DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-03-2023 18:01
SXEU31 DWAV 151800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.03.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Umstellung auf Südwest antizyklonal; im Nordwesten leicht unbeständig, im Süden
und Südosten dagegen viel Sonne. Dazu wieder deutlich milder. Abgesehen von
einzelnen Böen Bft 8 bis 9 über der Nordsee bzw. im höheren Bergland keine
markanten Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich der Großteil des Vorhersagegebietes im Einflussbereich
maritimer Polarluft mit Temperaturen zwischen -4 und -7 Grad in 850 hPa, die vor
allem nach Osten zu aktuell im Bereich eines abziehenden markanten Höhentroges
mit 500 hPa-Temperaturen unter -35 Grad noch hochreichend labil geschichtet ist.
Im Westen und Südwesten macht sich dagegen auf der Vorderseite eines breiten
Höhenrückens, der sich im Laufe der Nacht vom nahen Ostatlantik allmählich zu
den Britischen Inseln verlagert, mitteltroposphärisch bereits markante WLA
bemerkbar, die oberhalb von etwa 700 bis 600 hPa für deutlich stabilere
Verhältnisse sorgt, zudem dominiert dort kräftiges Absinken. Im Bodendruckfeld
etabliert sich in den kommenden Stunden somit eine eigenständige
Hochdruckparzelle mit über 1020 hPa über Süddeutschland, die ihren Schwerpunkt
bis Donnerstagfrüh allmählich Richtung Ostösterreich bzw. Tschechien verlagert,
sich dabei aber nach Norden ausweitet. Somit setzen sich auch im Osten und
Südosten stabilere Verhältnisse durch und die aktuell noch auftretenden leichten
Schnee-, Schneeregen- und Graupelschauer, die ganz vereinzelt von Gewittern
begleitet wurden bzw. werden, klingen in den kommenden Stunden rasch ab. Etwas
Schnee fällt dann lediglich noch bis in die zweite Nachthälfte hinein im Stau
der Alpen - am ehesten nach Osten zu. Aber auch dort kommen kaum mehr als 5 cm
Neuschnee zusammen.
Ansonsten lockern die Wolken auf, teilweise ist es sternenklar. Hier und da - am
ehesten wohl im Süden - kann sich Nebel bzw. Hochnebel ausbreiten, angesichts
der eingeströmten trockenen Polarluft dürfte das aber eher eine Randerscheinung
bleiben. Im Westen und Norden macht sich im Laufe der Nacht die kräftige WLA
aber bereits anhand des Aufzuges mehrschichtiger Bewölkung bemerkbar, bis auf
einzelne Tropfen in den Frühstunden am Niederrhein bleibt es aber auch dort noch
trocken.
Mit Durchschwenken des Hochs bzw. dessen Achse flaut der anfänglich noch
lebhafte West- bis Nordwestwind auch im Nordosten bzw. an den Küsten ab und
dreht von Westen her auf Süd zurück. Dabei beginnt sich der Gradient im Westen
ausgangs der Nacht wieder deutlich zu verschärfen, allerdings macht sich das
aufgrund der stabilen Verhältnisse lediglich über der offenen Nordsee bzw. in
einigen Mittelgebirgskammlagen in Form starker bis steifer Böen (Bft 6 bis 7)
bemerkbar.
Somit steht, abgesehen von einigen Küstenregionen und dem äußersten Westen -
verbreitet eine frostige Nacht ins Haus, in einigen Mittelgebirgs- und
Alpentälern kann es auch mäßigen, in höher gelegenen Tälern (Alpen, Bayerwald)
sogar strengen Frost geben. Hier und da tritt Glätte durch Überfrieren von Nässe
auf.

Donnerstag ... schwenkt der nach wie vor breit angelegte Höhenrücken langsam
nach Mitteleuropa und befindet sich zu Tagesende mehr oder weniger genau über
uns. Die kräftige WLA macht sich nun auch niedertroposphärisch bemerkbar und die
850 hPa-Temperatur steigt bis zum Abend auf Werte zwischen -4 Grad in
Ostvorpommern und +8 Grad am Kaiserstuhl.
Im Bodenfeld zieht die immer umfangreichere Hochdruckzone nach Ost- bzw.
Südosteuropa ab, während sich im Seegebiet westlich von Irland ein
Tiefdruckgebiert etabliert mit einem Teiltief knapp nördlich von Schottland in
den Abendstunden. Dessen Warmfront überquert die Nordsee nordostwärts und
streift dabei auch den Westen und Nordwesten Deutschlands mit teils dichten
Wolkenfeldern. Vom Niederrhein bis zum Emsland, nachmittags dann vom
nordwestlichen Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein fällt auch etwas Regen.

Der Druckfall setzt sich somit weiter fort und vor allem präfrontal verschärft
sich der Gradient deutlich. Angesichts der stabilen Verhältnisse macht sich das
windtechnisch aber lediglich über der Nordsee, im nördlichen Schleswig-Holstein
und in einigen Höhenlagen bemerkbar, wo es steife, über der Nordsee sowie in
einigen Kammlagen auch stürmische Böen aus Südost geben kann, auf exponierten
Gipfeln (Brocken) zum Abend hin vielleicht auch Sturmböen. Der Böhmische Wind
lebt zu Tagesende im Bereich des Erzgebirges weiter auf, eventuell reicht es in
einigen entsprechend anfälligen Tälern für steife Böen.
Ansonsten steht ein ruhiger Tag ins Haus, wobei vor allem im Osten und Süden
länger die Sonne scheint, dort macht sich die WLA nur anhand hoher Wolkenfelder
bemerkbar. Gegenüber dem Vortag steigt die Temperatur wieder deutlich an mit
Höchstwerten zwischen 7 und 11 Grad im Norden und Osten bzw. zwischen 10 und 14
Grad sonst, am Oberrhein werden bereits bis zu 16 oder sogar nahe 17 Grad
erreicht.

In der Nacht zum Freitag lässt die beständige WLA vorderseitig eines breit
angelegten Höhentroges knapp westlich der Britischen Inseln den umfangreichen
Höhenrücken nur langsam über Mitteleuropa hinweg ostwärts schwenken, so dass
sich über dem Vorhersagegebiet eine nach wie vor antizyklonale westsüdwestliche
Höhenströmung etabliert.
Die Warmfront des Freitagfrüh knapp westlich von Kap Svinöy aufschlagenden
Teiltiefs (das inzwischen zentralsteuernde Tief westlich von Irland kommt nur
wenig nach Osten voran) weitet sich über dem Vorhersagegebiet noch etwas nach
Süden aus und erreicht morgens in etwa die Oder bzw. Neiße. Präfrontal fällt
anfangs in Schleswig-Holstein und in Vorpommern noch etwas Regen, im Warmsektor
bleibt es dann weitgehend trocken.
Die Kaltfront gerät mangels Schubkomponente über der Nordsee ins Schleifen und
bleibt noch knapp westlich der Deutschen Bucht. Somit halten sich im Westen und
Norden sowie auch über weiten Teilen der Mitte dichte Wolkenfeldern und die
Nacht verläuft dort frostfrei. Im Süden und Südosten bleibt es dagegen locker
bis bering bewölkt, so dass es dort erneut vielerorts leichten, in einigen
Bayerwald- und Alpentälern mäßigen Frost gibt. Nebel bleibt dagegen wohl eine
Randerscheinung.
Der Gradient fächert im Warmsektor wieder etwas auf und vor allem über der
Nordsee flaut der Südost- bis Südwind allmählich ab. In den Kamm- und
Gipfellagen der zentralen und östlichen Mittelgebirge kann es aber einzelne
stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen geben, am Erzgebirge sowie in
Ostsachsen macht sich der Böhmische Wind auch in einigen Tälern mit steifen,
vereinzelt stürmischen Böen bemerkbar.

Freitag ... erweist sich der Höhentrog über dem nahen Ostatlantik nach wie vor
als relativ träge und greift bis zum Abend mit seiner Achse zögernd auf Irland
bzw. dem Westen der Biskaya und der Iberischen Halbinsel über. Somit wird auch
der Höhenrücken nur allmählich ins östliche Mitteleuropa abgedrängt, die nach
und nach auf Südwest aufsteilende Höhenströmung bleibt über Deutschland noch
weitgehend antizyklonal konturiert.
Das Teiltief im Bodenfeld kommt vor der norwegischen Küste kaum mehr nach
Nordosten voran und füllt sich ein wenig auf, während der über der Nordsee
schleifende Frontenzug weiterhin westlich der Deutschen Bucht verbleibt. Im
Tagesverlauf greift allerdings ein kurzwelliger Troganteil von der Biskaya auf
Nordwestfrankreich und die südwestliche Nordsee über, dem auch ein flacher
Bodentrog vorgeschaltet ist, der abends Benelux und den Nordwesten Frankreichs
erreicht, wobei die schleifende Front über der südwestlichen Nordsee verwellt.
Vorderseitig gelangt ein Schwall sehr milder bis warmer Luft subtropischen
Ursprungs ins Vorhersagegebiet (T850 hPa zwischen 6 Grad im Nordwesten und teils
über 12 Grad im Südosten), die vor allem im Westen und Nordwesten mit PPW-Werten
um 20 mm recht feucht ist und oberhalb von etwa 800 hPa auch potenziell instabil
geschichtet. Somit bleibt es dort wechselnd, oft auch stark bewölkt und
insbesondere am Nachmittag und Abend kann es einzelne Schauer geben, für
Gewitter dürfte die vom Boden abgekoppelte Labilität wohl nicht ausreichen.
Ansonsten ist es oft nur locker bewölkt, im Süden und Südosten auch sonnig. Die
Temperaturen steigen weiter an und erreichen im Norden und Nordosten Höchstwerte
zwischen 12 und 16 Grad, ansonsten aber sehr milde bis warme 15 bis 21 Grad, im
Südwesten örtlich bis nahe 23 Grad.
Noch ein paar Worte zum Wind: Am Gradienten ändert sich nur wenig, er fächert
eher noch etwas auf. Entsprechend gibt es lediglich in einigen Kammlagen
insbesondere der östlichen Mittelgebirge sowie auf dem Brocken noch stürmische
Böen, in einigen Tälern der östlichen Mittelgebirge steife Böen aus Südost.

In der Nacht zum Samstag nimmt die Südwestströmung über dem Vorhersagegebiet
eine etwas zyklonalere Kontur an und der über der Nordsee nordostwärts ziehende
kurzwellige Troganteil streift auch Nordwestdeutschland. Der Bodentrog samt
teilokkludierter Kaltfront greift mit schauerartigen, aber nicht sonderlich
ergiebigen Regenfällen auf den Westen und Norden des Landes (etwa bis zu einer
Linie Saarland-Vorpommern) über, kurze Gewitter sind nicht ausgeschlossen, aber
mangels Labilität eher unwahrscheinlich.
Im Vorfeld verschärft sich vor allem in der Mitte und im Osten der Gradient
wieder ein wenig, im östlichen Bergland legt der Böhmische Wind etwas zu, auf
dem Brocken kann es stürmische Böen bzw. Sturmböen aus Süd bis Südwest geben,
ansonsten spielt der Wind warntechnisch aber wohl kaum eine Rolle.
Im Süden und Osten bleibt es aufgelockert bis gering bewölkt und trocken. Vor
allem in Südostbayern sinken die Temperaturen zumindest in ungünstigen Lagen
erneut in den leichten Frostbereich, ansonsten bleibt es aber frostfrei.

Samstag ... überquert der inzwischen weiter nach Süden, bis ins Atlasgebirge
ausgreifende Höhentrog über Westeuropa die Britischen Inseln, Westfrankreich und
die Iberische Halbinsel. Dabei steilt die südwestliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet weiter auf.
Der kurzwellige Troganteil zieht nun endgültig nach Skandinavien ab, die
korrespondierende Kaltfront kommt noch bis in die Mitte bzw. in den Nordosten
Deutschlands voran, löst sich aber auf.
Mit Annäherung der Trogachse kann im Tagesverlauf vor allem im Westen und
Nordwesten des Landes aufgrund von PVA dynamische Hebung wirksam werden. Das
ehemals zentralsteuernde Bodentief bei Irland zieht bis zum Abend ins Seegebiet
nördlich von Schottland, der zugehörige markante Bodentrog erreicht dann samt
eingelagerter Kaltfront den Osten Englands und Westfrankreich. Vorderseitig
gelangt eine weiterhin relativ feuchte und mit etwas Einstrahlung bzw. besserer
Durchmischung rückseitig der sich auflösenden Kaltfront nun auch bis in tiefe
Lagen potenziell instabil geschichtete Luftmasse in die Nordwesthälfte des
Landes. Mit Unterstützung durch dynamische Hebung entwickeln sich dort im
Tagesverlauf Schauer und auch einzelne Gewitter, die nachmittags und abends
eventuell noch den Südwesten und die mittleren Landesteile erfassen. Die zur
Verfügung stehende Cape beschränkt sich auf wenige 100 J/kg und die PPW-Werte
schwanken zwischen 15 und knapp über 20 mm, so dass sich die
Begleiterscheinungen hauptsächlich im gelben Warnbereich abspielen und nur
vereinzelt markante Erscheinungen (stürmische Böen, kleiner Hagel) auftreten.
Im Süden und Osten bleibt es voraussichtlich noch trocken und vor allem von der
Lausitz bis nach Nordbaden bzw. südlich davon recht sonnig. Die ins
Vorhersagegebiet advehierte Luftmasse ist nicht mehr ganz so warm wie am Vortag,
in 850 hPa weist sie abends Werte zwischen 3 Grad im Nordwesten und 8 Grad im
Südosten auf. Somit bleibt es mit Höchstwerten zwischen 12 Grad im Nordseeumfeld
bzw. an der Ostsee und knapp 20 Grad im südlichen Oberrheingraben und im
Alpenvorland weiterhin für die Jahreszeit viel zu mild, eventuell werden die 20
Grad auch noch einmal knapp überschritten.
Der Gradient fächert eher noch etwas auf, so dass der Wind warntechnisch wohl
keine Rolle mehr spielt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen bis Samstag eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung, warn- und prognoserelevante Unterschiede sind keine
auszumachen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff