DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-02-2023 08:30
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NEa
Unter Hochdruckeinfluss frostige Nächte und überwiegend trocken. Im Südwesten
abschwächende Bise.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... beginnt die Wetterwoche sehr ruhig.

Dafür verantwortlich ist eine nahezu statische Ausgangslage, bestehend aus der
blockierenden Antizyklone HAZAL (bedeutet u.a. "die Herbstblume") über
Nordwesteuropa sowie einem umfangreichen Mittelmeertief mit dem Namen ZAKARIYYA.
Die nahezu senkrechte Achsenneigung von HAZAL deutet auf deren kompakte und
blockierende Natur hin und auch die etablierte Hoch-über-Tief Blockierung ist
für deren Beständigkeit bekannt.
HAZAL wird gestützt durch einen über Neufundland in Richtung Nordatlantik
schwenkenden polaren Wirbel in der Troposphäre (TPV), der bitterkalte arktische
Luftmassen über den warmen Golfstrom lenkt und peripher für markante
Temperaturgradienten sorgt - Nährboden für heftige Randtiefs, deren Outflow,
gestützt durch kräftige (rotationsfreie = irrotational und somit rein
divergente) Winde potenzielle Vorticity abbaut und den Keil stromab stützt. Die
Folge ist ein beständig nach Grönland gerichteter Höhenkeil mit einhergehender
NAO negativ sowie einer immer wieder regenerierenden hohen Bodendruckanomalie
zwischen Grönland und Nordwesteuropa = HAZAL. Eine sehr beständige und mit der
Entwicklung in der Stratosphäre in Einklang stehende synoptische Signatur.
Über Mitteleuropa etabliert sich eine von HAZAL ost-/südostwärts in Richtung
Osteuropa ausdehnende Keilachse, die Deutschland eine ruhige Kurzfrist beschert.


Der heutige Montag beginnt deutschlandweit frostig mit leichtem bis mäßigem,
punktuell über Schnee und mit Aufklaren auch mit strengem Frost. Nebel spielt
nur lokal eine Rolle, sodass der Tag vielerorts wolkenlos beginnt. Es gibt aber
auch mehrere Ausnahmen. Vom Thüringer Becken bis ins Vogtland reichend staut
sich eine in Vertikalprofilen bei rund 850 hPa sichtbare feuchte Luftmasse in
Form von dichtem Hochnebel, von Polen drücken in den Osten ebenfalls dichte
Hochnebelfelder, was auf polnischer Seite durch eine feuchte 750-850 hPa
Schichtung bestätigt wird und südlich der Donau sorgt etwas synoptisch-skalige
Hebung durch das Mittelmeertief für kompakte Bewölkung. In all den genannten
Gebieten kann hier und da die eine oder andere Flocke fallen. Besonders im Süden
von Brandenburg und nun auf Sachsen ausweitend fällt auch für längere Zeit etwas
Schnee, jüngste Webcam-Bilder zeigen aber meist nur wenige Flocken bis einen
Hauch von Weiß.

Im weiteren Tagesverlauf überwiegt im Westen und Norden meist der Sonnenschein,
es bleibt trocken und die Höchstwerte liegen zwischen +4 und +6 Grad, in
Richtung Emsland vielleicht auch bei +7 Grad. Eine sich ausdünnende
Feuchteschliere u.a. in 700 hPa erstreckt sich von Südschweden bis nach Benelux
und könnte daher dem äußersten Nordwesten zeitweise ausgedehnte Wolkenfelder
bescheren, zwischen denen sich sie Sonne jedoch immer wieder erfolgreich
durchsetzen kann.

Ansonsten dominiert weiterhin im Osten und der Mitte (Hessisches Bergland - Oder
- Franken) die feuchte Schicht in rund 800 hPa in Verbindung mit hohen lapse
rates, was dem Tagesgang folgend für die Bildung dichter/seichter Quellbewölkung
gut ist, deren tops in rund 750 hPa an die Inversion stoßen und dort teils auch
breitlaufen. In diesem Höhenniveau befinden wir uns bereits unterhalb der -10
Grad, sodass vermindertes Kristallwachstum und letztendlich schwache
Schneeschauer oder zeitweise leichter Schneefall auftreten können. Größtenteils
bedeckt mit zeitweise etwas Schnee dürfte der Tag im Thüringer Becken und
Vogtland verlaufen, wo die feuchte Luftmasse reingestaut bzw. orografisch
gehoben wird, doch mehr als 1 oder 2 cm im Median werden innerhalb der Numerik
nicht angezeigt. Zum späten Nachmittag und Abend lässt diese Dynamik wieder nach
und die Wolken lösen sich rasch auf bzw. die Schauer fallen in sich zusammen,
wobei das in den Staulagen deutlich verzögert stattfinden sollte.

Südlich der Donau verläuft der Tag ebenfalls stark bewölkt bis bedeckt und hier
kann sich sogar im Tagesverlauf leichter Schneefall aus den Alpen heraus etwas
ins Alpenvorland/Schwaben nordwärts ausbreiten. Die Neuschneemengen fallen auch
hier gering aus, mit 1 bis 3, örtlich bis 5 cm Neuschnee reicht es aber immerhin
für etwas zusätzliches Weiß.

Die Höchstwerte liegen in den wolkenreichen Regionen meist im leichten
Dauerfrostbereich (Thüringer Becken, Vogtland, östliche Franken bis zum
Bayerischen Wald und südlich der Donau/Alb) und klettern sonst schüchtern in den
zarten Plusbereich (+1 bis +3 Grad). Im östlichen und südlichen Bergland
herrscht meist leichter Dauerfrost.

Der Nordostwind spielt besonders im Südwesten weiterhin die größte Rolle, wo die
Bise in tiefen Lagen für Windböen Bft 7 und im Bergland je nach Höhenniveau mit
Sturmböen bis orkanartigen Böen (Feldberg) daherkommt. Allerdings schwächt sich
die Bise bis zum Abend deutlich ab. Sonst weht er im Norden und Osten meist
schwach bis mäßig.


Die Nacht zum Dienstag verläuft teils klar, teils hochnebelartig bewölkt. Den
größten Bewölkungsanteil dürfte es im äußersten Nordwesten, zwischen Oder und
Thüringer Wald und südlich der Donau geben, wobei besonders entlang der Alb, in
Schwaben und im Allgäu noch etwas Schnee und somit der eine oder andere
Zentimeter Neuschnee fallen kann. Glätte ist daher vor allem im Süden mit etwas
Neuschnee ein etwas verbreiteter auftretendes Warnelement, sonst beschränkt sich
die Glätte im Osten nur lokal auf die Regionen, die noch spät den einen oder
anderen Schneeschauer abbekommen haben.

Die Nacht wird frostig mit Tiefstwerten von Nord nach Süd zwischen 0 und -8
Grad. Wenn es im Süden nach Mitternacht doch noch hier und da aufklart ist dank
der Schneefläche lokal strenger Frost möglich. Allerdings springt die Numerik
etwas aggressiver in Richtung Vogtland/Erzgebirge mit Wahrscheinlichkeiten von
teils mehr als 50-70% für Minima von unter -10 Grad an.

Der Ost- bis Nordostwind weht schwach bis mäßig, im Südwesten weiterhin stark
und kommt im Hochschwarzwald noch zeitweise mit voller Sturmstärke daher.


Dienstag... trocknet die feuchte Schicht im Umfeld des 800 hPa Niveaus etwas ab,
sodass der Tagesgang der Bewölkung weniger markant ausfallen dürfte. Somit
beginnt und endet der Tag vielerorts sonnig und verläuft dazwischen freundlich,
in einigen Staulagen vorübergehend auch stark bewölkt. Vielleicht fällt in
Richtung Schwarzwald noch die eine oder andere Flocke, sonst bleibt es
deutschlandweit trocken bei Höchstwerte im Westen und Norden von +5 bis +8 Grad
und sonst gedämpften 0 bis +4 Grad.

Der Wind aus Ost bis Nordost weht im Norden und Osten schwach bis mäßig, im
Südwesten stark bis steif und bringt dem Hochschwarzwald weiterhin markante Böen
im Bft 8-Bereich. Auch auf dem Kamm des Bayerischen Waldes treten immer wieder
Böen Bft 7 aus Ost auf.

Die Nacht zum Mittwoch verläuft klar und trocken mit höherem Hochnebelanteil im
Alpenvorland sowie im äußersten Norden. Es bleibt deutschlandweit trocken und
erneut frostig kalt mit Tiefstwerten von -1 bis -8 Grad. Vom Thüringer Wald bis
zum Erzgebirge sowie am direkten Alpenrand wird teils strenger Frost erwartet.


Mittwoch... verläuft unverändert störungsfrei, meist sonnig und trocken. Einzig
in den Norden könnten sich dichte Hochnebelfelder ausbreiten, was aber noch
unsicher ist und von der Platzierung einer in der Keilachse etablierten
kleinräumigen Bodenantizyklone abhängt, die z.B. vom GFS über Dänemark gesehen
wird. Auch zwischen Alb und Alpen halten sich teils zähe Hochnebelfelder. Dank
des weiter zunehmenden Sonnenanteils steigen die Maxima vielerorts auf +5 bis +9
Grad, was sich windgeschützt und mit viel Sonnenschein schon recht angenehm
anfühlt. Besonders im Dauergrau des Südwestens und im Stau des Thüringer Beckens
bleibt es deutlich kälter mit Werten nur knapp über 0 Grad und im Südwesten mit
Hochnebel und Wind fühlt es sich eher winterlich kalt an.

Der Ostwind weht im Süden frisch bis stark, mit Sturmstärke auf dem
Hochschwarzwald und sonst im Norden und Osten nur schwach bis mäßig.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung während der Kurzfrist wird innerhalb der Numerik übereinstimmend
gezeigt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy