DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-02-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.02.2023 um 10.30 UTC



Zunächst nasskalt mit Schnee teils bis in tiefere Lagen, im Stau der Alpen,
eventuell auch des Erzgebirges markante Schneefälle. Ab Sonntag wieder
überwiegend Hochdruckeinfluss mit Milderung vor allem im Norden.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 28.02.2023


Die Wetterentwicklung bis in den erweiterten Mittelfristzeitraum, also bis weit
in die kommende Woche hinein ist geprägt durch eine ausgeprägte
Blockadesituation über Westeuropa, wobei das Blockadehoch im Verlauf seinen
Schwerpunkt zunächst vom Ostatlantik zu den Britischen Inseln und dann von dort
aus ganz allmählich Richtung Nordnordost verlagert. Dabei streckt es zu Beginn
kommender Woche seine Fühler durchaus auch nach Mitteleuropa aus.

Am Freitag befindet sich unsere hochreichend blockierende Antizyklone mit ihrem
Schwerpunkt sowohl in der Höhe als auch am Boden aber noch über dem Ostatlantik
knapp westlich der Britischen Inseln. Der von ihr ausgehende Höhenrücken reicht
bis nach Südostgrönland, so dass die meridional ausgerichtete Höhenströmung
stromab in einem umfangreichen Langwellentrog mündet, der sich durch beständige
KLA vom Nordpolarmeer über Skandinavien hinweg südwärts ausweitet und an dessen
Südwestflanke ein Teil- bzw. Randtrog im Tagesverlauf von der Nordsee her auf
Deutschland übergreift.
Im Bodenfeld interagiert der Randtrog mit einem Tiefdruckgebiet über dem
Skagerrak, das sich bis Samstag, 00 UTC über das Kattegat zur südlichen Ostsee
verlagert. Die Kaltfront des Tiefs überquert bis zum Abend das gesamte
Vorhersagegebiet südwärts, ihr folgt maritime Polarluft, die vom Nordpolarmeer
direkt über Skandinavien bzw. die Norwegische See zu uns gelangt. Entsprechend
sinkt die 850 hPa-Temperatur bis Samstagfrüh auf Werte zwischen -5 und -8/-9
Grad.
Dabei gibt es Schauer, die im Laufe des Freitags teilweise auch bis in tiefe
Lagen als/mit Schnee bzw. Graupel fallen, unterhalb von etwa 200 bis 400 m
reicht es aber höchstens gebietsweise in der Nacht für eine dünne Schneedecke.
Auch kurze Gewitter sind nicht ausgeschlossen. An den Nordhängen der
Mittelgebirge und ab Freitagabend auch der Alpen stauen sich die Niederschläge,
dabei können am Erzgebirge, vor allem aber an den Alpen bis Samstagfrüh durchaus
markante Neuschneemengen zusammenkommen. Zudem weht an den Küsten in Böen
stürmischer, von West auf Nordwest bis Nord drehender Wind, auch in den
Gipfellagen insbesondere der östlichen Mittelgebirge und der Alpen gibt es
Sturm-, exponiert schwere Sturmböen.

Am Samstag verlagern Höhen- und Bodenhoch ihren Schwerpunkt allmählich nach
Schottland (Höhenhoch knapp westlich davon) und der Langwellentrog zieht bis
Sonntag, 00 UTC nach Osteuropa ab, wobei er inzwischen bis in den östlichen
Alpenraum reicht. Damit stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine nördliche
Höhenströmung ein, die im Tagesverlauf zunehmend antizyklonal aufgestellt ist,
auch im Bodenfeld weitet sich ein Hochkeil von Nordwesten nach Deutschland aus.
Somit klingen die Schauer, die nun auch bis in tiefe Lagen meist als Schnee oder
Graupel fallen, im Tagesverlauf ab, im Norden (hier wirkt gebietsweise der
"Norwegenföhn" mit recht viel Sonnenschein) sowie im Südwesten und im Lee
einiger Mittelgebirge bleibt es bereits meist trocken. An den Nordseiten der
Mittelgebirge, insbesondere des Erzgebirges, vor allem aber an den Alpen schneit
es zeitweise, im Stau der Alpen auch noch bis Sonntagfrüh. Dort können nochmals
markante Mengen zusammenkommen. Der Wind weht vor allem nach Osten zu noch
lebhaft aus Nord bis Nordwest mit stürmischen Böen an der vorpommerschen
Ostseeküste und Sturmböen auf einigen Gipfeln. In der Nacht zum Sonntag flaut er
aber ab.
Mit allmählicher Winddrehung auf Nordnordost gelangt nun skandinavische Kaltluft
zu uns, die die 850 hPa-Temperatur bis Sonntagfrüh auf etwa -8 bis -12 Grad
absinken lässt. Somit gibt es, abgesehen von einigen Küstenabschnitten bei
auflandigem Wind, verbreitet leichten, in de Mittelgebirgen und an den Alpen
auch mäßigen Frost.

Am Sonntag verlagert das Blockadehoch seinen Schwerpunkt kaum, der nach
Mitteleuropa gerichtete Bodenhochkeil verstärkt sich allerdings. An der
Nordostflanke des Hochs kommt starke WLA in Gang, wobei die Warmfront eines
Tiefs bei Spitzbergen auf Skandinavien übergreift, sich weit nach Süden
ausweitet und in der Nacht zum Montag auch den Nordwesten des Vorhersagegebiets
streift.
An den östlichen Mittelgebirgen gibt es anfangs noch Schneeschauer, die aber
mehr und mehr abklingen, an den Alpen schneit es zeitweise, aber nur noch
leicht. Ansonsten stellt sich ein wechselnd bewölkter, vor allem im Westen und
Norden auch recht sonniger Tag ein. Erst abends und in der Nacht zum Montag
ziehen im Nordwesten dichtere Wolken auf, eventuell fällt an der Nordsee auch
etwas Regen. Niedertroposphärisch wird die kälteste Luft nach Süden abgedrängt,
bis Montagfrüh steigt die 850 hPa-Temperatur über der Deutschen Bucht wieder auf
etwa 0 Grad, während sie im Südosten bei -12 Grad verharrt. An der Südflanke des
Hochkeils frischt im Südwesten der Wind aus Ost bis Nordost böig auf, ist aber
voraussichtlich nicht warnrelevant. Im Süden und Südosten steigen die
Temperaturen auch in den Niederungen tagsüber kaum mehr über 0 Grad, im Bergland
gibt es verbreitet Dauerfrost. Im Norden und Westen wird es mit 3 bis 7 Grad
etwas milder. Nachts gibt es - außer ganz im Nordwesten - verbreitet Frost, im
Süden und Osten häufig auch mäßigen, in den Mittelgebirgs- und Alpentälern über
Schnee strengen Frost.

Am Montag kommt das Hoch noch ein wenig nordostwärts voran und erreicht mit
seinem Schwerpunkt das Seegebiet nordöstlich von Schottland, wird aber durch
einen nach Nordwestrussland gerichteten Trogvorstoß blockiert, so dass es sich
am Dienstag tendenziell sogar wieder etwas retrograd, also nach Westen
verlagert. Aus dem Höhentrog über Nordost- und Osteuropa, der nach wie vor weit
nach Südwesten, bis zum Alpenraum zurückhängt, tropft ein höhentief über
Norditalien ab und zieht bis Dienstag nach Zentralfrankreich. Es beeinflusst das
Wetter hierzulande nicht weiter, allerdings verschärft sich dadurch auch im
Bodenfeld vorübergehend der Gradient im Südwesten Deutschlands.
Der nach Mitteleuropa gerichtete Bodenhochkeil bleibt aber erhalten, weitet sich
noch ein wenig weiter nach Osteuropa aus und wird am Dienstag in seinem Ostteil
Richtung Südosteuropa abgedrängt. Somit dominiert im Vorhersaggebiet zu
Wochenbeginn ruhiges Hochdruckwetter, wobei vor allem in den Norden zumindest in
der Höhe wieder etwas mildere Luftmassen gelangen. Bis zum Dienstag steigen die
850 hPa-Temperaturen nach Lesart des IFS (die anderen Modelle simulieren
ähnlich) auf Werte zwischen knapp über 0 Grad im Nordwesten und -6 bis nahe -10
Grad ganz im Süden. Im Norden macht sich auch bodennah etwas feuchtmildere Luft
bemerkbar, so dass es dort ehe bewölkt, gebietsweise auch trüb bleibt. Im
Südosten können sich gebietsweise zähe Hochnebelfelder halten. Ansonsten scheint
aber auch oft die Sonne bei vor allem im Südwesten lebhaften und kaltem Ostwind,
der aber wohl nicht warnrelevant sein wird. Die Höchstwerte liegen meist
zwischen Werten um 0 Grad im Südosten (bei Hochnebel und im Bergland Dauerfrost)
und zwischen 4 und 9 Grad mit Sonne vor allem im Westen bzw. Nordwesten. Nachts
gibt es - außer gebietsweise im Norden/Nordwesten - recht verbreitet leichten
bis mäßigen Frost.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich nach Lesart des IFS noch keine
signifikante Wetterumstellung an, wobei sich das Blockadehoch aber etwas nach
Westen zurückzieht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Dem aktuellen IFS-Lauf kann eine sehr gute Konsistenz zu seinen beiden
Vorgängern bescheinigt werden. Bis Sonntag gibt es auch im Detail kam
Differenzen.
Zu Beginn kommender Woche wird der Abtropfprozess knapp südlich von uns jeweils
leicht unterschiedlich simuliert. Der gestrige 12 UTC-Lauf ließ das Cut-Off-Tief
bis Dienstagabend bis zur Biskaya ziehen, was für die Wetterentwicklung
hierzulande keinen Unterschied gegenüber de aktuellen Lauf macht. Nach Lesart
des gestrigen 00 UTC-Laufes verlagert sich das Höhentief auf etwas
nordöstlicherer Zugbahn bis Dienstagabend zur Bretagne. Dadurch dreht die
Höhenströmung über Mitteleuropa auf Südost und es gelangt höhenmildere Luft zu
uns. Auf die Temperaturen im Bodenfeld wirkt sich das vor allem an den
Nordhängen einiger Mittelgebirge aus, wo es dann milder werden dürfte. Zudem
wird die Bisenlage im Südwesten stärker simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die vorliegenden Globalmodelle zeigen eine sehr ähnliche Wetterentwicklung.
Einzig der Abtropfprozess zu Beginn kommender Woche wird leicht unterschiedlich
simuliert, was aber kaum Auswirkungen auf die Entwicklung hierzulande hat.
Immerhin simuliert ICON das Höhentief in der Nacht zum und am Montag etwas
progressiver und weiter nördlich als IFS und GFS, so dass es dann mit leichten
Schneefällen noch den Alpenraum beeinflussen kann.
GEM und GFS simulieren dagegen die Höhenmilderung über Norddeutschland am
Dienstag etwas markanter und GEM auch etwas weiter nach Süden ausgreifend als
ICON und IFS. Das hat aber kaum Auswirkungen auf den Wetterablauf.

In der erweiterten Mittelfrist lässt GFS das Blockadehoch tendenziell etwas
weiter nach Westen, Richtung Ostatlantik, zurückdrängen als IFS, so dass en nach
Osteuropa vorstoßender Höhentrog uns etwas näher "auf die Pelle" rutschen
könnte. Zumindest nach Lesart des 00 UTC-Laufes ist das Ganze aber auch nach GFS
relativ antizyklonal aufgestellt, so dass ein Wintereinbruch nicht in Sicht ist.
Das kanadische GEM-Modell bleibt dagegen fast noch antizyklonaler aufgestellt
als das IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Sowohl im Zeitraum T+72 bis 96 Stunden als auch im nächstfolgenden (T+120 bis
168 Stunden) die den gesamten Mittelfristzeitraum abdecken, verteilen sich die
50 ENS-Member und der Kontrolllauf auf 2 Cluster, die beide das sich ab Sonntag
vorübergehend tendenziell etwas nach Osten bewegende Blockadehoch (deshalb
zunächst GLW-Regime Atlantic Ridge, danach dann Blocking) auf der Agenda haben
und sich, die Wetterentwicklung über Mitteleuropa, so gut wie gar nicht
unterscheiden. Lediglich der nach Mitteleuropa gerichtete Hochkeil wird zu
Beginn kommender Woche in Cluster 2 (dem dann auch der Hauptlauf zugeordnet ist)
etwas robuster simuliert als in Cluster 1.
Auch in der erweiterten Mittelfrist dauert das antizyklonale Blockaderegime nach
Lesart aller drei Cluster, die nun gezeigt werden, noch an. Erst zum Ende
kommender Woche zeigt zumindest Cluster 2 (immerhin bestückt mit 12 Membern,
zudem ist ihm auch der Hauptlauf zugeordnet) ein leichtes Zurückweichen des
Hochs auf den Ostatlantik bzw. auf den mittleren Nordatlantik (Großwetterlage
"Atlantic Ridge"), so dass der nächste, von Nord- nach Osteuropa gerichtete
Trogvorstoß zum übernächsten Wochenende etwas weiter westlich stattfinden
könnte, was uns zumindest Berglandwinter bescheren würde. Cluster 1 (27 Member)
und Cluster 3 (12 Member) belassen es aber beim Einfluss des Blockadehochs.

Während der bereits am Donnerstag beginnende Temperaturrückgang der 850
hPa-Temperatur bis Samstag von den Rauchfahnen ausgewählter Gitterpunkte noch in
einem relativ engen Spread verläuft, zeigen ab Sonntag vor allem für die süd-
und mitteldeutschen Gitterpunkte die meisten Member eine vom Haupt- und auch
Kontrolllauf abweichende Entwicklung mit einem mehr oder weniger deutlichen
Anstieg der Temperatur. Somit bewegen sich beide zumindest bis Dienstag im
unteren Bereich der Member. Woran das genau liegt, darüber kann nur spekuliert
werden. Eventuell präferieren die meisten Member eine höhenwarme Südostströmung
oder das Absinken im Hochkeil wird bis in die untere Troposphäre simuliert. Auf
die Wetterentwicklung hat das aber nur wenig Einfluss. Eventuell kann es vor
allem im Lee einiger Mittelgebirge zu Wochenbeginn bereits deutlich milder
werden als vom Hauptlauf gezeigt, MOXMIX geht tendenziell jedenfalls ebenfalls
in die Richtung.
Wie auch immer - an der ruhigen Hochdrucklage ab Sonntag ändert dieser Umstand
nur wenig. Schwache Niederschlagssignale haben ab dann nur noch sehr wenige
Einzelmember auf der Agenda.

FAZIT:
Nach dem kurzen Vorstoß der Polarluft am Freitag/Samstag stellt sich danach
ruhiges Hochdruckwetter ein. Vor allem im Süden und Osten stehen dann kalte
Nächte ins Haus mit teils mäßigen, in einigen schneebedeckten Tälern auch
strengen Frösten. Inwieweit sich dann tagsüber schon mildere Luft bis in die
Niederungen durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Im Lee einiger Mittelgebirge
sowie in NRW sind Richtung Wochenmitte (also zu Beginn der erweiterten
Mittelfrist) auch zweistellige Höchstwerte nicht ausgeschlossen, während es im
Südosten bei teils mäßigen Ostwinden vor allem zu Wochenbeginn recht kalt bleibt
mit Höchstwerten um 0 Grad.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Mittelfrist zeichnet sich nicht grade durch eine Vielzahl an signifikanten
Wettererscheinungen. Lediglich Wind, (an Alpen und Erzgebirge) Schnee und
strenger Frost stehen auf der Agenda.

Wind:
Mit dem Trogvorstoß am Freitag frischt der Wind aus West bis Nordwest, später
Nordwest bis Nord vorübergehend deutlich auf. An den Küsten gibt es stürmische
Böen, exponiert auch Sturmböen (Bft 8 bis 9), die an der Ostsee auch noch bis in
den Samstag hinein andauern. In den Kamm- und Gipfellage der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge, in der Nacht zum und am Samstag auch der Alpen muss
ebenfalls mit Sturmböen, auf dem Brocken vorübergehend auch mit schweren
Sturmböen (Bft 10) gerechnet werden.
Zu Beginn kommender Woche könnte sich dann im Südwesten eine mäßige Bisenlage
einstellen mit stürmischen Böen bzw. Sturmböen aus Ost bis Nordost im
Hochschwarzwald. Das ist aber noch unsicher.

Schnee:
Am Erzgebirge und im Harz sind in Staulagen von Freitagmittag bis in den Samstag
hinein markante Schneefälle nicht ausgeschlossen.
Im Stau der Alpen ist dagegen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit damit zu
rechnen, vor allem im Zeitraum Freitag- bis Samstagabend, aber bis in den
Sonntag hinein kann es dort noch schneien.

Strenger Frost:
Vor allem im Osten und Süden ist in einigen Mittelgebirgstälern sowie in den
Alpentälern ab der Nacht zum Sonntag strenger Frost gering wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX (Minima ab Sonntag allerdings wohl etwas zu hoch, vor allem
im Süden)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff