DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-02-2023 08:30
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL NEa, Übergang zu HB
Ruhiges Hochdruckwetter ohne markante Wettergefahren.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich ein kräftiges blockierendes Höhenhoch knapp nördlich
von Schottland. Südlich davon befinden sich mehrere Tiefdruckgebiete. Ein
Kaltlufttropfen zieht über Nordfrankreich westwärts und ein Höhentief über dem
westlichen Mittelmeer bewegt sich langsam ostwärts. Zu letzterem Höhentief
gehört auch ein recht intensives Bodentief, dass mittlerweile einen flachen
warmen Kern hat und damit subtropische Züge angenommen hat.

Für Deutschland noch relevant ist der abziehende Kaltlufttropfen, auf dessen
Rückseite etwas WLA wirksam ist. Damit gibt es gebietsweise noch dichtere
Wolkenfelder, die sich allmählich in Richtung Südwesten und Westen verlagern.
Daraus fallen aber nur gelegentlich ein paar Flocken. Im Süden sorgt eine
Inversion dafür, dass sich vor allem im Alpenvorland noch Hochnebel hält. Dem
06z Sounding von Altenstadt folgend befindet sich diese bei etwa 900 hPa (1100
m).

Sonst scheint schon häufig die. Sonne. Im Tagesverlauf werden auch die
Wolkenfelder, die mit dem abziehenden KLT in Verbindung stehen, immer
lückenhafter, sodass es zum Nachmittag auch dort sonniger wird. Demnach dürfte
es am längsten noch im Alpenvorland dauern, bis sich die Sonne durchsetzt.

Mit der östlichen bis nordöstlichen Strömung bleibt es weiterhin recht kalt,
wenngleich die -10 Grad Isotherme in 850 hPa langsam nach Frankreich abgedrängt
wird. Ein Teilzentrum des steuernden Bodenhochs bei Schottland befindet sich
über dem Norden Deutschlands, wo der Winde entsprechend nur schwach weht. Vor
allem in Richtung Südwesten ist der Gradient noch am stärksten. In Kombination
mit der auflebenden Böigkeit im Tagesgang können in Rheinland-Pfalz und im
Saarland in den klassischen anfälligen Lagen einzelne Windböen auftreten (50-60
km/h). Die Böigkeit lässt vorübergehend nach. Mit dem Zusammenbruch der
Tagesgrenzschicht dürfte der Wind in den Abendstunden vorübergehend wieder
aufleben. Dann sind auch einzelne Sturmböen in den Gipfellagen möglich.

Im höheren Bergland bleibt es mit -4 bis 0 Grad oft dauerfrostig, in tiefen Lage
schafft man es bis auf wenige Ausnahmen aber in den Plusbereich. Die höchsten
Werte sind in den west- und südwestdeutschen Flusstälern sowie im Norden zu
erwarten (7 bis 9 Grad).

In der Nacht auf Mittwoch ändert sich an der Grundkonstellation nichts
Wesentliches. Die östliche Höhenströmung bleibt bestehen und am Boden befindet
sich weiterhin ein Hochdruckableger über dem Norden Deutschlands. Der
mittlerweile zur Biskaya abgezogene Kaltlufttropfen hat keinen Einfluss mehr auf
Deutschland. Damit gestaltet sich die Nacht oft wolkenarm, oder klar. Im Norden
ist es windschwach. Durch die vorübergehende Drehung auf nordwestliche
Richtungen, kann ein wenig feuchte Luft von der Nordsee advehiert werden. Damit
besteht in Nordseenähe und besonders in Schleswig-Holstein ein erhöhtes Risiko
für Nebel bis in den warnwürdigen Bereich. Damit gib es dort auch ein gewisses
Glätterisiko durch gefrierende Nebelnässe. Sonst ist in der trockenen Luft nur
vereinzelt Reifbildung möglich.

Nur auf den Inseln bleibt es frostfrei. Sonst werden -1 bis -9 Grad erwartet.
Die Wahrscheinlichkeiten für strengen Frost sind am höchsten im Erzgebirge, dem
Thüringer Wald und in höheren Lagen der Alpen.

Mittwoch... bleibt die blockierende High-over-Low Lage weiter bestehen. Das
Höhenhoch bei Schottland bleibt ortsfest liegen, während sich der
Kaltlufttropfen mit dem Höhentief über dem westlichen Mittelmeer verbindet. Auch
am Boden bleibt es bei der östlichen bis nordöstlichen Strömung, wobei die
Böigkeit am stärksten in Richtung Südwesten ist. Allerdings dürfte es im
Vergleich zum Vortag am Mittwoch nicht mehr für Windböen reichen. Auf den Bergen
im Süden und Südwesten kann es Windböen geben, die aber nicht warnrelevant sind.


Bleibt für den Tag die Frage nach Nebel und Hochnebel. Im Nord(westen) hat sich
dieser wie beschrieben aus der Nacht heraus gebildet und wird sich bei der
gradientschwachen Lage nur schwerlich auflösen. Die deutsche Modellkette deutet
zudem ein Ausbreiten von Hochnebel von der Ostsee landeinwärts an. Allerdings
würde dieser dann nur bis nach Mecklenburg-Vorpommern vorankommen. Ganz anders
und viel aggressiver ist das UK10. Demnach würde Hochnebel bis nach Thüringen
vorankommen. Das ECMWF ist sehr zurückhaltend in Sachen Hochnebel. Es bleibt
abzuwarten, wie weit es die feuchtere Luft landeinwärts schafft. Die Variante
von UK10 scheint aber zu aggressiv. Diesbezüglich sind die Briten ja auch schon
in der Vergangenheit aufgefallen. Fakt ist aber auch, dass die spezifische
Feuchte im Grenzschichtbereich Vergleich zu den Vortagen etwas zunimmt. Dies
lässt sich auch in der deutschen Modellkette finden.

Auch im Alpenvorland kann sich Hochnebel längere Zeit halten. Davon abgesehen
gibt es wieder viel Sonnenschein. Im höheren Bergland bleibt es dauerfrostig und
auch in den Regionen mit Nebel/Hochnebel kommt man nur wenig über die
Nullgradmarke. Sonst werden 4 bis 8 Grad erwartet.

In der Nacht auf Donnerstag gibt es bei weiterhin ruhiger Hochdrucklage abseits
der Küsten vielfach leichten, vor allem im Bergland auch mäßigen Nachtfrost.
Strenger Frost dürfte wohl eher nicht mehr auftreten, Das liegt insbesondere
auch am Wind. Dieser weht vor allem über der Südhälfte lebhaft mit einzelnen Bft
7/8 Böen in höheren Berglagen.

Über dem Norden breiten sich Nebel und Hochnebel aus. Auch das ECMWF und Das
ICON springen darauf an und zeigen tiefe Wolken bis zur Harzlinie. Das UK10 ist
weiterhin aggressiver und lässt den Hochnebel bis zur Mainlinie vorankommen.
Warnwürdig kann der Nebel vereinzelt im Norden werden (Schleswig-Holstein,
MeckPomm).


Donnerstag... weitet das Höhenhoch seine Fühler weiter nach Norden in Richtung
Island aus. Damit dreht die Strömung über dem Nordmeer auf Nordwest. Das hat
aber auf Deutschland zunächst noch keinen Einfluss. Dort sorgt das Bodenhoch
weiterhin für ruhiges Wetter.

Wäre nicht die (Hoch)nebelproblematik, könnte es ein schöner Tag werden.
Insbesondere über der Nordhälfte hält sich dieser aber sehr zäh. Dem ICON
folgend bekommt dieser im Tagesverlauf Löscher und kann sich ganz Norden zum
Teil auch komplett auflösen. Bei UK10 bleibt die tiefe Wolkendecke bis zur
Mainlinie ganztags dicht.

Ein weiteres Hochnebelfeld wird konsistent von allen Modellen im Alpenvorland
ausgreifende bis zum südlichen Oberrhein und in die Schweiz gerechnet. In den
übrigen Gebieten klappt es aber mit andauerndem Sonnenschein.

Dort wo die Sonne mithilft können zum Teil zweistellige Werte erreicht werden.
Immerhin liegen die 850er auch schon um die 0 Grad und die kräftige Märzsonne
tut ihr übriges. Im Dauergrau bleibt man hingegen oft im unteren einstelligen
Bereich. Dauerfrost im höheren Bergland dürfte mit den angesprochenen 850ern die
Ausnahme bleiben.

Auch die Nacht auf Freitag verläuft ruhig. In der Nordhälfte breiten sich Nebel
und Hochnebel wieder aus. und auch im Süden hält sich das Hochnebelfeld. Die
besten Chancen auf größere Wolkenlücken oder klaren Himmel gibt es über der
südlichen Mitte und anfangs im Nordwesten. Beim UK10 ist die tiefe Bewölkung
über nahezu ganz Deutschland geschlossen.

Häufig gibt es nur noch leichten Nachtfrost. Einerseits durch die Hochnebeldecke
und andererseits durch das allgemein ansteigende Temperaturniveau. Die Gefahr
für warnwürdigen Nebel ist im Norden und Nordosten am höchsten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die kurzfristige Entwicklung wird einheitlich prognostiziert. Unsicherheiten
ergeben sich einzig bezüglich der Ausbreitung von Hochnebelfeldern. Diese wurden
im Haupttext diskutiert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer