DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-02-2023 08:01
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
N z, Übergang zu NW a. Der (Berg)Winter kommt zurück.

WIND / STURM:
Heute an der Ostsee und vereinzelt auch an der Nordsee stürmische Böen bis 70
km/h (Bft 8) aus Nord. Auf exponierten Bergen (Brocken, Fichtelberg, Bayerischer
Wald, Alpen) anfangs Sturmböen bis 85 km/h (9 Bft). Am Nachmittag nachlassender
Wind. In der Nacht zum Sonntag auf einigen Berggipfeln zunächst noch einzelne
stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8-9).
Am Sonntag beginnende Bisenlage mit Sturmböen Bft 8/9 in den südwestdeutschen
Mittelgebirgen aus Nordost. In der Nacht zum Montag andauernd, am Montag dann
auch in tieferen Lagen Südwestdeutschlands stürmische Böen. Auf exponierten
Schwarzwaldgipfeln teils schwere Sturm- und orkanartige Böen bis Bft 11. Zum
Abend hin nachlassend, danach nur noch in höheren Gipfellagen der südwest- und
süddeutschen Mittelgebirge stürmische Böen.

SCHNEEFALL / SCHNEEVERWEHUNGEN / GLÄTTE:
Zunächst an den Alpen Schneefall. Oberhalb von 1000 m bis 10 bis 20 cm, in
Staulagen bis 30 cm Neuschnee. Tagsüber vorübergehend abschwächend, aber bis zum
Abend weitere 5 bis 10 cm Neuschnee möglich. Auch an den Nordrändern der
östlichen Mittelgebirge staubedingt Schneefall. Dabei bis 5 cm, im Erzgebirge
über 10 cm Neuschnee. In freien Lagen Verwehungen.
In der Nacht zum Sonntag am Erzgebirge und an den Alpen 5 bis 10 cm Neuschnee,
in Staulagen der Alpen auch etwas mehr. Danach nur noch geringe Schneefälle,
selbst im Erzgebirge und an den Alpen kaum noch mehr als 5 cm Neuschnee
innerhalb von 12 Stunden.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland an der Ostflanke eines blockierenden Höhenhochs mit
Schwerpunkt nordwestlich von Schottland. Über dem östlichen Mitteleuropa hat
sich ein Langwellentrog etabliert, so dass sich über dem Vorhersagegebiet eine
nordwestliche zyklonale, im heutigen Tagesverlauf zusehends auf Nord drehende
Strömung ergibt. Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief verlagert sich von
den Baltischen Staaten ostwärts. Ein auf der Rückseite dieses Tiefs ablaufender
Bodentrog hält zunächst noch im Norden und Osten Deutschlands einen kräftigen
Gradienten aufrecht, wodurch bis ins nördliche Binnenland hinein sowie in
einigen Leegebieten der Mittelgebirge Windböen Bft 7, an der Ostsee und
vereinzelt auch an der Nordsee stürmische Böen und auf höheren Berggipfeln der
östlichen Mittelgebirge, des Harzes und der Alpen Sturmböen Bft 8/9 zustande
kommen. Ansonsten ist im Westen und Süden der Wind nicht warnrelevant. Bis zum
Abend dürfte der Wind abflauen, so dass dann nur noch an der Küste Windböen und
auf einigen exponierten Berggipfeln stürmische Böen auftreten können.
Bedingt durch die Nähe zum Trog hat sich im Nordosten hochreichend labile
Kaltluft (im 500 hPa-Niveau bis -38 Grad) durchgesetzt, die den gesamten Osten
Deutschlands erfasst. Gestützt durch den immerhin bereits ausgeprägten Tagesgang
ist eine rege Schauertätigkeit zu erwarten, wobei diese Schauer zusehends in
fester Phase fallen; auch kurze Graupelgewitter sind nicht ganz auszuschließen.
In den östlichen Mittelgebirgen und später auch an den Alpen ist schauerartig
verstärkter Schneefall zu erwarten, wodurch in freien Hochlagen der östlichen
Mittelgebirge und der Alpen Verwehungsgefahr besteht.
Durch die zusehends auf Nord drehende Strömung ergibt sich im Erzgebirge und an
den Alpen eine ausgeprägte Stausituation, was bis heute Abend 10 bis 15,
exponiert auch um 20 cm Neuschnee ergibt. Ansonsten reicht es in den
Mittelgebirgen nur für wenige Zentimeter, allerdings kann sich im Nordosten
durch wiederholte Schauer eine dünne Schneeauflage oder Schneematsch bilden -
mit der entsprechenden Glättegefahr.
Auflockerungen sind am ehesten im Nordwesten und Westen Deutschlands zu
erwarten, von der Nordsee her kommen durch leichten Skandinavien-Föhn auch
längere sonnige Abschnitte zustande. Ansonsten zeichnet sich rasch wechselnde
Bewölkung ab, wobei im Nordosten die Wahrscheinlichkeit für Wolkenlücken am
geringsten ist. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 1 bis 6, in Rheinnähe bis
8 Grad. Oberhalb von etwa 800 m stellt sich leichter Dauerfrost ein.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Trog in Richtung Südwestdeutschland
aus, wodurch sich die hochreichend labile Kaltluft auch in diesen Gebieten
durchsetzt. Allerdings bleibt die Schauertätigkeit weitgehend verhalten,
einzelne Schneeschauer ohne nennenswerten Neuschneezuwachs sind am ehesten an
den Nordostseiten der Mittelgebirge zu erwarten. Für das Erzgebirge und für den
Alpenrand ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Dort dauert die Staulage
unverändert an, so dass bis Sonntagfrüh weitere 10, exponiert auch um 15 cm
Neuschnee hinzukommen. Da jedoch der Wind abflaut und nur noch in exponierten
Gipfellagen Wind- und stürmische Böen zu erwarten sind, besteht dann keine
Verwehungsgefahr mehr. Die Abschwächung des Windes macht sich auch im Nordosten
bemerkbar, an der Ostsee sind ab der zweiten Nachthälfte wahrscheinlich keine
warnrelevanten Böen mehr zu erwarten.
Deutschlandweit ist leichter, im Bergland und im Südosten auch mäßiger Frost zu
erwarten. Während im Norden und Westen eine Abtrocknung erfolgt und kaum
Glättegefahr besteht, muss im Osten und Süden vermehrt mit Glätte gerechnet
werden.

Sonntag... tropft der bis nach Südwestdeutschland reichende Trog im Tagesverlauf
in Richtung Zentralmassiv aus. Dieser Prozess generiert über dem Golf von Genua
eine markante Zyklogenese, was im Tagesverlauf eine einsetzende Bisenlage und
somit im Südwesten eine Gradientverschärfung zur Folge hat. Im Westen und
Südwesten kommen daher bis in tiefe Lagen Windböen Bft 7 auf, im
südwestdeutschen Bergland sind stürmische Böen und exponiert Böen bis
Sturmstärke aus Nordost zu erwarten. Ansonsten ist der Wind, abgesehen
vielleicht von ein paar Windböen in exponierten Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge, nicht warnrelevant.
Die mehr auf Nordost drehende Strömung lässt im Zusammenspiel mit zunehmendem
antizyklonalen Einfluss die Schneefälle in den Staulagen der östlichen
Mittelgebirge und an den Alpen allmählich abklingen. Bis zum Abend können
jedoch, wenngleich mit nachlassender Tendenz, noch einmal 5 bis 10 cm Neuschnee
hinzukommen.
Gegenüber heute setzen sich vermehrt Auflockerungen, im Norden und Westen auch
längere sonnige Abschnitte durch. Die Temperaturen gehen noch etwas zurück.
Meist sind 0 bis 4 Grad zu erwarten, in Rheinnähe und ganz im Nordwesten werden
bis 6 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Cut-Off-Tief zu den Pyrenäen. In
Verbindung mit dem über Osteuropa liegenden Trog ergibt sich eine Rinne tiefen
Geopotentials, die sich über die Westalpen, den Südosten Deutschlandsund Polen
hinweg bis nach Westrussland erstreckt. Bedingt durch das über dem Golf von
Genua liegende Bodentief erreicht die Bisenlage am Abend und in der ersten
Nachthälfte ihren Höhepunkt, wodurch auf exponierten Schwarzwaldgipfeln auch
schwere Sturmböen, in Verbindung mit einem Low Level Jet durchaus auch
orkanartige Böen auftreten können. Wind- und stürmische Böen sind bis in tiefere
Lagen Südwestdeutschlands vorstellbar. Ansonsten ist der Wind wahrscheinlich
nicht warnrelevant.
Die Schneefälle lassen, bedingt durch Kaltluftadvektion, dann auch im Erzgebirge
und an den Alpen nach. Am Alpenrand können bis Montagfrüh vielleicht noch einmal
um 5 cm Neuschnee hinzukommen. Wie bereits in der Nacht zuvor ist
deutschlandweit leichter bis mäßiger Frost zu erwarten. Bei Aufklaren über
schneebedeckten gebieten stellt sich strenger Frost ein. Die Wahrscheinlichkeit
für Glätte ist jedoch nur noch gering.

Montag... folgt ein in der Rinne tiefen Geopotential eingelagertes weiteres,
aber deutlich schwächeres Höhentief, das Deutschland mit Südwestkurs überquert.
Nennenswerte dynamische Antriebe bringt dieses Tief nicht zustande, leichte
Hebung, die aus Warmluftadvektion resultiert, lässt im Südosten und Osten
lockere, aber teils mehrschichtige Bewölkung aufziehen, wobei es selbst in
Staulagen nur noch für ein paar Schneeflocken reicht.
Bedingt durch den nach Südwesten hin nach wie vor kräftigen Gradienten kann im
Tagesverlauf die Bise, gestützt durch den Tagesgang, noch einmal aufleben. Im
Südwesten frischt bis in tiefe Lagen der Wind mit Wind- und stürmischen Böen bis
Bft 8 auf, im südwestdeutschen Bergland und im Allgäu sind Sturmböen Bft 8/9 und
auf exponierten Schwarzwaldgipfeln schwere Sturmböen vorstellbar. Windböen Bft 7
können auch in den Kamm- und Gipfellagen der übrigen Mittelgebirge auftreten.
Zum Abend hin beginnt sich das dann über dem westlichen Mittelmeer liegende Tief
aufzufüllen, der Gradient wird auch im Südwesten auseinandergezogen, so dass
dann Wind- und einzelne stürmische Böen (mit abnehmender Tendenz) auf höhere
lagen des Schwarzwaldes, der Alb und des Allgäus beschränkt sind.
Aufgrund der Nähe zum Hoch ist der Nordwesten und Westen und bedingt durch die
Leewirkung der Mittelgebirge auch die Region bis ins nördliche Baden-Württemberg
hinein, was Sonne betrifft, begünstigt. Dennoch ergibt sich daraus gegenüber
Sonntag keine wesentliche Temperaturänderung. In Lagen oberhalb 600 bis 800 m,
aber auch in Teilen von Thüringen und des Alpenvorlandes, herrscht leichter
Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag wird die Rinne tiefen Geopotentials in ihrem östlichen
Teil weitgehend zugeschüttet. Ein von dem Hoch mit Schwerpunkt nördlich von
Schottland ausgehender Keil weitet sich nach Skandinavien und von dort aus
weiter zu den Baltischen Staaten aus. Dies bringt eine Kräftigung des
antizyklonalen Einflusses im Norden und in der Mitte Deutschlands mit sich, was
die dort liegende skandinavische Polarluft zur Ruhe kommen lässt. Ansonsten
bleibt noch etwas Gradient bestehen, aber für warnrelevante Böen (Bft 7, mit
geringer Wahrscheinlichkeit auch Bft 8) reicht es wahrscheinlich nur noch in den
Kamm- und Gipfellagen der süddeutschen Mittelgebirge.
Wie in den Nächten zuvor stellt sich flächendeckend leichter bis mäßiger Frost
ein. Über schneebedeckten Gebieten sowie in höheren Berglagen besteht bei klarem
Himmel die Gefahr strenger Fröste.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen durchweg die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann