DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-03-2023 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.03.2023 um 10.30 UTC



Übergang zu einer stärker mäandrierenden Westlage. Wechsel zwischen sehr milden
Phasen mit kurzen Kaltlufteinbrüchen, viel Niederschlag zeitweise windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 16.03.2023


In einer westnordwestlichen Höhenströmung auf der Vorderseite eines nach
Großbritannien schwenkenden Höhenkeiles setzt am Sonntag kräftige
Warmluftadvektion ein. Die eingeflossene Polarluft wird dabei mit der Warmfront
eines zur Nordsee ziehenden Randtiefs von West nach Ost ausgeräumt.

Am Montag verlagert sich der Höhenkeil vom westlichen Mitteleuropa nach
Osteuropa und ein atlantischer Trog wandert nach Westeuropa, ein vorgelagerter
Randtrog erreicht Deutschland. Das zugehörige Tief zieht von Schottland über die
Nordsee nach Südskandinavien. Deutschland gerät in seinen weit geöffneten
Warmsektor. Dabei fließt subtropische Luft in den Süden. Die 850-hPa-Temperatur
erreicht am Alpenrand 12 Grad und 3 Grad im Nordwesten. Uns erwartet ein
ausgeprägter Warmsektorsturm. An einer im thermischen Feld nur wenig
ausgeprägten Kaltfront kann es bei schwacher Labilität im Tagestagesverlauf
sogar zu Gewittern kommen. Die eigentliche Kaltluft erreicht uns in der Nacht
zum Dienstag mit einer 2. Kaltfront.

Am Dienstag zieht das Tief weiter nach Finnland und der zugehörige Höhentrog
überquert Deutschland ostwärts. Anschließend schiebt sich der Keil eines nach
Galizien wandernden Hochs nach Mitteleuropa vor. Lediglich der Norden gerät in
polare Meeresluft mit 850-hPa-Temperaturen um -5 Grad.

Am Mittwoch zieht der Höhentrog ostwärts ab und vor dem nächsten Keil dreht die
recht glatte Höhenströmung bei uns auf Westnordwest. Im Randbereich des nach
Südfrankreich und Norditalien wandernden Hochs dreht die niedertroposphärische
Strömung auf Westsüdwest, so dass mit einer Warmfront wieder milde Meeresluft
nach Mitteleuropa strömt (Temperatur in 850 hPa 1 bis 4 Grad). Nur an der Küste
gibt es noch Reste der Kaltluft, da hier die Warmfront schleift (Bildung einer
Warmfrontwelle).

Am Donnerstag schwenkt der Höhenkeil nach Mitteleuropa und das zugehörige
Hochdruckgebiet wandert von den Alpen zum Balkan und zum zentralen Mittelmeer.
Der nächste Atlantiktrog verlagert sich mit seiner Achse etwa bis 10 Grad
westlicher Länge. Auf der Vorderseite des daran gekoppelten Tiefs dreht bei und
die bodennahe Strömung auf Süd und so kann die Zufuhr subtropischer Warmluft
einsetzen. So steigen in 850 hPa die Temperaturen im Norden auf 5 bis 9 Grad, in
der Mitte auf 10 bis 12 Grad und im Süden bis 14 Grad! Dazu setzt in der Mitte
und im Süden trockenes Wetter ein und die Sonne kommt raus.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf des IFS simuliert ähnlich wie die beiden Modelruns von
gestern den Übergang in eine Westlage ab Sonntag. Allerdings gibt es ab Dienstag
einige Unterschiede.
Im alten Lauf von 00 UTC ist ein Bodentief eingelagert, das Dienstagnachmittag
auf den Westen und Süden übergreift. Im Osten und Nordosten gibt es dadurch bis
zum Abend kaum Regen.
Am Mittwoch zieht das Tief über Südwestpolen zum nördlichen Balkan und
rückseitig gelangt von Norden und Nordwesten noch einmal Polarluft nach
Deutschland. Im aktuellen Lauf überqueren bereits die Ausläufer eines neuen, zur
Nordsee ziehenden Tiefs über und sorgen für Regen in Verbindung mit deutlich
milderer Luft mit 850-hPa-Temperaturen um +2 Grad. Im alten Lauf liegen die
Temperaturen in 850 hPa zwischen -4 Grad im Süden und -7 Grad im Norden. Damit
setzt im neuen Lauf verbreitet kräftiger Regen ein, während im alten 00-UTC-Lauf
vor allem im Bergland etwas Schnee fällt.
Am Donnerstag gleichen sich die Modellruns an. Abgesehen vom Küstenbereich und
vom Nordosten setzt sich in allen drei Läufen Zwischenhochdruckeinfluss durch.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Dienstag simulieren die externen Modelle einschließlich ICON recht ähnlich.
Ab Mittwoch gibt es Unterschiede. ICON und JMA lassen die Warmfront langsamer
auf uns übergreifen und der Norden verbleibt noch in Kaltluft. Diese hält sich
dort sogar am Donnerstag, da sich eine Warmfrontwelle am Nordrand der
Mittelgebirge bildet.
GEM (Kanada), NAVGEM und GFS berechnen am Mittwoch auch noch länger
Hochdruckeinfluss, ehe sich die Lösungen am Donnerstag wieder angleichen zur
IFS-Lösung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS berechnet heute nur 2 Cluster, die beide eine
Westlage zeigen. Der erste Cluster mit 26 Modellläufen ist am Donnerstag
deutlich zyklonaler aufgestellt als der oper. Modelllauf und der 2. Cluster.
Insofern könnte der zyklonale Einfluss bis ins nördliche Süddeutschland reichen.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt zu Beginn des Sonntags noch niedrige
Temperaturen. Im Laufe des Sonntags steigt die Temperatur in 850 hPa mit
Warmfrontdurchgang stark an auf Werte über null Grad, um am Montag mit 5 Grad
einen Hochpunkt zu erreichen.
Am Dienstag geht die Temperatur hinter einer Kaltfront auf 0 Grad oder weniger
zurück.
Am Mittwoch steigen die Temperaturen in knapp 50 Prozent der Modellläufe wieder
über null Grad an. In viele der restlichen Modellruns geht die Temperatur erst
am Donnerstag deutlich nach oben. Letztlich ist damit die Milderung spätestens
am Donnerstag recht wahrscheinlich. Das gilt aber nicht für den Norden. In
Hamburg bleibt die Mehrzahl der Läufe am Donnerstag noch unter dem Gefrierpunkt
und 20 Prozent der Läufe bleiben sogar am Freitag noch kalt. Eine
Luftmassengrenze mit Kaltluft ganz im Norden und Warmluft im Süden ist damit gar
nicht so abwegig.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag und anfangs auch am Dienstag gibt es leicht erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen in einigen Mittelgebirgen (vor allem im
Rothaargebirge und im Harz, am Dienstag eher im Schwarzwald). Die operationellen
Modelle haben auch in Nordfriesland Dauerregensignale.
Die Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen und Sturmböen sind am Sonntag an der
Küste und im Bergland, am Montag in ganz Deutschland erhöht und am Dienstag im
Norden und Westen.
Am Mittwoch und Donnerstag geht die Sturmgefahr wieder zurück (nur noch Küste
und Berge sind betroffen) und auch Dauerregen ist nicht zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden