DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-03-2023 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.03.2023 um 10.30 UTC



Mild bis sehr mild, Freitag weitgehend störungsfrei und oft freundlich,
nachfolgend meist wechselhaft mit zeitweiligem Regen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 21.03.2023


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt ein Hochkeil mit positiv geneigter
Achse über Deutschland bzw. vor allem noch dem Südosten Deutschlands, so dass
der Großteil des Landes im Tagesverlauf auf die Rückseite des Keils und somit
auf die Vorderseite des nachfolgenden Langwellentroges über dem nahen
Ostatlantik gelangt. Der Langwellentrog streckt sich bis nach Nordafrika und auf
dessen Vorderseite dreht die Strömung auf Südwest, so dass milder Luft von
Südwesten herangeführt wird. Deutschlandweit liegt das Temperaturniveau in 850
hPa zwischen 5 Grad im Norden und 11 Grad im Süden. Das Bodenhoch liegt bereits
über Osteuropa und somit gelangt Deutschland in den Einflussbereich des
umfangreichen Tiefkomplexes bei den Britischen Inseln und über der Nordsee. Ein
dazugehörendes Frontensystem streift insbesondere den Nordwesten und Norden mit
dichterer Bewölkung und zeitweiligen Niederschlägen, in den südlichen und
südöstlichen Landesteilen bleibt es bei überwiegend gering bewölktem Himmel
trocken und die Tageshöchstwerte können besonders im Südwesten die 20 Grad-Marke
erreichen oder lokal auch überschreiten.

Am Samstag verlagert das Osteuropahoch seinen Schwerpunkt nach Westrussland und
kräftigt sich noch etwas, der korrespondierende Höhenkeil verlagert sich
gegenüber dem Vortag nur wenig ostwärts, daraus resultiert ein leichtes Blocking
und der von Westen anrückende Trog amplifiziert (Wellenlängenverkürzung und
Amplitudenvergrößerung/Streckung nach Süden). Die Strömung steilt weiter auf und
der Zustrom milder Luftmassen von Süden hält zunächst an (in 850 hPa 5 bis 11
Grad). Durch das leichte Blocking kann auch das Frontensystem zunächst nicht
übergreifen, so dass zunächst nur im Nordwesten weiterhin leichte Niederschläge
an dem schleifenden Frontensystem zu erwarten sind. Im Tagesverlauf rückt dann
das Trog-Keil-Muster etwas nach Osten, so dass das Bodentief dann auch auf
Deutschland übergreifen kann und die leichten Niederschläge etwas weiter in die
mittleren Landesteile vorankommen. Im Südosten beleibt es noch lange trocken und
auch häufig noch gering bewölkt. Die mildeste Luft mit um/über 10 Grad in 850
hPa wird nach Osten abgedrängt. Das Temperaturniveau in 850 hPa liegt dann
zwischen 2 Grad im Nordwesten und 9 Grad im Osten. Die 20-Grad-Marke wird wohl
nicht mehr erreicht, die Höchsttemperaturen liegen zwischen 14 Grad im Norden
und bis zu 19 Grad im Süden, an den Küsten und im Bergland 8 bis 12 Grad.

Am Sonntag verschiebt sich das Trog-Keil-Muster weiter nach Osten und der
imposante Tiefdruckkomplex über weiten Teilen Nord- und Westeuropas greift nun
auch zunehmend auf Mitteleuropa und damit Deutschland über. Daher überquert zum
einen das zuvor angesprochene wellendes Frontensystem Deutschland mit
überwiegend leichten Niederschlägen ostwärts, zum anderen erreicht Deutschland
im Tagesverlauf von Westen das nachfolgende frontale Regengebiet, das
Drehzentrum des "verantwortlichen" Tiefs befindet sich über Nordirland und
Schottland. Die Strömung dreht vorübergehend über West auf leicht nordwestliche
Richtungen, so dass die mildere Luftmasse weiter verdrängt wird und eine
maritime Polarluft mit Temperaturen in 850 hPa zwischen 0 und 4 Grad einfließen
kann.

Am Montag nehmen die Unsicherheiten weiter zu. In einer recht flotten westlichen
Strömung überquert das Regengebiet (auch in den Kammlagen sollte es nicht für
Schnee reichen) unser Vorhersagegebiet im Tagesverlauf relativ rasch und in der
nachfolgend auf leicht Südwest drehenden Strömung setzt wieder eine leichte
Milderung ein (850 hPa-Temperaturen 4 bis 7 Grad). Der Süden bleibt in der Nähe
zu etwas höherem Luftdruck eventuell weitgehend niederschlagsfrei. Im späteren
Tagesverlauf erreicht ein weiteres Frontensystem mit Regen Deutschland, über
Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik amplifiziert der umfangreiche Höhentrog,
der umfangreiche Tiefdruckkomplex streckt sich entsprechend gen Biskaya und
Iberische Halbinsel. Die Strömung dreht auf Südwest und das Frontensystem gerät
zunehmen in ein strömungsparalleles Umfeld und tendiert zur Wellenbildung über
Deutschland. An der Südflanke sickert noch etwas milder Luft (850 hPa-Temperatur
um 8 Grad) ein.

Am Dienstag werden die Timingunterschiede des Trog-Keil-Musters relativ groß -
im Folgenden wird die Tendenz der aktuelleren Modellläufe beschrieben: Der Trog
über großen Teilen Europas amplifiziert weiter, über der Iberischen Halbinsel
etabliert sich ein Drehzentrum samt korrespondierendem, flachen Bodentief. Die
Strömung steilt noch etwas auf und das wellende Frontensystem liegt relativ
strömungsparallel nach wie vor diagonal über Deutschland. Dabei sind zeitweilige
Niederschläge, auch an der "herumgeholten" Okklusion im Norden, zu erwarten. Im
späteren Verlauf bzw. zum Mittwoch hin überquert ein kürzerwelliger Troganteil
Deutschland, wie markant dieser ausfällt, ist recht unsicher. Das Bodentief hat
sich mittlerweile von Schottland (am Sonntag) ins Baltikum verlagert und nach
Nordwestrussland verlagert. Rückseitig dreht die Bodenströmung auf West bis
Nordwest, dies dürfte dann zur Verlagerung der wellenden Front nach Süden
führen, zumindest im Nordteil, so dass sich die front an die Alpen legt. Zudem
gelangt mit der leicht auf Nordwest drehenden Strömung von oder zumindest in den
Norden wieder eine kühlere Luftmasse, so dass die 850 hPa-Temperaturen im
Nordwesten bei Werten um -5 Grad liegen, im Südosten dagegen bei + 5 Grad.

Die Aussichten für die erweiterte Mittelfrist ab Mitte der kommenden Woche sind
noch mit recht großen Differenzen behaftet und daher unsicher. Der Trend des IFS
geht allerdings in Richtung zyklonale West- bis Südwestlage und damit zu
wechselhaftem Wetter mit zeitweiligen Niederschlägen und das bei einem wenig
geänderten Temperaturniveau von 0 bis -5 Grad in 850 hPa im Norden und Werten um
+5 Grad im Süden Deutschlands.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist bis einschließlich Samstag
gut, ab Sonntag nehmen die Unterschiede hinsichtlich Amplitude und zeitlichem
Verlauf zu.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Samstag simulieren auch andere Globalmodelle wie ICON und GFS
die Wetterentwicklung sehr ähnlich. Nachfolgen nehmen die Amplituden- und
Timingunterschiede zu, bis einschließlich Dienstag bleibt aber die Grundstruktur
der Basisfelder sehr ähnlich. Erst in der erweiterten Mittelfrist zeigen sich
andere, vom IFS abweichende Ansätze. So setzt z.B. das GFS zunehmend auf
antizyklonal geprägtes und weitgehend störungsfreies Wetter.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS liefert für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC
bis Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) drei Cluster mit 29, 14 und 8 Membern, Haupt-
und Kontrolllauf werden in den am stärksten besetzten Cluster 1 eingruppiert. Es
gibt leichte Unterschiede in der Ausprägung des Trog-Keil-Musters über West- und
Mitteleuropa, es fällt aber schwer auszumachen, inwiefern diese prognoserelevant
sind - wahrscheinlich sind sie es für unser Vorhersagegebiet nicht. Im
Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h) werden
fünf Cluster gezeigt (17, 11, 9, 8 und 6 Member), Haupt- und Kontrolllauf werden
wieder in den am stärksten besetzten 1. Cluster sortiert. Sie werden alle in das
Regime positiver NAO eingeordnet, lediglich der letzte Zeitschritt von Cluster 5
(6 Member) wechselt zu einem negativen NAO, allerdings über dem Atlantik. In
allen Clustern greift der Tiefdruckeinfluss dann auch auf ganz Deutschland über,
Unterschiede gibt es in Ausprägung und Timing. Auf die ab Sonntag zunehmenden
Unsicherheiten wurde ja schon oben hingewiesen.
Für die erweiterte Mittelfrist ab Mittwoch 00 UTC (+192 bis + 240 h) reduziert
sich Clusteranzahl auf zwei (26 und 25 Member, Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 1). In beide Clustern geht der Trend in Richtung Westlage, in Cluster 2
befindet sich die Frontalzone etwas weiter südlich und es wird eine glattere
Westströmung simuliert. Der umfangreiche Tiefkomplex regeneriert sich bzw.
bleibt über weiten Teilen von West-, Nord und Mitteleuropa erhalten. Cluster 1
setzt zwischenzeitlich auf in Deutschland dominierenden Zwischenhocheinfluss und
zeitweiliger bodennaher Strömung aus nördlichen Richtungen.
Beim Blick auf die Rauchfahnen werden vor allem die deutlich zunehmenden
Unsicherheiten ab Sonntag betont, bis einschließlich Samstag sind sowohl die
Ensemblelösungen der Temperatur in 850 hPa als auch des Geopotenzials in 500 hPa
gut gebündelt, nachfolgend nimmt der Spread deutlich zu. Und auch die
Niederschlagssignale weisen auf einen insgesamt wechselhaften
Witterungsabschnitt mit zeitweiligen Niederschlägen in ganz Deutschland hin.
Dabei ist es wahrscheinlich, dass im Norden überwiegend kühlere Luftmassen
wetterbestimmend sind, die sich aber nicht bis in den Süden Deutschlands
durchsetzen können.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im gesamten Mittelfristzeitraum werden kaum markante wettergefahren erwartet,
sowohl der EFI als auch andere probabilistische Prognosen zeigen lediglich ein
paar Windsignale. Am Freitag im östlichen Bergland, vor allem in exponierten
Lagen zeitweise Böen Bft 7 bis 8, auf dem Brocken Bft 9 aus Süd, in Leelagen,
vor allem des Lausitzer Berglandes, teils Bft 7 nicht ausgeschlossen. Der Wind
ist insgesamt und vor allem ab Sonntag/Montag besonders im Norden und der Mitte
relativ frisch unterwegs, dabei werden aber nur in höheren Berglagen und
eventuell an der Küste Böen Bft 7 bis 8, auf dem Brocken zeitweise auch Bft 9
erwartet.

Ansonsten sind keine markanten Wettererscheinungen in Sicht, außer dass der
Freitag und etwas weniger markant nach Osten hin auch der Samstag laut EFI
gegenüber dem Klimamittel deutlich zu warm wird.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger