DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-03-2023 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.03.2023 um 10.30 UTC



Unbeständige Westlage. Wiederholt Regen, windig. Zum Ende sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.03.2023


Der mittelfristige Zeitraum beginnt am Freitag mit einer westlichen Strömung, in
der ein Tief über Norddeutschland nach Osten zieht. Es entwickelt sich dabei zum
Sturmtief und führt in die größten Landesteile milde Meeresluft. Nur in den
äußersten Norden wird von Skandinavien kalte Festlandsluft angesaugt. Es löst
verbreitet, teils kräftige Niederschläge aus, die im Norden als Schnee fallen
können und in Staulagen der Bergländer zumindest in die Nähe der Warnschwellen
gelangen können. Dazu frischt der an der Südflanke des Tiefs der Wind stürmisch
auf, im Bergland sind schwere Sturmböen bis Orkanböen möglich.
Am Samstag wird das Sturmtief über das Baltikum nach Nordosten gesteuert und
verliert langsam seinen Einfluss auf unser Wetter, während sich von Westen ein
Zwischenhoch breitmacht. Auf der Rückseite des Sturms wird ein Schwall kalter
Polarluft nach Deutschland geführt, in der die Temperatur in 850 hPa wieder bis
-10°C zurückgehen kann. Die Niederschläge fallen damit wieder vielfach als
Schnee. Die entsprechende Kaltfront geht über Süddeutschland schleifend in die
Warmfront eines nächsten Tiefs westlich von Schottland über. Vor allem im Norden
und Osten bleibt es längere Zeit stürmisch, sonst lässt der Wind rasch wieder
nach.
Am Sonntag dringt sehr milde Luft über Westeuropa nach Norden, was dort einen
Geopotentialgewinn bringt und bei uns die Höhenströmung auf Nordwest drehen
lässt. Das Tief vom Vortag zieht über die Nordsee Richtung Südnorwegen und
dessen Warmfront kommt über Deutschland nach Osten voran. Damit fällt wieder
fast durchgehend Regen. Bei gut ausgeprägtem Druckgradienten dreht der Wind auf
Südwest bis West und es ist vor allem im Bergland sehr windig bis stürmisch. In
der Südwesthälfte sind wieder zweistellige Höchstwerte möglich.
Am Montag dauert die Westlage an und dem über die Ostsee abziehenden Tief folgen
weitere nach. Deren Zugbahn ist unsicher, verläuft aber wahrscheinlich nördlich
von uns. Hinter einer weiteren Warmfront kann sich die Zufuhr sehr milder Luft
subtropischen Ursprungs nach Deutschland verstärken. Dabei regnet es
gebietsweise. Bei guter Durchmischung und +5°C in 850 hPa sind im Süden Maxima
über 15°C möglich. Vor allem im Bergland ist es stürmisch.
Am Dienstag liegen wir unter einer westlichen Strömung am Rand von
Tiefdruckgebieten über Nordeuropa, die sich in Form einer Rinne aber eventuell
nach Norddeutschland hineinschieben können. Damit wird die Temperaturentwicklung
dort unsicher. Ansonsten hält sich die Advektion milder Meeresluft bei gut
ausgeprägtem Druckgradienten. Mit anderen Worten: Es bleibt windig, im Bergland
stürmisch mit zeitweiligen Regenfällen. Dazu aber auch mild mit Temperaturen oft
zwischen 10 und 15°C.
In der erweiterten Mittelfrist geht es wahrscheinlich insgesamt wechselhaft
weiter mit nur vorübergehender Abkühlung und Wetterberuhigung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der Übergang von der südlichen Westlage in der Kurzfrist zu einer zyklonalen
Westlage mittelfristig wurde auch von den Vorläufen gezeigt. Bei der Entwicklung
der Wellen und der Tiefdruckgebiete gibt es aber etliche, teils erhebliche
Abweichungen, weshalb erneut nicht von guter Konsistenz gesprochen werden kann.
Angesichts der zumindest in groben Zügen ähnlichen Entwicklung sind die
Ergebnisse brauchbar, wenn auch bei den Details Vorsicht geboten ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Unschärfen ergeben sich schon zu Beginn der Mittelfrist, wenn gerade IFS eine
Tiefdruckrinne über Norddeutschland statt eines Sturmtiefs über der Nordsee
simuliert, wie es die anderen Modelle zeigen. Vor allem ganz im Norden ergeben
sich daraus große Unsicherheiten bezüglich der Temperaturen, der
Niederschlagsphase und der Windentwicklung.
Da sich aus der Rinne dann auch ein Sturmtief bilden soll, das übers Baltikum
abzieht, gleichen sich die Modelle danach wieder an. Einigkeit herrscht in der
Modellwelt hingegen beim nassen, sehr milden, aber auch windigen Wochenwechsel,
bzw. Start in die nächste Woche.
Auch hier kann man konstatieren, dass der Fahrplan in groben Zügen zwar steht,
aber etliche Unsicherheiten und Abweichungen unter den Modellen hingenommen
werden müssen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Über die gesamte Mittelfrist und darüber hinaus bieten die Ensembles, z.B.
anhand der Clusterung zonale Strömungsmuster über Europa an. Diese variieren je
nach Cluster leicht, an der grundsätzlichen Aussagen ändert das wenig. Nämlich
unbeständiges, niederschlagsreiches Wetter. Dazu teilweise windig oder stürmisch
mit schwankendem Temperaturniveau.
Das spiegelt sich auch in der Zahl der Cluster wider. Bis 96h gibt es zwei
Cluster, dann (bis +168h und bis +240h) jeweils einen.
Die Rauchfahnen zeigen entsprechend immer wieder Niederschlagspeaks, über den
ganzen Zeitraum verteilt. Vor allem Freitag und Samstag streuen die
Temperaturkurven stark um sich danach wieder anzugleichen. Entsprechend ist
hinsichtlich der Wetterentwicklung zum Freitag und Samstag hin das letzte Wort
sicher noch nicht gesprochen. Die deutliche Milderung danach scheint sicherer.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zum Freitag und bis weit in den Samstag dauernd ist über Deutschland sehr
windiges, teils stürmisches Wetter zu erwarten. Ob das wirklich eine
ausgewachsene Sturmlage wird, ist offen. Die Probabilistik spricht aktuell eher
nicht dafür. Auch danach bleibt es zwar sehr windig, Sturmböen beschränken sich
weitgehend aufs Bergland. Darüber hinaus finden sich in den Outputs der
deterministischen Modelle, und in Form leichter Wahrscheinlichkeiten in der
Probabilistik, Hinweise auf warnwürdige Regenmengen in Staulagen der
Mittelgebirge und der Alpen. Vor allem Freitag und Samstag.
Am Freitag und Samstag ist insbesondere im Bergland und im Norden auch Schnee zu
erwarten, der in Staulagen auch markante Warnschwellen erreichen kann.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFS und EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner