren und
südlichen Deutschlands, wobei die Schneefallgrenze etwa bei 800 bis 1000 Metern
liegt. Die WLA verlagert sich bis Mittag Richtung Böhmen und Österreich, womit
bis zum Abend zunächst keine markanteren Hebungsantriebe (weder durch PVA noch
durch WLA) zu verzeichnen sind. Ab dem Abend greift aber von Süden her WLA auf
Deutschland über, die aber hydrotechnisch zunächst noch nicht wetterwirksam ist.
Abends und in der ersten Nachthälfte soll es nach COSMO-EU nur noch im Norden
regnen (konvergente Strömung im Bereich des Bodentiefs). C-EU erwartet heute (00
bis 24 UTC) im Vogtland und westlich davon teils über 10 mm, das primäre Maximum
des Niederschlages ist aber über Mecklenburg-Vorpommern zu finden (bis 17 mm).
Südlich einer Linie Pfalz-Regensburg soll es komplett niederschlagsfrei bleiben.
ICON6_NEST zeigt ein sehr ähnliches Bild. Auch GFS weist zwei Regenmaxima mit
ca. 11 mm auf (Rhön/Thüringer Wald sowie Fehmarn). ECMF16 prognostiziert bis zu
10 mm an der Ostseeküste.

Nach Auflösung der wenigen Nebelgebiete verläuft der Tag heute weitgehend
warnfrei; ein kurzes Gewitter über Sachsen kann nachmittags bei knapp -31 Grad
in 500 hPa nicht ganz ausgeschlossen werden.
Spätabends sind auf Alpengipfeln Böen Bft 8 bis 9 möglich.


Sonntag... bildet das Höhentief zunächst über Schleswig-Holstein den neuen
Hauptkern, der dann weiter nach Jütland und zum Kattegat zieht. Über ganz
Deutschland kommt es damit zum Tagesende zu einer verstärkten westlichen
Höhenströmung.

Das anfangs über Dänemark liegende Bodentief verlagert sich zur Deutschen Bucht
bzw. zur südlichen Nordsee, wo es sich im Verlaufe des Abends als eigenständiges
Zentrum auflöst. Zum Tagesende stellt sich dann über Deutschland eine meist
schwache südöstliche bis östliche Bodenströmung ein.

Nach teils klarer und später nebliger Nacht (warnrelevanter Nebel nach WarnMOS
primär im RZ-Bereich Essen/Offenbach und an der bayerischen Donau) mit
Tiefsttemperaturen in den mittleren und südlichen Teilen vielfach um den
Gefrierpunkt (verbreitet Frost in Bodennähe) stellt sich der Sonntag mit
Ausnahme des Nordens oft freundlich dar. Im Norden dauern die teils
schauerartigen Regenfälle noch bis in den Nachmittag hinein an.
Die von Süden aufgekommene WLA intensiviert sich gebietsweise weiter und breitet
sich auf große Teile Deutschlands aus - nur im Nordwesten ist die WLA eher
gering. Eine Warmfront greift damit von Frankreich her auf den Südwesten unseres
Landes über. Dies führt vor allem in der zweiten Tageshälfte zu Bewölkungsaufzug
von Süden her. Abends setzt dann im südlichen Baden-Württemberg Regen ein, der
sich dann auch weiter nach Norden ausweitet.
C-EU simuliert nur in Mecklenburg und im Schwarzwald Tagessummen von über 10 mm,
ICON-Nest geht in den südlichen Schwarzwald-Ausläufern bis 16 mm. GFS rechnet
überall unter 10 mm bei sonst sehr ähnlicher Verteilung der Niederschläge wie in
der deutschen Modellkette. ECMF16 hat nur im Südschwarzwald bis knapp über 10
mm.

Die Erwärmung in 850 hPa macht vor allem in der Südhälfte weitere Fortschritte;
dort steigt von 00 bis 24 UTC die Temperatur um bis zu 5 K an. Im Tagesverlauf
zeigen sich am Alpennordrand leicht föhnige Erscheinungen, die dort örtlich für
Maxima um 15 Grad sorgen. Im übrigen Deutschland liegen die Höchstwerte
verbreitet zwischen 8 und 12 Grad.


Montag... zieht das Höhentief unter Abschwächung weiter nach Südskandinavien,
während sich ein Rücken von Frankreich her nach Deutschland verlagert und sich
dabei ebenfalls abschwächt. Das Geopotential steigt aber hierzulande weiter an.

Die Nebelgefahr am Morgen ist geringer als in der Nacht zum Sonntag, da durch
die starke WLA kaum noch Gebiete mit längerem Aufklaren vorhanden sein werden.
Demzufolge ist morgens nur sehr vereinzelt im mittleren Zonal-Streifen in
ungünstiger Lage mit leichtem Luftfrost zu rechnen. Bodenfrost ist nach MOS-MIX
primär in NRW und Niedersachsen möglich.

Im Laufe der zweiten Tageshälfte bildet sich am Okklusionspunkt des Zentraltiefs
westlich der Iberischen Halbinsel, der mittags etwa im Bereich
Ärmelkanal/Nordfrankreich zu verorten ist, ein Teiltief aus, das abends im
äußersten Westen Deutschlands anlangt und um 24 UTC über den zentralen Teilen
unseres Landes zu liegen kommt. Die Kaltfront des Tiefs dringt abends von Westen
her in die Südhälfte ein. An ihr kann es gemäß C-EU im Süden zu einzelnen
Gewittern kommen.

Von Südwesten her breiten sich die meist leichten Regenfälle nach C-EU bis
Vormittag allmählich bis in die mittleren Teile aus. Mittags setzt im Westen
intensiverer Regen ein, der sich zum Tagesende hin in den Norden verlagert.
Abends (18-24 UTC) rechnet C-EU im Raum Berlin und im Südwesten mit Mengen bis
zu 20 mm; ICON-Nest hat besonders in den mittleren Teilen Gebiete mit über 10 mm
in diesen letzten sechs Tagesstunden. Insgesamt sollen 24stündig nach C-EU im
südlichen Niedersachsen und in Baden-Württemberg bis knapp über 20 mm fallen.
Vom Hochrhein bis zum Böhmerwald soll der äußerste Süden leebedingt
niederschlagsfrei bleiben. Ähnlich zeigt sich die Niederschlagsverteilung im
genesteten ICON. GFS prognostiziert den maximalen Niederschlag in Niedersachsen
(bis 15 mm) und ähnelt dabei mehr dem C-EU als dem ICON.
ECMF16 sieht das Hauptniederschlagsgebiet weiter südlich als C-EU und GFS und
ähnelt damit eher der Version des ICON-Nests. In einem Streifen von
Rheinland-Pfalz/Saarland bis hin nach Sachsen fallen mehr als 10 mm (bis 23 mm
bei Chemnitz).
Die 850 hPa-Temperaturen steigen im Tagesverlauf im ganzen Land an, besonders
stark im Süden und in der Mitte. Durch die Leeeffekte am Alpennordrand (kein
typischer Föhn; es fehlt der starke Niederschlag im Südstau der Alpen, besonders
in der C-EU-Vorhersage) erreichen die Werte abends in Südbayern bis über 14 Grad
(ICON) bzw. über 16 Grad (C-EU). Auch GFS und LFPW zeigen hohe Werte zum Teil
über 15 Grad. MOS-MIX berechnet am Alpenrand Höchsttemperaturen bis 20 Grad,
ebenso C-EU und MOS-ICON sowie MOS-EZMW.

Die Böen auf den Alpengipfeln und auch im Hochschwarzwald erreichen im
Tagesverlauf Bft 8 bis 9; C-EU rechnet allerdings auf den Alpengipfeln nur mit
maximalen Böen Bft 6. Dafür prognostiziert dieses Modell spätabends Böen Bft 10
auf dem Brocken gegenüber Bft 7 im OOG. OOG erscheint in diesen Fällen aber als
die wahrscheinlichere Variante..

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle liegen kurzfristig auf einer Linie; auch die Niederschlagsprognosen
stimmen gut überein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.