DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-02-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.02.2023 um 10.30 UTC



Hochdruckeinfluss, Blocking. Nächstes Wochenende erneuter Kaltluftvorstoß nach
Mitteleuropa.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 05.03.2023


Am Mittwoch liegt eine hochreichende, blockierende Antizyklone im Seegebiet
zwischen Island und Schottland. Davon ausgehend reicht ein Keil über
Norddeutschland zum Schwarzen Meer. Südlich daran schließt sich ein großes
Höhentief über Südwesteuropa und dem Mittelmeerraum an, an dessen Nordflanke
Süddeutschland in einer östlichen Strömung liegt. Auch wenn Absinken eine
Erwärmung in der unteren Troposphäre auf Werte um 0°C in 850 hPa bringt, steigt
die Temperatur nach kalter Nacht (über Schnee teils strenger Frost um -10°C) nur
langsam an. Am ersten Tag des meteorologischen Frühlings werden es trotz
anhaltender Einstrahlung meist nur +2 bis +8°C. Im Süden bleibt es windig, im
Bergland mit stürmischen Böen, auch wenn der
Ostwind gegenüber den Vortagen etwas nachgelassen hat. In den Norden beginnt
schon wieder etwas feuchtere Luft mit Wolken einzusickern.
Am Donnerstag hält sich die stationäre Antizyklone im Seegebiet zwischen
Schottland und Island. Der von da nach Südosten ausgehende Keil verläuft weiter
über Norddeutschland, sodass der Süden in der Peripherie des Höhentiefs über dem
Mittelmeer liegt. Sonderlich viele Auswirkungen hat das aber nicht. Leichte
Hebung bringt im Süden Wolkenfelder und eine spürbare Ostströmung, die aber
keine warnrelevanten Böen bringt. Meist herrscht Absinken mit leichter
Erwärmung, was die 2 m Temperaturen bei kräftiger Einstrahlung auf 2 bis 9°C
steigen lässt. Ganz im Norden dreht der Wind in den unteren Schichten auf West
und von den Küsten kann sich feuchtere Luft mit tiefen St/Sc Wolken landeinwärts
ausbreiten.

Am Freitag dauert die Blockierung an. An der Ostflanke des Hochs dringt aber ein
Trog über Skandinavien Richtung Osteuropa vor, wodurch der Keil über
Norddeutschland und Osteuropa abgeschwächt wird. Er verschwindet aber nicht und
der Hochdruckeinfluss bei uns setzt sich fort. Bei nun auch im Süden
windschwachen Verhältnissen setzt sich die Tendenz zur leichten Erwärmung fort.

Die Nächte sind in trockener, wolkenarmer Luft frostig, bei vereinzelt über
Schnee nahe -10°C. Im Norden ist die Grundschicht feuchter mit teils tiefer
Bewölkung oder Nebel
Am Samstag formiert sich der Frontalzone über Skandinavien ein Trog, der infolge
kräftiger Kaltluftadvektion beginnt nach Süden auszugreifen. Die Vordergrenze
der frischen Kaltluft erreicht in Form der Kaltfront eines Tiefs über dem
Baltikum Dänemark und die südliche Ostsee. In deren Vorfeld
nimmt im Norden, der auf westliche Richtungen drehende Wind zu und es bleibt
wolkig, was allerdings auch schon für die Vortage galt.
Ansonsten sorgt der sich abschwächende Hochkeil für Absinken und wolkenarmes
Wetter. Die kräftige Einstrahlung bringt im Südwesten und Westen stellenweise
nahe +10°C zustande, die Nächte sind nach wie vor kalt mit leichtem bis mäßigem
Frost.

Am Sonntag zieht sich das Hoch nach Nordwesten zurück und die Kaltfront eines
nach Nordpolen ziehenden Randtiefs überquert Deutschland von Norden her. Ihr
folgt ein neuer Schwall polarer Kaltluft, die im Norden nahe dem Höhentrog auch
hochreichend labil geschichtet sein kann. Die Niederschlagsneigung und der Wind
nehmen deutlich zu, im Bergland sind in der Folge kräftige Schneefälle zumindest
nicht ausgeschlossen.

Die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist wird unsicher. Wahrscheinlich
nimmt von Westen her der Hochdruckeinfluss (teilweise) wieder zu, es bleibt
zunächst aber kalt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist derzeit gut. Die Blockinglage setzt
sich mittelfristig fort, begleitet vom nächsten Ausbruch polarer Kaltluft am
kommenden Wochenende. Die bis dahin zu erkennende Tendenz zur leichten Erwärmung
wird dann wieder beendet. Kleinere Abweichungen sind nicht von größerer
Relevanz.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ein Blick auf die anderen globalen Modelle fördert nicht viel Neues zu Tage. Die
Blockierung erweist sich zunächst mal als stabil, was sie ja eigentlich auch
nächstes Wochenende bleibt, auch wenn sie dann Platz macht, für den Trogvorstoß
und die kalte Luft zu uns an ihrer Ostseite. Vor allem dann mehren sich aber
auch Abweichungen beim Timing und Geometrie der Wellen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufes. Nach einem Maximum zur Wochenmitte gehen Temperaturen
und Geopotential zum Wochenende wieder zurück, bei dann aber zunehmender
Streuung. Zum Wochenende zeigen sich auch wieder vermehrt Niederschlagssignale,
was gut zum Szenario des Hauptlaufs passt.
Die 4 Cluster bis +96h unterscheiden sich nicht großartig. Im Zeitraum bis +168h
gehen die Cluster über von "Blocking" zu "Atlantic ridge", korrespondierend mit
dem Trogvorstoß aus der Frontalzone nach Süden. Allerdings haben die beiden
größten Cluster den Trog etwas nach Osten verschoben, gegenüber Cluster 3 (10
Member) in dem auch der Hauptlauf liegt.
In der erweiterten Mittelfrist liegen wir wahrscheinlich am Rand eines Troges
über Nordeuropa im Zustrom kalter, aber wohl eher feuchter Luftmassen auf der
Nordseite der Frontalzone. Die meisten Ensemblemember simulieren eher
wechselhaft. Ein "Frühlingserwachen" ist somit nicht zu erwarten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen sind zunächst nicht zu erwarten. Erst zum
nächsten Wochenende frischt der Wind, aus West bis Nord, wieder stärker auf. Vor
allem in Staulagen sind dann auch wieder kräftigere Schneefälle möglich.
Hinweise auf markante Entwicklungen sind seitens der Probabilistik und EFI nicht
vorhanden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFs, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner