DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-02-2023 09:01
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu Nz

An der Küste ab der kommenden Nacht stürmische Böen, exponiert Sturmböen. Erst
in der Nacht zum Sonntag abnehmend.
In der Nacht zum Samstag und am Samstag im Alpenraum Neuschneemengen zwischen 10
und 25 cm, örtlich Schneeverwehungen.
Auch in den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen sowie im Harz
Schneeverwehungen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Ein atlantischer Höhentrog ist zur Biskaya abgetropft und
induziert über Ostspanien eine Zyklogenese. Das Trogrisiduum zieht über
Skandinavien ostwärts und sein Südteil arbeitet sich nach Mitteleuropa vor. Die
vorgelagerte, schwach ausgeprägte Kaltfront des Tiefs westlich vom Nordkap zieht
über Norddeutschland ostwärts und kommt im Süden nur zögernd nach Osten voran.
Auf der Westseite des Abtropfprozesses hat sich westlich von Irland eine
blockierende Antizyklone gebildet, deren Bodenkeil zur Nordsee schwenkt. So ist
das Wettergeschehen heute zyklonal geprägt mit häufig starker Bewölkung und
gelegentlich etwas Regen. Wolkenlücken gibt es am ehesten im Süden und im
Tagesverlauf im Nordwesten, wo sich der Hochkeil bemerkbar macht. Die
Regenmengen sind aber recht gering mit 12stg. Mengen zwischen 0,5 und 5 mm und
im Nordwesten wird es bald trocken werden. Etwas mehr Regen könnte am Nordrand
der Mittelgebirge fallen. Heute ist es nochmal recht mild mit 10 bis 14 Grad mit
den höchsten Werten im Südwesten. Vom Emsland bis nach Vorpommern ist es mit 7
bis 9 Grad schon merklich kühler.
Der Wind weht meist nur schwach bis mäßig und dreht auf West bis Nordwest. Nur
im Norden frischt der Wind im Randbereich des Hochkeils auf und an der Nordsee
reicht es für 6er Böen, auf Sylt gegen Abend vielleicht für eine Bft 7.

In der Nacht zum Freitag stößt am Ostrand der blockierenden Antizyklone ein
thermisch gut ausgeprägter und damit deutlich aktiverer Kurzwellentrog vom
südlichen Nordmeer her kommend über den Süden Norwegens nach Dänemark vor. Die
oben erwähnte Kaltfront kommt im Laufe der Nacht allmählich bis knapp südlich
der Main-Linie voran. Allerdings besitzt sie nur eine geringe Wetteraktivität,
bevorzugt im zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum fällt etwas Regen, in den
obersten Kammlagen auch etwas Schnee.
Im Nordwesten schaut dies schon ganz anders aus: Der auch durch kräftige PVA
unterstützte Kurzwellentrog und das damit in Verbindung stehende okkludierende
Frontensystem eines in den Raum Oslo ziehenden Tiefs lässt im
Nordseeküstenbereich und in Schleswig-Holstein Regen aufkommen. Bei
850-hPa-Werten um -5 Grad spielt die feste Phasen bis dahin aber noch keine
Rolle (wegen der guten Durchmischung). Zwischen den Tiefausläufern lockern die
Wolken im Norden vorübergehend soweit auf, dass stellenweise Bodenfrost
auftreten kann. Im höheren Bergland ist ebenfalls Frost möglich. Damit ist
stellenweise Glätte nicht ausgeschlossen. Mit weiterer Gradientzunahme kommen im
Nordseeküstenbereich stürmische Böen, an der Ostsee aber nur bei Fehmarn steife
Windböen auf. In der Mitte und im Süden bleibt es schwachwindig.

Freitag... weitet sich sowohl in der Höhe als auch am Boden der Keil des
blockierenden Hochs in Richtung Grönlandsee aus. Gleichzeitig stößt der
thermisch gut ausgeprägte Trog von Dänemark in Richtung Mitte Deutschlands vor.
Höhenkaltluft mit -30 bis -33 Grad in 500 hPa gelangt dabei in den Norden des
Landes. Hebungsimpulse durch PVA sind dabei weiterhin gegeben. Die zunehmend
okkludierte Kaltfront kommt im Tagesverlauf mit teils mäßigen Regenfällen bis
etwa zur Main-Linie voran. Zwar ist die Luftmasse nur mäßig kalt (-4 bis -6 Grad
in 850 hPa), trotzdem kann es bei stärkeren Niederschlägen vorübergehend bis in
tiefere Lagen nassen Schnee geben, der aber wahrscheinlich kaum liegen bleiben
wird. In den Mittelgebirgen können sich oberhalb etwa 500 bis 600 m 1 bis 5 cm
akkumulieren. Postfrontal fallen im Norden bei wechselnder Bewölkung Regen-,
Schnee- und Graupelschauer und vereinzelt ist ein kurzes Gewitter möglich
(höhenkalte Luft!). Die Reste der vorherigen Kaltfront befinden sich zu diesem
Zeitpunkt im Süden des Landes und werden durch den vorstoßenden Trog mit PVA
aktiviert. Die auflebenden Niederschläge fallen bei T850 um +2 Grad unterhalb
von 1300 m zunächst als Regen. Gewitter sind in Südostbayern aufgrund der zum
Vortag erhöhten dynamischen Unterstützung nicht gänzlich ausgeschlossen,
zumindest wird dort etwas CapeML generiert und die Modelltemps zeigen Labilität
bis unter -25 Grad an. Mit den Trogvorstoß und der Positionierung des
Bodentiefs über der Ostsee geht auch eine Gradientzunahme einher.

Abseits der See sind an den Fronten sowie in freien Lagen zeitweise steife Böen
aus West bis Nordwest zu erwartet, an der Küste sowie im Bergland sind
stürmische Böen, exponiert Sturmböen dabei. Der Brocken wird wahrscheinlich die
eine oder andere schwere Sturmböe aufweisen. Die Sonne macht sich meist rar, am
ehesten scheint sie noch vor der 2. Front von der Pfalz bis nach Unterfranken
und anfangs im Alpenraum. Auch postfrontal kommt sie im Nordwesten raus.
Die Tagesmaxima liegen nördlich des Mains bei 5 bis 9 Grad, im Niederschlag
mitunter aber nur bei 3 oder 4 Grad. Im Süden werden 9 bis 13 Grad, in
Südostbayern vielleicht sogar 14 Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag erreicht die zweite Front den Alpenrand, damit erfolgt
auch in Süddeutschland die Advektion von Luftmassen polaren Ursprungs. In 850
hPa werden im Süden ausgangs der Nacht Werte um -5 Grad erreicht, sonst liegen
diese etwas darunter. Dabei verstärken sich die Niederschläge staubedingt am
direkten Alpenrand und gehen im Laufe der Nacht bis etwa 500 m in Schnee über.
In flüssiger Form rechnen die Modelle dort mit 10 bis 15, stellenweise um 20
l/qm, wobei ICON-Nest am meisten zu bieten hat. Während es in den dortigen
tiefen Lage bei Schneematsch oder einer geringen Neuschneeauflage bleiben wird,
sind direkt an den Alpen oberhalb etwa 600 m um 10 cm Neuschnee denkbar,
oberhalb 1000 m aber 15 bis 25 cm (auf jeden Fall die Ocker-Warnung). Auch
postfrontal kommt es im Mittelgebirgsraum sowie in den östlichen Landesteilen,
bedingt durch die Höhenkaltluft, zu weiteren Schneeschauern oder Schneefällen.
In tiefen Lagen sind die Schneemengen gering oder auf wenige cm beschränkt. Im
Bergland werden sich 2 bis 7 cm akkumulieren. Gebietsweise kommt es zudem bei
Tiefstwerten um 0 Grad zu überfrierender Nässe. Der Gradient bleibt weiterhin
erhalten und sorgt im Osten für vereinzelte steife Böen aus Nordwest, im
Bergland sowie an der Küste sind stürmische Böen, auf manchen
Mittelgebirgsgipfeln auch noch Sturmböen dabei. In den dortigen exponierten
Lagen sind auch Schneeverwehungen möglich.

Samstag... nistet sich der weiterhin thermisch markant ausgeprägte Trog über
Mitteleuropa ein. Dieser kommt zwar leicht nach Osten voran, aber durch
Randtröge induzierte leichte Ausweitungen betreffen auch dessen Westflanke. Am
Boden stehen sich die umfangreiche und blockierende Antizyklone nordwestlich von
Schottland und das hochreichende Tief im Raum Kaliningrad/Baltikum gegenüber.
Damit ist der Weg frei für Arktikluft, die auch nicht mehr den "Erwärmungsumweg"
über die Nordsee machen muss. Damit sinken die Temperaturen in 850 hPa noch
etwas ab und erreichen Werte zwischen -6 Grad an den Alpen und -11 Grad an der
Ostsee. Da sich an der sonstigen Konfiguration des Troges nicht allzu viel
ändert, muss mit weiteren Schnee- und Graupelschauer gerechnet werden, die sich
bevorzugt an den Mittelgebirgen und hier besonders nach Osten hin stauen. Dort
können sich 2 bis 7 cm, nach Osten hin auch 10 cm Neuschnee akkumulieren, im
Flachland ist aber ebenfalls gebietsweise eine dünne Schneedecke möglich,
zumindest vorübergehend.
Skandinavienföhn könnte sich in einem Streifen von Nordfriesland bis ins
östliche Niedersachsen bemerkbar machen durch mehr Sonnenschein und nur wenige
Schauer. Meist ist es hier sogar trocken.
Die Tagesmaxima liegen im Osten nur bei 3 oder 4 Grad, im Westen und Südwesten
zwischen 5 und 8 Grad.
Weiterhin weht der Nordwest- bis Nordwind mit steifen Böen im Osten und im
küstennahen Umfeld.
Direkt an der See gibt es stürmische Böen. Auf exponierten Bergen treten
Sturmböen auf, so dass es im östlichen und südöstlichen Bergland und im
Alpenraum auch Schneeverwehungen gibt.

In der Nacht zum Sonntag ´flutet´ die sehr kalte Luft mit 850-hPa-temperaturen
von -10 Grad und weniger fast ganz Deutschland. Tagesgangbedingt gibt es meist
nur noch einzelne Schneeschauer. Häufigere Schneeschauer werden ganz im Osten
und Nordosten und im östlichen Mittelgebirgsraum sowie an den Alpen simuliert,
nämlich dort wo der Trog nah ist oder sich die Trogvorderseite (Alpen) bemerkbar
macht. Im Bergland können nochmal 1 bis 5 cm, in den Alpen und im Erzgebirge
auch rund 10 cm Neuschnee dazu kommen. Bei Tiefsttemperaturen zwischen -2 und -9
Grad wird es stellenweise glatt. Nur auf einigen Nordseeinseln gibt es Werte um
0 Grad.
Der Wind schwächt sich dabei langsam ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Basisfelder recht ähnlich. Kleine Differenzen wirken
sich kaum auf das Warnmanagement aus.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden