DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-03-2023 09:01
SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 03.03.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HB Übergang zu NWz
Am Wochenende Übergang in nasskalte Nordwestlage mit leichten Schneefällen vor
allem im Bergland.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... erstreckt sich ein blockierendes Hochdruckgebiet von den Britischen
Inseln bis nach Island. Deutschland liegt in seinem Randbereich.
Korrespondierend dazu befindet sich auch am Boden hoher Luftdruck, wobei sich
die Achse des Hochdruckgebietes von den Niederlanden bis nach Tschechien
erstreckt. In seinem Umfeld und nördlich davon haben sich Nebel und Hochnebel
ausgebreitet. Die Vorderkante des Feuchtefeldes ist mittlerweile etwa bis zum
Main vorangekommen.

Das Feuchtefeld liegt zum Teil am Boden auf (Nebel) und erstreckt sich vertikal
auch nur bis etwa 600 m, wie die Morgenaufstiege von z.B. Lindenberg, zeigen.
Dieses Hochnebelfeld hat seine südlichste Erstreckung zunächst erreicht und wird
im Tagesverlauf an den Rändern angeknabbert. Dies lässt sich bei der Durchschau
der verschiedenen Modelle erkennen. Auch für den Nordrand, wenn sich der
Bodennebel aufgelöst hat, werden Auflösungstendenzen gezeigt. Ebenso deuten die
Modelle größere Lücken im Mittelgebirgsumfeld an. Dies ist einerseits bedingt
durch den Tagesgang (starke Märzsonne), die geringe Dicke der Feuchteschicht und
auch gewisser Leeffekte (wenngleich die bodennahe Strömung nur schwach ist).

Ein zweites Hochnebelfeld liegt schon seit Tagen im Süden und Südwesten. Auch
dieses dürfte von den Rändern her angeknabbert werden, aber sich wohl wie auch
an den Vortagen nicht komplett auflösen. Das liegt auch daran, dass es deutlich
hochreichender ist.

Für die Gebiete dazwischen, also etwa zwischen Main und Donau, dürfte es
nochmals ein sehr sonniger Tag mit letztmalig zweistelligen Höchstwerten,
werden. In den dauergrauen Gebieten werden die Höchstwerte wohl nur im unteren
einstelligen Bereich bleiben. Von Berlin bis nach Sachsen zeigen einige
Ensembleverfahren (z.B. COSMO-LEPS) erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Dauerfrost.
Das klingt nicht unplausibel, zumal es gestern im Osten in einigen Regionen
ebenfalls dauerfrostig war.
Externe Modelle, wie das SuperHD zeigen die Dauerfrostregion etwas weiter
nördlich von Nordbrandenburg bis ins südliche Niedersachsen. Angesichts der
aktuellen Temperaturverteilung erscheint aber die südliche Variante
realistischer, da bei der nördlichen schon jetzt die Werte um 0 Grad liegen.

In der Nacht auf Samstag dreht die Strömung östlich des blockierenden Hochs
zunehmend auf nördliche Richtungen. Gleichzeitig wir das Zentrum des Hochs etwas
nach Westen zurückgedrängt. Ein steuerndes Bodentief befindet sich über
Südschweden. Die davon ausgehende Kaltfront erreicht die Grenze zwischen
Dänemark und Deutschland in den Morgenstunden. Im Vorfeld nimmt der Gradient im
Norden zu, sodass Ausgangs der Nacht auf den Nordfriesen erste Windböen zu
erwarten sind.

Präfrontal liegt weiterhin das Hochnebelfeld, dass sich im Nachtverlauf wieder
ausweitet. Gleichzeitig führen Hebungsimpuls dazu, dass aus der Hochnebeldecke
zunehmend Sprühregen fällt. Der Sättigungsbereich liegt klar über -10 Grad,
sodass die flüssige Phase zu erwarten ist. Vor allem im östlichen Bergland
können die Beläge zuvor wieder in den negativen Bereich sinken. Dann besteht im
Bergland die Gefahr von gefrierendem Sprühregen. Gleichzeitig dürfte sich das
Hochnebelfeld auch noch über die Mainlinie hinweg nach Süden ausweiten.

Südlich davon gibt es noch größere klare Gebiete. Von der Mitte bis in den Süden
wird leichter, in den länger klaren Gebieten vereinzelt auch mäßiger Frost
erwartet.


Samstag... Kommt die Kaltfront weiter nach Süden voran. Allerdings ist diese
kaum noch wetterwirksam, was an fehlenden Advektionsfeldern und auch der Feuchte
in der mittleren Troposphäre zu erkennen ist. Das zugehörige Tief liegt
mittlerweile auch schon ziemlich weit entfernt über NW-Russland. Zudem drückt
das Hoch von Westen dagegen, sodass die Front in den antizyklonalen Raum
hineinläuft. Gleichzeitig kommt sie in ihrem Westteil kaum noch südwärts voran
und orientiert sich damit zunehmend meridional und strömungsparallel.

Letztlich wird das Hochnebelfeld unter Hebung weiter nach Süden geschoben.
Entsprechend fällt aus der Hochnebeldecke etwas Sprühregen. Das gilt
insbesondere für den Mittelgebirgsbereich, wo die Feuchte an den Bergen
ausgedrückt wird. In Richtung Abend steigt der Sättigungsbereich bis nahe an die
-10 Grad Marke. Damit können sich im Bergland vielleicht auch erste Flocken
untermischen, teils bleibt es aber auch noch beim Sprühregen.

Ein Warnelement kommt im Vergleich zu den Vortagen hinzu: der Wind. So nimmt der
Gradient nach Nordosten etwas zu. In Kombination mit dem Tagesgang sind die
Wahrscheinlichkeiten für Windböen ausgehend von der Nordsee über das östliche
Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Südbrandburg bis nach Sachen erhöht. Allerdings
dürften es nur wenige Böen sein und es ist fraglich, ob man das dann auch in
eine Warnung gießen muss. An der Nordsee treten Windböen häufiger auf, auf den
Nordfriesen gibt es stürmischen Böen, Brocken und Fichtelberg sind mit Sturmböen
vertreten.

In der Nacht auf Sonntag lässt sich die Front kaum noch finden. Allerdings
weitet sich der Höhentrog immer stärker nach Deutschland aus. Damit liegt
Deutschland in einer zyklonalen nordwestlichen Strömung. Dadurch nehmen auch die
schauerartigen Niederschläge vor allem in der zweiten Nachthälfte zu. Größere
Mengen sind zwar nicht zu erwarten, im Bergland können aber in den Staulagen
durchaus ein paar Schneeschauer fallen. Gerade im Erzgebirge ist dann eine dünne
Neuschneedecke möglich.

Dazu gibt es ausgenommen vom Westen und Nordwesten sowie einigen
Flussniederungen wieder häufiger leichten Frost. Regional kann es mit den
Niederschlägen auch in tiefen Lagen vereinzelt zu Glätte kommen. Im Allgemeinen
dürfte sich die Glättesituation aber auf das Bergland beschränken, da die
Belagstemperaturen in tiefen Lagen zumeist im positiven Bereich verbleiben. Das
liegt nicht zuletzt an fehlenden Auflockerungen.

Windwarnungen sind anfangs noch an der Nordsee und im höheren östlichen Bergland
notwendig. Der West- bis Nordwestwind dürfte aber auch dort bis zum Morgen
weiter nachlassen.

Sonntag... verstärkt sich der Trogeinfluss. Über dem Bergland kann es damit
weitere Schneeschauer geben. Größere Mengen werden aber nach wie vor nicht
erwartet. Das ICON und auch das UK10 rechnen ein kompakteres Feuchteband
ausgehend von der Nordsee bis nach Brandenburg und Sachsen. Dort dürfte es
häufiger regnen (Bergland Schnee). Abgeschwächt ist das Band auch im EZMWF zu
sehen. Dort zeigt die Modellinterpretation auch mal etwas Schnee. Aufgrund der
Schichtung und 850 hPa Temperaturen von -6 Grad, erscheint die flüssige Phase
außerhalb des Berglandes aber realistischer. Und dort wo sich auch in tiefen
Lagen mal ein paar nasse Flocken dazwischen mischen, dürfte nichts liegen
bleiben.

Die größten Sonnenchancen gibt es in Richtung Ostsee, teils auch an der Nordsee
sowie direkt an den Alpen.

Der West- bis Nordwestwind lebt zwar im Tagesverlauf vor allem über der
Nordosthälfte wieder auf, dürfte aber nur vereinzelt ein paar Bft 7 Böen
bringen. An der Nordsee sind diese etwas häufiger anzutreffen. Das
Temperaturniveau liegt zwischen 2 und 8 Grad.

In der Nacht auf Montag bleibt der Trogeinfluss bestehen, wobei ein Randtrog von
Nordostfrankreich zu den Alpen zieht. Es gibt weitere konvektive Niederschläge,
wobei nach der Mehrzahl der Modelle der Bereich zwischen Nordsee, über
Südniedersachsen bis nach Ostsachsen bzw. Südbrandenburg im Fokus steht. Neben
ein paar nassen Flocken sollte es weiterhin vornehmlich bei Regen bleiben.

Im Bergland kann es hingegen etwas schneien. Oft ist es nur eine zarte
Neuschneeauflage. Vor allem für Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge sind in den
Anstaugebieten aber durchaus ein paar Zentimeter zu erwarten. In den
Anstauregionen besteht zudem Möglichkeit, dass Schnee auch mal im Vorland in
tieferen Lagen anzutreffen ist. Klassischerweise ist dies beispielhaft das
Erzgebirgsvorland.
Das ECMWF betont derzeit eine Variante mit einem von der Nordsee sich nach
Schleswig-Holstein ausbreitendem Schneegebiet. Dies ist aber in anderen Modellen
bisher nicht zu finden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundlegende Entwicklung wird sehr ähnlich von allen Modellen gezeigt. Vor
allem in Richtung Sonntag und der Nacht auf Montag nehmen allerdings die
Unsicherheiten zu. Das betrifft vor allem die Entwicklung regionaler
Niederschlagsfelder und die Frage inwieweit dann auch bis in tiefe Lagen Schnee
fallen kann.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer