DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-02-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.02.2023 um 10.30 UTC



Bis Freitag ruhiges Hochdruckwetter, danach unbeständiger mit Regen- und
Schneefällen, an den Küsten windig. Spätwinterliches Temperaturniveau.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 06.03.2023


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums befinden wir uns weiterhin in einer
typischen Blocking-Situation. Am Boden wie in der Höhe befindet sich ein Hoch
mit seinem Schwerpunkt nördlich von Schottland. Über dem westlichen und
zentralen Mittelmeerraum ist hingegen tiefer Luftdruck wetterbestimmend, sodass
sich eine high-over-low-Lage eingestellt hat. Eine Schwachstelle hat das Hoch
allerdings an seiner Nordostflanke über Skandinavien, wo sich ausgehend von
einem umfangreichen Tiefdruckkomplex über Fennoskandien und Russland über
Skandinavien Kaltluft nach Süden auf den Weg macht. Bei uns in Deutschland
bleibt das ruhige Hochdruckwetter bestehen, wobei mit der nördlichen Strömung
etwas feuchtere Luft in die Nordhälfte Deutschlands gelangt, weshalb sich dort
voraussichtlich eine Hochnebeldecke breitmacht. Weiter südlich setzt sich das
sonnige Wetter fort, zumindest nachdem sich örtliche Nebelfelder aufgelöst
haben.

Am Freitag ändert sich an der großräumigen Druckverteilung noch nicht allzu
viel, allerdings schwächt sich das blockierende Hoch etwas ab. Verbunden mit
einem Kurzwellentrog stößt die Kaltluft weiter nach Süden vor und erfasst das
östliche Mitteleuropa. Nach einem kurzen Warmlufteinschub, der in Deutschland
für kompakte Wolken und gebietsweise etwas Sprühregen sorgen kann, erreicht die
Kaltluft in der Nacht zum Samstag auch den Osten Deutschlands, wo die
Temperaturen in 850hPa auf -7 Grad sinken, während im Westen noch Temperaturen
um -1 Grad simuliert werden.

Am Samstag wird die Wetterentwicklung bereits zunehmend unsicher. Nach dem
aktuellen IFS-Lauf verlagert sich der Randtrog über den Balkan bis in der Nacht
zum Sonntag nach Griechenland, sodass sich in der Höhe über Deutschland wieder
antizyklonaler Einfluss bemerkbar macht. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass
aus Norden ein neuer Kaltluftvorstoß in Verbindung mit einem umfangreichen Trog
Kurs auf Deutschland und die östlichen Nachbarstaaten nimmt, wobei der zeitliche
Ablauf noch sehr unsicher ist. Vor allem Richtung Nordosten könnte es daher im
Tagesverlauf zu konvektiven Umlagerungen kommen und die Temperaturen bleiben
weiterhin auf spätwinterlichem Niveau.

Bis Sonntag schwächt sich unser blockierendes Hoch weiter ab und verlagert
seinen Schwerpunkt nach Südengland oder den Ärmelkanal. Deutschland gelangt
dabei in den Einflussbereich eines umfangreichen Trogs über Nord- und Osteuropa,
wobei die Lage des Trogs und v.a. dessen Ausdehnung nach Süden von den
unterschiedlichen Läufen und Modellen noch sehr unterschiedlich simuliert wird.
Tendenziell muss aber in Deutschland mit unbeständigem Wetter mit Regen-,
Schnee- und Graupelschauern gerechnet werden und die Temperaturen bleiben
weiterhin auf einem spätwinterlichen Niveau.

Am Montag steht Deutschland weiter im Einflussbereich des Langwellentrogs über
Nord- und Nordosteuropa, sodass sich voraussichtlich das unbeständige und
nasskalte Wetter fortsetzt. Allerdings setzt sich die Unsicherheit in der
Prognose fort, sodass wohl noch ein paar Läufe abgewartet werden müssen, um ein
genaueres Bild über die Wetterentwicklung am kommenden Wochenende und zu Beginn
der nächsten Woche zu bekommen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Wie bereits angedeutet, nimmt die Unsicherheit in der Prognose bereits am
Samstag deutlich zu, sodass den IFS-Läufen eine schlechte Konsistenz bescheinigt
werden muss. Im gestrigen 00UTC-Lauf war der Kurzwellentrog, der am Freitag und
Samstag von Skandinavien über das östliche Mitteleuropa nach Südosteuropa ziehen
soll, gar nicht vorhanden. Anstelle dessen wurde ein umfangreicher
Langwellentrog (und Tiefdruckkomplex am Boden) über Nord- und Nordosteuropa bis
nach Russland simuliert, sodass die Kaltluft mit 850hPa-Temperaturen unter -10
Grad über Skandinavien und dem Baltikum verbleibt. Der gestrige 12UTC-Lauf ist
eine Art Zwischenlösung zwischen den beiden 00UTC-Läufen, bei dem der Trog auch
Polen, Tschechien und Slowenien erfasst. Die Unsicherheit setzt sich auch an den
Folgetagen fort. So stößt beim gestrigen 12UTC-Lauf der Trog bis nach
Südosteuropa vor, während bei den beiden 00UTC-Läufen der Tiefdruckkomplex mit
der Kaltluft über Nord- und Nordosteuropa verbleibt. Relativ sicher ist
allerdings, dass das ruhige Hochdruckwetter am Wochenende zu Ende geht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen Globalmodelle bringen nicht wirklich Licht ins Dunkel. Den
Randtrog des aktuellen IFS-Laufs haben weder ICON noch GFS auf dem Programm,
sodass diese Lösung wahrscheinlich eine Außenseiterrolle einnimmt. Bei ICON
greift am Samstag ein umfangreicher Langwellentrog auf Nord- und Nordosteuropa
über. Eines der Drehzentren mit einem dazugehörigen Bodentief befindet sich
dabei über der mittleren Ostsee und Litauen. Bei GFS liegt der Trog weiter
nördlich mit dem Bodentief über der nördlichen Ostsee, wobei ein weiterer Trog
über Osteuropa zu finden ist, der bis in die Ostukraine vorstößt.
Am Sonntag kommt der Trog und der damit verbundene Kaltluftvorstoß bei ICON bis
in den Balkan voran, während bei IFS und GFS der Kaltluftkörper über Nord- und
Nordosteuropa verleibt.

Fazit:
Eine detaillierte Prognose des Wetterablaufs ab dem kommenden Wochenende ist aus
heutiger Sicht noch nicht möglich. Mehr oder weniger sicher ist lediglich, dass
sich das blockierende Hoch über Westeuropa abschwächt und dass das Wetter bei
weiterhin spätwinterlichen Temperaturen wieder unbeständiger und nasskalt wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen zeigen bis einschließlich Donnerstag noch einen geringen Spread.
Ab Freitag nimmt der Spread sowohl beim Geopotential als auch bei den
850hPa-Temperaturen zu. Dabei geht die Temperatur am Beispiel Offenbach von
leicht positiven Werten bis Donnerstag im Mittel auf -6 Grad ab Samstag zurück.
Ab Montag fächern die Rauchfahnen beim Geopotential noch weiter auf, sodass für
die erweiterte Mittelfrist noch alle Möglichkeiten offen sind.

Bei den Clusteranalysen im Zeitraum t_120h-168h werden 3 Cluster angeboten,
wobei Cluster 1 (26 Member) und Cluster 2 (15 Member) dem Regime "atlantic
ridge" zugeordnet werden. Der Hauptlauf befindet sich im kleineren Cluster 2.
Cluster 3 (10 Member) verbleibt bis Sonntag beim Blocking, wobei diese Variante
im Vergleich zu den externen Modellen und den vorherigen Hauptläufen als eher
unwahrscheinlich eingeschätzt wird.

In der erweiterten Mittelfrist (Zeitraum t_192h-240h) werden die Ensembles nur
noch in 2 Clustern à 27 bzw. 24 Member eingruppiert. Sie werden dem "atlantic
ridge"-Regime zugeordnet, wobei Mitteleuropa überwiegend von einem ausgedehnten
Trog über Mittel- und Osteuropa beeinflusst wird. Bei Cluster 2, in dem auch der
Hauptlauf enthalten ist, greift der Trog weiter nach Westen aus als in Cluster
1.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Freitag bleibt uns das ruhige und spätwinterliche
Hochdruckwetter erhalten.
Ab dem Wochenende wird es wieder unbeständiger mit Regen- und Schneefällen. Vor
allem im Nordstau der Alpen kann es von Samstag bis Sonntag möglicherweise
markante Schneefälle geben, ansonsten bleiben die Schneemengen voraussichtlich
eher gering.
Zudem wird es ab dem Wochenende wieder windiger mit stürmischen Böen oder
Sturmböen an den Küsten und auf Alpengipfeln.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel